Chapter 17

Ivory Wheeland

"Nein, nur für mich. Für die Allgemeinheit sind sie wahrscheinlich nicht gut genug, einige eventuell auch zu düster. Meine Mutter hat keine Zeit sie zu lesen und wahrscheinlich würde sie sich ernsthafte Sorgen machen und Depressionen oder sowas bei mir diagnostizieren. Und mein Vater interessiert sich sicherlich nicht dafür.", erzählte ich ihm. Vielleicht würde er irgendwann mal eine lesen dürfen, momentan aber noch nicht.





Michael Langdon

Ich nickte leicht, denn ich verstand sie nur zu gut. Mir würde es wohl ähnlich gehen, wäre ich sie.

"Und...wie ist das Verhältnis zwischen dir und deinem Vater so?", hakte ich vorsichtig nach.

Denn...naja, das gerade eben klang nicht allzu positiv.

Was auch ziemlich schade war, schließlich war die Beziehung zwischen Vater und Tochter ja schon sehr wichtig.

Aber gut, dafür gibt es sicher Gründe.





Ivory Wheeland

"Früher war es richtig gut, aber dann nahm er einen neuen Job an und war kaum noch zu Hause. Und nachdem er sich dann mit meiner Mutter auseinandergelebt hat, war er noch öfter auf Reisen. Die beiden tun zwar so als wäre alles in Ordnung, aber naja, ich bin nun mal nicht dumm.", erzählte ich, wobei ich nicht sonderlich bestürzt war, denn es war normal für mich. Erst als ich dies bemerkte kippte meine Laune ein wenig, denn die Tatsache, dass es normal für mich geworden war, hieß wohl, dass ich es einfach akzeptierte.





Michael Langdon

"Das tut mir leid", meinte ich leise.

Und das sagte ich nicht nur so höflichkeitshalber, es tat mir wirklich leid.

"Sowas ist sicher ziemlich beschissen", murmelte ich.

Ich konnte es einfach nicht verstehen. Warum setzte man Kinder in die Welt, wenn man sich dann nie Zeit für diese nahm?

Ich konnte und wollte es nicht verstehen.

Doch ich fand es ... in gewisser Hinsicht mutig von ihr, Dass sie mir das anvertraute.

Wenn man bedachte, Dass wir uns noch gar nicht so lange kannten.

Das bedeutete mir schon viel.

Ivory Wheeland

"Tja, ist jetzt nun mal so. Ich denke mir immer, dass er irgendwann auf sein Leben zurückschauen wird und sich fragt, weshalb er eine tolle Frau wie meine Mutter einfach zurückgelassen hat. Irgendwann wird er es bereuen.", meinte ich und insgeheim sehnte ich diesen Tag schon lange herbei. Den Tag, an dem er kriechend zu meiner Mutter zurückkam und einsah, dass er ein unerfülltes Leben lebte und auch seine ständigen heimlichen Beziehungen das Loch in seinem Herzen nicht füllen konnten. Ja, diesen Tag hoffte ich bald schon erleben zu können.





Michael Langdon

"Ja, das wäre jedenfalls das einzig richtige, würde er es bereuen", meinte ich leise.

Denn so einen Scheiß zog man nicht ab. Man sollte die, die einem etwas bedeuten, niemals verletzen.

Niemals.

Doch er tat es, das konnte ich nur allzu deutlich an ihrer Stimmlage, ihrer Körperhaltung und ihrer Mimik sehen und ich hasste es, sie so zu sehen.

"Er ist wirklich ein Arsch. Du und deine Mum, ihr habt echt besseres verdient", meinte ich.

Jeder hatte einen Vater verdient, der sich um einen sorgte und kümmerte. Der einem jeden Tag Aufmerksamkeit schenkte und alles für einen tun würde.

Nur leider traf das wohl nur bei den wenigstens zu.

Das konnte einen echt runterziehen.





Ivory Wheeland

Durch Michaels Worte legte sich wieder ein leichtes Lächeln auf meine Lippen. Und ich konnte nicht fassen, dass ich jemanden nach so kurzer Zeit bereits so sehr mochte, ihn beinahe schon ins Herz geschlossen hatte. Doch war er mir von Anfang an sympathisch gewesen und diese Sympathie hatte sich stetig verstärkt. Das machte unseren Umzug um einiges besser und ich wollte auf keinen Fall mehr von hier weg.

"Was ist mit deinen Eltern?", fragte ich vorsichtig. "Wieso wohnst du bei deiner Großmutter?"





Michael Langdon

Bei ihrer Frage blieb ich für einige Sekunden ruhig, ehe ich mir eine Antwort zurecht gesucht hatte.

"Meine Mum und mein Dad waren damals noch nicht sonderlich lange zusammen, als sie dann schließlich erfuhren, dass meine Mum mit mir schwanger war. Naja, und dann hat mein Dad sie einfach so über Nacht verlassen und ist nach sonst wohin abgehauen. Nicht einmal seiner Mutter, also meiner Grandma, hat er davon erzählt. Und als ich dann auf die Welt gekommen bin, war meine Mum wohl zu überfordert mit der ganzen Situation und hat mich an meine Grandma abgegeben. Ich habe weder Kontakt zu meinem Dad noch zu meiner Mum, aber...ich bin mehr als froh darüber, meine Grandma zu haben", erzählte ich leise.

Als ich von der Sache mit meinen Eltern erfuhr, war ich noch sehr jung gewesen. Grandma hatte mir die ganze Sache erzählt und geschildert und...naja, für einen kleinen Jungen war es damals nicht so geil zu erfahren, Dass die eigenen Eltern wohl keinen Bock auf ihn gehabt hatten. Mittlerweile hatte ich mich damit abgefunden. Mehr oder weniger.

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