8. Kapitel


Die Nacht brach herein und Bain und Pa kamen immer noch nicht. Langsam machte ich mir Sorgen. Was wenn sie einen verrückten Plan vollführten, oder plötzlich größenwahnsinnig wurden und dachten sie müssten die Helden spielen und die Stadt retten. So dumm dieser Gedanke auch klang, dass mein Vater sich gegen einen Drachen wehren wollte, es war gar nicht so abwegig. Pa war ein ausgezeichneter Bogenschütze und von Mut fehlte es ihm definitiv auch nicht. Ich hoffte nur Bain würde ihm diesen Gedanken ausreden, denn die Chancen gegen einen Drachen zu kämpfen und dabei nicht zu sterben waren geringer, als die bei einer Ameise gegen einen Zauberer. Auch der Zwerg, der nach dem Abendessen verschwunden war, war nicht mehr zurückgekehrt. Allmählich fragte ich ich was da los war. Ich schaute von dem Geschirr auf, dass ich gerade angefangen hatte zu spülen. Tilda saß auf der Bank in eine Decke eingewickelt und die übrig gebliebenen Zwerge scharrten sich um ihren verletzten Gefährtenund machten besorgte Gesichter. Ich trat auf den Balkon. Die Kälte brauste um unser Haus und das trübe Wasser glitzerte im Mondlicht, teilweise zugefroren. „Pa", rief ich in die Stille Nacht hinaus. Es lag eine gefährliche Stille in der Luft, als würde irgendetwas nicht stimmen. Niemand antwortete. Ich wollte gerade wieder hinein ins sichere Haus gehen, als ich plötzlich ein schweres Atmen neben mir vernahm. Ruckartig schaute ich auf meine rechte Seite. Neben mir stand ein hässliches Wesen und grunzte mich an. Was hatte dieses Biest auf unserem Balkon zu suchen? Womöglich war es ein Ork und mit denen war nicht zu spaßen. Meine Muskeln spannten sich an. Womöglich waren Bain und mein Vater da draußen jetzt sicherer, als wir hier, alleingelassen mit einem Ork! Kreischend rannte ich ins Haus zurück. Tilda und ich konnten uns unmöglich vor diesem Ungeheuer wehren und von daher blieben nur noch die Zwerge übrig, deren Abenteuergeschichten womöglich sowieso alle ausgedacht waren. Daraus konnte man schließen, dass wir verloren waren. Drinnen empfingen mich meine Gefährten mit einer weiteren Bösen Überraschung. Es war nicht nur ein Ork, sondern andere Zahlreiche Viecher waren durch unser Dach eingebrochen. Ich schnappte mir Tilda und zog sie mit mir unter den Esstisch. Die Zwerge versuchten Tapfer gegen die Orks zu kämpfen. Einer der Angreifer entdeckte uns unter dem Tisch. Im Augenwinkel sah ich den kranken Zwerg, der verzweifelt und untätig liegen blieb. Der Ork duckte sich und wollte uns wohl angreifen. Ich drückte Tilda an mich und schloss die Augen. Wenn nicht endlich Dad zurückkommen würde und uns hier rausholen würde, könnte uns beiden hier nicht mehr helfen. Beinahe, als hätte jemand meine Gedanken gelesen und wollte mir helfen, hörte ich Jemanden eintreffen. Ich öffnete die Augen wieder. Doch den, den ich da sag, war nicht Dad, wie ich erwartet hatte, sondern jemand mit langen Haaren. Ich seufzte. Ja klar, ein Elb. Hoffentlich würde der uns jetzt auch helfen und nicht nur voll die Show abspielen. Naja, ich sollte dankbar sein, es war besser Hilfe von Elben zu haben, als gar keine. Tatsächlich half uns der Elb und kurz darauf kam auch noch eine Elbin dazu mit roten Haaren (das nenne ich mal außergewöhnlich). Die Orks schienen für sie keine große Herausforderung zu sein, denn sie metzelten diese nieder ohne weitere Probleme. Ich hielt Tilda die Augen zu, damit sie das schreckliche Bild von toten Orks, die Bluttropften, nicht mehr sehen konnte. Schließlich war sie gerade mal neun Jahre alt. Die Elbin hatte den verletzten Zwerg entdeckt und war anscheinend entschlossen diesem zu helfen. Sie rannte aus unserem Haus, dass nicht mehr wirklich aussah, als wahre es mal ein Haus gewesen. Ich wusste, dass Elben relativ gut heilen konnten (wahrscheinlich besser, als ich), aber wirklich viel konnte sie bei Kili wohl nicht mehr ausrichten, denn ein Ork hatte ihm wohl irgendwas angetan. Und selbst wenn sie irgendwelche Kräuter, oder so finden würde, die den Schmerz von dem Zwerg lindern könnte, war dieser doch noch lange nicht von seiner Verletzung am Bein geheilt. Die Elbin rannte mit ein paar Kräutern zu dem Zwerg und drückte es auf die Wunde. Dann murmelte sie irgendwelche Wörter in einer fremden Sprach (höchstwahrscheinlich Elbisch). Nichts passierte. Dann drückte unsere Retterin die Kräuter stärker in die Wunde undwiederholte die Worte noch einmal und dann nochmal. Langsam begann ich die Heilkünste der Elbin zu bezweifeln. Wahrscheinlich war die Pflanze, die sie in den Händen hielte nur so etwas wie Basilikum und die Elbin versuchte damit mich, die Zwerge und Tilda zu beeindrucken.„Lass mich los", quengelte Tilda. Ich schaute zu ihr hinunter. Ich hatte vor lauter Aufregung viel zu fest ihre Augen zu gedrückt. Schnell löste ich meine Hände von ihr. „Was macht die Elpin da?", fragte Tilda, glücklich befreit zu sein. „Das heißt nicht Elpin,sondern Elbin", verbesserte ich sie. „Und was macht die mit Kili?" Tilda schaute mich fragend an. „Keine Ahnung". Die Rothaarige hatte jetzt bestimmt zum fünften Mal ihre Worte wiederholt, aber überraschenderweise schienen die Kräuter und ihr Spruch jetzt tatsächlich etwas bei Kili ausgelöst zu haben. Er wirkte weniger angestrengt und öffnete seine Augen. Wow, das war also tatsächlich irgend so eine Heilerin gewesen. Klar, sie war eine Elbin, aber dass sie Kili, der jetzt ja irgendwie schon zu unseren Freunden zählen musste, geheilt hatte, war echt nett von ihr gewesen. Wir hätten das mit Sicherheit nicht so gut hingekriegt. Ich schaute mich um. Der andere Retter war inzwischen auch verschwunden. Wahrscheinlich wollte er draußen weiter mit Orks kämpfen. Es sah ganz so aus, als hätten wir es alle überlebt und das freute mich schon insgeheim sehr. Orks waren nicht die Nettesten und wir waren alle noch munter. Die Angreifer schienen auch irgendwie alle verschwunden zu sein, wenn sie nicht tot auf unserem Wohnzimmerteppich lagen. Vielleicht war ihnen ja die Lust auf töten vergangen. Allerdings bezweifelte ich dies. Und, wie Tilda und ich uns seufzend vor den Kamin setzten, wurde auf einmal klar, dass dies nur der Anfang war und, dass diese Nacht noch eine sehr lange werden würde.

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