Chapter 20

Ivory Wheeland

Michaels Reaktion überraschte mich und ich hob meinen Kopf von seiner Schulter, um ihn ansehen zu können.

"Ja, ich bin mir ziemlich sicher, immerhin habe ich sie die ganze Nacht gehört, wenn auch nur leise.", bestätigte ich meine Aussage nochmal. Was war denn plötzlich los?





Michael Langdon

"Ich...", fing ich leise an, brach dann jedoch abrupt ab und wandte meinen Blick kurz von ihr ab.

Das war unmöglich. Und doch konnte es doch kein Zufall sein.

"Ich habe sie auch gehört. Genau genommen, höre ich sie fast jede Nacht. Nicht nur Sie, da...da sind noch andere Stimmen, aber ihre ist am lautesten. So...schmerzerfüllt Und traurig", meinte ich leise, ehe ich sie dann wieder ansah.

Wie konnte das sein?

Wie konnten wir beide von derselben Stimme geträumt haben?

Ob es...an diesem Haus lag? Ließ es uns verrückt werden?





Ivory Wheeland

Meine Augen weiteten sich leicht, als Michael erzählte, dass er sie auch gehörte hatte, dass er sie jede Nacht hörte.

"Es ist das Haus.", sprach ich sogleich meinen Gedanken laut aus, bereute es danach jedoch nicht, weil ich wusste, dass es die Wahrheit war. "In dem Haus wohnen nicht nur meine Eltern und ich. Da sind noch andere, davon bin ich mittlerweile überzeugt. Gestern nachdem du weg warst wurde meine CD einfach so gestoppt und irgendjemand hat was an die Tafel in meinem Zimmer geschrieben. Außerdem...außerdem habe ich eine Gestalt gesehen, als du bei meiner Mutter warst und sie hat Nachts auch etwas gesehen."

Das alles sprudelte nur so aus mir heraus und irgendwie empfand ich es als erleichternd ihm von den Vorkommnissen zu erzählen.





Michael Langdon

"Das...das kann nicht sein. Das ist unmöglich", meinte ich sofort.

Und doch war es passiert. Und ich glaubte ihr.

Ich wusste, dass sie mich nicht anlügen würde. Was würde ihr das auch bringen?

Ich atmete einmal tief durch, sah ihr dabei in die Augen.

"Grandma hat mir so viele Geschichten von diesem Haus erzählt. So viele, die einen einfach nur erschaudern lassen, es war schon fast So, als wollte sie mir Angst machen. Als wollte sie sicher gehen, dass ich niemals freiwillig in dieses Haus gehen würde. Und doch hatte es mich immer fasziniert. Es...hatte schon immer eine Art...Seele. Das würde es nun erklären", murmelte ich nachdenklich.

Das war verrückt. Und...trotzdem klang es...plausibel. Irgendwie.

Oder wir waren einfach beide verrückt geworden.

Wahnvorstellungen oder sowas.

Ich wusste es nicht.





Ivory Wheeland

"Ich habe deine Großmutter auch nach dem Haus gefragt und sie hat mir auch was erzählt, aber es war sicherlich nicht alles. Da muss noch etwas sein. Vielleicht sogar der Grund dafür, dass sie dir Angst vor dem Haus machen wollte. Ich glaube, dass sie irgendwas geheim hält.", erwiderte ich nachdenklich. Ich war mir sicher, dass sie gelogen hatte, als sie sagte sie hätte noch nie einen Geist dort gesehen. Mir war schon so einiges dort passiert und ich wohnte erst seit kurzem in dem Haus. Sie hingegen wohnte diesem schon Jahre lang gegenüber. Irgendwas musste sie bereits schon mal gesehen haben, selbst wenn es nur einmal vorgekommen ist.





Michael Langdon

"Aber warum sollte sie das tun?", meinte ich verwirrt.

"Ich meine...sie hat doch nichts großartig mit diesem Haus zu tun und warum sollte sie dann etwas diesbezüglich geheim halten wollen?", fügte ich hinzu und sah Ivy perplex an.

Das ergab doch keinen Sinn.

Jedenfalls für mich nicht.

Aber ich kannte meine Grandma. Sie würde doch nie etwas wichtiges vor mir verbergen oder mich gar anlügen.

Oder?

So war sie doch nicht.




Ivory Wheeland

Ich zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht. Vielleicht wollte sie dich einfach vor dem Haus beschützen, vielleicht steckt aber auch mehr dahinter. Eventuell hat sie doch was mit dem Haus zu tun und versucht vor dir geheim zu halten. Immerhin kannst du nicht wissen was vor deiner Geburt alles passiert ist und manchmal kann man nun mal auch einfach Geschichten nicht trauen, auch wenn sie von Menschen erzählt wurden, die einem nahe stehen.", antwortete ich, wobei ich zu Michael hinaufblickte.





Michael Langdon

"Nein, das...das kann nicht sein", meinte ich leise.

Die andere Variante, dass sie mich belogen hatte, zog ich nicht einmal in Erwägung.

Sie war meine Grandma. Die einzige Person, der ich zu 100 Prozent vertraute.

Sie würde mich nicht anlügen.

Nie.

Klar glaubte ich daran, dass es irgendwas mit diesem Haus auf sich hatte, aber meine Grandma hatte davon bestimmt keinen Schimmer.

Zum Glück.

"Sie würde mich nie anlügen. Vertrau mir", fügte ich leise mit einem durchdringenden Blick hinzu.








Ivory Wheeland

"Michael, deine Großmutter lebt schon seit Jahren hier.", meinte ich etwas zögerlich, womit ich ausdrücken wollte, dass es nun mal sehr wahrscheinlich war, dass sie mehr wusste, als sie sie vorgab. Es müsste ja nicht direkt sein, dass sie ihn angelogen hatte, vielleicht hatte sie einfach nur große Teile der Geschichte weggelassen und ihm nur die halbe Wahrheit erzählt. Zutrauen würde ich ihr das, wenn ich ehrlich war.





Michael Langdon

"Und?", meinte ich nun, etwas aufgebrachter als zuvor, und trotzdem versuchte ich, ruhig sitzen zu bleiben.

"Sie hat mit diesem Haus nichts zu tun. Rein. Gar nichts."

Ich atmete tief durch, um nicht die Nerven zu verlieren. Das...passierte mir leider zu schnell. Und das zu oft.

"Du hast mit ihr wie oft gesprochen? Einmal? Weißt du, ich kenne sie nun seit 17 Jahren. Sie ist ein guter Mensch und sie würde mir nie etwas so derartiges verschweigen, würde sie davon etwas wissen", fügte ich hinzu und sah zu ihr runter.

Ich musste ruhig bleiben.

Meinen Puls unter Kontrolle bekommen. Stabil bleiben.

Nicht durchdrehen.





Ivory Wheeland

"Ich meine nur, dass auch gute Menschen ihre Fehler haben.", versuchte ich das Ganze vorsichtig zu formulieren, da er bereits etwas angespannt schien. Dann hob ich jedoch einmal kurz abwehrend die Hände, mit den Worten: "Aber was weiß ich schon."

Ich erhob mich von der Jacke und trat nun etwas dichter zum Wasser heran, wo ich dann zuerst meine Schuhe und dann die Strumpfhose auszog, um mit den Füßen ins angenehm kühle Nass treten zu können. Es war wohl besser das Gespräch an diesem Punkt zu beenden.





Michael Langdon

Während sie nach vorne zum Wasser ging, hatte ich Zeit, wieder etwas runterzukommen.

Ich wollte schließlich nicht, dass das alles so ausartete wie gestern bei Grandma. Naja, auch wenn es schon oft schlimmer gekommen war, aber darüber wollte ich jetzt nicht nachdenken.

Ich atmete tief durch, ein und aus, ehe mein Puls wieder seinen Normalzustand erreicht hatte.

Kurz darauf erhob ich mich ebenfalls und lief ebenfalls Richtung Meer.

Auf den Weg dahin streifte ich mir die Schuhe und Socken von den Füßen, dann trat ich vorsichtig an sie heran, stellte mich neben sie.

Das kalte Wasser umspülte meine nackten Füße und es war ein nahezu betäubend und gleichzeitig angenehmes Gefühl.

"Tut mir leid. Ich...wollte dich nicht so blöd anmachen, das war nicht fair", murmelte ich leise, sah dem Horizont entgegen.

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