Love And Other Drugs

P. O. V. AIDEN

Natürlich erkannte ich ihn sofort, sobald er den Raum betrat wusste ich wer der Mann vor mir war und doch war er mir fremd.
Mir war nicht wirklich klar in was für einen Zusammenhang er mit Avery zu tun hatte und warum sie ihn so friedlich ansah.
Sie fürchtete sich nicht vor ihm.

"Was machen sie hier?" Lächelnd zog er seinen Mantel aus und hing ihn an die Garderobe, um sich dann auf den Stuhl neben Avery's Bett zu setzen, auf dem ich zuvor noch saß.
Ich wollte ihm misstrauen, doch vergebens.
Irgendwas in mir versuchte mir zu sagen, dass es keine Masche war, mir zu helfen, andererseits war da jedoch noch der Zweifel daran, dass der Zufall einfach zu groß war, dass er Avery und mich retten konnte.
Er muss gewusst haben wer wir waren und vor allem wo.

"Wer sind sie?" Fragte Avery unsicher.
Ich stellte mich mit verschränkten Armen neben sie ans Bett und musterte den Kerl.
Ordentliche, gebügelte Kleidung, eine Krawatte, die gräulichen Haare perfektionistisch nach hinten gekämmt.
Er kam mir so bekannt und doch so unbekannt vor.
Nicht weil ich ihn schon mal gesehen hatte, es war als kannte ich ihn, seine Geschichte, sein Leben.

"Ihr braucht mich nicht siezen. Ich bin Roger!"
Negativ. Keinerlei Erinnerung an diesen Namen.
Aber genau so war es bei Harvey auch.
Sein Name war mir unbekannt, nicht mehr wert als jeder andere Name, und doch spielte er eine Rolle in meinem Leben, die sich bis ins tiefste meiner Adern ausgedehnt hatte.
Meine Augen schossen in die von Roger.
Er sah es auch.
Er wusste mehr als ich.
Dachte er zumindest.

Ich atmete tief ein und schloss meine Augen.
Das konnte nicht sein und doch war ich mir mehr als sicher.
Immer wieder stellte ich mir die Frage, wann alles vorbei sein würde, wir nicht mehr wie verunsicherte Motten, ahnungslos in das gefährliche Licht flogen und uns somit in Lebensgefahr brachten.
Würde es diesen Tag überhaupt je geben.
"Aiden." Avery unterbrach meine Gedanken mit ihrer zarten Stimme.

Als mir klar wurde, dass ich bereits seit mehreren Minuten in die Augen dieses Mannes starrte, wandte ich den Blick ab und sah auf das Krankenhausbett.
"Wann wolltest du es mir sagen?" Ich hatte genug gezögert und geschwiegen, um auch noch darauf zu warten, die ganze Wahrheit von ihm zu hören.
Wieder trafen meine Augen auf seine.
"Ich weiß, dass du Harvey's Dad, also mein Grandpa bist Roger." Seine Fassade bröckelte sobald ich diese Worte aussprach.
Ich lächelte als sich mir damit die Bestätigung gab, dass ich recht hatte.
Roger Burton, mein Grandpa.

Ich stütze meine Ellenbogen auf Avery's Bett ab, fuhr mir mit meinen Händen verzweifelt durch die Haare und lachte ohne Humor auf.
"Sag mir nicht, dass ich dich auch noch töten muss.."
Spätestens jetzt hätte mir klar sein sollen, vielleicht nicht vor Harvey's Dad zu gestehen, ihn getötet zu haben, doch das war mir egal.
Plötzlich schien, als wäre alles wieder egal.
Dann lachte Roger.
"Ich hoffe doch nicht!"
Verwirrt sah ich ihn an, schielte rüber zu Avery, die immer noch geschockt schien und zog meine linke Augenbraue in die Höhe.
Seufzend stand er auf und kam auf mich zu.
Ich rechnete mit einer Ansage, Warnung, oder gar Drohung, doch er umarmte mich einfach nur.

"Es tut mir alles so leid, so weit hätte es nicht kommen dürfen. Ich bin so stolz auf dich..."
Mich schockten seine Worte und doch brachen sie etwas in mir aus, was mich beruhigte.
Zögernd und unsicher erwiderte ich seine Umarmung.
Es war nicht meine Art, diese Zuneigung und das plötzliche Vertrauen eines Menschen gegenüber.

"Was machst du hier..?" Meine Stimme klang erstaunlich leise, leiser als in meinem Kopf.
Er ließ leicht von mir ab
Seine von Tränen schimmernden Augen vergruben sich in meinen.
"Es war wie du sicher schon weißt kein Zufall, dass ich Avery geholfen habe.
Seit ich dich zum ersten Mal persönlich bei Harvey gesehen habe, sprangen in mir jegliche Sicherungen durch und ich hatte nur noch deine Sicherheit vor Augen.
Ich studierte dich, fand so gut wie alles über dich heraus, weshalb ich auf Avery stieß.
Als ich sah wie sie an diesem nebligen dunklen Tag das Haus verließ und total unsicher in den Tag startete wusste ich, sie würde nicht sicher sein und folgte ihr. Zum Glück."

Er sah zu Avery und lächelte leicht.
"Ich bin so froh, dass es dir..naja...gut geht.."
"Dass ich lebe." Korrigierte sie ihn ebenfalls lächelnd.
"Warum hast du mit Harvey zusammengearbeitet?"
Es machte keinen Sinn.
Warum war er da unten und behandelte Menschen, die von seinem eigenem Sohn gefoltert wurden.
"Ich arbeitete nicht für ihn.
Um ehrlich zu sein..."
Er atmete gedehnt aus und ging wieder zurück zu seinem Stuhl.

"Ich weiß erst seit circa zwei Monaten, dass ich einen Enkel habe."
Ich öffnete den Mund um etwas zu sagen, schloss ihn aber wieder.
"Ich dachte es gäbe nur Aleyna.
Als Harvey mir dann von dir erzählte, wusste ich, ich muss dich da raus holen."
Wie durcheinander musste die Welt eigentlich sein, um wieder als normal betrachtet zu werden.
"Bedeutet also soviel, dass du dich gegen deinen Sohn gestellt hast, um deinen Enkel zu retten, den du von diesem Zeitpunkt an nichtmal kanntest?"
Er nickte nur als Antwort.
Langsam schüttelte ich den Kopf, als würde mir so alles leichter fallen und setzte mich ans fußende des Bettes.
"Das ist doch verrückt.." murmelte ich.
Roger lachte rau und ohne jeglichen Humor auf.
"Das passiert nunmal.
Liebe zu einem Menschen, zu deinem eigen Fleisch und Blut, ist manchmal unbeschreiblich und verrückt Aiden."

~*~

Langsam öffnete ich meine Augen, doch ich sah nichts.
Es war dunkel.
Ich versuchte mich zu bewegen doch ich konnte nicht.
Es war ein Trick.
Alles war ein Trick um sich in meinem Gedächtnis einzuschleichen.

Irgendetwas hielt mich fest, meine Hand und Fußgelenke schmerzten.
Etwas warmes lief an ihnen herunter.
Ich nahm an Blut.
Mit Gewalt versuche ich mich loszureißen, vergeblich.
Etwas spitzes, scharf wie eine Messerklinge fuhr über meinen Körper.
Plötzlich hörte ich Schritte.
War noch jemand hier, oder waren es bloß meine Kopfschmerzen...
Ich spürte, wie sich langsam etwas um meinen Hals schlang und von Sekunde zu Sekunde enger wurde.

Etwas lag auf meinem Mund.
Der Sauerstoff wurde knapp.
Ich bekam kaum noch Luft.
Ein Gefühl überrannte mich und ich verspürte auf einmal den Drang danach zu sterben.
Dann lockerte sich der Druck an meinem Hals.
Meine Arme und Beine ließen sich wieder frei bewegen und problemlos atmen, war auch wieder möglich.
Was war das für ein Spiel..ich dachte er wollte uns helfen und schützen.

Langsam setzte ich mich auf und rieb mir die Stirn.
Schweiß.
Es war so dunkel, dass ich mir nicht sicher war, ob meine Augen auf, oder zu waren.
Offenbar saß ich auf einer Erhöhung, denn meine Füße schwebten in der Luft.
Ich sprang herunter, landete jedoch nicht.
Der Fall war tief. Zu tief.
Erst jetzt, als mein Körper mit dem kalten Meereswasser zusammenstieß merkte ich, dass ich nicht auf einer Erhöhung, sondern am Rande einer Klippe saß.
Die Wucht der Wellen schlug mir binnen weniger Sekunden ins Gesicht.

Stille.
Nichts.
Ein Schlag und ich schoss die Augen auf.
Mein Bett.
Ich lag in meinem Bett..war das wieder nur ein Albtraum?
Was wenn es eine Vorahnung war, eine Prophezeiung.
Nein. Das war kein Albtraum. Das..war ich.
Das, waren meine Gefühle und so fühlte ich mich.
Ich lachte leise auf, als sich der hilflose Körper vor meinen Augen ängstlich verkrümmte und mich mit einer tiefen Verzweiflung in den Augen musterte.

"Wie ist es so..ohne die nötige Luft?"
Roger. Es war Roger der dort lag.
Wieder lachte ich.
"Kennst du dieses Gefühl denn gar nicht? Diese Mordlust.."
Ich näherte mich ihm, er zitterte.
"Sobald du in deine Traumwelt wanderst, bist du mein. Ich werde dich von deinem Leid befreien.."
Das Messer in meiner linken Hand näherte sich seiner Kehle und drückte zu, bis das Geräusch brechender Knochen ertönte.
Zufrieden atmete ich meine angehaltene Luft durch die Nase aus.
"Gute Nacht."

~*~

"Aiden! Aiden wach auf!" Panisch zuckte ich zusammen, als ich meine Augen Aufriss und Avery neben mir liegen sah.
Ich musste auf ihrem Bett eingeschlafen sein.
Vorsichtig legte sie ihre Hände um meine klebrigen Wangen.
"Es war nur ein Traum.." Ihre Lippen küssten meine, noch immer unbeholfen lag ich da und erinnerte mich an jedes Detail meines Traumes zurück.
Ich war krank.

"Dieser Traum..er..." wieder spürte ich Avery's Lippen auf meiner Haut.
"Shh, schlaf weiter, es ist alles gut."
Sie sagte es und ich versuchte es zu glauben.
Es war alles gut.
Alles gut.

~*~

P. O. V. AVERY

Roger war verschwunden, nachdem Aiden und ich eingeschlafen waren, wohin auch immer er gegangen war.
Ich konnte immer noch nicht ganz glauben was hier grade passierte und wie verrückt das alles klang.
Aiden's Grandpa verriet seinen Sohn, rette seinen Enkel und dessen Freundin, half uns und war damit im klaren, dass Aiden Harvey getötet hatte.

Aiden neben mir, der immer noch tief und fest schlief, drückte sein Gesicht in meinen Oberarm und atmete flach.
Meine Lippen formten sich automatisch zu einem Lächeln als ich ihn so sah.
So friedlich und unscheinbar glücklich.

Das alles hätte nicht so kommen müssen und doch gab es keinen anderen Weg.
Wie jeder andere Mensch zu leben und als Maschine den Alltag zu meistern, war nie das was mein Leben ausmachte.
Es war nicht normal und vor allem nicht perfekt.
Früher dachte ich immer, dass ich bloß ein kleiner Testversuch war, einer von vielen kleinen Fehlern, bis irgendwann der perfekte Mensch erfunden wurde und es niemanden mehr wie mich gab.

Heute dachte ich immer noch, dass es stimmte.
Und Aiden gehörte auch dazu.
Er war wie ich ein Versuch und wir waren beide Imperfekte Wesen, die sich gefunden hatten und so sehr liebten, dass wir unser eigenes Perfekt erschufen.

Ich versuchte mich leicht zu drehen, doch dann schoss schon wieder der Schmerz in all meine Körperteile.
Verdammt!
Ein kleines, eigentlich unmöglich zu hörendes Geräusch drang in meine Ohren.
Es klang leicht, sanft und versehentlich.
Als ich auf den Boden blickte erkannte ich einen kleinen Gefalteten Zettel.
Natürlich kam ich nicht dran, war nicht mal in der Lage danach zu greifen oder mich geschweige denn zu strecken.
Ich sah zu Aiden, wie er friedlich schlief.
"Hey..Pappnase! Wach auf.." Ich stupste ihm mit meinen Zeigefinger auf die Nase, doch es half nichts.
Ich lächelte als mir eine Idee kam.

Mit Daumen und Zeigefinger hielt ich ihm die Nase zu, bis er dann tatsächlich aufwachet und total verwirrt und benebelt durch den Raum schaute.
Ich kicherte leicht.
Als er mich ansah, legte er den Kopf leicht schief.
"Was aber habe ich getan, Weib?"
Lachend küsste ich ihn so gut es ging und zeigte dann mit meinem unversehrten Arm auf den Boden.
"Da liegt ein Zettel."
Er sah mich an, als würde er mich jetzt am liebsten in einen Raum sperren und mit Musik von Jacob Seitenstuss..oder so, quälen wollen.
Bitte nicht...alles nur nicht Jacob Saituriasus.

Seufzten stand er auf, ließ mich dabei nicht aus den Augen.
"Fühle meinen Schmerz. Ich bin müde Honey und du weckst mich wegen einem Zettel!" Er verkniff sich ein Lachen als er das Papier vom Boden aufhob und auffaltete.
Sofort schwand das Lächeln.
"Roger..."
Ich sah wie er versuchte was zu sagen, schmunzelte, stieß seine abgehaltene Luft aus.
Aiden schien völlig baff.
Als er nicht den Anschein machte mir zu sagen was eigentlich los war, riss ich ihm den Zettel aus der Hand und las selbst.

Roger Burton
Elenorstreet. 4b Alabama
~ es wird Zeit, dass du deine Mom kennenlernst mein Junge.


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HEYHII:D

LOVE EUCH!
Eure Ayoka ❤️🌾⭐️

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