97. Kapitel

„Du weißt gar nicht, wie nervös ich bin." lache ich, als Mr. Payne auf die Ausfahrt nach Doncaster fährt. Louis sitzt neben mir und nimmt meine Hand in seine. Er drückt einen Kuss auf meinen Handrücken. „Das musst du nicht." - „Bin ich aber."

Louis schmunzelt. „Sei so wie immer, und sie werden dich mögen." Ich verdrehe die Augen. Das hat er mir vorhin schon gesagt, aber wirklich beruhigen tut es mich trotzdem nicht. „Hast du deiner Familie eigentlich Bescheid gesagt?" will ich dann wissen und er bejaht. „Ich hab Lottie geschrieben. Sie wird auch da sein." erwidert er. „Und selbst wenn nicht, wäre es kein Problem." fügt er hinzu. „Ich habe dort immer noch ein eigenes Zimmer." Ich blicke ihn erstaunt an. „Echt?"

„Sie meinten, es wäre besser so." antwortet er mir nur. „Und ich bin ganz froh, nicht in einem Zimmer meiner Schwestern schlafen zu müssen." Er lacht ein wenig. Ich lächle und frage dann. „Wie heißen deine Schwestern eigentlich?"

„Die Älteste ist Lottie. Dann kommt Felicity, die Zwillinge Daisy und Phoebe und die Zwillinge Ernest und Doris." - „Das kann ich mir doch nie merken!"

„Wir sind gleich da." informiert Mr. Payne uns. Ich schlucke. Wieso bin ich so aufgeregt? Wir halten vor einem großen Haus. Es ist noch größer, als das von Louis, aber bei so vielen Menschen ist das auch keiner Wunder. Mit großen Augen steige ich aus. Es ist weiß, die Fensterrahmen aus einem hellen Holz und die Tür ist in einem dunklen blau gestrichen. Neben dem Haus sind zwei Garagen und ich bin sicher, diese gehören auch noch dazu.

„Danke Liam." sagt Louis, als jener unser Gepäck aus dem Kofferraum geladen und neben die Haustür gestellt hat. Er winkt uns und fährt dann wieder weg. Er bleibt in einem Hotel in Doncaster. Um ehrlich zu sein, finde ich es etwas übertrieben, dass Louis sogar hierhin seinen Security-Chef mitnimmt, aber er meinte nur, dass es unverantwortlich wäre, es nicht zu tun.

Wir stehen vor der Tür und Louis klingelt. Ein Mädchen öffnet die Tür. Sie ist vielleicht 14 oder 15. Sie sieht Louis wirklich sehr ähnlich.

„Hey Phoebs." - „Louis? Was machst du hier?" fragt sie verwirrt und blickt irritiert kurz zu mir. „Hat Lottie euch nicht Bescheid gesagt?" fragt er verwundert und nimmt unsere Taschen. „Komm." sagt er nur und etwas unsicher folge ich ihm in das große Haus.

„Daisy!" ruft das Mädchen. Es ist ihre Zwillingsschwester, die die Treppe herunter gelaufen kommt. Man sieht ihr deutlich an, wie genervt sie ist, aber dann sieht sie Louis und läuft auf ihn zu. Sie fällt ihn um den Hals und grinst. „Louis!" ruft sie erfreut und er nimmt seine Schwester in den Arm. „Hey Daisy."

Dann blickt sie zu mir. „Hey." sage ich schüchtern. Sie mustert mich und blickt zu Louis. „Wer ist das?" fragt sie frech und Louis zuckt mit den Schultern. „Ich denke er kann selbst sprechen." Sie verdreht die Augen und kommt auf mich zu. Ich stehe immer noch etwas verloren in der Eingangshalle. Sie lächelt, nimmt mir meine Jacke ab und sagt dann. „Tut mir leid, mein Bruder hat keinen Anstand." - „Daisy!" ermahnt er sie nur aber ich schmunzle. „Ich bin Daisy, seine Schwester." stellt sie sich vor. Sie ist mir wirklich sympathisch. „Ich bin Harry. Sein Freund." erwidere ich und ihre Augen werden groß. „Warte was?!" sie dreht sich zu Louis herum und auch Phoebe sieht ihren großen Bruder geschockt an. „Wieso erfahren wir das erst jetzt?!" wollen sie wissen, aber Louis zuckt mit den Schultern. Ich überspiele so gut es geht, dass es irgendwie schmerzt, dass er ihnen nicht gesagt hat, wer ich bin.

Ich hätte nicht erwartet, dass sie nicht wissen, wer ich bin; dass Louis ihnen nicht von mir erzählt hat. Aber es ist seine Sache.

„Fizzy! Mum!" ruft Daisy und nimmt meine Hand, ehe sie mich losläuft. Sie zieht mich in die Küche. Etwas verwundert sehen die beiden Frauen dort Daisy an. Dann blicken sie zu mir. Ich räuspere mich und gehe einen Schritt auf mich zu. „Hallo. Ich bin Harry-" - „Er ist Louis' Freund!" unterbricht mich Daisy und Mrs. Tomlinson sieht mich überrascht an. „Ist das so?" fragt sie und ich schüttle ihre Hand. „Freut mich Sie kennen zu lernen." Sie mustert mich kurz skeptisch, lächelt dann aber. „Hey. Ich bin Fizzy." stellt sich die junge Frau neben ihr vor. Louis kommt in die Küche. „Hey." sagt er nur und geht auf die beiden zu. Er umarmt sie kurz. Die Umarmung sieht irgendwie gezwungen aus; nicht so, als hätten sie ihn wochenlang nicht mehr gesehen.

„Komm mit." unterbricht Daisy meine Gedanken und zieht mich aus der Küche die Treppen hoch. „Wer bist du?" fragt plötzlich eine süße Kinderstimme und ich drehe mich um. Ein kleiner junge steht hinter uns. Ich gehe in die Hocke. „Ich heiße Harry. Ich bin Louis' Freund." - „Louis bringt nie jemanden mit." antwortet er nur und sieht mich verwirrt an. „Das ist Ernest." erklärt Daisy mir kurz und kurz darauf erscheint auch schon seine Zwillingsschwester Doris. „Louis!" ruft sie, als sie ihren großen Bruder die Treppe hochkommen sieht. Sofort hebt er sie hoch und kommt zu uns. „Hey." sagt er hebt mit dem anderen Arm Ernest hoch. Ich stelle mich wieder normal hin. „Harry hat gesagt, er ist dein Freund!" sagt dieser sofort und Louis schmunzelt. „Ja, das stimmt." Wir gehen wieder runter in die Küche, wo er seine Geschwister herunter lässt.

Es sind wirklich viele Geschwister, doch ich werde langsam ruhiger. „Wie kommt es, dass du mitgekommen bist?" fragt Mrs. Tomlinson. Verwirrt sehe ich Louis an. „Naja.. Louis hat mich eingeladen." stottere ich. „Er bringt nie jemanden mit." erwidert sie nur. Ich kann dazu nichts sagen. Ich kann mir denken, woran es liegt, aber ich weiß nicht, ob und was ich darauf antworten soll.

„Mum." seufzt Louis nur und stellt sich zu mir. Er legt einen Arm um mich und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. „Schon gut." sagt sie nur und winkt ab. „Freut mich dich kennenzulernen, Harry."

Louis und ich gehen hoch. Er beharrt darauf die Taschen alleine zu tragen. Sein Zimmer erinnert mich an sein Separee. Es ist mit lackierten Möbeln ausgestattet. Das Bett hingegen sieht aus, als hätte sein Ewigkeiten niemand mehr drin geschlafen. Er stellt die Taschen ab und seufzt. Ich gehe zu ihm und umarme ihn. Ich hab einfach das Gefühl, genau das ist jetzt das beste.

„Ich war hier so lange nicht mehr." sagt er leise und ich blicke ihn an. „Wieso nicht?" Er zuckt mit den Schultern „Ich hatte zu tun." Oh Louis... Natürlich tut er mal wieder so, als wäre es keine große Sache, aber wir beide wissen, dass es das sehr wohl ist. Er hat seine Familie vermisst und die Begrüßung seiner Mum hat ihn gekränkt. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass sie sich nicht all zu sehr gefreut hat, ihn zu sehen und das Wochenende hier zu haben. Ich werde ihn aber jetzt garantiert nicht darauf ansprechen. Über eine solche Situation in der Familie kann und werde ich nicht so schnell urteilen. Ich bin gerade mal seit einer Stunde hier. Da werde ich bin garantiert nicht in Familienangelegenheiten einmischen.

Wir räumen unsere Sachen in den Schrank und Louis zieht mich wieder zu sich. „Danke." sagt er ehrlich. Ich lächle und beuge mich dann zu ihm. Er küsst mich sofort. Ich lächle bei dem berauschenden Gefühl seiner Lippen auf meinen.

Es klopft an der Tür und kurz darauf schaut Fizzy ins Zimmer. „Es gibt Essen." sagt sie Bescheid und mustert uns. Ich meine sie kurz lächeln gesehen zu haben, aber da ist sie auch schon wieder verschwunden. Louis löst sich von mir und möchte das Zimmer verlassen. Schnell schnappe ich mir seine Hand und verschränke unsere Finger miteinander. Er lächelt ein wenig und wir gehen wieder runter. Wir er führt mich ins Esszimmer, wo die ganze Familie schon sitzt. „Hey." Plötzlich steht Lottie neben mir. Ich zucke erschrocken zusammen, umarme sie dann aber kurz. „Hey."

Hinter ihr erblicke ich Louis Vater. „Guten Tag, Sir. Ich bin Harry." stelle ich mich vor. „Nenn mich ruhig Troy." Ich lächle, als er mir das Du anbietet. Wir setzen uns. Während des Essens halte ich mich etwas zurück. Dann fragt Daisy mich jedoch „Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?" Ich öffne meine Mund, möchte Antworten, doch überlege dann kurz. „Im Jewel." erwidere ich kurz danach. „Auf der Abschlussfeier von der UCL. Mein bester Freund hat dort im Winter seine Abschluss gemacht und hat mich mitgenommen."

„Du hast diesen Club also immer noch?" fragt Mrs. Tomlinson und sieht Louis skeptisch an. „So ist es." antwortet dieser nur angespannt. Seine Mutter schüttelt den Kopf. „Das ist ein Drecksloch und das weißt du!" - „Ist es nicht." Sie sieht ihn mahnend an. Louis' Blick ist kalt und hält ihrem stand. „Ich erinnere mich daran, dass es eins ist." kontert sie, aber Louis trinkt nur einen Schluck Wein. „Dinge können sich ändern." - „Das bezweifle ich." sagt sie und Louis braucht seine ganze Selbstbeherrschung, um so ruhig zu sein. Die Stimmung ist gekippt, und als ich durch die Runde sehe, scheint hier jeder zu wissen, worum es geht. Nur Ernstes und Doris nicht, aber sie scheint es auch herzlich wenig zu interessieren.

„Als ob es sich geändert hat." sagt Phoebe dann und sieht Louis abwertend an. Ich nehme unter dem Tisch seine Hand. Wieso reden sie nur so mit ihm. Lottie hält sich zurück. Ich kann nicht sagen, welcher Meinung sie ist, aber irgendwie enttäuscht es mich ein wenig, dass nicht einmal sie Louis in Schutz nimmt. Alle sehen Louis an. Es ist, als wären sie alle gegen ihn und er alleine muss es aushalten. Es tut mir so leid für ihn. Ich will nicht, dass seine Familie ihn so abweist, wie sie es jetzt gerade tut. Louis' Blick ist kalt, seine Stimme hart und seine Muskeln angespannt.

„Es hat sich geändert." versichert er ihr. Sie schüttelt nur den Kopf. „Das glaube ich zwar nicht, aber ich denke, es ist nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu sprechen." Dann isst sie weiter und eine drückende Stille entsteht. Mir entgeht nicht, dass sie kurz zu mir sieht und dann seufzt. Ich verstehe nicht, worum es hier geht. Aber ich würde es so gerne begreifen! Es wird immer deutlicher, dass es nicht gerade eine Kleinigkeit ist und doch spricht es niemand aus. Ich schätze, es ist, weil ich am Tisch sitze. Ich spüre die Blicke auf mir. Ich merke, wie sie mich mustern. Ich schlucke, als ich dies verstehe und stehe auf. „Entschuldigt mich bitte." sage ich etwas gezwungen und gehe dann mit schnellen Schritten in das kleine Badezimmer, welches an Louis' Zimmer angrenzt. Ich bin hier also doch nicht so Willkommen, wie ich anfangs geglaubt hatte.

tja... der erste EIndruck täuscht wohl doch. opinions?

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