15. An der Uni von Boston
Boston, Massachusetts
zwei Tage nach der Ankunft
Immer noch müde schlurften Anne und Tobias die Treppe des Gebäudes herunter. Der Flur des mehrgeschössigen Hauses sah ziemlich heruntergekommen aus. Doch die Beiden wollten sich keinesfalls darüber beschweren. Denn Dank der vielen Studenten, die hier wohnten, konnte man in diesem Viertel günstig unterkommen. Jetzt im Sommer, wo Semesterferien waren, boten viele Studis ihren Wohnraum zur Untermiete an. Auch Anne und Tobias hatten auf diese Weise schnell eine Unterkunft in Boston gefunden.
Langsam gingen sie die knarzigen Holzdielen hinunter. Der Fahrstuhl funktionierte leider auch nicht. Aber durch den Treppengang konnte man wenigstens um diese frühe Uhrzeit etwas wacher werden. Fand jedenfalls Tobias.
Sie hatten die Wohnung auch fast für sich allein gehabt. Die Studentin, in dessen Zimmer sie nächtigten, war ja sowieso nicht da. Von den anderen drei Mitbewohnern war nur ein gewisser Steve zur Zeit vor Ort, weil er diese Woche noch mündliche Prüfung in den Rechtswissenschaften hatte. Um ihn so früh morgens nicht zu wecken, hatten Tobias und Anne extra auf Frühstück verzichtet und sich nur schnellstmöglich fertig gemacht.
Der fehlende Kaffee am Morgen schlug Tobias auf das Gemüt. Anne, die neben ihm herunter ging, betrachtete ihn wissend von der Seite. "Na - gehts?", fragte sie ihn schließlich, nach dem er ungefähr zum zehnten Mal missmutig gegähnt hatte. Sie waren gerade in der 2. Etage des Gebäudes.
Tobias schlurfte weiter die Treppe herunter und sah Anne nur mit müden Augen an. "Hhm...", brummte er schlecht gelaunt.
Anne, die neben ihm herging, tätschelte ihm tröstend die Schulter und schmunzelte nur.
Schließlich erreichten sie den Ausgang und gingen die Stufen der Steintreppe hinunter auf den Bürgersteig. "Verdammt, warum blendet die Sonne schon so", grummelte Tobias und hielt sich eine Hand vors Gesicht.
"Damit du endlich wach wirst", sagte Anne sofort und grinste.
Tobias nickte müde. "Geht langsam...", gab er von sich. "An der Uni kriegt man ja zum Glück auch Kaffee und Frühstück."
Anne nickte und schaute etwas wehmütig. Sie würde am Bahnhof frühstücken. Weil sie heute nach Ludlow fuhr. Ohne Tobias.
Sie drehten sich einander zu und sahen sich lange an. Tobias brachte ein Lächeln zustande und nahm zärtlich Anne's Hände. Beide dachten an das tolle Wochenende, dass sie hier in Boston erlebt hatten. Noch am Samstag waren sie abends mit Steve was trinken gegangen. Ihr temporärer Mitbewohner hatte ihnen auch gleich gesagt, wo sie was fanden. Gestern hatten sie den ersten ganzen Tag in Amerika genutzt und sich Boston angeschaut. Die Stadt bot fantastische Häuserzeilen und Parks. Sogar eine Bustour hatten sie mitgemacht und waren dabei schon am Universitäts-Campus vorbeigefahren, den Tobias heute aufsuchen wollte.
Es hatte sich richtig wie Urlaub angefühlt.
Doch heute war Montag. Die Dinge, die sie anschieben wollten, lagen an. Der Moment des Abschieds war gekommen.
Anne und Tobias standen mit verschränkten Händen auf dem Bürgersteig und sahen sich verträumt an. Beide fühlten sich gerade stark miteinander verbunden. Anteil daran hatte auch der tolle Abend im Kerzenschein, wie auch die danach folgende kuschlige Nacht, in der sie nur wenig Schlaf gefunden hatten. Beide fühlten sich gestärkt. Sie wussten: der Abschied würde nicht lange währen. Und dann werden sie weitere tolle Momente dieser Art hier erleben.
"Tja...", sagte Anne schließlich. "Ich muss..." Sie wollte unbedingt den 9-Uhr-Zug nach Ludlow schaffen, wie Tobias wusste.
Tobias nickte einmal kurz. "Hast du die Fahrkarte?", fragte er sanft.
"Klar", antwortete Anne sogleich. "In meiner Po-Tasche." Sie grinste herausfordern und nickte mit dem Kopf schräg hinter sich. "Kannst gerne nachgucken..."
In Tobias müdes Gesicht brach ein Lächeln hervor. Er trat an Anne heran, hielt sie an den Schultern fest und meinte spitzbübisch: "Vorsicht... Nicht dass du noch den Zug verpasst..."
Anne grinste immer noch herausfordernd und erwiderte: "Ach - meinst du, du bist schon wieder startklar?"
Tobias schüttelte nur grinsend den Kopf. "Komm her, du...", meinte er ergebend und umarmte seine Freundin fest.
Anne's Lächeln ging langsam zurück. Es war Zeit, aufzubrechen. Sie versenkte ihren Kopf für einen Moment an seiner Brust. Zum Glück würden sie nur eine Nacht voneinander getrennt sein.
Tobias genoss den Duft ihrer Haare und streichelte sie sanft über den Rücken.
Einen Moment später ließen sie sich los, küssten sich noch einmal etwas länger und gingen dann langsam rückwärts. Schließlich hob Anne die Hand und wandte sich ganz um. Sie hatte einen anderen Weg als Tobias, der sich kurz darauf ebenfalls umdrehte und die Straße Richtung Westen davonging.
Keinem von Beiden war der blaue Chevrolet aufgefallen, der die ganze Nacht gegenüber dem Wohnblock auf der anderen Straßenseite gestanden hatte...
___
Agent Daniel O'Connors hing zusammengesunken hinter dem Steuer seines Chevrolets. Die ganze Nacht hatte er das Gebäude observiert, doch waren die deutschen Studenten dieses Mal abends nicht weggegangen oder von woanders wiedergekommen. Heute am Morgen würde er sie aber sicherlich herauskommen sehen. Dann galt es, sich sofort an ihre Fersen zu heften!
Doch beim ersten Tageslicht ließ O'Connors Konzentration allmählich nach. Erschöpfung schlich sich in seine Knochen und als schließlich die Sonne ihre ersten Strahlen über die oberen Etagen der Häuserblöcke schweifen ließ, war er gänzlich eingenickt.
Während Anne und Tobias gerade heraustraten, schlummerte O'Connors und träumte etwas aus seiner Kindheit...
...Mit leisen Schritten gehe ich die Flurtreppe ganz runter - bis ans Ende. Hoffentlich schlafen noch alle! Aber dieses Haus ist so geheimnisvoll - ich muss mir das unbedingt ansehen!
Unten angekommen gucke ich mir staunend den Raum an. Was für ein großes Wohnzimmer! Und alles mit so schönem Holz überall - am Boden und an den Wänden. Mit großen Augen wandere ich in dem Raum herum. Im Schummerlicht der aufgehenden Sonne sieht er noch geheimnisvoller aus. Bestimmt gibt es hier geheime Zaubergegenstände zu entdecken!
Langsam gehe ich erst zu dem Schrank mit den großen Türen, die vom Boden bis zur Decke reichen. Der Schrank ist auch so ein Geheimnis, denn er ist In der Wand drin! Die Türen sind Teil der Wand. Ich fasse vorsichtig an den Drücker der linken Tür und ziehe. Leider passiert nichts. Ich versuche es an der rechten Tür. Geht auch nicht. Okay, dann ein andermal.
Ich drehe mich um und gehe Richtung Tisch. Er ist riesig und hat eine schöne Farbe. Mama sagt, der ist aus Magoni - oder so ähnlich.
Immer näher komme ich an den Tisch heran. Da liegt etwas Besonderes. Ich schaue hin und erkenne: eine Pistole! Und zwar eine richtige - kein Spielzeug! Das sehe ich nun ganz deutlich. Sie liegt auf einer Zeitung. Das Schlaufending, wo die Pistole sonst drinsteckt, liegt daneben. Langsam strecke ich meine Hand aus und nähere mich der Pistole. Wie die sich wohl anfühlt...
"Finger weg, Sportsfreund", höre ich plötzlich eine Frauenstimme hinter mir. Erschrocken drehe ich mich um. Eine blonde Frau in Polizeiuniform steht an der Tür. Meine Tante.
Kaum sehe ich sie schuldbewusst an, geht sie mit langsamen Schritten auf mich zu. Ihr blaues Polizeihemd leuchtet etwas durch die aufgehende Sonne, die durchs Fenster scheint. Ihre schwarze Lederhose gibt bei jedem Schritt Geräusche von sich. Langsam und locker geht sie bis zu dem Wandschrank, lehnt sich dann dagegen, verschränkt lässig die Arme und sagt übertrieben betont: "Das ist meine Kanone, Kleiner." Sie guckt ein wenig streng, aber irgendwie wirkt es so, als schmunzelt sie auch ein bisschen. Anscheinend ist sie mir nicht wirklich böse.
Ich will mich gerade entschuldigen, als alles um mich herum hell wird...
O'Connors schreckte hoch. Irgendetwas blendete ihn. 'Scheiße, ich bin eingeschlafen!', erkannte er sofort. Er setzte sich aufrecht. Dann sah er, was ihn geblendet hatte. Im Seitenspiegel seines Wagens leuchtete ihm die Sonne entgegen, die von hinten genau über der Straße aufgegangen war.
Der FBI-Agent rieb sich schnell die Augen und sah sich um. Verdammt - wenn er jetzt etwas verpasst hatte! Weiter die Straßen hoch sah er einen Fußgänger mit einem kleinen Rucksack zügig davongehen. 'Simmrow!', durchzuckte ihn die Erkenntnis. Anscheinend hatten seine beiden Tauben ihr Nest gerade verlassen.
Sogleich griff O'Connors zu seinem Schlüssel und startete den Wagen. Doch was war das! Hinter ihm hatte jemand einen Mustang so dicht an seinem Auto abgestellt, dass er nicht ausparken konnte. Der Wagen vor ihm stand auch zu dicht, doch zurücksetzen war ja nicht mehr möglich. Dunkel erinnerte er sich an das gut gelaunte Paar, das nachts hinter ihm eingeparkt hatte. Leider war ihm im Dunkeln entgangen, wie unverschämt dicht die Beiden ihren Wagen hinter seinen gestellt hatte.
"Verfluchte Scheiße!", ärgerte sich O'Connors, öffnete ruckartig die Fahrertür und stieg aus. Wohl oder übel musste er Simmrow zu Fuß hinterher. Warum er ohne seine Freundin dort langging, konnte er im Moment noch nicht verstehen.
Sein Blick schnellte nach links und rechts. Immer wieder sauste ein Fahrzeug vorbei und das abwechselnd auf beiden Spuren. Die Rush-Hour von Boston hatte begonnen.
Nervös lenkte O'Connors immer wieder seinen Blick zum gegenüberliegenden Bürgersteig, um diesen Simmrow auszumachen. Doch der deutsche Student war bereits nicht mehr zu sehen.
"Aargh", stöhnte O'Connors und gab es auf, die Straße zu überqueren. Stattdessen eilte er den Bürgersteig auf dieser Seite entlang. Es war auf jeden Fall Simmrow, den er da gesehen hatte, und er hatte eine gute Vorstellung wohin er unterwegs war.
Er lief den Bürgersteig hoch, in Richtung nächste U-Bahn-Station. Von dort gab es eine Linie zum Universitäts-Campus.
___
Eine ganze Zeit später stieg Tobias eine U-Bahn-Treppe nach oben und sah von weitem die Gebäude der Universität vor sich. Allerdings nur die, die man von hier aus überblicken konnte. Der Campus der Bostoner Universität wirkte wie die Ansammlung mehrerer Universitäten auf einem Haufen und war wie eine eigene Stadt innerhalb der Stadt. Jedes nur erdenkliche Studium konnte hier absolviert werden.
Tobias erreichte die weitläufigen Anlagen und ging ein Stück auf dem Hauptweg entlang. Die ersten Gebäude kamen in Sichtweite, doch ließ Tobias sie liegen. Sein Ziel lag noch etwa zwei Meilen entfernt. Dort nämlich lag das Institut der Rechtswissenschaften und dorthin musste Tobias.
Immer neue Plätze und Einrichtungen kamen in Sicht. Überall tummelten sich junge Menschen, standen entweder in kleinen Grüppchen zusammen und tauschten sich über etwas aus oder eilten zügig auf ein anderes Gebäude zu.
Tobias staunte nicht schlecht und nickte anerkennend. 'Damit kann Greifswald nicht mithalten', dachte er. Die Größenordnung hier war eine Kategorie für sich. Vermutlich war der gesamte Komplex allein so groß wie die ganze Stadt Greifswald. Wer sich hier nicht auskannte, würde noch im Dunkeln verzweifelt umherirren.
Doch Anne und Tobias hatten auch in dieser Hinsicht Glück gehabt. Aus den Medien wussten sie bereits, dass die Frau des Professors am Institut für Rechtswissenschaften unterrichtete. Glücklicherweise war ihr Mitbewohner Steve ein Jura-Student und kannte daher auch Samantha Hayden. Damit sie nicht ins falsche Gebäude gingen, hatte Steve ihnen gleich am ersten Abend erklärt, wo Frau Dr. Hayden zu finden sei und auch den genauen Weg zu diesem Gebäude.
Angesichts der zahlreichen Wege und Einrichtungen, in die man hier gehen konnte, war Tobias innerlich sehr dankbar, dass sie mit Steve einen Insider kennengelernt hatte. Unbeirrbar ging er weiter.
Schließlich bog er doch schon einmal vorher ab. Er erspähte eine kleine Bäckerei, die nicht so weit vom Hauptweg entfernt war. Da der Hunger langsam doch deutlich zu spüren war, schlugen Tobias' Füße fast schon automatisch den Weg dorthin ein. Er hatte noch genügend Zeit. Von Steve wusste er, dass Samantha Hayden heute erst um 10 Uhr ein Seminar abhielt.
Kurz darauf erreichte er das kleinere Gebäude, das zum Glück auch schon geöffnet war. Ähnliche kleine Bäckerstuben gab es auf dem ganzen Gelände der Universität verteilt und wurden meist von Studierenden betrieben, wie Anne und Tobias erfahren hatten.
In Tobias' Gesicht schlich sich ein Lächeln, als er beim Betreten den herrlichen Duft von Kaffee vernahm. Endlich konnte er ein vernünftiges Frühstück einnehmen und wach werden!
Nachdem er sich mit zwei Tassen Kaffee und drei Croissants mit Nougat-Creme gestärkt hatte, ging er in guter Laune den Hauptweg weiter. Zu den Rechtswissenschaften war es nun nicht mehr so weit.
Auf seinem Weg dorthin kamen auch die Gebäude der Philosophischen Fakultät in Sichtweite. Energisch blickte er dorthin. In einem dieser Häuser hatte Professor Hayden unterrichtet und geforscht. Tobias war nämlich nicht nur darauf aus, mit Samantha Hayden zu sprechen - nein. Er sah es als seine Pflicht an, später auch noch das Institut des Professors aufzusuchen und nach Anhaltspunkten Ausschau zu halten. Er hatte das Tagebuch des Professors nicht vergessen. Dort hatte Jonathan Hayden angedeutet, dass es Leute gab, die ihn unterstützt hatten bei seiner Recherche über Silent Hill und den Orden. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering war - vielleicht fand Tobias doch noch etwas Mysteriöses zu Silent Hill, das half, den Professor genau aufzuspüren.
Er hatte dieses Vorhaben vor Anne geheim gehalten. Aber er würde nicht von hier weggehen, ohne wenigstens versucht zu haben, einen Hinweis oder einen Schlüssel zu finden, der den Prof aus Silent Hill befreien könnte...
Derlei in Gedanken erreichte Tobias endlich den Campus der Rechtswissenschaften. Er bog vom Hauptweg ab und erspähte das backsteinrote Gebäude mit den blauen Fenstern, das Steve ihnen beschrieben hatte. Gerade kam ein Gruppe Studierender heraus und diskutierten auf Englisch über die Macht des Supreme Court.
'Hier bin ich richtig', dachte Tobias schmunzelnd, ging die paar Stufen hoch und betrat das Gebäude.
Kurz darauf war er in der 3. Etage und ging einen langen Flur hinunter. Bei jeder Tür spähte er auf das Schild an der Seite. Schließlich, fast am Ende des Ganges, erblickte er neben der vorletzten Tür ein Schild, auf dem stand: "Mrs. Dr. Samantha Hayden". Darunter stand als Fachgebiet "Political Jurisdiction".
Tobias atmete einmal tief durch. Dann klopfte er dreimal fest an die Tür. Er hörte genau hin, doch es kam keine Antwort. Er klopfte noch drei weitere Male an. Wieder keine Antwort.
Er runzelte die Stirn und drückte den Türdrücker herunter. Anscheinend war Mrs. Hayden nicht da.
Doch überraschenderweise war die Tür nicht geschlossen und ließ sich öffnen. Tobias trat ohne zu zögern einfach ein. Vorsichtig schaute er in den ihm sich auftuenden Raum.
Und sogleich erblickte er Samantha Hayden. Sie saß an dem einzigen breiten Schreibtisch und starrte mit konzentrierter Miene auf den Bildschirm eines Laptops. Ein paar ihrer grauen Haare hingen ihr dabei wirr in die Stirn. Mit der rechten Hand klickte sie anscheinend immer auf die Maus, so als guckte sie etwas durch.
Tobias stand einen Moment unentschlossen da, doch als Mrs. Hayden ihn gar nicht zu beachten schien, schloss er einfach langsam die Tür hinter sich.
"Ich kann mich nicht erinnern, Sie hereingebeten zu haben", sagte Samantha Hayden daraufhin mit einer leicht tadelnden Stimme. Tobias schaute sie mit betroffener Miene an, doch Mrs. Hayden hatte dies gesagt, ohne ihren Blick vom Bildschirm abzuwenden. "Wenn Sie etwas wollen - im Moment ist es ungünstig", fügte sie hinzu, immer noch den Blick weiter auf den Laptop gerichtet. "Morgen ist meine Sprechstunde - kommen Sie dann wieder."
"Äh - nein, ich bin gar nicht einer ihrer Studenten", sagte Tobias zaghaft.
Endlich blickte Samantha Hayden von ihrem Laptop auf. "Oh - Sie haben einen deutschen Akzent", sagte sie interessiert und musterte Tobias über ihre Brille spähend. "Wissen Sie vielleicht nicht, wo Sie hinmüssen?"
"Äh - nein, so ist das nicht", meinte Tobias und machte ein paar Schritte auf den Schreibtisch zu.
"Warten Sie - einen Moment", sagte Mrs. Hayden plötzlich mit höherer Stimmlage, "ich kenne Sie doch! Ich hab Sie schon mal gesehen."
Tobias nickte. "Richtig", erwiderte er, "und zwar in Greifswald... in Germany. Ich und meine Freundin sind die beiden Studenten, die ihren Mann kannten."
Samantha Hayden kam ins Staunen. "Ja - richtig", erkannte sie. "Aber was machen Sie jetzt hier."
Tobias räusperte sich. "Es geht um ihren Mann. Wir haben dem FBI-Agenten nicht alles darüber erzählt. Aus Angst, wissen Sie?"
Die Frau des Professors schaute Tobias durchdringend an.
"Meine Freundin und ich", erklärte Tobias vorsichtig weiter, "glauben, dass ihr Mann noch lebt. Und wir wissen vermutlich auch, wo er ist." Er sah sie eindringlich an.
"Wie bitte?!", gab Samantha Hayden ungläubig von sich. Die Worte kamen leise, fast unscheinbar. Ihr Mund war vor Staunen geöffnet.
"Wissen Sie, es gibt dort eine gefährliche Sekte", fuhr Tobias vorsichtig fort. "In einem Ort namens Silent Hill..."
Mrs. Hayden horchte auf. "Sie wissen von Silent Hill? Und vom Orden?!"
Jetzt wunderte sich Tobias. "Sie anscheinend auch...", staunte er.
"Natürlich", meinte Samantha Hayden und machte eine unterstreichende Kopfbewegung. "Jonathan erzählte mir natürlich immer, womit er sich gerade beschäftigt."
Tobias nickte erkennend.
Mrs. Hayden schaute ihn eindringlich an. Langsam begriff sie, was der junge Mann ihr sagen wollte. "Sie glauben also auch, dass er dort ist...", sagte sie mit dem Kopf zur Seite geneigt.
"Ja...", erwiderte Tobias kurzatmig und unterdrückte ein Schaudern. "Ihr Mann ist in Silent Hill."
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