Chapter 29

Ivory Wheeland

Langsam bekam ich das Gefühl, dass Bryce schlichtweg zu dumm war, um überhaupt zu verstehen, was ich ihm sagte. Zu verstehen, dass ich einfach nur meine Ruhe wollte. Wahrscheinlich wollte er es aber auch nicht verstehen. Er schien geradezu besessen davon mich in seine Gruppe mit hinein zu drängen.

Und nun redete er auch noch davon, dass wir beide etwas 'Spaß' zusammen haben könnten und ich dies nicht bereuen würde, wobei er mich dichter an sich heran zog.

Mit der Hand, die er nicht festhielt, drückte ich ihn jedoch wieder von mir weg, um etwas Abstand zwischen zu bringen.

"Vergiss es und lass mich endlich in Ruhe!", verlangte ich, ehe ich ihm einen Schlag in den Bauch verpasste. Zwar war dieser nicht besonders stark, da er mit meiner schwachen Hand ausgeführt wurde, doch aus Reflex ließ Bryce trotzdem meine andere Hand los. Sogleich wandte ich mich daraufhin von ihm ab und setzte meinen Weg Richtung Kellerausgang fort.





Bryce

Okay, damit hätte ich nicht gerechnet.

Ihre jetzige Reaktion machte mich nur noch wütender.

Ich lief ihr nach und griff diesmal fester nach ihrem Oberarm und drehte sie zu mir um.

"Du kannst echt ein Miststück sein, aber keine Sorge, damit kann ich umgehen", meinte ich, mit leicht zusammen gebissenen Zähnen.

Nun packten meine beiden Hände ihre Oberarme, drückten ihren dünnen Körper gegen die kalte Kellerwand.

Sie sollte sich gefälligst nicht so anstellen.

Ich verstand einfach nicht, warum sie sich so beschissen verhielt.





Ivory Wheeland

Obwohl ich dieses Mal ein schnelleres Schritttempo vorwies und auch bereits einen relativ guten Abstand zwischen uns gebracht hatte, hatte Bryce sich wohl schnell wieder gefangen und kurz darauf erneut meinen Arm ergriffen. Sein Griff war dieses Mal noch um einiges fester und fühlte sich beinahe so an als wolle er meinen schmalen Arm in seiner Hand zerquetschen. Auch schien er nur recht wütend zu sein und meinte zu mir, dass ich ein Miststück wäre.

Dann wurde auch mein zweiter Arm gepackt und er drückte mich gegen die kühle Kellerwand. Ich versuchte ihn von mir zu drücken oder meine Arme aus seinem Griff zu befreien, doch dies gelang mir nicht.

"Verdammt, was soll das? Lass mich gefälligst los. Ich hab dir doch schon gesagt, dass ich nicht Teil eurer beschissenen Gruppierung werden möchte und an dieser Meinung ändere ich auch nichts. Was willst du also noch von mir?", erkundigte ich mich aufgebracht.





Michael Langdon

Am liebsten wäre ich noch immer zuhause, weit weg von dieser Schule. Von den ganzen Idioten. Von Ivy.

Doch Grandma war der Meinung, dass die Schule mir gut tun würde. Oh, da irrte sie sich gewaltig.

Ich war wieder in meinem alten Verhaltensmuster. Blieb für mich. Mied die anderen. Irgendwie fehlte mir Ivy ziemlich und ich hatte mir die Sache immer noch nicht verziehen. Würde ich wohl auch nie. Ich hatte sie nie schlagen wollen; doch...in dem Moment war es so, als würde mein gesamter Körper von dieser verdammten Wut beherrscht werden, die mich nicht mehr klar denken ließ.

Ich stand gerade an meinem Schließfach, als ich Ivy aus dem Augenwinkel heraus sah. Sie ging in den Keller und...in diesem Moment würde ich alles dafür tun, dass es wieder so war wie davor. Dass wir wieder die Pausen zusammen verbrachten, uns über die anderen beklagten, über Musik und Horrorfilme sprachen und einfach Spaß zusammen hatten. Das fehlte mir so unglaublich. Aber ich wusste, dass sie jetzt wohl kaum noch etwas mit mir zu tun haben wollte.

Das war der Grund, weshalb ich mich zurück hielt und ihr ihren Freiraum ließ. So schwer es mir auch fiel.

Aus dem Augenwinkel sah ich jetzt noch jemanden. Bryce, welcher Ivy in der Keller folgte.

Ein wenig irritiert sah ich ihm hinterher.

Was wollte er denn im Keller?

Oder...von Ivy?

Wahrscheinlich sollte ich mich echt mal raushalten.

Doch...irgendwie konnte ich das nicht. Was, wenn er sich wieder irgendwas Dummes in den Kopf gesetzt hatte? Scheiße, ich wollte einfach nur sichergehen, dass es ihr gut ging.

Nach einigen Minuten hin und her überlegen, ob ich nun nachschauen gehen sollte oder Nicht, entschied ich mich schließlich doch dazu.

Zum Glück, wie sich herausstellte.

Im Keller sah ich, wie Bryce Ivy gegen die Wand drückte, sie wütend anstarrte. Und Ivy sah so aus, als würde ihr das alles gerade eindeutig zu viel werden.

Also griff ich ein. Was sollte ich auch sonst tun? Ich könnte nicht einfach wieder gehen.

Vorsätze hin oder her...

"Hey", meinte ich und legte meine Hand auf Bryces Schulter, zog ihn von ihr weg.

"Scheiße", meinte er und sah nun zu mir.

"Was willst du hier unten?", rief er wütend.

"Das gleiche könnte ich dich auch fragen", meinte ich.

"Geht es dir gut?", fragte ich leise bei Ivy nach und sah sie an.

"Verpiss dich gefälligst wieder", rief Bryce.

Doch ich dachte nicht mal im Traum daran, jetzt zu verschwinden.





Ivory Wheeland

Plötzlich waren Geräusche zu hören, die weder von Bryce, noch von mir stammten. Eine weitere Person schien die Treppen zum Keller hinunter zu kommen und wie sich kurz darauf herausstellte war es Michael.

Für gewöhnlich ließ ich mir ungerne von anderen Leuten in derartigen Situationen helfen, doch war es bei ihm anders. Ich war geradezu froh darüber, dass er auftauchte um mir zu helfen. Ich war froh darüber zu sehen, dass er sich nach allem noch immer um mich sorgte.

Trotzdem hatte ich Angst. Nicht Angst vor Bryce, aber Angst davor, dass Michael verletzt werden könnte. Ich wollte nicht, dass das Ganze in einer Schlägerei ausartete, die der letzten glich.

Nachdem Michael Bryce von mir weggezogen hatte, rieb ich mir einmal kurz die schmerzenden Oberarme und auf Michaels Frage hin, ob es mir gut ginge, nickte ich leicht.

Bryce verlangte von Michael, dass er verschwinden sollte, doch dieser rührte sich nicht von der Stelle. Man musste kein Hellseher sein, um zu wissen, dass das Ganze wieder auf eine Prügelei hinauslaufen würde, was ich jedoch verhindern wollte. Aus diesem Grund lief ich an Bryce vorbei, ergriff im Laufen Michaels Hand und zog ihn somit mit mir in Richtung Kellerausgang.





Michael Langdon

Ehe ich mich versah, ergriff Ivy meine Hand und wir liefen gemeinsam Richtung Ausgang, Hauptsache weg von Bryce.

Dieser war anfangs etwas verdutzt, kam uns kurz darauf aber nach.

Zum Glück erreichten wir eilig den Ausgang und waren dann wieder unter der üblichen Menge an Schülern, liefen nun unauffällig weiter, entfernten uns weiter von der Kellertür.

Ich schaute kurz über meine Schulter zu Bryce.

Der könnte uns jetzt wohl nicht mehr so einfach und ungesehen folgen.

Er sah uns verbittert hinterher, presste die Lippen aufeinander und ging dann in die andere Richtung, um kein Aufsehen zu erregen.

Tja. Da hatte er wohl Pech gehabt. Idiot.

"Scheiße", murmelte ich; jedoch auch erleichtert.

"Was wollte der von dir?", fragte ich Ivy leise und sah zu ihr hinunter, sah auf unsere beiden Hände, die immer noch ineinander lagen.

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