Toxisch

Nach einer Woche, die eigentlich zur Erholung dienen sollte und stattdessen in zahlreiche ermüdende Diskussionen und einer weiteren Verletzung (nicht nur physisch, sondern auch psychisch) geendet hatte, konnte Rose wieder zur Schule.
Die alten Blutergüsse waren schon kaum mehr zu sehen. Der Blauefleck, den ihr Vater ihr verpasst hatte, war etwas deutlicher zu erkennen als die anderen.
Um es ein wenig zu verstecken, half ihr ihre Mutter mit etwas Make-up.

Mia hatte sie auf der Autofahrt nur einmal angesehen und einmal beim Aussteigen und da hatte sie gar nicht wirklich in ihr Gesicht gesehen. Mia sagte ständig, dass sie irgendwas vergessen hatte und wusste nicht was.

In der Mathestunde saß Diana auf der rechten Seite und zwei Reihen vor Rose. Als Diana sich umgedreht hatte um hinter ihr jemanden nach einen Textmarker zu fragen, fiel ihr Blick auf Rose. Sie starrte sie eine Zeit lang an und Rose erwiderte dieses Starren mit einem gleichgültigen und ausdruckslosen Blick.

Als es klingelte packte Rose ihre Sachen, schulterte ihre Tasche und ging aus dem Raum in Richtung Ausgang.
Ihr Vater hatte ihr unter mehreren Drohung erlaubt wieder im Cafè zu arbeiten. Sie solle diesmal aufpassen und beim nächsten Mal einfach weglaufen.

Das einzige wovor ich weglaufen würde, wäre von Zuhause.

,,Rose...", ertönte die wohlbekannte Stimme von Diana. Aber Rose drehte sich nicht um.
,,Rosie...Jiyan. Was ist passiert? Wer hat dir das angetan?"
Rose hatte gewusst, dass Diana sehen würde, dass etwas anders an ihr ist. Sie war sauer, traurig und enttäuscht. Die ganze Woche war Diana nicht zur Schule gekommen und Diana hatte sich nicht einmal gemeldet.

,,Was interessiert es dich. Ich war die ganze Woche nicht in der Schule und du hast dich nicht einmal gemeldet... ich hätte ja auch tot sein können, es hätte dich nicht interessiert." Der Gang war leer und trotzdessen dass sie am Ende geflüstert hatte, hallten ihre Worte durch den Gang.

Rose drehte den Kopf so zur Seite um, damit sie Diana ansehen konnte, drehte sich aber sofort wiederum und wollte gehen.

,,Das stimmt nicht. Wieso bist du jetzt sauer auf mich? Ich will doch nur helfen. Du warst doch diejenige, die mir nicht zurückgeschrieben hatte?"

,,Was?! WANN?", rief Rose sauer und lachend. Sie drehte sich um, damit sie Diana ins Gesicht sehen konnte.

,,An deinem Geburtstag!", sagte sie als wäre es das offensichtlichste auf der Welt und kreuzte die Arme vor ihrer Brust.

,,Das kann doch nicht dein Ernst sein! Ich hab mich nicht bedankt, weil du mir nur eine fucking Nachicht geschrieben hast. Kennen wir uns nur so gut, dass du mir an meinem Geburtstag eine beschissene Nachicht schreibst...Diana...ich warte seit sechs Monaten auf dich und du weißt, dass ich nicht wegen meinem Geburtstag sauer bin. Du hast mich in diesen sechs Moanten so oft alleine gelassen-"

,,Aber ich wollte an deinem Geburtstag kommen, aber dann hast du dich nicht bedankt und ich dachte...ok vielleicht will sie nicht, dass ich komme."

,,Ich wollte dass du kommst. Ich kann dir nicht glauben, dass du kommen wolltest. NUR weil ich nicht danke geschrieben hab?...", Rose zog die Augenbrauen zusammen. Sie war enttäuscht. Die ganzen Monate war sie sauer auf Diana gewesen hatte sie aber nicht ignoriert, weil Rose dachte, dass sie die Zeit selber durchstehen muss. Und jetzt war Diana sauer auf Rose, weil Diana sich nicht für ihr Nachicht bedankt hatte.

,,Ich...ich meine...woher hätte ich den wissen sollen..."

,,Diana vor sechs Monaten hab ich dir gesagt...ich...ich brauch dich und d-du warst nicht da...I-ich habs dir gesagt und trotzdem du hast meine Bitte ignoriert und hast mich alleine gelassen. Und danach war ich sauer, aber ich hab dich nicht ignoriert und du ignorierst mich wegen einer Nachricht. Was ist schlimmer einem trauernden Menschen nicht beizustehen oder eine Nachicht nicht zu beantworten!"

,,Ich hab mich doch-"

,,Entschuldigt? Aber was bringt mir deine Entschuldigung wenn du einfach dein Verhalten nicht änderst...oder nicht versuchst für mich da zu sein. Ich war immer für dich da und jetzt wo ich dich brauche... WO bist du gewesen?", schrie Rose schon.

Sie legte ein Pause ein, um sich zu beruhigen und fuhr dann fort: ,,Es tut mir leid, wenn ich zu viel von dir verlange...wenn ich von dir erwarte, dass du mir bei der Beerdigung meine Oma beistehst und du es nicht machst, dann kannst du mir ja wenigstens sagen, dass ich zu viel verlange. Meine Oma ist gestorben, Diana. D-Du hast mich allein gelassen.Wenn es zu viel verlangt ist mich an meinem Geburtstag zu besuchen und du denkst dass es zu viel verlangt ist... sag es mir. Wenn du denkst es ist zu viel verlangt nach zu fragen wie es mir geht wenn ich eine ganze Woche nicht in der Schule war...sag es mir", Rose hatte angefangen zu weinen.

Ihre Augen brannten, weil sie versucht hatte es zurück zu halten. Ihr Hände hatte sie zu Fäusten geballt und drückte ihre Nägel in ihre Handfläche. Den brennenden Kloß in ihrem Hals versuchte sie hinunterzuschlucken.

Diana war still. Sie hatte auch Tränen in den Augen und hatte den Mund geöffnet um irgendwas zu sagen, aber es kam nichts. Wie es auch sonst immer der Fall war.

Rose war es unangenehm vor ihr zu stehen sich wie ein Kind über alles aufzuregen und nicht stark genug zu sein um Gleichgültigkeit zu empfinden oder ihre Gefühle zu kontrollieren: ,,Es tut mir leid, dass ich es für selbstverständlich gehalten habe, dass Freunde...nein Schwestern... sowas für einander tun. Es tut mir leid, dass ich zu viel erwartet hab."

Mit den Worten drehte sich Rose um und ging.

Draußen vor der Schule sah Rose, Mia von Weitem an ihrem Auto stehen.
Mia blickte auf und sah Rose, winkte erst erfreut und desto näher Rose kam desto weiter gingen Mias Mundwinkel nach unten.
,,Oh Gott, Rosie? Weinst du? Was ist passiert?"

Rose antwortete nicht. Sie fing an zu schluchzen und konnte sich gar nicht mehr kontrollieren.

,,Komm Rosie. Ich bring dich nach Hause."

,,N-Nein nicht nach Hause. Ins...ins Cafè."

,,Ok, ist schon gut. Ins Cafè. Ok..."

Während der Autofahrt beruhigte sich Rose langsam, sagte aber weiterhin nichts. Immerwieder schaute Mia von der Straße zu Rose und warf ihr besorgte Blicke zu.

Mia ergatterte direkt vor dem Cafè einen Parkplatz. Sie öffnete die Tür zum Cafè und ließ es klingeln.

,,Mia, du warst schon lange nicht mehr hier. Was verschafft mir die Ehre?", kaum hatte Tessa Mia fröhlich begrüßt, hatte sie Rose hinter ihr entdeckt.
,,Rose? Wieso weinst du? Mia, was ist passiert?"
,,Ich habe keine Ahnung", sagte Mia aufgeregt und zuckte langsam mit den Schultern.

,,Setz euch. Ich bring euch etwas zu essen und zu trinken und dann fängst du an zu erzählen."

Tessa verschwand und Mia zerrte Rose zu einem Tisch in einer Ecke.

,,Hat es was damit zu tun, dass du die ganze Woche nicht in der Schule warst? Wo warst du? Du hast gesagt, dass du es mir erzählst wenn du wieder in die Schule kommst. Hab heute morgen vergessen zu fragen. Wo warst du?"

Grob erzählte Rose daraufhin was in der letzte Woche passiert war. Erzählte von den Männern, Zoey und Ben, den sie auf der Zugfahrt gesehen hatten. Ließ aber die Geschichte mir ihren Eltern aus.

Tessa hatte sie schon am Telefon alles erzählt. Rose hatte Angst, dass sie wieder kommen könnten und sagte Tessa deshalb direkt am nächsten Morgen Bescheid.
Mia war geschockt von dem Erzählten.
Immer wieder fragte sie aufgebracht wieso sie ihr nichts gesagt hatte.

Tessa unterbrach Mias besorgten Vortrag, als sie mit einer Menge Küchlein und drei Milchshakes zu ihnen kam.

,,Tessa, du bist ein Engel", stöhnte Mia auf und griff nach einen Brownie. Tessa lächelte und wurde etwas rot. Sie sagte darauf nichts und wandte sich an Rose: ,,Wieso hast du geweint?"

Und diesmal fing Rose an den Streit mit Diana zu erzählen.
Sie waren ruhig und hörten Rose bis zum Schluss zu.

,,Du hast auf keinen Fall zu viel erwartet. Das sollte doch selbstverständlich sein einem Freund oder einer Freundin in seiner schlimmsten Zeit beizustehen", sagte Tessa ernst.

Mia schien eine Zeit lang mit vollgestopften Mund zu überlegen und sagte dann: ,,Ich gib Tessa recht. Weißt du ich hab gerade darüber nach gedacht. Ich kann mich daran erinnern wie du als sie von jedem gehasst wurde in der 7 Klasse und niemand was mit ihr zu tun haben wollte, du sie immer verteidigt hast. Weißt du noch als Chayenne sie schlagen wollte und du sie dann verteildigt hast. Oder ich kann mich daran erinnern wie du an ihrem Geburtstag mit einem Blumenstrauß und Schokolade zu ihr gegangen bist und auf dem Weg hast du mir eine Praline gegeben hast und sie hat dann die ganze Zeit wissen wollen wer die Schokolade gegessen hat..."

Mia schien in ihren Gedanken verloren und nach einer Pause schaute sie Rose an und sprach weiter: ,,Hör mir zu, Rose. Eine Freundschaft muss ausgeglichen sein. Es ist schwer wenn einer nur gibt und der andere nur nimmt. Ihr seid immer beste Freunde gewesen und es sind so viele Jahre vergangen und jetzt musst du dich fragen wieso diese Freundschaft existiert? Was ist das für eine Freundschaft? Nur weil ihr euch so lange kennt heißt das nicht, dass ihr nicht toxisch für einander seid."

,,Deine Freundin ist sehr weise. Anders hätte ich das nicht gesagt", hört Rose die Stimme von Frau Wood hinter sich.

Rose drehte sich um und sah wie sie ihr ein Lächeln schenkte.

,,Dan-mph-ke", sagte Mia, die sich schon den nächsten Kuchen in den Mund gestopft hatte.

,,Ach, ich muss dir noch was erzählen. Das Mädchen, Zoey, sie kam am Donnnerstag und am Freitag und fragte wann du wieder kommen würdest", meldete sich nun Tessa wieder.

,,Oh, krass. War noch jemand bei ihr?", fragte Rose neugierig nach.

,,Ne...keine Ahnung... also doch vielleicht im Auto. Sie wurde gebracht."

,,Ok", erwiderte Rose gedankenverloren.

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