Chapter 11

Ivory Wheeland

Endlich war der Tee fertig und obwohl ich ungerne welchen trank, nahm ich die Tasse dankend und erleichtert entgegen. Ich hatte gerne was in den Händen, weshalb ich die Tasse auch nun mit beiden umschloss. Trinken tat ich noch nichts, dafür war er noch zu heiß. Bei Constance Frage blickte ich wieder zu ihr hinüber.

"Nun ja, für meine Eltern kann ich nicht sprechen, aber mir persönlich gefällt es. Die letzten Häuser in denen ich gewohnt habe, waren alle recht modern. Ich liebe den altmodischen Flair unseres neuen Hauses.", antwortete ich lächelnd. "Und es klingt vielleicht komisch, aber das Haus hat irgendwas geheimnisvolles und mystisches an sich."

Eventuell würde mich die ältere Dame nun für verrückt halten, doch das störte mich sonderlich wenig. Sollte sie doch von mir denken, was sie wollte. Solange sie dies nicht auf meine Mutter übertrug und eine Antipathie gegenüber ihr entwickelte, war alles in Ordnung.



Constance Langdon

Ihre Worte ließen mich leicht auflächeln und in Erinnerungen schwelgen. Auch ich hatte dieses Haus einst so geliebt, doch...es hatte mir auch so viel genommen. Aber ich konnte ihr wohl nur zustimmen: dieses Haus besaß einen einzigartigen, faszinierenden Flair. "Oh ja, dieses Haus ist nicht so wie ein gewöhnliches Haus. Es...verfügt über eine lange, dunkle Geschichte. Solch eine, bei der es einem kalt den Rücken runterläuft", meinte ich leise, ehe ich zaghaft an meinem Tee nippte. Er war noch ziemlich heiß, aber ich trank trotzdem bereits den ersten Schluck und genoss das warme Gefühl, als das nach Kamille schmeckende Wasser in meinem Hals hinunter floss.

An dem Rand der weißen Tasse ließ sich nun ein leichter Abdruck meines beigefarbenen Lippenstiftes erkennen, welchen ich leicht mit einem Taschentuch weg wischte.



Ivory Wheeland

Die Worte meiner Nachbarin ließen mich aufhorchen. Eine dunkle Geschichte? Was hatte das zu bedeuten? Ich musste zugeben, dass ich mich schon immer eher die düsteren Dinge angezogen hatten. Horrorfilme, das Übernatürlich und alles was eben dazugehörte.

"Würden Sie mir vielleicht etwas über die Geschichte erzählen?", erkundigte ich mich. Ich hoffte inständig, dass sie dies bejahen würde. Wobei es mir auch andernfalls möglich war ein wenig im Internet zu recherchieren. Eventuell ließ sich zur Not auch dort was finden. Natürlich war es immer besser Geschichten von jemandem zu hören, der wirklich darüber Bescheid wusste. Und bei Constance hatte ich das Gefühl, dass es wirklich der Fall war. Immerhin wohnte sie auch schon mindestens seit Michaels Geburt hier, denn er hatte ja erwähnt, dass er noch nie umgezogen wäre. Jedoch ging ich auch davon aus, dass sie bereits vor seiner Geburt hier gewohnt hatte. Wahrscheinlich nicht seit immer, aber schon seit langer Zeit.



Constance Langdon

Nun stellte ich meine Tasse kurz beiseite, atmete einmal durch, ehe ich das Wort ergriff.

"In diesem Haus sind ziemlich viele....seltsame Dinge passiert, die sehr viele Todesopfer bedingt hat. Genau genommen, um die 36. Und das ist nur die erfasste Zahl, Wer weiß, wie viele arme Seelen noch darin umgekommen sind. Jedenfalls hat das alles mit den Erbauern des Hauses angefangen, Charles und Nora Montgomery", ich pausierte kurz, um wieder kurz durch zu atmen und mir dann noch eine Zigarette anzuzünden.

Charles hatte ich nie zuvor im Haus angetroffen, Nora hingegen schon. Und sie war wahrscheinlich die absolut unfähigste Mutter, die ich kannte.

"Charles war damals der Arzt der Stars und dann haben er und Nora hatten sich in ihrem großen Heim noch ein kleines....Nebengeschäft aufgebaut. Verzweifelte Frauen kamen zu ihnen, wenn sich jemand um ihr kleines....Problem kümmern sollte. Ihre noch ungeborenen, im Bauch heranwachsenden Babies. Das tat Charles mit Vergnügen und Nora nahm dafür das Geld entgegen, bis zu dem Tag, an dem der Freund einer Kundin davon Wind bekam und sich zur Rache Noras und Charles' Baby schnappte. Einige Tage später und nach langen Sucheinsätzen kam es wieder zu ihnen zurück. Zerstückelt", endete Ich, nahm noch einen Zug von der Zigarette. Meine Stimme war kalt, schließlich kannte ich diese Geschichte schon seit vielen, vielen Jahren.

"Charles, der ja so ein begabter und...experimentierfreudiger Chirurg War, machte es sich zur Aufgabe, das Problem zu lösen und setzte das Kind wieder zusammen. Das schaffte er auch, jedoch war das Kind nicht mehr so wie zuvor. Es glich keinem Baby mehr, sondern eher...einem Monster. Nora war so verzweifelt, dass sie zuerst Charles und dann sich selbst erschoss. Und nun Geistern wohl immer noch deren Seelen und die ihres Babys im Haus herum", meinte ich, nahm noch einen Zug.

"Und seitdem sind in diesem Haus mehr Menschen gestorben, als man an beiden Händen abzählen kann. So ziemlich jeder ehemalige Bewohner dieses Hauses ist entweder tot oder aus dem Haus geflohen. Letzteres jedoch seltener als ersteres", endete ich nun.

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