You And I
P. O. V. AIDEN
Ich wusste nicht ob es richtig war, doch wusste ich genau so wenig ob es falsch war.
Ich wollte es nur endlich beenden, das Versteckspiel vor mir selbst.
Es machte keinen Sinn vor etwas wegzulaufen, was dich wie ein Gummiband wieder an den Anfang zog, immer tiefer, immer ein Stück weiter zurück, bis dich das Loch ganz verschlang.
Eine Art Jo-Jo Effekt, mit anderen Folgen. Schmerzhafte, träge, Leben aussaugende Folgen.
Es wäre gelogen wenn ich sagen würde, dass ich Moira nicht Mom nennen wollte, denn das wollte ich.
Mich erschrak nur, dass es mir so leicht fiel, sie so zu nennen.
Bei der Mom, von der ich jahrelang geglaubt hatte, dass sie meine leibliche war, fiel es mir unangenehm schwer sie so zu nennen, es fühlte sich falsch an, als hätte ich damals schon gewusst, dass etwas nicht stimmte.
Meine Existenz war sehr wohl da, anwesend, jedoch nie in meinem Körper.
Eine einfache Hülle, voller Leere und Dunkelheit.
Als ich Moira sah, spürte ich es, das Gefühl, welches ich nicht wusste zu kennen und nicht kennen wollte. Kindesliebe.
Sie sah mich so aufrichtig an, mit ihren Augen, die meinen so identisch waren und wir beide wussten was wir fühlten.
Ich schaute neben mich, um Avery's schlafenden Körper neben mir zu sehen.
Wir waren geblieben, gemeinsam.
Vorsichtig legte ich meine Hand auf ihre nackte Taille, an der sich ihr Oberteil ein Stück verschoben hatte und spürte abrupt die Gänsehaut die sie überkam.
Jede noch so kleine Berührung schien wie ein Stromschlag der ihren Körper durchfuhr.
Ihre warme Haut unter meinen kühlen Händen schien die Kälte in meinen Fingerspitzen nicht zu stören.
Ich lächelte, lehnte mich vor, um einzelne Küsse auf ihr linkes Schulterblatt zu setzen und sie vorsichtig in meine Arme zu ziehen.
Avery war nicht für mich da wenn ich sie brauchte, sie war immer für mich da.
Ich musste nicht darum bitten, es war selbstverständlich für sie bei mir zu sein, egal wie schwer es war und egal was das für Auswirkungen auf sie hatte.
Ich konnte ihr nicht einfach dafür danken, das war unmöglich, dafür gab es keine gerechten Worte.
Sie gab mir nicht nur ein Versprechen der Liebe, sie gab mir mein Leben zurück.
Das sagte sie gestern Abend zu mir...ihre Worte waren ein Schlüssel, mein Schlüssel, den sie bei sich trug und ich ihr anvertraute.
Gestern Nacht sah sie mich an und sagte, dass ich mich nie wieder leer und einsam fühlen würde, was ich nicht recht verstand und sie fragte, was sie meinte.
Ihre Antwort löste Gefühle in mir aus, die sich nicht im geringsten beschreiben ließen.
Lächelnd nahm sie gestern also meine Hände, faltete sie in ihren Schoß.
"Ich meine damit, dass ich nicht will, dass du dich schlecht oder leer fühlst Aiden.
Ich möchte, dass du glücklich und voller Lebensfreude bist, auch wenn das eigentlich unmöglich ist, niemand kann vollkommen in Ordnung sein, auch nicht ich.
Da sind schwere und komplizierte Zeiten und da werden auch immer welche sein, aber weißt du was passiert, wenn sich zwei Imperfekte, leere Seelen miteinander verbinden? Nein?
Ich auch nicht.
Weil es nicht möglich ist es zu beschreiben, uns zu beschreiben.
Ich will nur, dass du dich immer wenn du dich allein fühlst daran erinnerst, dass du es nicht bist.
Niemals.
Ich bin hier um dir zu helfen dich wieder komplett zu fühlen, nun ja, ich gebe zumindest mein bestes.
Das verspreche ich dir Aiden, weil ich dich liebe."
Ich war mit meinen Gefühlen am Boden, konnte nicht klar denken und verliebte mich in dieser Nacht erneut in sie.
~*~
P. O. V. AVERY
"Kannst du das lassen?" Ich sah Aiden nicht an, wusste aber trotzdem, dass er hinter meinem Rücken schmunzelte und es gleich wieder tun würde.
Und natürlich tat er es.
"Aiden!" Er antwortete nicht.
"Du schläfst schon so lang...mir ist langweilig.
Also lass mich haben was mir gehört!" Was um alles in der Welt...
Ich drehte mich so gut wie nur möglich um und erwischte ihn, wie er mich grade wieder anlecken wollte.
"Was dir gehört? Ich gehöre mir selbst!" Beklagte ich mich, jedoch mit einem kleinen Lächeln im Hinterhalt.
Natürlich war es höchst anziehend von ihm zu hören, dass er mich als Seins betrachtete.
Er fletschte mit der Zunge. "Negativ Honey."
Sein Arm umschloss meinen Körper und seine Lippen küssten meinen Oberarm.
"Du gehörst mir." Mhmh, besitzergreifend war der Knabe also.
Als ich mich zum Kontern bereit machen wollte unterbrach er mich mitten im Satz.
"Ich gehöre-"
"Mir! Mir ganz allein. Alles. Selbst deine Slips gehören mir. Alles. Ist. Mein." Ich musste lachen weil mir das Lied von dieser blöden Kinderserie einfiel.
Faultown?
Unmotivierttown?
Mit diesem einen Typen...Erobikus!
Nein, der hieß anders...uhm. Gymnastikkus!
Wie dem auch sei, der kleine hieß jedenfalls Meini oder so!
"Warum lachst du?"
Ich räusperte mich, um mich so auf mein Solo vorzubereiten.
"Alles hier ist meins!
Das Schild am Zaun hier ist meins!
Der Luftballon, auch dies Chanson, all das ist meins, meins, meins!
Ziggys Zeug ist meins!
Das Lied der Vögel ist meins!
Die Straße hier, die Schuhe von dir, doch, doch, das alles ist meins!
All das gehört nur mir, sehen und staunen dürft ihr!
Jedes Dinglein hier ~Ich beschütz es, denn ich besitz es!
Ja, alles, das ist meins!
(Und dieses Instrumentalsolo ist auch meins!)
Auch Boden und Decke sind meins!
Was ihr fühlt, das ist meins!
Genauso ist es und ihr alle wisst es:
Ja, alles hier ist meins!
Ich sag's nochmal: Es ist meins!"
Dann sah ich Aiden's Blick.
Diese Verwirrung, Angst und Belustigung.
"Hast du Fieber? Möchtest du Sex? Wie kann ich dir helfen?" Ich lachte, weil mir die Situation so verdammt unsinnig vorkam, dass ich nichtmal erklären konnte, warum ich diesen Song eigentlich noch kannte.
"Nein. Mir geht es super! Und dir?" Er legte sein Kinn auf meine Hüfte und zuckte mit den Schultern.
"Das freut mich. Mir ist kalt, ich bin müde, muss mal aufs Töpfchen, bin unmotiviert, habe Kopfschmerzen und bin hungrig. Sonst ist aber alles super denke ich."
Der war ja schlimmer als jedes Mädchen wenn es ihre Tage hatte. Oh, da fiel mir ein Witz ein.
"Ich kann dir helfen!"
Aiden zog eine Augenbraue in die Höhe und lächelte mit einem Mundwinkel.
"In der Regel haben Bauern immer rote Bärte."
Dann lachte auch er.
"Das ist verdammt ekelhaft!" Und wieder lachte er, bis er es sich plötzlich anders überlegte und sich grinsend über mich beugte.
Sanft und ohne wirklich Druck auf meinen Körper auszuüben strich er mit seinen Lippen über meine Wange, bis er sie letztendlich auf meine Lippen legte und mit seinen verschloss.
Sein männlicher Duft drang in meine Nase, benebelte meine Sinne vollkommen, ließ mich frei atmen. Ich ließ meine linke Hand über seinen nackten Oberkörper gleiten, zeichnete jeden Muskel nach.
"Aiden? Avery? Seid ihr wach?"
"Hell no." War das einzige was er gegen meine Lippen murmelte, bevor er mich einfach weiter küsste.
Ich vernahm Schritte, die näher kamen und drückte gegen seine Brust damit er sich von mir entfernte.
"Mach schon." Seufzend und augenverdrehend ließ er sich zurück auf seine Seite fallen und machte sich dort breit, als würde er einen Schneeengel machen.
Es klopfte an der Tür, die kurz darauf geöffnet wurde.
Moira blickte ins Zimmer und lächelte sobald sie sah, dass wir wach waren.
"Tut mir leid, ich wollte euch nicht stören, aber das Frühstück ist gleich fertig."
"Alles gut, wir haben uns nur ein bisschen unterhalten, Dankeschön, wir kommen sofort."
Dann sah sie noch einmal kurz zu Aiden, lächelte etwas breiter und verließ den Raum auch schon wieder.
"Unterhalten hm?" Ich stand auf, vorsichtig, um mich nicht all zu sehr zu belasten und ging Richtung Bad.
"Ja, unterhalten."
Ich hörte wie er vom Bett aufstand und mir ins Badezimmer folgte. Ich sah in den Spiegel, um mein zerzaustes Haar zu betrachten. Sah ja hinreißend aus.
Aiden erschien hinter mir, legte seine Arme um meinen Körper und begann meinen Nacken zu küssen.
"Dann lass uns das Gespräch mal in der Dusche weiterführen."
~*~
Sie so nebeneinander herlaufen zu sehen, ließ mich wünschen, dass es schon immer so hätte sein sollen, und nicht erst jetzt.
Nebeneinander, lachend, sich unterhalten, einfach einen Tag in der Stadt, Mom und Sohn.
Das hätte ich mir für Aiden gewünscht.
Eine Kindheit.
Er selbst hatte das Wort Kindheit nie erwähnt, weil es nie eine für ihn gab.
Da war bloß er selbst, keine Freunde, keine wirkliche Familie, nur ein kleiner junge, der nach seiner eigenen Hoffnung und Chancen gesucht hatte, sein Leben lebenswert zu machen.
Und erst jetzt, jetzt wo er erwachsen war, hatte er seine Hoffnung gefunden, seine Mom.
Lächelnd vergrub ich meine Hände in meinen Jackentaschen und meinen halben Kopf im Schal.
"Erstaunlich oder..?" Roger neben mir sah mich nicht an als er mit mir sprach.
Auch er blickte zu den beiden, die im gleichen Schritttempo vor uns herliefen und genau wie wir nicht auf die Geschäfte um uns herum achteten.
"Ja." Ich wusste nicht ob er es hörte, ob er meine Stimme überhaupt hörte, weil mein Mund so tief im Schal steckte.
"Geht es?" Jetzt sah er mich an und deutete auf meinen Körper als ich nicht wusste was er meinte.
"Oh, ja, danke, wenn ich nicht all zu schnell laufe, geht es." Die Schiene an meinem Bein ließ das Laufen zwar nicht ganz so einfach gestalten, doch es funktionierte.
Als ich wieder nach vorne sah standen Aiden und Moira da und sahen zu uns.
Er kam zu mir und wickelte seine Arme seitlich um mich.
"Wir dachten, dass wir eventuell irgendwo was trinken gehen könnten. Was meint ihr?"
Aiden lehnte sich näher an mein Gesicht und küsste meine Wange, bevor er flüsterte "Kakao oder so..."
Ich lächelte zufrieden und nickte.
"Klar, warum nicht."
"Super, ich habe da nämlich eine kleine Überraschung!" Strahlte Moira und harkte sich bei Roger ein, um daraufhin loszugehen.
Ich sah zu Aiden, der nur mit den Schultern zuckte und wahrscheinlich genau so viel wusste wie ich.
"Was denn für eine Überraschung?" Fragte er also.
Das tat er immer. Aiden war der wohl neugierigste Mensch wenn es um Überraschungen ging.
Er fragte, viel, unmöglich viel, er forschte, analysierte, bis er es letztendlich selbst herausfand.
Und das war noch untertrieben.
"Es ist eine Überraschung Schätzchen, also, lasst euch überraschen."
Sobald sie und Roger vorausgingen, fing Aiden an zu munkeln und spekulieren.
"Schwanger ist sie nicht, das ist unmöglich.
Eine Falle ist es ebenfalls nicht, dafür wäre die Struktur der taktischen Handlungen zu simpel, sie könnte das besser...hmm.."
Hatte ich es nicht gesagt?
Sherlock Holmes.
"Da ist es auch schon!"
"Sie ist motivier...was motiviert Frauen, oder auch Mütter...Kinder, Freunde, verwandte.." es schien, als machte es von jetzt auf gleich Klick bei Aiden, als sein geschockter Gesichtsausdruck auch mich traf.
"Oh nein...gar nicht gut, absolut nicht gut."
Bevor ich auch nur fragen konnte was los war, erkannte ich Aiden's Sorge.
Sie saß direkt in unserem Blickfeld, sobald wir das schicke kleine Café betraten.
Aleyna.
Sie wusste alles, sie kannte Aiden's Taten und vor allem seine Schuld.
Er hatte Harvey getötet und vor allem Kyle, Aleyna's Freund.
"Ich dachte mir, es wäre so schön als komplette Familie zusammen zu sitzen!"
Alle setzen sich, auch ich, nur Aiden stand noch immer da, blickte in ihre leeren Augen, die seinen plötzlich so sehr ähnelten.
Beide von ihnen wussten, dass sie das Leben und den Kontakt zur Familie des anderen in wenigen Sekunden wieder zerstören konnten.
Vor allem das von Aiden.
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Heyhiii!:D
LOVE EUCH IHR KÖPEKS!
Eure Ayoka ❤️🌙🌾
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