Die Hoffnung stirbt zuletzt - aber auch sie stirbt
Verzweifelt klammere ich mich an die schönen Erinnerungen. Meine Lippen verziehen sich unwillkürlich zu einem Lächeln. Mein Atem wird ruhiger, mein Herzschlag verlangsamt sich.
Ich liege wieder im Seetangfeld. Das auf und ab wogende Seegras umschmeichelt mich zärtlicher als jeder Liebhaber. Seine Hand in meiner. Sein sanftes Streicheln jagt Stromstösse durch meinen Körper. Eine wunderbare Wärme durchströmt mich, ich kann gar nicht aufhören zu lächeln. Glücklich neige ich meinen Kopf zu ihm und blicke in zwei schwarze, hasserfüllte Schlitze.
"Mörderin! Diebin!"
Seine Hände schliessen sich eisern um meinen Hals. Die Angst lähmt all meine Glieder, stumm verhallen meine verzweifelten Schreie.
Die Szenerie beginnt plötzlich zu flackern, alles beginnt vor meinen Augen zu Staub zu zerfallen. Als ich meine Augen öffne, sehe ich....
Nichts, rein gar nichts.
Eine undurchdringliche, feindselige Dunkelheit umhüllt mich. Zögerlich taste ich mit meinen Händen meine Umgebung ab.
Ängstlich zucke ich zurück, als ich etwas Hartes über mir ertaste. Von den wildesten Ängsten gepeinigt, verharre ich in meiner Position.
„Reiss dich zusammen!," ermahne ich mich selbst streng.
Meinen Mut zusammenkratzemd taste ich meine Umgebung ab. Ich habe kaum Bewegungsfreiraum, überall um mich herum treffe ich suf Widerstand. Die Oberfläche fühlt sich seltsam rau an.
Wo bin ich hier bloss gelandet ?
Als der Raum plötzlich von einer gleissenden Helligkeit erfüllt wird, kneife ich gequält meine Augen zusammen. Die ungewohnte Helligkeit bereitet mir Mühe, es ist eine ganz andere Art von Helligkeit als bei uns.
Ein schmerzlicher Stich durchfährt mein Herz, als ich daran denke, dass dieser Ort nicht länger mein Zuhause ist und die dort lebenden nicht länger meine Familie. Innerlich seufzend öffne ich meine Augen, willens mein Schicksal nicht länger herauszuzögern. Ich schliesse ihn direkt in mein Herz. Vielleicht weil mich der Ton seiner Augen an jenen Moment erinnert, an dem die ersten Strahlen der Sonne das Wasser in ein sanftes blau tauchen. Möglicherweise aber auch, weil er mich einfach so anlächelt, ohne mich zu kennen. Gierig sauge ich die zwischenmenschliche Wärme in mir auf, versuche mir sein freundliches Lächeln einzuprägen. Vielleicht das letzte Mal, das mich jemand anlächelt. Unbemerkt stiehlt sich ein kleines, hoffnungsvolles Lächeln auf meine Lippen.
"Wie heisst du?" Verwundert reibe ich mir die Augen. Der Fremde spricht meine Sprache. Mit einem fürchterlich nasalen Akzent, aber trotzdem. Was wenn er mit meiner Familie unter einer Decke steckt ? Mangels brauchbarer Alternativen entscheide ich mich dafür, ihm zu vertrauen. "Ich bin DieDieImMondlichtTanzt." Als er sich meinen Namen langsam auf der Zunge zergehen lässt, zucke ich zusammen. Wie schrecklich abgehackt und rau mein Name aus dem Mund eines Menschen klingt ! Sehnsüchtig erinnere ich mich an die sanfte, überirdische Sprache meines Volkes. Verlegen senke ich meinen Blick und erröte, als ich das glühende Interesse in seinen Augen bemerke. "Ich bin Albus. Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore. Aber meine Freunde dürfen mich ruhig Albus nennen." Seltsam berührt und zutiefst dankbar betrachte ich ihn. "Albus", murmle ich nachdenklich. "Was bedeutet dieser Name ?" Obwohl ich meine Angst noch nicht ganz abgelegt habe, obsiegt meine Neugier. Seine Augen funkeln spitzbübisch, als er erwidert: "DerDerGerneNascht". Mein verständnisloser Blick, lässt sein Grinsen noch breiter werden.
"Wo bin ich?", flüstere ich verzagt. "In Sicherheit. Prinzessin", fügt er nun ernst an. "W-woher?", stammle ich fassungslos. "Euer Handeln hat in der Zaubererwelt sehr grosse Wellen aufgeworfen. Wenn auch bedauerlicherweise sehr negative." Verwirrt blicke ich ihn an. Plötzlich haftet etwas Trauriges an ihm. Innert Sekunden scheint er um Jahrzehnte gealtert zu sein. "Leider gibt es unter uns Zauberern sehr viele, die alles nichtmenschliche magische Leben als minderwertig betrachten. Und diese Leute scheuen sich auch nicht davor, Lügengeschichten in die Welt zu setzen. Diese Leute behaupten, dass du einen Lehrerkollegen von mir erst ertränken wolltest und ihm dann seinen Zauberstab stehlen wolltest." Während ich vergeblich gegen die Tränen ankämpfe, tastet die Angst mit ihren eisigen Klauen nach meinem Herz. "Ich habe ihn gerettet! Ich wollte ihn doch bloss retten! Ich konnte ihn doch nicht einfach so sterben lassen", hauche ich verzweifelt. "Ich glaube dir". Ich fühle mich, als ob mir eine zentnerschwere Last von den Schultern genommen wird. "Was soll ich bloss mit dir machen? In der Welt da draussen, würdest du keine zehn Minuten überleben !" Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit gewinnen wieder die Oberhand in mir.
Gedankenverloren murmelt er in seinen Bart. Plötzlich taucht wieder das altbekannte Glitzern in seinen Augen auf. "Was ist dein grösster Wunsch?", murmelt er forschend. Zögernd halte ich inne. Ich will wirklich sicher sein, dass ich die Frage ehrlich beantworte. "Ich möchte ein Mensch sein", stammle ich kaum hörbar. "Ich möchte zwei Beinen haben." Langsam gewinne ich an Sicherheit und meine Stimme wird fester. "Ich möchte auf diesen Beinen im Mondschein tanzen, und wilde Pirouetten drehen, bis ich völlig ausser Atem zusammmenbreche. Im weichen Gras lande und genüsslich das Mondlich absorbiere." Nachdenklich blickt er mich an. "Dein Wunsch soll sich erfüllen." Überwältigt blicke ich ihn an. Vergeblich versuche ich das in mir übersprudelnde Glück zu dämpfen, um mich vor einer späteren Enttäuschung zu schützen.
"Severus, zeigen Sie sich", ruft er plötzlich herrisch in die Stille hinein. "Lassen Sie das kindische Versteckspiel. Ich weiss, dass Sie da sind." Neugierig betrachte ich ihn, was seine Worte wohl bedeuteten. Die Blase des Glücks in der ich schwebe, zerplatzt indem Moment, als er aus dem Schatten tritt. Er würdigt mich keines Blickes. Heftig und erregt beginnen die beiden zu diskutieren. Während seine Körpersprache puren Hass und Feindseligkeit ausstrahlt, bleibt mein neugewonnener Freund ruhig und bestimmt. Leise Bewunderung erfüllt mich angesichts seiner mächtigen Aura. Doch noch mehr beieindruckt es mich, dass der andere nicht einlenkt. Irgendwie scheine ich laufend Disharmonie und Schmerz zu verbreiten. Energisch bringe ich die gemeine Stimme in meinem Kopf zum Verstummen. Gebannt blicke ich die beiden an. Plötzlich macht er auf dem Absatz kehrt und rauscht würend davon. Albus blickt ihm sichtlich verärgert nach. "Er wird sich schon wieder einkriegen, keine Sorge. Guck nicht so traurig, schon bald wird er dich zum Mensch machen! Severus ist der begabteste Zaubertränkebrauer den ich kenne". "Und vermutlich auch der wütendste", versuche ich kläglich witzig zu sein. Wirklich nett von ihm, trotzdem zu lachen. Wir unterhalten uns noch eine Weile. Ich habe seit langem nicht mehr so gelacht. "Morgen früh wird er dir bei Sonnenaufgang den Trank verabreichen. Ich freue mich schon auf unser erstes Gespräch als menschliches Gegenüber." Es fällt mir schwer sein Lächeln zu erwidern, denn ich ahne Übles. Er würde mich wohl eher töten, als mich zum Menschen zu machen.
Als ich von den ersten Sonnenstrahlen geweckt werde, spielen sich in meinem Kopf wüste Szenen ab. Meine Angst und meine Zweifel drohen mich förmlich zu zerreissen. Die Minuten verrinnen quälend langsam, ich drehe neinahe durch. Hysterisch beginne ich gegen die Wände meines Gefängnisses zu trommeln. Wütend stürmt er hinein, seinen Zauberstab erhoben. Beinahe rechne ich schon damit, dass ich jetzt ebenfalls einem grünen Blitz zum Opfer fallen werde. Bevor die verhängnisvollen Worte über seine Lippen kommen, spaziert ein gut gelaunter Albus herein. "Ah Severus, Sie machen wohl Morgengymnastik? Vielleicht sollten Sie statt bloss ihren Arm auch wieder einmal ihre Hirnzellen gebrauchen." Ich verstehe seine Worte zwar nicht, doch ihre Wirkung ist offensichtlich: vor Wut zitternd lässt er seinen Arm sinken. Als er auf meinen Tank zuschreitet und eine schwarze Flüssigkeit durch eines der Atemlöcher träufelt, funkeln seine Augen bösartig und seine Lippen kräuseln sich zu einem dünnen Lächeln. "Trinke es", lächelt mir Albus aufmunternd zu. Doch meine Lippen bleiben eisern verschlossen. Sie öffnen sich erst, als ich die Enttäuschung in seinen Augen sehe. Auf keinen Fall würde ich Albus, meinen einzigen Freund enttäuschen. Das Gebräu schmeckt schrecklich, unwillkürlich muss ich würgen. Quallvoll schlucke ich es hinunter, mein Rachen fühlt sich verätzt an. Doch als ich sein diabolisches, triumphierendes Lächeln sehe, dreht sich mir mein Magen um und ich knm den Brechreiz nicht mehr länger bekämpfen. Während ich mir buchstäblich die Seele aus dem Leib kotze, zerstört Albus mein Gefängnis und ich werde über den Fussboden geschwemmt. "Severus was haben Sie bloss getan?", vernehme ich als letztes Albus verzagte Stimme. "Ich habe dafür gesorgt, dass dieses Monster seine gerechte Strafe erhält!"
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