93. Die Trilogie
Hallo meine Lieben, vielen Dank für die Kommentare zum letzten Blogkapitel.
Heute möchte ich mich mit der Thematik 'Trilogie' befassen.
Zunächst einmal möchte ich die richtige Schreibweise hervorheben. Es heißt nicht Triologie, sondern Trilogie. Einige machen das verkehrt, deswegen weise ich lieber daraufhin.
Eine Trilogie zu schreiben, stellt bestimmte Anforderungen an den Autor. Dinge, die keineswegs außer Acht gelassen werden dürfen, wenn sie lesbar, unterhaltsam und spannend sein soll.
Dafür gibt es drei wichtige Grundregeln.
Regel Nummer eins: Es sollte einen roten Faden geben, der sich permanent durch die komplette Geschichte zieht, durch alle drei Teile. Diesen dürft ihr als Autor niemals aus den Augen verlieren, denn er ist der Grundgedanke eurer Geschichte, der Main-Plottwist sozusagen.
Regel Nummer zwei: Jeder Teil der Trilogie sollte eine eigene Geschichte haben, ein eigenes Drama, aber dennoch muss auch der Mainplottwist weiter vorangetrieben werden.
Regel Nummer drei: Beendet den ersten und den zweiten Teil möglichst mit einem Cliffhanger.
Achtung: Die Regel mit dem Cliffhanger gilt nicht, wenn ihr eine Trilogie wie die drei Teile von Noah Gordon (Der Medicus, Der Schamane und Die Erben des Medicus) verfasst, wo zwischen den einzelnen Teilen eine Zeitspanne von mehreren hundert Jahren liegt.
Wenn ihr diese drei wichtigen Regeln befolgt, habt ihr schon die halbe Miete gewonnen, wie man so schön sagt. Aber es gibt noch andere Dinge zu beachten, um eine Trilogie interessant zu gestalten.
Ratsam ist zum Beispiel ein Ortswechsel, man lässt jeden Teil an einem anderen Ort spielen. Es ist nicht zwingend erforderlich, dass ihr dies tut, das kommt sehr auf die Grundstory der Trilogie an, aber in einigen Fällen ist es doch angebracht.
Integriert neue Charaktere in die Geschichte, Menschen die im zweiten und dritten Teil hinzukommen. Im Gegenzug können auch welche aus dem ersten oder zweiten Teil wegfallen, sofern dies einen Sinn ergibt und die Story dadurch nicht zerstört wird.
Entwickelt eure Charaktere und besonders die Hauptcharaktere. Das ist enorm wichtig, denn wenn gegenüber von Teil eins und Teil zwei keinerlei Entwicklung erkennbar ist, würde mich das als Leser schon stutzig machen und irgendwie langweilen.
Entwickelt auch die Geschichte in angemessenem Maße, tretet nicht auf der Stelle, treibt sie in einem Tempo voran, das den Leser animiert, dran zu bleiben.
Verrennt euch nicht in den Gedanken, unbedingt eine Trilogie schreiben zu wollen, wenn es der Stoff, mit dem ihr gedanklich arbeitet, nicht hergibt. Ihr habt keine gefühlten 60 Kapitel Zeit, bis ihr den ersten Knall (Wendepunkt) beschreiben könnt. Das muss viel früher kommen.
Man sollte keine Trilogie schreiben, weil man es einfach mal ausprobieren möchte und deswegen dann alles in die Länge ziehen. Die Storyline muss es hergeben, sie muss die Trilogie gewissermaßen rechtfertigen.
Das bedeutet natürlich auch, dass ihr ziemlich weit in die Zukunft denken müsst, was eure Geschichte angeht. Generell ist das bei jedem Mehrteiler der Fall, auch bei einem Zweiteiler.
Leider habe ich schon Zweiteiler auf Wattpad gelesen, da hatte es den Anschein, dass der Autor den zweiten Teil nur geschrieben hat, weil der erste gut ankam. So nach dem Motto „Dann schreibe ich halt noch einen zweiten Teil, mal schauen, ob ich die Reads noch toppen kann." Dementsprechend las sich die Geschichte auch und das Ende war zudem grottenschlecht. Der zweite Teil war wesentlich kürzer als der erste, daran sah man schon, dass die Autorin nichts durchdacht hatte und es passte auch zu dem abrupten Ende.
Also macht euch bewusst, wenn ihr einen Mehrteiler schreibt, ist eine grobe Planung bis zum Ende erforderlich. Ich sage mit Absicht grob, damit meine ich nicht, die Einzelheiten oder jedes Kapitel. Das kann ich nämlich auch nicht, ich gehöre nicht zu den Autoren, die jedes Kapitel vorplanen oder generell vorplanen, was in welchem Kapitel passiert. Dennoch war ich dazu in der Lage, eine Trilogie auf die Beine zu stellen. Der rote Faden hat mir dabei stets geholfen, an ihm habe ich mich immer orientiert.
Das Ende der Trilogie sollte dann quasi einen Höhepunkt setzen. Das, was man sonst am Ende eines Einteilers schreibt, kommt bei der Trilogie am Ende des dritten Teiles.
Während des Schreibens einer Trilogie hat man genügend Zeit, die Charaktere zu erarbeiten, sich entwickeln zu lassen. Nutzt diese Zeit sinnvoll, vergesst nicht, dass die Protas sich mit dem Fortschreiten der Storyline auch entwickeln sollen.
An dieser Stelle gilt es jedoch etwas ganz Entscheidendes zu beachten: Eine Trilogie zu schreiben bedeutet nicht, dass ihr mehr Zeit habt, einen Charakter dreidimensional darzustellen. Es bedeutet nur, dass ihr mehr Zeit habt, sich den Charakter, den Ereignissen entsprechend, entwickeln zu lassen. Das ist nämlich ein Unterschied.
Die dreidimensionale Darstellung erfolgt im ersten Teil. Der Charakter bekommt ein soziales Umfeld, eine Familie, Freunde. Wir geben ihm ein Aussehen und bestimmte Eigenschaften (z.B. Jähzorn, Geiz, Liebenswürdigkeit, Ängstlichkeit, Schusseligkeit), oder auch bestimmte Angewohnheiten (Nägelkauen zum Beispiel) – Jetzt kommt der Knackpunkt: Diese Dinge können sich im Laufe der Geschichte verändern, je nachdem welche Erfahrungen wir den Protagonisten in der Story angedeihen lassen. Damit man aber eine Veränderung greifbar macht, sollten diese Merkmale am Anfang recht deutlich hervorgehoben werden.
Für die Storyline setzt ihr euch am besten Zwischenziele, was wo und wann passieren soll. Legt Spuren, damit die Leser erahnen, dass vielleicht noch andere Dinge, die noch nicht ausführlich angesprochen wurden, auf sie warten. Spuren legen, sollte man übrigens in jeder Geschichte tun, nicht nur in einem Mehrteiler. Eigentlich tue ich das in meinen Geschichten sehr oft - manche finden die Spuren sofort, andere nicht. Bei ihnen kommt der Aha-Effekt dann wesentlich später, aber er kommt.
Wie dem auch sei, in einer Trilogie ist es extrem wichtig, diese Spuren zu legen, um sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufnehmen bzw. aufleben lassen zu können.
Bitte packt eure Trilogie nicht mit Klischees voll, denn das Denken: „drei Teile, dreimal so viele Klischees", das funktioniert leider nicht besonders gut. Es macht die Qualität nicht besser. Jede Story verträgt aber mindestens ein Klischee, ganz ohne zu arbeiten funktioniert kaum, aber wie gesagt, Klischees sind keine Rudeltiere. Geht sparsam mit ihnen um und nutzt sie da, wo sie eventuell Sinn machen. (Vielleicht sollte ich darüber ein eigenes Blogkapitel verfassen, falls Interesse besteht).
Die Balance zwischen Spannung und den Momenten, in denen der Leser verschnaufen kann, zu finden, ist generell in einer Trilogie schwieriger, da man drei Teile bedienen muss und nicht nur einen.
Versucht mal zwanzig Kapitel am Stück die Spannung zu halten – das ist sehr schwer, aber dennoch nicht unmöglich. Und die Spannungsbögen sollten in jedem der drei Teile vorhanden sein. Dabei muss man aber wissen, wann eine Verschnaufpause für die Leser angesagt ist und wie lange diese dauern soll, bevor man wieder loslegt, um ihnen (sinnbildlich gesprochen) die Haare zu Berge stehen zu lassen.
Es ist schon schwierig genug, das alles in einem Einteiler stattfinden zu lassen, bei einer Trilogie ist es jedoch dreimal so schwer. Ihr müsst euch dreimal einen Plotttwist ausdenken, der nicht sofort durchschaubar ist, ihr müsst den Grundplottwist nebenbei weiterführen und ihr müsst das Ende erfolgreich abschließen. Seht ihr, was da auf euch zukommt?
Mich wundert es nicht, dass viele daran scheitern, weil sie das Ganze unterschätzen und sich selbst überschätzen. Lasst es langsam angehen, übt erstmal und stellt mehrere Einteiler, vielleicht auch einen Zweiteiler fertig, bevor ihr euch an eine Trilogie wagt.
Eine Trilogie zu schreiben erfordert eine ungeheure Disziplin, wesentlich mehr als ein Einteiler. Es dauert lange, sie fertigzustellen, man muss also immer (gedanklich) dranbleiben, damit man den Faden nicht verliert. Und letztendlich muss man die Leidenschaft aufbringen, sie fertigzustellen.
Kommen wir nun zu den Fragen.
Wer von euch hat schon eine Trilogie geschrieben, oder ist gerade dabei?
Wie viele Geschichten (Einteiler oder Zweiteiler), habt ihr bereits fertiggestellt, bevor ihr euch an die Trilogie gewagt habt?
Was fandet ihr persönlich am schwersten beim Schreiben einer Trilogie?
Seid ihr schon einmal an einer Trilogie gescheitert?
Lest ihr generell gerne Mehrteiler (Trilogien) oder lieber Einteiler?
Was muss eurer Ansicht nach eine Trilogie haben, damit sie euch fesselt und nicht als Leser verliert?
Was dagegen mögt ihr bei Trilogien nicht so sehr?
Kennt ihr Beispiele guter, spannender Trilogien (in der echten Buchwelt)?
Ist es gewünscht, dassich mal ein Blogkapitel über den Sinn, Unsinn und das eventuelle Brechen derKlischees schreibe?
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