Sweet Child O' Mine
P. O. V. AIDEN
Sonnenstrahlen, die in meinem Gesicht kitzelten weckten mich auf.
Ich streckte mich und seufzte.
Es wäre mir lieber, von dem weißen Glanz des fallenden Schnees geweckt zu werden.
Aber hier konnte ich Schnee vollkommen vergessen.
Teneriffa..wer kam eigentlich auf diese dumme Id- oh...stimmte ja.
Ich hasste mich.
Ich musste leise auflachen, weil ich mich einfach nicht selbst belügen konnte.
Ich war super.
Zu meiner Rechten lag Avery, seelenruhig schlafend, die Decke zur Seite geschlagen, ihr Oberteil verrutscht, so dass man ihren Bauch sehen konnte.
Ich lächelte, legte meine Hand auf die kleine Wölbung.
Sie war zwar erst in der zwanzigsten Schwangerschaftswoche, also knapp vier Monate, aber dadurch, dass sie so schmal war, dachte ich wurde das ganze beeinflusst.
Und die beste Nachricht die wir vor der Abreise bekommen hatten war, dass es dem kleinen Heranwachsenden Menschen da drin einwandfrei ging.
Avery selbst hatte bislang auch keine Beschwerden.
Sie dachte zwar oftmals noch daran wie es gewesen wäre, zwei Babys in sich zu tragen, aber sie lebte damit, war stark.
Es gab Höhen und Tiefen, das konnte ich nur immer wieder sagen.
Vorsichtig malte ich mit meinem Zeigefinger kurvige Linien auf ihren Bauch, beobachtete ihre Atmung, die regelmäßiger nicht sein konnte und stellte mir vor wie es wohl in fünf Monaten aussehen würde.
Unser erstes Kind.
Das hätte mir mal jemand vor fünf Jahren sagen sollen.
Dass ich eine Familie haben werde.
Eine Person, die mich mit all meinen Ecken und Kanten liebte.
Es war einfach nur verrückt.
Verrückt im Sinne von wunderschön.
Es war atemberaubend zu fühlen, mit dem Wissen aufzuwachen, geliebt zu werden und wichtig zu sein.
Nie hatte ich mich je so wohl in meinem Leben gefühlt.
Nie so gebraucht.
~*~
P. O. V. AVERY
Der erste Tag, der verdammt nochmal erste Tag hier und schon stritten sich die zwei über so irrelevanten Mist.
"Ich habe doch gesagt, dass ich es nicht war!"
Aiden schmiss Tyler mit dem Trockentuch ab, welches er zuvor als Ball geformt hatte.
"Einen Scheiß hast du! Lügner, elendiger!" Aiden griff um die große Küchenzeile um nach Tyler zu schnappen, der wich jedoch aus und grinste frech.
Oh nein.
"Fahr los und kauf neuen!" Ich sah raus, es regnete, natürlich war das Glück nicht auf unserer Seite.
"Aiden, ein Sturm zieht auf, du kannst Tyler doch nicht-" er ließ mich verstummen, indem er seinen Zeigefinger auf meine Lippen presste.
"Ich kann und ich werde." Sein Kopf neigte sich wieder zu Ty, der nicht viel begeisterter wirkte als Aiden.
"Geh, beweg deinen Arsch und hol mir neuen Orangensaft!" Ja, ganz richtig gehört.
Das ganze Theater fand nur statt, weil Tyler angeblich den Orangensaft von Aiden ausgetrunken hatte, den er sich gestern noch extra am Flughafen geholt hatte.
Tyler jedoch stritt dieses schreckliche Verbrechen ab.
Armes kleines Aiden Baby.
"Du spinnst wohl!" Gleich...es würde Tote geben...ich konnte es schon riechen..oh, ich konnte es wirklich riechen.
"Liis! Hast du was im Backofen verdammt?" Es roch nichtmal angebrannt, es roch eher wie ein toter Vogel, der zuvor auf dem Weg war, auf dem frisch gemähten Rasen einen Käfer zu fangen, um diesen dann an seine Kinder zu verfüttern, sich auf den Weg zu seiner kleinen Familie zu machen und dann gewaltsam, kurz vor seinem Ziel, kurz vor seinem weinenden Kindern, erschossen zu werden.
Und nie wieder zurückkam.
Ich verbrachte echt zu viel Zeit mit Aiden...
Ein lautes Getrampel weckte meine Aufmerksamkeit.
Als Liis dann kurz darauf in der Küche stand und den Backofen ausschaltete, waren nicht nur meine neugierigen Augen auf sie gerichtet.
"Was hast du gemacht Baby?"
Sie öffnete den Backofen, der sofort einen Geruch von citrus und...etwas undefinierbarem von sich gab.
"Orangen-Jellys." Aiden's Kiefer klappte nach unten als er auch schon im nächsten Moment neben Liis stand und in den Backofen schaute.
Von Begeisterung war nicht grade die Rede.
"Woraus hast du die gemacht...?" Er kreuzte die Arme vor seiner Brust und zog eine Augenbraue in die Höhe.
Wir alle wussten doch nun, wer hier der, oder besser gesagt die, Schuldige war.
"Aus Orangensaft und-"
"Aus meinem Orangensaft!" Ohne weiter zu überlegen schob er Liis zur Haustür.
"Du gehst jetzt neuen holen, nimm deinen Knappen am besten mit!"
Natürlich war Tyler gemeint, der sich jedoch nur schmunzelnd neben Aiden stellte und abwartete.
"Was?" Aiden war im Unrecht, hatte Tyler beschuldigt.
"Entschuldige dich bei mir Kumpel." Aiden lachte auf.
Das Ding war, dass er wirklich dachte es wäre ein Scherz.
"Na los, haut schon ab."
Immer noch leicht lachend verschwand Aiden ins Wohnzimmer.
Ich zuckte nur mit den Schultern, als Liis mich mit verwirrten Blicken musterte.
"Hey, ich habe damit am wenigsten zu tun!
Du bist diejenige, die am frühen Morgen Orangensaft backt."
~*~
Mom hatte ich nie wirklich was anvertraut.
Ich hatte damals immer Angst, dass sie es Dad erzählen würde, dass er wieder böse auf mich sein würde.
Mittlerweile war das anders und doch noch immer nicht genug.
Ich traute ihr, natürlich tat ich das, aber für mich gab es immer noch mehrere Arten des Vertrauens.
Ich traute ihr mit meiner Liebe und meiner Ehrlichkeit, jedoch könnte ich nie mit ihr über Aiden sprechen, wie ich es zum Beispiel mit Liis tat.
Nie könnte ich so offen mit ihr reden, wie mit Aiden.
Nie würde es sich richtig anfühlen.
Ich drehte meinen Kopf zur Seite, lauschte dem leichten Regen und schaltete das Geräusch der Dusche aus, die Aiden grade benutzte.
Eine weite Landschaft legte sich mir vor die Augen.
Ich hatte die breite Glasfront unseres Zimmers einen Spalt geöffnet, um die Natur besser aufnehmen zu können.
Wolken hingen dunkel am Horizont über einer gräulich schimmernden Wiese.
Ein schwaches Licht von weit hinten, schmerzte die Augen mit jener Helligkeit, die ahnen ließ, dass die Sonne demnächst den Kampf gegen die Schattenwelt gewinnen würde.
Früher, da war ich anders.
Da war das alles hier anders.
Damals kam es mir immer so vor, als wäre ich mit Kontaktlinsen durch die Welt gerannt, die meine Sinne beeinträchtigten.
Alles falsche, alles böse, hatte ich einfach übersehen oder ignoriert.
Nach all den Jahren jedoch, nahm ich diese Kontaktlinsen heraus und wurde mitten in all den Dreck geworfen.
Ohne jegliche Vorwarnung, was mich erwarten würde, wie ich mit neuen Dingen umzugehen hatte, die ich noch nicht kannte, die mir wehtaten.
Ich wusste es nicht, ich war dumm.
Unwissend, beeinflussbar und verletzlich.
Ich hatte Aiden kennen und lieben gelernt, was mich schlagartig ändern sollte. Positiv.
Wie viele Mädchen würden mich für verrückt halten, oder die Geschichte zwischen ihm und mir für unrealistisch? Einige, die meisten.
Doch keiner kannte die wahre Geschichte.
Die Liebe, die Fassaden hinter dem Spiel.
Keiner konnte mir erzählen, dass er sich nicht in jemanden verlieben konnte, nur weil dieser eine dunkle Vergangenheit hatte.
Es war so irrelevant, so unwichtig woher die andere Person kam, was sie getan hatte, was ihr Hintergrund war, wenn man zusammenhielt.
Liebe konnte verrückte Dinge mit einem anstellen, das wollte ich nicht abstreiten, aber ich wusste nur zu gut wie es sich anfühlte, Angst davor zu haben, jemanden zu lieben.
Es mit aller Kraft zu vermeiden und den Kampf zu verlieren.
Ich hatte oftmals Angst.
Nicht vor Aiden, nicht vor seinen Taten, sondern vor dem, was zwischen uns war.
Für mich war die Liebe klar, ich war ihm verfallen, Tag für Tag immer ein Stück mehr und immer mehr Befürchtungen verfingen sich in mir.
Was wenn er mich nicht wollte?
Was wenn er mich nicht brauchte?
Was wenn ich ihm im Weg stand?
Was wenn er sich niemals ändern würde?
Was, wenn er mich nicht liebte..?
Doch mir wurden Dinge klar, so viele Dinge.
Nur weil man anders war, bedeutete das nicht, dass man das Bedürfnis verlor zu lieben.
In jedem steckte Emphatie, jeder wurde mit einer Seele geboren, man musste nur herausfinden wie man sie an die Oberfläche brachte und wenn es soweit war, damit umging.
Ich hatte gedacht wie jede andere es tun würde.
Auf so einen Verrückten lasse ich mich doch nicht ein!
Er hat Menschen getötet!
Er war schlecht für mich und meine Umgebung!
Das alles schwirrte durch meinen Kopf, bis ich ihn kennenlernte.
Nicht den bösen Mörder, sondern Aiden, Aiden Keeth.
Und ich würde mir nichts anderes wünschen.
Immer wieder würde ich diesen Weg wählen, um mit ihm zusammen zu sein.
Es war nicht schwachsinnig und auch wenn es das für die meisten sein mochte, verliebt euch, denkt an diese Worte zurück, an die Worte, dass man vergaß wer jemand war, wenn man seine Seele kennenlernte.
Es änderte alles.
Es änderte dich.
~*~
P. O. V. AIDEN
Regen, wallendes Meer, stürmische Winde und mitten drin, vier vollkommene Idioten.
Avery meinte es wäre eine gute Idee, sich die Stelle Von damals anzusehen, alles neu in sich aufzunehmen.
Zögernd stimmte ich zu.
Ich konnte Ihnen schließlich nicht einfach von den wirklichen Geschehnissen erzählen und warum ich diese Stelle eigentlich lieber mied.
Dass sie in Wirklichkeit gar nicht einfach gestorben war und nicht ins Krankenhaus kam, was ich getan hatte...
Davon brauchte niemand etwas zu erfahren.
Avery war auch die einzige, die von meinen psychischen Problemen wusste, mich verstand, obwohl ich es nichtmal selbst tat.
Es war hilfreich verstanden zu werden.
Nicht nur, weil es mir half zu vergessen, dass ich nicht alleine war, sondern auch da es ganz einfach gesagt schwer war, immer.
Auch wenn man drüber reden wollte, es ging nicht immer.
Manchmal fühlte es sich so an, als würde ich in einer riesigen Glasbox sitzen und alle konnten mir dabei zusehen, wie langsam Wasser in diese Box aufsteigt, Liter für Liter und sie sahen zu, beobachteten, wie ich langsam ertrank, doch keiner wusste, wie er mir helfen konnte.
Bei lebendigem Leib ertrank.
"War es hier?" Liis hatte natürlich die brillante Idee gehabt, Gummistiefel anzuziehen, um den Fakt, dass wir Touristen waren, nochmal voll zu unterstreichen.
"Nein, Dort drüben, ich sagte doch die drei Steinbalken über der Bucht."
Ich war verblüfft.
Zum einen, dass die Felsen immer noch in genau der selben Form wie vor über 18 Jahren standen und außerdem, dass ich diesen Ort noch so gut in Erinnerung pflegte.
Ich stand einfach nur da, nahm die Umgebung in mir auf, lauschte der Stelle.
Avery neben mir legte ihre kühle Hand in meine.
"Ich liebe dich Aiden." Sagte sie leise, fast flüsternd, woraufhin ich sie an mich drückte.
"Ha! Dass sich hier noch wer hin traut."
Sofort drehte ich mich zu dem passenden Körper der Stimme, die wie aus dem Nichts in meinem Ohr erschien und spannte mich an.
Ein Junge, vielleicht 2-3 Jahre älter als ich stand vor uns und grinste.
Sein langes schwarzes Haar, seine gelblichen Zähne und sein schiefes Grinsen, wirkten verrückt und verunsichernd, jedoch nicht auf mich.
Er kam mir bekannt vor.
Ich trat einen Schritt vor.
"Und du bist?"
Mit dem Fuß trat er einen kleinen Stein von der Bucht, der daraufhin mehrere Meter mitten ins kalte Wasser katapultiert wurde.
Dann änderte sich sein Grinsen schlagartig zu einem Spannungsaufreibenden Ausdruck.
"Ihr kennt die Geschichte nicht?" Na super, ein Irrer, mitten im nirgendwo.
Ich verlor den Glauben, dass ich ihn irgendwoher kannte.
„Ein wildes Tier, es haust hier, hat vor mehreren Jahren ein kleines Mädchen verstümmelt...seither fürchtet man sich vor dieser Bucht."
Mir gefiel gar nicht wo das hier hinführte.
Ein wildes Tier.
Dabei war es doch nur...
Ich.
Avery zuckte leicht zusammen und ich sah im Augenwinkel, wie Tyler und Liis mich mit fragenden Blicken musterten.
"Weißt du was davon?" Sofort schüttelte ich den Kopf.
"Vielleicht war es aber auch gar kein wildes Tier! Was meint ihr hm?" Er drehte durch, hatte sich nicht mehr unter Kontrolle.
Dann traf es mich wie ein Blitz.
Er wusste, dass es kein Tier war, ich kannte ihn doch, natürlich tat ich das!
Er hatte ihre Augen, die exakt selbe Farbe.
Es war ihr Bruder.
Ich war mir nie ganz sicher ob er wirklich realisiert hatte was ich tat, doch scheinbar schon.
„Lasst uns einfach abhauen." Tyler winkte Avery zu sich rüber und ich ließ sie vorsichtig an mir vorbei, damit sie sich in Sicherheit bringen konnte.
Plötzlich schrie der Typ, ein lauter, ohrenbetäubender Schrei.
Die nächsten Sekunde passiert so schnell.
Er schrie weiter, rannte auf uns los, schlug um sich und das letzte was ich sah war Avery,
wie sie einen Schritt zu weit nach hinten setzte, einen Schritt zu wenig auf Tyler zuging, einen Schritt übersah, verfehlte und über die Steinbalken fiel.
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Once upon a time not long ago, I was a hoe!
I KNOWWWWW YA LOVE MEEEH!
GOOHHBYEEEE, eure Ayoka 🌚❤️
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