Schmerzen

,,Ähm... was denn jetzt? Woher kennt ihr euch? Aus einem Einsatz oder habt ihr euch auf einer Zugfahrt kennen gelernt?", hakt Zoey nach und schaut abwechselnd von Rose zu dem Jungen hin und her.

,,W-was heißt denn kennen gelernt. Eher über den Weg gelaufen. Ich... ich-", fing Rose an und wusste nicht recht wie sie das Ganze erklären sollte. Die aufsteigende Hitze in ihren Wangen lenkte sie noch mehr ab.

,,Das kann ich dir später erzählen. Sie- wie heißt du eigentlich?", fragte der Junge.
,,Rose Jiyan Alvin. Aber ihr... ihr könnt mich einfach Rose nennen. Und du?", die schon seit gefühlten Ewigkeiten seinen Namen herausfinden wollte und sich deshalb neugierig nach vorne beugte, um ja nichts zu verpassen.
,,Ben. Ben Murphy. Zoeys großer Bruder", stellt er sich vor und spricht dann an Zoey gewandt weiter, ,,Rose muss sich jetzt erstmal ausruhen."

Zoey wusste nicht was sie machen sollte. Sie stand hilflos im Zimmer schaute wieder zwischen Ben und Rose hin und her, erwiderte aber dann: ,,Ich weiß, dass sie Ruhe braucht, a-aber ich kann sie nicht alleine lassen. Nicht jetzt. Nachdem sie mir geholfen hat. Oh Rose, ich weiß gar nicht wie ich dir danken soll. I-ich... es tut mir so leid du hast bestimmt schreckliche Schmerzen. Das ist alles wegen mir."

Zum Ende hin hatte sie Tränen in den Augen und wurde immer leiser.
Rose zog besorgt die Augenbrauen zusammen, schüttelte stark den Kopf  und schluckte bevor sie anfing zu sprechen: ,,Dir muss gar nichts leid tun und du bist nicht Schuld daran. Ich meine du warst ja nicht diejenige die mir den Kinnhaken verpasst hat."
Rose versuchte am Ende ihre Aussage mit einem Lächeln zu unterstreichen, aber irgendwie war sie nicht Herr ihrer Muskeln im Gesicht und es entstand eine gequälte Grimasse, die einen nur im Ansatz darauf schließen lassen konnte, dass sie gerade lächelte.

Auf einmal lachte Zoey auf und hielt sich am Bauch. Ihr Lachen war zwar unkontrolliert, aber angenehm.
,,Sie- sie hat den Typen einfach- oh Gott- sie hat einfach den Typen mit Flaschen gegen den Kopf gehauen. Das war genial."
Rose fing nun auch an zu kichern, aber verstummte direkt wieder als sie den Schmerz an ihrem Gesicht spürte.
Ben hatte eine Augenbraue hochgezogen und verschränkte die Arme vor der Brust. Stand da mit seiner Arbeitskleidung, die aus einer roten Hose und seinem weißen Poloshirt bestand und dachte darüber nach was in aller Welt da genau passiert war.
Rose, die nun jetzt etwas klarer denken konnte ergriff das Wort: ,,Zoey, du musst nicht bleiben. Ich hab bevor du gekommen bist meine Eltern angerufen. Sie kommen gleich und ich darf auch wahrscheinlich gleich wieder gehen. Du musst nach Hause und dich selber ausruhen."
Zoey atmete laut ein und wieder aus. Es war etwas zittrig und von der einen Sekunde auf die andere schien sie unglaublich müde. Sie lässt die Schultern sacken und wollte widersprechen, aber sie war zu müde um  etwas zu erwiedern. Ben, der sich auch auf den Widerspruch bereit gemacht hatte, übernahm das für Zoey, ließ die Arme wieder fallen und trat näher an Rose Bett. Sie starrte ihn direkt in seine grünen Augen und konnte nicht mehr wegschauen.

,,Rose, wir müssen dir danken und das ist immer noch zu wenig. Ihr seid aber beide müde", er schaute Rose weiterhin in die Augen und schien wie hypnotisiert, denn er bricht nicht nur den Augenkontakt nicht ab, er sprach langsam und ruhig.
Es lag etwas besorgtes in seinen Augen und etwas anderes, was Rose nicht deuten konnte. Als er weiter sprach, sah er Rose immer noch in die Augen: ,,Wir- wir sollten jetzt gehen." Er riss sich aus seiner Starre und  wandte sich zu Zoey, die jetzt auf Rose zu ging und sie in eine feste Umarmung zog. ,,Danke", flüsterte sie. Ben war schon an der Tür und hielt sie für Zoey auf. ,,Tschüß, Rose", sagten sie noch ehe die Tür ins Schloss fiel.

Rose gingen immer wieder die Ereignisse des Tages im Kopf durch.
Immer wieder landeten ihre Gedabken bei Ben.

Oh Gott er erinnert sich an die Zugfahrt und jetzt wahrscheinlich auch an den Einsatz. Das ist das dritte Mal... alle guten Dinge sind drei. Vielleicht sehe ich ihn ja nicht wieder und dann kann ich mich nicht nochmal vor ihm blamieren.
Oh scheisse, wieso war ich überhaupt dort? Wieso immer ich? Was eine verfluc-

Den Mitleid den Rose gerade versuchte für sich selber zu verspüren und das Gejammer dem sie Ausdruck geben wollte, werden durch ein Klopfen unterbrochen.

,,Ja?"
Rose Mutter und Hemin standen auf einmal im Raum.
Ihre Mutter hatte beim Anblick auf Rose die Hand vor den Mund gehalten.
,,Alter, wegen Mama dachte ich du liegst im Sterben", rief Hemin aufgebracht.
,,Der Teufel beschützt wohl Seinesgleichen", konnte Rose nur schulterzuckend erwiedern.
,,Jiyan! Was ist passiert? Wer hat dir das angetan? Ich bin beinah vor Angst um dich gestorben!"

Rose erzählte ihrer Mutter und Hemin die  ganze Geschichte. Zwischendurch fluchte ihre Mutter und atmete scharf ein. Hemin wiederum, meinte einige mal ,,Das hast du nicht gemacht!" oder ,,Wehe du lügst mich an. Das hast du dir doch ausgedacht!".

Rose wurde noch am gleichen Abend entlassen und kehrte zurück nach Hause .
In den darauffolgenden Tagen brachen zwischen Rose und ihren Eltern immer wieder Diskussion aus. Rose sollte laut ihren Eltern nicht mehr dort arbeiten. Es könnte ja sein, dass die Typen Rache nehmen wollen. Das ist zu gefährlich. Sie ist doch ein Mädchen. Durch die ganzen Diskussionen wurden alte Diskussionen geöffnet, wie zum Beispiel: Du solltest dich lieber auf die Schule konzentrieren.
Und immer und immer wieder, mehrmals täglich wurde diskutiert und gestritten.

,,Es reicht. Ich bin dein Vater und ich sag du setzt kein Fuß mehr in dieses Cafè. Ende der Diskussion."
,,Das kannst du nicht machen. Ihr wollt mich doch anketten. Das ist es, oder? Nein, ich gehe wieder ins Cafè."

Und kaum hatte sie es ausgesprochen schon hatte ihr Vater die Hand gehoben, dabei den Tee umfallen lassen und kräftig ausgeholt, bevor er Rose mit der flachen Hand ins Gesicht schlug. Sie hatte es kommen sehen, aber sich aus Schock nicht bewegt.
,,WIE? WIE REDEST DU MIT MIR? WIE HAB ICH DICH ERZOGEN?"
Diesmal sah sie wie er das Bein hob um sie zu treten, aber sie lief weg und konnte einige Meter zwischen sich und ihren Vater bringen. Ihre Blutergüsse waren noch nicht mal ganz geheilt und schon kassierte sie die nächsten Schläge.

,,Hör auf! Hör auf! Bitte, bitte... Papa bitte... ich bitte dich lass mich da weiter arbeiten... bitte!", schluchzte Rose jetzt. Irgendwie fühlte sich Rose wieder in die Zeit zurückversetzt in der sie in dem Cafè anfangen wollte zu arbeiten.

Ihr Vater sah sie nur angewidert an und ging an ihr vorbei weiter ins Wohnzimmer, um auf dem Balkon eine zu rauchen.

Ihre Mutter, die das Ganze vom Weiten beobachtet hatte, seufzte.
,,Du weißt, dass du ihn nicht verärgern sollst. Er ist dein Vater sprich anständig mit ihm."

,,Ich will dort wieder arbeiten. Lass mich einfach da wieder arbeiten...bitte. Ich-"

,,Ich werde mit ihm sprechen."

Rose Gesicht war vor Traurigkeit und Schmerz verzerrt, mit einem zittrigen ,,Danke", verzog sie sich wieder in ihr Zimmer.

Sie wollte sich gerade ins Bett legen, um zu weinen, als ihr Bruder die Tür öffnete.

,,Rose, aber wieso...machst du immer...Streit... mit Papa."

,,Kleine Maus, ich... kannst du einfach die Türe zu machen", sagt Rose erschöpft und den Tränen viel zu nah. Sie wollte nicht das ihr kleiner Bruder sie weinen sieht.

,,Ok."

,,Ok. Danke, kleine Maus."

Die Tür ging zu und Rose fing an sich mit ihrem dröhnenden Kopf in den Schlaf zu weinen.

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