9. Kapitel


Der Wind brauste über den See. Trotz des wärmenden Feuers bibberten Tilda und ich vor Kälte. Unser zerstöhrtes Dach und das nicht gerade gemütlich aussehende Wohnzimmer machten die Nacht noch schauriger. Ich saß neben Tilda unter einer Decke und versuchte nicht an Orks, Bain, meinen Vater, oder den Drachen zu denken. Bain war immernoch nicht zurückgekommen, genauso wie Pa und ich ahnte schon, dass die Beiden wieder etwas ausheckten. Ich hoffte nur, dass ihnen nichts zugestoßen war, denn ich war mir ziemlich sicher, dass sowohl der Bürgermeister als auch sein Assistent beide gegen meinen Vater waren. Tilda meinte irgenwann, dass Bain ihr mal was von einem schwarzen Pfeil erzählt hatte, aber ihr konnte man nicht trauen und außerdem hatte ich keine Ahnung, was ein schwarzer Pfeil mit dem Drachen zu tun haben sollte. Na ja, so rein theoretisch könnte er ihn verwunden, aber konnten das nicht alle Pfeile? Hä? Jetzt bin ich verwirrt. Wenn es wirklich nur ein Pfeil könnte, dann war der Drache ja wirklich unbesiegbar...
Eigentlich dachte ich, dass man ihn wenigstens hätte verwunden können.
Trotz der eiskalten Nacht und dem gefährlichen Gefühl, dass in der Luft lag, schliefen Tilda und ich dann doch irgendwann ein, zu erschöpft von dem Angriff der Orks. Meine Träume waren beinahe gruseliger, als die echte Welt.Sie handelten von vielen verschiedenen Drachen, die alle beschlossen hatten durch unser Dach einzubrechen und dann stellten sie sich furchteinflößend auf und bevor ich mich noch darüber wundern konnte, dass mehr als fünf Drachen in unser bescheidenes Wohnzimmer passten spien mich die Drachen auch schon alle auf einmal glühende Frühstückswaffeln auf mich. Dann wurde alles schwarz. Nach Luft ringend fand ich mich endlich wieder in unserem Wohnzimmer wieder. Neben mir lag Tilda , die in der Nacht wohl die gesamte Decke an sich gerissen hatte, denn ich selbst fror mir die Glieder ab. Der Nachtwind brauste kälter als zuvor und ließ die Flammen unseres Kaminfeuers auflodern. Ich rüttelte Tilda wach. „Gib mirgefälligst was von deiner Decke ab, du Zwerg!", schimpfte ich etwas heißer (na toll, jetzt hatte ich mich anscheinend erkältet!). Tilda erschrak und ich kuschelte mich wieder neben sie unter die Decke. Wir Beide wären beinahe wieder eingeschlafen, wenn uns nicht beide ein lautes Geräusch aus dem Halbschlaf geweckt hätte. Es klang ein bisschen, wie Donnergrollen, aber ich wusste, dass es etwas deutlich schlimmeres war.
„Der Drache",schrie Tilda auf, die wohl meine Gedanken gelesen hatte. „Komm, ich muss dich hier wegbringen", ich schnappte Tilda an der Hand und rannte mit ihr die Treppe herunter. Hier oben waren wir nicht mehr sicher. Aber wo sollten wir uns hier verstecken vor einem Drachen war man wohl nirgendwo sicher. Ich schaute mich um: Wir konnten entweder in Dad's Zimmer, in die kleine Vorratskammer, oder in unseren Schlafraum.
Ratlos stand ich da.
Da viel mir etwas ein. Hatte nicht unser Hausfrüher mal irgendeinem Weinhändler, oder so gehört? Tilda schien dies im selben Moment einzufallen, wie mir und gemeinsam preschten wir in den Raum, der mit unseren Vorräten für den Winter gefüllt war. „Hier muss doch irgendwo ein Geheimkeller sein", murmelteTilda. Na ja, es musste nicht unbedingt einer hier sein. Schließlich sollten Weinhändler ja eigentlich keine geheimen Keller haben, aber in allen Geschichten oder alten Sagen hatten die ja immer geheime Vorratsräume für ihre geheime Wahre, und warum sollte das in der Wirklichkeit dann nicht so sein. Ich schaute mich um. Über uns hörte ich laute Schreie. Der Drache schien angekommen zu sein. Wir durften hier nicht mehr viel Zeit verlieren. An allen drei Wänden (die es außer der Wand mit der Tür in dem kleinen Raum noch gab) waren hohe Regale gestellt worden, die bis zum Rand mit Kartoffeln, getrocknetenKräutern, Karotten, gesalzenen Fischen und Getreide gefüllt waren.
Meine kleine Schwester begann heftig in den Vorräten herum zuwühlen. „Der Eingang muss irgendwo hier sein", meinte sie zumir. „Aber ich habe doch schon Oft die Rückseiten der Wändehinter den Regalen gesehen", widersprach ich. So eine Geheimtür würde ich doch nicht übersehen... Über uns hörte ich Flügelschläge. Allmählich begann auch ich in den Regalen zu wühlen. Da viel mir etwas ein. Ich schaute auf den Holzboden. Konnte es sein, dass der geheime Keller unter ihnen war? Vorsichtig untersuchte ich den Boden. Ich hörte ein lautes Krachen über mir. Irgendetwas war da über uns zusammen gefallen. Höchstwahrscheinlich unser Haus, oder zumindest ein Teil davon, der Keller stand ja augenscheinlich noch...
Lange würden wir hier unten nicht mehr überleben. Verzweifelt versuchte ich eine lose Holzplatte zu finden, aber alle der Bretter waren fest am Boden vernagelt. Tilda hatte sich nun auch vom Speiseregal abgewendet und half mir, den Fußboden abzusuchen. Allmählich wurde es immer heißer hier unten. Der Drache spuckte da oben also Feuer - oder lauwarme Waffeln – und ich, die ich vor ein paar Minuten noch froh über das wärmende Kaminfeuer gewesen war, kam nun richtig ins Schwitzen.
„Sigrid, ich hab den Eingang gefunden", rief eine Stimme hinter mir. Ich hatte mich von Tilda abgewendet, um bei der Tür zu suchen. Als ich mich umdrehte sah ich doch tatsächlich ein loses Fußbodenbrett, vor dem meine Schwester saß und mich angrinste. Ich verlor keine Zeit und half Tilda dabei, hineinzu klettern. Dann kletterte ich ohne Vorsicht auch hinein und legte die Holzplatte wieder auf den Eingang. Hier drinnen war es feucht und kühl und vor allem dunkel, aber vorläufig würden wir hier erstmal sicher sein.

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