One Of These Days

P. O. V. AVERY

Mein Blick huschte zu Liis, die heute wie angekündigt vorbeigekommen war, um mir dabei zu helfen das Babyzimmer herzurichten.
Sie wusste es noch nicht.
Ihr war noch nicht klar, dass es nur ein Baby gab.
Wie sollte man so etwas auch bitte sagen?
Hey, die Ärzte haben sich vertan, es gibt keine Zwillinge!
Ganz prima...

Ich hatte lang genug Zeit. Fast acht Tage.
Ich erzählte es einfach niemandem.
Aiden hatte darüber mit Jake und Cait geredet, ich jedoch konnte das nicht.
Nichtmal meine Mom wusste Bescheid.
Und es schien mir, als wäre Aiden der einzige, immer noch optimistisch denkende hier.
Und wenn man vom Teufel sprach.

Ganz leisure betrat er den Raum, als wäre nichts, als wäre nie etwas gewesen und begrüßte Liis, die grade dabei war ihre 'Must Have' Auto Sticker an die wand zu kleben.
"Hier herrscht ja ne Bombenstimmung mensch!" Wie gut, dass Aiden niemals ironisch war.
Ich überlegte einfach die ganze Zeit wie ich mit anderen Leuten darüber reden sollte.
Ich war bereit, bereit für zwei Babys, für zwei kleine Jungs, die sich ähnlicher nicht sein konnten und jetzt...es war verdammt nochmal nicht einfach.
Aber wann war es das schon.

Aiden's Hände legten sich um meine Wangen und seine Lippen auf meine.
Für mehrere Sekunden küsste er mich einfach nur, ohne was gesagt zu haben.
"Sag es ihr." Hauchte er verbunden mit einem federleichten Kuss gegen meinen Mund.
Ich schloss meine Augen.
Es war so einfach Dinge zu denken, doch sie auszusprechen, es wirklich zu tun, den Mut zu haben, das war nochmal was ganz anderes.
Etwas was mich beängstigte.

Natürlich brauchte ich keine Angst haben, aber es geschah doch einfach immer wieder.
Menschen hatten Mitleid mit dir, sobald man eine schlechte Nachricht überbrachte.
Nichts war schlimmer als Mitleid.
Aber das redete ich mir auch nur wieder ein, um einen Grund zu finden, der mich davon abhielt mit jemandem drüber zu reden.
Liis war meine beste Freundin, meine einzige, wirklich wahre Freundin und ich brachte es nichtmal über mein Herz, ihr die Wahrheit zu sagen.

Aiden ließ nach einem weiteren Kuss auf meine Stirn mein Gesicht los und drehte sich zu Liis.
"Es gibt keine Zwillinge." Das...wie konnte er...
Geschockt sah ich zu ihm, doch er beachtete mich gar nicht, sondern nur Liis.
"Wir konnten es nicht, darüber reden, als wäre es was ganz normales. Wir mussten darüber nachdenken, in uns gehen, die Situation begreifen.
Und doch tun wir es immer noch nicht.
Es tut uns leid Liis, wirklich.
Es ist nur schwer gewesen, das ist es immer noch." Ich war sprachlos, vollkommen benommen von seinen Worten.

Ich wollte sauer sein, doch das verging von jedem Wort was aus seinem Mund kam.
Er sagte das, was ich mich nicht getraut hatte und dafür dankte ich ihm.
Langsam ging ich zu ihm, griff mit beiden meiner Hände um seinen Bizeps und sah beschämt zu Boden.
"Es tut mir leid Liis...ich...ich war einfach zu feige."
Binnen weniger Sekunden wickelten sich zwei Arme um mich und ich wurde von einem blumigen Duft umhüllt.
"Mach dir bloß keine Vorwürfe! Alles nur das nicht.
Es ist okay, es ist alles okay, hörst du?" Sie drückte meinen Kopf in ihre Halsbeuge und zog mich enger an sich.
Und das war es, das war, wovor ich so eine Angst hatte. Zuneigung, Verständnis.
Ich war feige und hatte es verschwiegen und jetzt stand ich hier, mit der Betroffenen Person, die mir nichts nachtrug und einfach für mich da war.

"Romantisch." Flüsterte Aiden und zwinkerte mir zu als ich über Liis' Schulter hinweg zu ihm sah.
Spinner.

P. O. V. AIDEN

Früher in der Schule, hatte ich mich immer irgendwo in eine Ecke gesetzt und andere Schüler beobachtet.
Ich war nicht lange in der Schule, den meisten Teil meiner Schullaufbahn hatte ich mit Privatunterricht verbracht.
Aus dem Grund, dass ich mich den anderen nicht anpassen konnte.
Ich war ein Kind verdammt.

Für mich war es normal sich zu wehren wenn man beleidigt und geschlagen wurde, wenn auch auf meine Art und Weise.
Okay okay...ich wusste schon, dass es falsch war dem Jungen fast die Nase abgebissen zu haben, aber verdient hatte er es trotzdem.
Er hatte mich fett genannt! Das war einzig und allein Babyspeck...

Trotzdem war es damals einfach simpler.
Du warst klein, konntest nichts für dein Benehmen, hast dich einfach nur an den Ablauf gehalten.
'Er hat es so gut zuhause und trotzdem kein Benehmen!' haben die Lehrer andauernd gesagt.
Die wussten doch gar nicht wie schwer es wirklich war. Und das Wort Zuhause, war da dezent übertrieben gewählt.
Doch es tat nie weh, nie hatte ich mich gefragt, wann der Schmerz aufhörte, weil ich ihn ausblendete.
Keinen empfand.
Mir wurde der Arm gebrochen, von einer Gruppe von Jungs, die nach der Schule auf mich aufmerksam wurden.
Kein Schmerz.
Da war nichts, nichts außer Wut.

Ich lebte in meiner eigenen Welt, ohne Freunde, ohne jegliches Gefühl der Verbundenheit zu anderen Kindern. Sie waren mir gleichgültig.
Pappkartons, ihr wusstet ja...
'Der kleine Außenseiter'.
Ich war gewiss kein Außenseiter, sie waren es, diejenigen, die meinten zu leben, aber in Wirklichkeit nur überlebten.
Mir war einfach alles gleichgültig, was die anderen betraf.
Ich musste auch zugeben, dass sich im Alter viele Leute vor mir fürchteten, zurückwichen, nichts mit mir zu tun haben wollten, oder grade was wollten, weil ich Ihnen gegenüber stark und machtvoll rüberkam.

Ich begann meine Freizeit mit anderen Dingen zu gestalten, als nur das niederträchtige Volk zu beobachten. Ich war nicht stolz drauf, aber mein Interesse wurde geweckt, als ich auf dem Heimweg ein totes Reh entdeckte.
Eingeweide, Blut, toter Gestank.
Meine Finger kribbelten, sie waren genau wie meine ganzen anderen Sinne neugierig.
Von dem Zeitpunkt an begann es.
Ich tötete keine Tiere, nein, ich jagte den Tod.

Kaninchen, Eichhörnchen, Mäuse, Katzen, Vögel.
Ich fand und untersuchte sie, erforschte jede noch so kleine Einzelheit dessen Innenlebens.
Manchmal, ja manchmal half mir sogar der dunkle Mann, der Schatten.
Natürlich war es nicht normal.
Ich war vielleicht 12 oder so.
Aber das war es, was mein Interesse weckte, was mir gefiel.

Über die Jahre hinweg wurde es anders, durch Charles wurde alles anders.
Ich war nie sonderlich abgeschreckt von den Bildern und Videos die er mir zeigte.
Es war interessant, jedoch trotzdem eine ganz andere Hausnummer als der forensische Umgang mit toten Tieren.
Menschen. Es handelte sich um lebende Menschen und ich sollte der sein, der sich umbrachte.

Heute war ich nur noch ich selbst.
Mit tausenden von Erinnerungen, gute, wie auch schreckliche.
Ich war der, der das Spiel mitspielte, wie eine fiktive Figur nach Strich und Faden tanzte.
Bis ich herausfand, dass man nicht derjenige sein sollte, der das Spiel mitspielte, sondern veränderte.
Und doch konnte ich das Geschehene nicht ändern.
Es war passiert, es war vorbei.
Doch auch wenn du die Farbe an der Wand übermalst, war die alte noch da, nur nicht mehr sichtbar.

~*~

"Ich verstehe ja, dass du überdurchschnittlich geistig umnachtet bist, aber was in allen sieben Weltmeeren machst du in meinem Schrank?"
Fragte ich Tyler als er durch Avery's und mein Ankleidezimmer rannte und nach irgendetwas suchte.
"Ich soll was finden!" Darauf wäre ich jetzt beim besten Willen nicht gekommen.
"Narnia?" Tyler seufzte.
"Nein du Birne, Avery hat mir aufgetragen blaue Wollsocken zu finden..." Ich stieß mich von dem Türrahmen ab und ging zu Birnenboy.

"Und da fällt dir nicht ein die Person zu fragen, die hier wohnt, die ganze Scheiße einsortiert hat und ganz nebenbei der Freund von Avery ist?" Wäre ja eine Option.
"Weißt du denn wo die Socken sind...?" Natürlich wusste ich das! War der Typ eigentlich total dämlich.
„Nein." Dann ging ich runter zu Avery und Liis, die höchstwahrscheinlich backten, da es nach Zimt roch.
Oh ja, gebt mir Zimt, am besten Zimtstangen oder Schnecken und ich mach dir ein Kind!

In der Küche angekommen freute ich mich sofort, da ich mit meiner Vermutung richtig lag.
Zimtschnecken.
"Gute Weiber!" Avery knallte den Handschuh auf den Spülstein und schlug mir kurz darauf mit ihrer knochigen Faust in die Niere.
Was um alles in der Welt.
"Hör auf mich Weib zu nennen du...du..."
Ich hörte ihr zu, nahm mir aber trotzdem als kleinen Trost ein Zimtgebäck.
"Du Fettsack!" Erschrocken und entsetzt wie noch nie zuvor ließ ich mein Gebäck zurück auf das Blech fallen.

"Wie bitte was hast du gesagt?" Provokant verschränkte sie die Arme vor ihrer Brust und zog eine Augenbraue in die Höhe.
"Du hast mich schon verstanden, Fetti!"
Das war doch wohl nicht wahr!
"Ich bin doch nicht fe-"
"Doch Keeth, das bist du." Stimmte Liis mit ein.
Oh hell nah!
"Du bist selber fett!" Avery verdrehte die Augen. Ich wusste genau was sie sagen würde, doch das war für mich keinesfalls eine plausible Ausrede!
"Ich bin ja auch schwanger!" Sagte ich ja, nicht plausibel!

Grade als ich ansetzen wollte zu kontern, kam Tyler, blaue Socken in der Hand haltend die Treppe runter und strahlte über bis über beide Ohren. Oh nein...er hatte eine Idee.
"Leute! Freunde! Familie!"
"Angehörige deiner Beerdigung..." nuschelte ich.

"Was haltet ihr von einem heißen Reiseziel? Ich meine, jetzt wo Avery noch in der Lage ist beim schwimmen nicht unterzugehen" das fand ich durchaus lustig, gut gemacht Tyler.
"dachte ich, wir könnten doch mal raus aus dem kalten, regnerischen, verschneiten Virginia!"
Total beschissene Idee!
"Tolle Idee!" Meinten Avery und Liis im Chor.

Es mochte ja schön sein, mit seiner Freundin, der Person die man liebte, etwas großes zu unternehmen, aber mit Birnenboy und seiner Freundin...das hatten wir doch bereits.
"Also ich weiß ja nicht ob d-" Tyler und Liis unterbrachen mich.
"Komm schon Aiden, du könntest etwas schwimmen gehen, etwas Fitness...in Form kommen..." Was sollte das denn jetzt schon wieder heißen!
"Hör mal zu Luisa, ich habe echt keine lu-"
"Luisa?" Avery lachte, im Gegensatz zu Liis.
Aber das war doch ihr voller Name....oder?

"Lisa du Bratnase!"
Wie dem auch sei, ich würde nicht erneut mit denen in den Urlaub fahren...auch wenn der letzte Urlaub nicht wirklich einer war und total aus den Fugen geraten war.
Avery lehnte sich leicht lächelnd vor meine Brust.
Das war der altbekannte Hundeblick.
"Komm schon Baby...komm schon komm schon!"
Seufzend schloss ich meine Augen.
Avery's Mund kam meinem rechten Ohr ganz nah.
„Bitte Daddy..."
Abrupt öffnete ich meine Augen.
"Wohin gedenkt ihr denn zu fahren?"
"Fliegen!" Korrigierte Luisa mich prompt.
Es wurde ja wirklich immer besser. Nicht nur Urlaub mit den beiden, jetzt auch noch ein Flug.

"Ich weiß ja nicht Kätzchen..." Ihre Hand fuhr langsam, jeden meiner Muskeln abzeichnend meinen Oberkörper entlang und stoppte an meinem Hosenbund. Ich schluckte.
Ich war schließlich auch nur ein Mann...
"Gib dir einen Ruck..." Immer weiter rutschte ihre Hand über meinen Reißverschluss, bis ich sie letztendlich in meine drückte um sie zu stoppen.
Avery grinste frech.

Wieder seufzte ich.
"Ich suche das Ziel aus, ich wähle den Flug, ich wähle die Sitzplätze, ich wähle die Dauer und ich wähle den Aufenthaltsort!" Quietschend sprang Avery mir um den Hals.
In was hatte ich mich da bloß reingeritten.

"Gute Wahl Kumpel!"
Ich löste Avery von mir, drehte mich langsam zu Tyler und sah ihn ernst an.
Es war eine Sache mit Tyler in den Urlaub zu fliegen, jedoch eine andere, mit einem Betrunkenen Tyler mehrere Tage meines kostbaren Lebens zu verbringen.
Ich trat nah an ihn ran, drückte meinen Zeigefinger gegen seine Brust und tippte dreimal fest zu.
"Solltest du während dieser Auszeit auch nur einmal so betrunken sein, dass du mich wieder anflirten solltest, hacke ich dir den Schwanz ab und verfüttere ihn sobald du wieder nüchtern bist vor deinen Augen an die Affen!"

Seine Augen begannen plötzlich zu strahlen.
"Affen? Geht es etwa nach Mallorca?" Wer weiß mein Freund, wer weiß.
"Ich mag keine Affen..." murmelte Liis.
Das verstand ich nicht.
Aber da ihre durchschnittliche Intelligenzquotient durch Tyler täglich fristete, war das schon okay nahm ich an.
"Du bist doch mit dem da zusammen..."
Ich lachte.
Weil ich lustig war.


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Heyhi!:)
Die Story ist ja auch fast schon vorbei ;D
TO BE CONTINUED...

Bis dann, eure Ayoka 🌑🌌🌸

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