Unerwiderte Liebe

"Liebes Tagebuch. Hallo. Und Tschüss." Streng blickt mich Flittwick an. "Sie sollten das Ganze unbedingt ernster nehmen, Miss Lovegood. Sie haben Traumatische Dinge miterlebt und ohne entsprechende Aufarbeitung könnten Sie lebenslange Schäden davontragen!" "Sie meinen bestimmt Miss Umbridges Unterricht", kontre ich heiter. "Machen Sie sich keine Sorgen, mir ist es noch nie besser gegangen." Kopfschüttelnd sieht er mich an wie eine Geisteskranke. "Bitte lassen Sie mich einfach mein Leben weiterleben", murmle ich flehentlich. Zweifelnd blickt er mich an. "Aber Sie melden sich regelmässig auf dem Krankenflügel zur Nachuntersuchung!" "Klar", lächle ich abwesend, bereits auf dem Weg zur Tür. Ich will endlich Tenebrus den sanftesten und zugleich majestätischten aller Thestrale wiedersehen. Seit den schrecklichen Ereignissen im Ministerium habe ich ihn nicht mehr gesehen. Schon so viele Monate! Auf dem Weg dahin begegne ich Harry, der sich in eine einsamem Ecke verkrümelt hat. Keine Widerworte duldend, zerre ich ihn schon beinahe hinter mir her, einer plötzlichen Eingebung folgend. "Wohin gehen wir?", mault er verärgert. Unbarmherzig ziehe ich ihn hinter mir her, bis wir meine Lieblingslichtung erreicht haben. Die Blumen stehen gerade in ihrer späten Blüte, die Luft ist durchdrungen von ihrem süssen, schweren Duft. Wortlos führe ich Harry zu einer Einbuchtung in einer Eiche, in der ich immer liege, wenn ich das Bedürfnis habe, allein zu sein. Aufmunternd klopfe ich auf den Platz neben mir. Für einen kurzen Moment lege ich meine Tarnung ab, offenbare mein wahres Ich. Harry hielt es sowieso bloss für eine weitere Facette meiner ambivalenten Persönlichkeit.

"Wie geht es dir?", beginne ich vorsichtig. "Gut", murmelt er trotzig. Seine Lüge entlockt mir legedlich ein trockenes Seufzen. "Du bist wie ein offenes Buch, Harry. Deine Gedanken stehen für jeden öffentlich auf deine Stirn geschrieben". "Sehr rücksichtsvoll Luna, mich wieder daran zu erinnern, dass meine geistige Schwäche zu Sirius Tod geführt hat." "Du bist nicht schwach Harry", erwidere ich schlicht. "Du musst dir selbst verzeihen, oder du zerstörst bloss dich selbst". "Was ich getan habe, ist unverzeihlich! Wäre ich nicht so leichtsinnig gewesen, Sirius wäre noch am Leben !" "Du hast dein Leben riskiert um ihn zu retten! Das ist kein Verbrechen Harry!" Plötzlich beginnt er zu schluchzen und sanft lege ich meinen Arm um seine Schulter. "Sei nicht traurig Harry. Ich weiss, dass du hinter dem Vorhang auch die Stimmen der Toten gehört hast. Du wirst ihn also bestimmt wiedersehen. Aber erst musst du Lord Voldemort vernichten!" "Danke Luna", schnieft er leise. Plötzlich ist ihm sein Gefühlsausbruch schrecklich peinlich und eilig macht er sich aus dem Staub.

"Es ist sehr unhöflich, die Privatgespräche anderer Leute zu belauschen!" Die Fledermaus scheint mich beinahe anzugrinsen. Elegant hüpft er nach seiner Verwandlung zu mir in die Einbuchtung. Soviel körperliche Nähe bin ich mir von ihm
nicht gewohnt und zu meinem Entsetzen spüre ich schon, wie sich meine Wangen erhitzen. "Was findest du bloss an diesem Potter-Schnösel?", spottet er kühl. "Dein Hass blendet dich und macht dich einfältig. Er ist ein besserer Mensch, ein mutigerer Mann als wir alle." "Das klingt ziemlich verknallt", murmelt er. "Ich und Harry?" Allein beim Gedanke daran pruste ich los. "Mir gefällt keiner der Schüler", erwidere ich verlegen. Nein, ich blöde Kuh verliebe mich ja auch in den Mörder meines Bruders. Mittlerweile könnte man Spiegeleier auf meinen Wangen braten. Doch ich kann an meinen Gefühlen für ihn nichts ändern. Etwas an ihm berührt mich. Manchmal wenn ich ihm in die Augen sehe, sehe ich wieder den kleinen Jungen voller Träume und Hoffnungen und zugleich zutiefst unglücklich und voller Schmerz. Wenn ich in seiner Nähe bin, fällt es mir schwer einen klaren Gedanken zu fassen. Trotzdem möchte ich meine Nähe zu ihm um keinen Preis missen. Wenn ich in seine schwarzen Augen blicke, fühlen sich meine Knie plötzlich wie Pudding an. Seine Tiefgründigkeit, seine intelektuelle Brillanz ziehen mich immer mehr in ihren Bann. "Manchmal vergesse ich, dass du eine alte Seele in einem jungen Körper bist", lächelt er. Hoffnung keimt in mir auf, die im selben Moment zerstört wird: "Du bist für mich die kleine Schwester, die ich nie gehabt habe." Obwohl das vermutlich das Netteste gewesen ist, dass er jemals zu einer anderen Person gesagt hat, vergiesse ich Tränen der bitteren Enttäuschung. Ein Märchen, dass nur Männer in die Freundschaftzone abgeschoben werden.  "Stimmt etwas nicht?" "Nein, alles prima", lächle ich tapfer.

Als ich bemerke, dass die Sonne untergeht, verschlägt es mir den Atem. Ich sitze hier, mit jenem Mann der mir so viel bedeutet wie noch nie jemand zuvor. Die letzten Strahlen der Sonne tauchen die Welt ein letztes Mal in ihr goldenes Licht. Ehrfürchtig betrachte ich, wie die goldene Scheibe im See zu versinken scheint. Doch dieses Mal verspüre ich zum ersten Mal kein Heimweh. Hogwarts ist jetzt mein Zuhause. Kaum ist die Sonne verschwunden, wird es merklich kühler. Sobald er mein Frösteln bemerkt, hüllt er mich in seinen Mantel ein. Dankbar lächle ich ihn an, doch er erwidert mein Lächeln nicht. Sein Blick schweift gedankenverloren in die Ferne. "Du liebst sie, oder?" "Wen?", murmelt er verwirrt. "Lily." "W-woher w-weisst....?" "Als ich dich damals aus dem See gefischt habe, hast du immer wieder ihren Namen gemurmelt." Ich kann nichts dagegen untenehmen, der Gedanke daran versetzt mir einen Stich der Eifersucht. "Ja." Ein einziges Wort reicht, um meine ganzes Traumschloss zum Einstürzen zu bringen.  "Ich habe sie kennengelernt, als ich noch sehr jung gewesen bin. Sie ist mir sofort ins Auge gestochen, mit ihrer wilden roten Lockenmähne und den wunderschönen grünen Augen. Und erst ihr bezauberndes Lächeln...!" Als ich die Tränen in seinen Augen sehe, weiss ich dass seine Liebe niemals mir gehören wird. "Was ist passiert?" "Sie hat einen anderen geheiratet, ihm einen Sohn geboren, für den sie sich geopfert hat." "Ich kann nicht glauben, dass sie nicht dich gewählt hat", erwidere ich ehrlich erstaunt. "10 Punkte Abzug für Ravenclaw wegen Schmeichelns!" "20 Punkte Abzug für Slytherin wegen Gemeinheit !" Belustigt blickt er mich an. Ich bin froh, sind die Tränen in seinen Augen verschwunden.

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