Awake
P. O. V. AIDEN
Leises Wimmern erfüllte den Raum als ich ihn betrat.
"Schau mal einer an wer da wach ist." Ich rieb mir die Hände aneinander und trat näher an den eisernen Tisch, auf dem Harvey's gefesselter Körper lag.
"Das wirst du bereuen! Das wirst du sowas von bereuen Aiden!" Ich lächelte, betätigte einen kleinen Schalter und sah dann dabei zu, wie sich sein Körper vor Schmerzen krümmte.
"Tut ganz schön weh was?"
Keuchend rang er nach Luft.
"Was zum...was hast du mit mir gemacht?"
Mit langsamen Schritten lief ich einmal um den Tisch, genoss den Anblick ihn leiden zu sehen.
"Das ist das, was ich mehrere Jahre gespürt habe und wofür du verantwortlich bist!" Ich korrigierte mich selbst "warst."
Seine Schreie dämpften an den Wänden des Raumes ab und schallten mir mit voller Lautstärke in die Ohren.
Es war kein Geräusch welches mich nicht nervte, es war befriedigend.
"Du...gottverdammter Bastard!" Mich amüsierte seine Aggressionen und der darauf folgende Schmerz in seinen Adern.
Es war wirklich befreiend sein Leid in meinen Händen zu tragen.
Als ich die Kontrolle aufgab und seine Schmerzen stoppten, geschah etwas, was ich nie erwartet hätte.
Harvey begann zu weinen.
Eine enorme Genugtuung schoss durch meinen Körper.
Die Tage hier unten, in Avery's und meinem Keller mussten sich wie Wochen anfühlen.
So fühlte es sich an als ich bei ihm war.
Mein Zeitgefühl war vollkommen funktionsunfähig, ebenso wie mein Gedächtnis.
"Wie kannst du mir das bloß antun...deinem eigenem Dad..." Nicht ganz sicher wie ich seine für mich wie ein Witz empfundene Frage aufnehmen sollte lachte ich und schüttelte, die Hände an den kalten Tisch gestützt meinen Kopf.
"Du..." ich zeigte mit meinem Finger auf ihn, als wäre er irgend ein Ungeziefer.
"Du bist nicht mein Dad."
Noch immer von kleinen Schmerzen durchzuckt stöhnte er auf und sah mich hasserfüllt an, sobald er meinen Blick wahrnahm.
Ich lächelte ihn provokant an.
"Und ich dachte es würde etwas bringen, wenn ich ihr etwas tue...Sydney. Aber du hast nicht aus deinen Fehlern gelernt." Von jetzt auf gleich verkrampften sich meine Muskeln, jeder Nerv in meinem Körper war bis aufs höchste anspannt.
"Dass du es überhaupt noch wagst ihren Namen in deinen Mund zu nehmen!" Ich griff nach der Schublade neben mir, die mit einem Teil meiner Werkzeug Sammlung bestückt war.
Von Messern und Skalpellen bis hin zu Scheren und Zangen.
"Nicht ich habe nicht aus meinen Fehlern gelernt Harvey, sondern du. Und du hast dir den falschen Feind ausgesucht!"
Seine Mimik sank in sich zusammen als er sah wie ich nach einem meiner Lieblings Messer griff, dessen deine Klinge durch jede noch so harte Stelle des Körpers gleiten würde.
"Aiden...ich würde mir gut überlegen was du als nächstes machst." Er hatte Angst.
Perfekt.
Dunkle Schatten bildeten sich unter seinen Augen und sein Gesicht war schon eingefallen, was ihn nicht einfach krank oder erschöpft wirken ließ, sondern kaputt, zerstört und vor allem verzweifelt.
Ein kleines Fläschchen in der Hand haltend drehte ich den Deckel ab und tauchte die Messerspitze in die helle, farblose Flüssigkeit.
"Was...was ist das?" Harvey stotterte.
Ich antwortete ihm nicht, trotz seinem Geschrei und seinem Betteln nach Vergebung.
Säure.
Ätzende, Fleisch zersetzende Säure.
Vorsichtig, wie bei einer Operation drang das dünne Metall in seine Haut.
Ein kleiner Testversuch.
Ein bitterer Schrei hallte durch meine Ohren als sich die Hautpartie unter dem Druck des Messers zerfraß.
Jetzt, da ich mir sicher war, dass es wirklich klappte, packte ich das Messer nach einem kurzen Abwasch zurück und stellte das Fläschchen Säure wieder in den Schrank. Das würde großartig werden!
"Ich habe mir was schönes für morgen ausgesucht, freu dich drauf."
Ich sah ihn nicht an, hörte nicht auf seine Jammerei und steuerte auf Richtung Tür zu.
"Aiden! Das kannst du nicht machen!"
Seine Worte zauberten mir erneut ein Lächeln ins Gesicht.
"Doch verdammt, doch das kann ich."
Er verdiente den Tod nicht, noch nicht.
Ihn erwartete noch ein langer Weg bis zur Erlösung. Ein langer, qualvoller Weg.
~*~
Endlich sah ich es wieder.
Den Wald, die Tiefe, der schattige Nebel und den Mond, der finstere Muster in das dunkle Haus warf.
Ich war endlich wieder zuhause.
Und doch war ich mir noch nicht ganz sicher ob ich nicht doch einfach nur träumte.
Was, wenn das alles eine Illusion und Einbildung auf meinen bereits labilen Körper war und nichts von all dem hier wahr war.
Vor der großen Fensterwand stehend und mit geschlossenen Augen atmete ich tief und gedehnt durch.
Nein. Es stimmte, ich war wirklich hier.
Ein kleines Lächeln bildete sich auf meinen Lippen als mir die Erkenntnis in den Kopf schoss.
Ich hatte die Macht über Harvey, war zuhause, bei Avery, der Person, die ich mehr liebte als mein eigenes Leben.
Es wäre für mich nie schwer gewesen auf eine Frage zu antworten, wenn meine Auswahlmöglichkeiten mein, oder ihr Leben beinhaltete.
Sie war das wofür ich jetzt noch lebte, warum sollte ich also leben, wenn sie nicht bei mir wäre.
Ich warf den Gedanken beiseite als es an meiner Tür klopfte und sie kurz darauf unsicher im Raum stand.
Belustigt zog ich eine Augenbraue nach oben.
"Angst, Edison?" Sagte ich neckisch, genau wie damals.
Sie kicherte und stellte sich kurz darauf neben mich, um ihre zierlichen Arme um meinen Körper zu wickeln.
"Es ist kalt." Murmelte sie gegen meine Brust.
Ich umarmte sie, versuchte ihren Körper zu wärmen und legte meine Lippen auf ihre Stirn, um sie immer mal wieder zu küssen.
"Kann ich dich mal was fragen..?" Unterbrach sie leise die Stille.
Ihr Ton klang so leise und vorsichtig, dass er die Stille fast gar nicht übertönte.
Meine Hand streichelte ihre Haare.
"Klar, das kannst du immer Honey." Sie nickte, sagte jedoch nichts.
Ihr lag was auf dem Herzen und ich wusste genau was es war und was sie mich fragen wollte.
"Im Keller." Auch wenn ich ihr Gesicht nicht sah wusste ich, dass ihre Augen jetzt eine Nummer größer geworden waren.
Stille.
Als sie nicht den Anschein machte etwas zu sagen, fuhr ich fort.
"Ich kann ihn nicht einfach nur töten, das musst du verstehen...er hat meiner Familie wehgetan, dich in Gefahr gebracht und..und..." Ich brach ab, es tat mir weh über sie zu reden.
"Ich war auf der Beerdigung Aiden.." Und ich war es nicht. Das würde ich mir mein Leben lang vorschreiben. Ich war nicht für sie da als sie mich brauchte, es gab kein letztes auf Wiedersehen und auch keine Umarmung.
Kein Versprechen welches ich ihr immer gab wenn ich dort war und ihr sagte, dass ich ihr etwas vorlesen würde, während sie tief und fest neben mir einschlief.
Tränen füllten meine Augen.
Ich war kein Mensch der weinte, ich hasste es schwach zu werden, Gefühle zu zeigen, die ich eigentlich gar nicht besitzen sollte.
Sie war nicht meine richtige Schwester und doch war sie es, aber das war mir egal.
Ich liebte sie aus so vielen anderen Gründen.
Avery sah zu mir hoch als sich die ersten Tränen den Weg auf den Boden bahnten.
Flüssige Erinnerungen, an eine weitere, verlorene Seele.
"Es tut mir ja alles so leid..." Auch ihre Augen wurden feucht, doch sie weinte nicht.
Sie hatte in der vergangenen Zeit wahrscheinlich genug geweint.
"Wie war es?" Wollte ich wissen.
Ich wollte da sein, als sich alle ein letztes Mal verabschiedeten, doch ich war es nicht.
Avery war die einzige Person, die mir grade sagen konnte, wie es war, ob sie einen schönen letzen Tag hatte, bis sie letztendlich ganz von dieser Erde verschwand.
Jetzt konnte sie zu Grandma und Grandpa.
"Es war ergreifend und doch wunderschön.
Ihr Grab, es war verziert mit all ihren Lieblings Blumen, Bildern und kleinen Kerzen.
Deine Eltern, ich meine...du weißt wen ich meine..
Sie waren am Boden zerstört, kaum ansprechbar.."
Sie versuchte sich so gewählt wie möglich auszudrücken, wofür ich ihr dankbar war.
Ein Schauer überkam mich als sich ihr Grab vor meinen Augen ausmalte.
"Ich muss zu ihr."
Avery nickte, während sie mir eine Hand auf die Brust legte.
"Wir können hinfahren wenn du willst..ich weiß wo es ist." Ich schüttelte langsam meinen Kopf.
"Nicht heute, aber bald..."
Ich nahm Avery's kalte Hände in meine und küsste ihre Fingerspitzen.
"Lass uns einen Film schauen, was hältst du davon?"
Als sich ein Lächeln auf ihren Lippen bildete schien der ganze Schmerz wie vergessen.
Doch da war mehr.
In ihren Augen lagen Zweifel und Angst, was ich hasste.
Sie sollte sich nicht so fühlen und vor allem nichts mit einem Lächeln überdecken.
Das machte alles nur noch schlimmer.
"Hör auf dir wegen Harvey Gedanken zu machen Honey. Ich habe mit Dean geredet und er weiß, dass er tot ist."
"Das ist er aber nicht." Schoss es sofort aus ihr raus.
Ich nahm ihre Hand und ging.
"Noch nicht."
~*~
Ich verstand es nicht.
Wirklich nicht.
"Wie kannst du dich über Horrorfilme beschweren aber Filme schauen, die 'Findet Dietmar' heißen?"
Avery kuschelte sich enger an mich und stopfte sich mehr Popcorn in den Mund.
"Dori."
"Gesundheit."
Sie kicherte und drückte mir in die Seite.
"Der Film heißt Findet Dori." Ach so. Das änderte die ganze Sache natürlich total...
"Ich hasse Zeichentrickfilme."
"Und ich hasse Horrorfilme!" Nicht gleich borstig werden Kätzchen.
Es klingelte an der Tür und meine Laune stieg als mir einfiel, dass ich ja noch jemanden eingeladen hatte.
Avery sah mich genervt von der Seite an.
Ich küsste ihre Lippen.
"Ich liebe dich auch." An der Tür angekommen öffnete ich sie und musste direkt lachen.
"Ballerina!" Jake drehte sich um und machte sich zum gehen bereit, doch ich hielt ihn immer noch leicht lachend zurück.
"Wird das je aufhören?" Ich schubste ihn rein und schüttelte den Kopf.
"Hey Av!"
Sie legte ihren Zeigefinger vor die Lippen und signalisierte ihm, dass er seine Klappe halten sollte.
Deswegen liebte ich sie.
"Gut, erzähle ich euch eben nicht von meinen Neuigkeiten!" Ich hatte immer den Drang ihm meine Faust in den Rachen zu rammen wenn er einen auf beleidigte Tanzlehrerin machte.
Ich drückte den Pauseknopf damit der Film stoppte und erntete sofort einen tödlichen Blick von Avery.
Zu süß.
Ein wütendes Popcorn.
"Seid ihr bereit..?"
Ich verdrehte die Augen. "Seit meiner Geburt."
Jake setzte sich, stand wieder auf und setzte sich wieder. Ich würde ihn schlagen, das würde ich wirklich.
"Cait ist schwanger." Angewidert verzog ich mein Gesicht, während Avery quiekend aufsprang und Jake in ihre Arme schloss.
"Von wem?" Fragte ich.
Avery ließ von ihm ab und schlug mich.
Wenn sie mich heute noch einmal schlagen sollte, erziehe ich sie nach den Regeln von Christian Grau!
"Na von mir du Idiot!" Jake lachte und sah mich erwartungsvoll an.
Ich hatte plötzlich Hunger und ging in die Küche.
"Da! Das tut er immer wenn ich ihm was tolles erzähle! Er geht immer essen!"
Weil mich seine Gespräche hungrig machten.
Und müde.
"Wie weit ist sie denn?" Hörte ich Avery aufgeregt fragen.
"Morgen im ersten Monat." Antwortete Jake.
"Is ja total süß!"
Ich verdrehte die Augen und nahm mir Kekse.
"Is ja ekelhaft.."
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Hiheyyy:D
Schwangerschaffffttt.
Wollt ihr mal Kinder?
Bis dann, eure Ayoka ❤️🌾🌙
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