Chapter 37
Ivory Wheeland
Ich war wirklich erleichtert, dass Tate schließlich auftauchte, denn wäre dies nicht der Fall gewesen, dann wäre ich davon ausgegangen, dass ich mit meiner Vermutung im Unrecht lag und hätte mich ziemlich dämlich gefühlt.
Sogleich fragte mich der Lockenkopf wie viel ich noch wüsste.
"Nicht sonderlich viel. Michael hat mir nur erzählt, dass du Constance Sohn bist, der schon seit langer Zeit tot ist.", antwortete ich, während ich die Arme vor der Brust verschränkte.
Tate Langdon
"Ah", war das einzige, was ich vorerst herausbrachte.
Sie hatte ihm also mindestens einen kleinen Teil der Wahrheit erzählt. Ich zweifelte jedoch sehr stark daran, dass sie ihm alles erzählt hatte.
"Und...da warst du dir sicher, dass ich hier als Geist mein Unwesen treibe?", hakte ich dann nach.
Wahrscheinlich hätten es die meisten als seltsamen Zufall abgestempelt. Dass der Kerl, dem sie letztens begegnet waren, zufällig genauso aussah wie ein Kerl, der schon längst tot war.
Aber die anderen Menschen waren auch dämlich. Glaubten an Nichts, wofür sie keine Erklärung hatten.
Menschen konnten so verdammt naiv sein.
Doch sie war nicht so.
"Hast du mit ihr darüber gesprochen?", fragte ich sie.
Ich glaubte kaum; dass meine Mutter ihr jemals darüber Auskunft gegeben hätte.
Ivory Wheeland
"Ja, war ich mir.", bestätigte ich, als er sich erkundigte, ob ich mir sicher gewesen wäre, dass er sich als Geist hier in dem Haus aufhielt. Es klang ein wenig banal, aber offensichtlich entsprach es ja der Wahrheit, denn vor mir stand ein toter Teenager.
"Mir ihr? Meist du mit deiner Mutter?", fragte ich, ließ ihm aber keine Chance zu antworten. "Nein, es kommt eher selten zu Konversationen zwischen Constance und mir. Genau genommen haben wir uns erst einmal unterhalten."
Tate Langdon
"Ist wohl auch besser so", bemerkte ich leise, als sie meinte, es würde eher selten zu Konversationen zwischen den beiden kommen.
"Und...hast du irgendwem davon erzählt? Von...mir?", fragte ich nach.
Ich hoffte mal nicht, dass sie überall rumposaunt hatte, dass ein Geist bei ihm im Keller lebte.
Doch selbst wenn, hätte es ihr wohl keiner geglaubt.
Ich lehnte mich leicht gegen die kühle Keller Wand, unterbrach jedoch nicht eine Sekunde lang den Blickkontakt.
Ivory Wheeland
"Wem soll ich denn schon davon erzählen?", erkundigte ich mich. "Zum einen würde es niemand glauben und zum anderen unterhalte ich mich nicht mit sonderlich vielen Leuten. Lediglich mit Michael habe ich darüber geredet."
Ich beobachtete wie Tate sich gegen die Wand lehnte, den Blick weiterhin auf mir. "Aber ich denke jetzt bist du mal an der Reihe ein wenig was zu erzählen. Was hat es mit dem Haus auf sich und mit Constance. Wieso bist du noch hier?"
Tate Langdon
Michael also.
Na gut, das sollte hoffentlich nicht viel ausmachen. Ich zweifelte sehr stark daran, dass er die Wahrheit wusste. Und sofern er nichts ahnte, war das gut.
"Das...ist eine ziemlich lange Geschichte, ich hoffe, du hast Zeit", meinte ich und schmunzelte leicht.
Ich machte eine kurze Pause, ehe ich durchatmete und dann das Wort wieder ergriff.
"Ich bin noch hier, weil ich hier in diesem Haus gestorben bin. Keine Ahnung, Was genau es mit diesem Haus auf sich hat, aber jeder, der hier stirbt, bleibt auch hier. Nur eben...tot und lebendig zugleich. Jedoch gibt es den Haken, dass man das Haus nicht mehr verlassen kann, außer am 31. Oktober", fing ich an.
"Und ich bin auch nicht der einzige, der hier festsitzt", fügte ich hinzu und wartete ihre Reaktion ab.
Ivory Wheeland
Aufmerksam lauschte ich dem was Tate erzählte. Er war also in diesem Haus gestorben und konnte nun nicht von hier weg. Das klang auf jeden Fall interessant. Lediglich an Halloween konnte er das Haus verlassen. Im Grunde genommen klang dies sogar recht logisch, denn an diesem Tag konnten die Toten sich unbemerkt unter die Lebenden mischen.
"Du bist nicht der einzige? Wie viele Geister gibt es hier denn noch?", wollte ich wissen.
Tate Langdon
"So einige", meinte ich.
Wirklich sicher war ich mir bei der Anzahl jedenfalls auch nicht.
"Vielleicht so...um die 10. Oder 20 oder so", meinte ich leicht schulterzuckend.
"Das alles fing schon bei den Erbauern des Hauses an, Charles und Nora Montgomery. Die leben schon seit Jahrzehnten hier", fügte ich hinzu.
Das war schon ein echt beschissenes Schicksal.
Aber wenigstens hatten sie einander, auch wenn sie sich so oft stritten.
Ich hingegen hatte keinen.
Nicht mehr.
Ivory Wheeland
Die Anzahl, die Tate mir nannte, überraschte mich. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sich so viele verlorene Seelen in meinem neuen Zuhause aufhielten. Sicher war es eine Qual hier in diesem Haus gefangen zu sein. Sie alle hatten keine Ahnung wann oder ob sie überhaupt einmal erlöst werden wurden. Stattdessen saßen sie hier fest und mussten mit ansehen wie die Welt sich für die Lebenden veränderte.
"Und diese ganzen...Geister können sich überall im Haus aufhalten, aber wir sehen sie nicht?", erkundigte ich mich. Der Gedanke, dass sich stets Tote in der Nähe aufhalten und einen beobachten könnten war doch ein wenig seltsam.
Tate Langdon
"Exakt", antwortete ich.
"Außer, sie wollen gesehen werden, aber...das kommt nicht wirklich oft vor", fügte ich hinzu.
Ich erinnerte mich an Violet, welche ebenfalls auf Abstand gegangen war.
Ich hatte sie seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen und es verging kein Tag, an dem ich sie nicht vermisste.
Ich hasste dieses Gefühl.
Noch schlimmer fand ich das Gefühl, nichts dagegen tun zu können.
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