Chapter 24
Ivory Wheeland
Eventuell könnte dieses Gespräch ziemlich unangenehme Folgen für uns beide haben, jedoch wollte ich einfach nicht länger schweigen. Ich musste ihm einfach sagen, was ich von der ganzen Sache hielt und dass ich davon ausging, dass Constance nicht so unschuldig war, wie sie tat.
"Michael, mir ist bewusst, dass sie für dich gesorgt hat, dein ganzes Leben lang und dass sie für dich da war, jedoch kann auch ein guter Mensch Geheimnisse haben, vielleicht sogar dunkle Geheimnisse. Du willst das einfach nur nicht in Betracht ziehen, weil sie deine Bezugsperson ist. Deine Zuneigung zu ihr macht dich blind.", begann ich, wobei ich versuchte mich vorsichtig auszudrücken. "Ich kann es regelrecht spüren, dass mit dieser Frau irgendwas nicht stimmt, dass sie irgendwas zu verbergen hat. Und das hat ganz sicher mit diesem Haus zu tun. Vielleicht weiß sie sogar warum du in gewisser Weise mit diesem Haus verbunden bist, denn die Stimme die du hörst kommt ganz sicher aus diesem Haus. Die Frau weint ihrem Kind hinterher und in der Geschichte von Constance hat eine Mutter, die ihr Kind verloren hat aus Verzweiflung Selbstmord begangen. Das kann doch kein Zufall sein."
Michael Langdon
Ein verbittertes Lachen entwich meiner Kehle und ich sah sie vollkommen verständnislos an.
Diese ganze Konversation war doch so verdammt dämlich und führte eh zu nichts.
Nur dazu, dass sie genervt war und ich immer wütender wurde.
Auf sie, auf ihre leeren Behauptungen...auf alles.
"Du willst mich verarschen, oder? Hörst du dir eigentlich selbst zu?", zischte ich, nun deutlich lauter als zuvor.
Ich merkte allmählich diese zerdrückende Anspannung in mir. Und da war meine Angewohnheit wieder. Ich presste meine kurzen Nägel in meine Handinnenflächen, so stark es ging, damit ich einfach...meine Wut irgendwie irgendwo ablassen konnte.
"Meine verfickten Probleme haben nichts mit diesem Haus zu tun, klar? Und jetzt such' keine beschissenen Ausreden für deine sinnlosen Vermutungen", fügte ich hinzu.
Es war so, als würde sich alles aufstauen. Und jedes ihrer Worte machte alles nur noch schlimmer.
Ich hasste es. Dieses Gefühl.
Und ich hasste sie gerade ein bisschen dafür, dass sie es darauf anlegte.
Anstatt es einfach zu lassen. Wie ein vernünftiger Mensch.
Ivory Wheeland
Ich verstand nicht, wie Michael den Zusammenhang nicht erkennen konnte. War es nicht deutlich genug? Alleine die Tatsache, dass ich die Stimmen auch gehört hatte musste ihm doch klar machen, dass sie etwas mit dem Haus zu tun hatten.
"Das sind keine Ausreden, es ist die Wahrheit. Du bist einfach nur zu blind um das alles erkennen, zu ignorant. Du denkst wohl deine Großmutter sei eine Heilige, die niemals etwas Schlimmes tun könnte, niemals etwas verbergen würde. Dann hab ich Neuigkeiten für dich, das ist nicht so. Selbst Menschen, die einmal die besten Personen in deinem Leben waren können zu Arschlöchern werden und umgekehrt. Es gibt nicht nur Gut oder Böse. Nein, es ist meistens Gut und Böse. Und ich sage dir, auch wenn du es nicht hören willst, deine Großmutter hat auch nicht nur gute Seiten.", sprach ich nun mit ernster Stimme und eher kühler Miene.
Michael Langdon
Die ganze Zeit über, in der sie sprach, stand ich ihr einfach nur wie angewurzelt gegenüber.
Mein kompletter Körper war angespannt und diese verdammte Wut staute sich immer weiter in mir auf.
Und langsam drohte sie auch, auszubrechen.
Genau das tat sie dann auch tatsächlich.
"Halt verdammt nochmal die Klappe", zischte ich, ehe ich dann meine Faust löste, meine Handinnenflächen waren leicht blutig.
Ohne es so recht zu realisieren, eher aus dem Instinkt heraus, schlug ich sie. Mit der flachen Hand auf die Wange, nicht einmal sonderlich doll, aber...ich tat es.
Für einen Moment stand ich dann einfach nur regungs- und mimiklos vor ihr, ehe ich verstand, was ich da gerade getan hatte.
Ich hatte mir so oft vorgenommen, nie jemanden, der mir etwas bedeutete, zu verletzen. Und so oft hatte ich diesen Vorsatz schon gebrochen und dafür hasste ich mich abgrundtief.
Doch...während diese Wut aufkam, konnte ich nie etwas dagegen tun. Es war so, als würde diese Wut alles tun wollen, um rausgelassen zu werden. Als hätte ich keine Kontrolle mehr über mein Handeln und mich. Das war ein verdammt beschissenes Gefühl.
"E-es...es tut mir so leid", entschuldigte ich mich hastig, jedoch auch ziemlich kleinlaut, meine Hände, mit welchen ich ihr gerade eben noch eine Backpfeife verpasst hatte, zitterten leicht.
Ich machte leicht, kaum merklich, einen Schritt rückwärts. Einfach...um Abstand zwischen uns zu bringen. Um mich von ihr wegzubekommen, weil ich Angst um sie hatte.
Ich war ein verdammtes Monster.
Bryce hatte recht gehabt.
Ein Psycho, nichts weiter.
Ivory Wheeland
Ich sah die ganze Zeit über zu ihm hinauf, bis zu dem Moment, in dem seine Hand auf meine Wange traf. Ich zuckte zusammen und erst durch diesen Schlag wurde unser Blickkontakt gebrochen und ich sah zu Boden. Sogleich wanderte meine Hand zu der getroffenen Wange. Er hatte nicht mit seiner ganzen Kraft zu geschlagen, aber doll genug, dass sie sich leicht rötete. Die Schmerzen, die ich verspürte waren jedoch eher emotional, als physisch.
Ich hatte zwar erwartet, dass das Ganze in einem Streit ausartet, doch nie hätte ich gedacht, dass er mich schlagen würde und ehrlich gesagt verletzte mich dies, sehr sogar.
Es war das erste Mal seit langem, dass ich Tränen in den Augen hatte. Mit diesen glasigen Augen sah ich nun zu Michael hinauf. Ich war in dem Moment nicht einmal sonderlich wütend, ich war einfach nur erschrocken und ziemlich enttäuscht. Und auch seine Entschuldigung änderte rein gar nichts daran.
"Verschwinde einfach.", wies ich ihn mit zitternder Stimme an und kehrte ihm dann auch schon meinen Rücken zu. Ich wollte ihn nicht mehr hier haben, nicht mehr sehen. Sollte er doch zu seiner heiligen Großmutter gehen und weiter ein Leben in Lügen leben. Ich wollte auf jeden Fall kein Mitglied in seiner Welt aus Illusionen sein.
Ohne ihn weiter zu beachten ließ ich mich auf der Matratze nieder und zog einen MP3-Player unter einem der Kissen hervor. Die Kopfhörer steckte ich mir sogleich in die Ohren und schaltete die Musik an, um ihm zu signalisieren, dass ich auch nichts mehr von ihm hören wollte.
Michael Langdon
Für einen Moment stand ich noch wie angewurzelt da, selbst, nachdem sie sich von mir abgewandt hatte.
Ich wollte mich entschuldigen, sie in den Arm nehmen, ihr sagen, dass ich das nicht gewollt hatte.
Doch mir war bewusst, dass das gerade nichts brachte.
Und...dass Abstand wohl gerade die einzige und auch beste Lösung.
Mittlerweile hatte auch ich Tränen in den Augen und ich hasste mich dafür, dass sie meinetwegen Schmerzen hatte. Dass ich sie so traurig gemacht hatte.
Also drehte ich mich um und lief die Treppe rauf. In dem Moment war mir auch egal, ob ihre Mum davon Wind bekam, dass ich hier war, doch glücklicherweise war sie immer noch beim Patienten.
Ich rannte nahezu aus dem Haus raus, wollte einfach nur weg.
Eilig lief ich in mein Haus, knallte die Tür hinter mir zu.
"FUUUCK", schrie ich und nun flossen Tränen an meinen Wangen hinunter.
Ich hatte das nie gewollt.
Was hatte ich nur angerichtet?
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