26. Kapitel
Direkt am ersten Schultag machte ich mich nach dem Abendessen auf den Weg zu meinem Vater um bei ihm 'nachzusitzen'.
"Da bist du ja, Sophie."
"Schöne Grüße von Mum", sagte ich zur Begrüßung um ihn zu provozieren.
"Du kannst die Vorratskammer aufräumen und auffüllen", sagte mein Dad, "Ich vertraue keinem anderen Schüler."
"Wie gütig und reizend, dass du mir traust. Schließlich bin ich mit Potter befreundet."
"Sophie...", er wurde von einem Klopfen an der Tür unterbrochen, "Schließen Sie die Tür hinter sich, Potter", Harry tat wie geheißen und schloss die Tür. Als er mich sah helle sich sein Gesicht auf, doch das lächeln hielt nicht lange.
"Hey, Harry", sagte ich und er wunk mir zu, "ich bin dann mal weg", sobald ich das gesagt hatte war Harry's Gesicht kreidebleich geworden, was ich gut verstehen konnte. Mein Vater stand mit seinem Zauberstab in der Hand ihm gegenüber
"Nun, Potter, Sie wissen, warum Sie hier sind", sagte er im Nebenraum. Ich dachte gar nicht daran alles aufzuräumen. Ich wollte alles genau mithören. "Der Schulleiter hat mich beauftragt, Sie in Okklumentik zu unterrichten. Ich kann nur hoffen, dass Sie sich darin geschickter anstellen als in Zaubertränke."
"Verstanden", sagte Harry knapp.
"Dies ist vielleicht kein gewöhnlicher Unterricht, Potter, aber ich bin immer noch Ihr Lehrer und Sie werden mich daher ausnahmslos mit ›Sir‹ oder ›Professor‹ ansprechen."
"Ja ... Sir", sagte Harry.
"Nun, zur Okklumentik. Wie ich Ihnen schon in der Küche Ihres werten Paten erklärt habe, versiegelt dieser Zweig der Magie den Geist gegen magisches Eindringen und Beeinflussung."
"Und warum meint Professor Dumbledore, dass ich das nötig habe?"
"Gewiss haben selbst Sie das inzwischen raus gefunden, Potter? Der Dunkle Lord ist hervorragend in Legilimentik -"
"Was ist das? Sir?"
"Das ist die Fähigkeit, Gefühle und Erinnerungen aus dem Kopf einer anderen Person herauszuziehen -"
"Er kann Gedanken lesen?", sagte Harry rasch
"Ihnen mangelt es an Feingefühl, Potter. Sie haben keinen Sinn für feine Unterschiede. Dies ist einer der Mängel, aufgrund deren Sie ein so jämmerlicher Zaubertrankmischer sind. Nur Muggel reden von ›Gedankenlesen‹. Der Kopf ist kein Buch, das man willentlich aufschlagen und nach Belieben studieren kann. Gedanken sind nicht innen in den Schädel eingraviert, auf dass sie von einem Eindringling gelesen werden könnten. Der Geist ist ein komplexes und vielschichtiges Etwas, Potter - zumindest gilt das für die meisten. Es stimmt jedoch - wer die Legilimentik beherrscht, ist unter gewissen Voraussetzungen in der Lage, in die Köpfe seiner Opfer einzutauchen und das, was er vorfindet, richtig zu deuten. Der Dunkle Lord zum Beispiel weiß fast immer, wenn jemand ihn anlügt. Nur wer die Okklumentik erlernt hat, ist imstande, jene Gefühle und Erinnerungen nach außen hin zu verschließen, die der Lüge widersprechen, und kann daher in seiner Gegenwart Falsches äußern, ohne dass er dies spürt."
"Also könnte er wissen, was wir jetzt gerade denken? Sir?"
"Der Dunkle Lord befindet sich in beträchtlicher Entfernung, und die Mauern und Schlossgründe von Hogwarts werden durch viele alte Flüche und Zauber geschützt, um die körperliche und geistige Sicherheit seiner Bewohner zu gewährleisten", sagte Dad kalt. "Zeit und Raum spielen in der Magie eine Rolle, Potter. Für die Legilimentik ist häufig der Augenkontakt entscheidend."
"Und warum muss ich dann Okklumentik lernen?"
"Bei Ihnen scheinen die üblichen Regeln nicht zu gelten, Potter. Der Fluch, der es nicht geschafft hat, Sie zu töten, scheint eine Art Verbindung zwischen Ihnen und dem Dunklen Lord geschmiedet zu haben. Nach dem, was wir wissen, teilen Sie manchmal, wenn Ihr Geist ganz entspannt und verwundbar ist - zum Beispiel, wenn Sie schlafen -, die Gedanken und Gefühle des Dunklen Lords. Der Schulleiter hält es nicht für ratsam, dass dies so bleibt. Er möchte, dass ich Ihnen beibringe, wie Sie Ihren Geist gegen den Dunklen Lord verschließen."
"Aber warum will Professor Dumbledore, dass es aufhört?", fragte Harry. "Ich mag es nicht sonderlich, aber es ist doch nützlich gewesen, oder? Ich meine ... ich hab gesehen, wie diese Schlange Mr. Weasley angegriffen hat, und wenn nicht, hätte Professor Dumbledore ihn ja nicht retten können, oder? Sir?"
"Wie es scheint, war sich der Dunkle Lord der Verbindung zwischen Ihnen und ihm bis vor kurzem nicht bewusst. Offenbar haben Sie bislang seine Gefühle gespürt und seine Gedanken geteilt, ohne dass er dies durchschaut hätte. Die Vision jedoch, die Sie kurz vor Weihnachten hatten -"
"Die mit der Schlange und Mr. Weasley?"
"Unterbrechen Sie mich nicht, Potter", sagte Dad drohend. "Wie gesagt, die Vision, die Sie kurz vor Weihnachten hatten, stellte ein derart machtvolles Eindringen in die Gedanken des Dunklen Lords dar ..."
"Ich hab ins Innere des Schlangenkopfs gesehen, nicht in seinen!"
"Habe ich Ihnen nicht eben gesagt, Sie sollen mich nicht unterbrechen, Potter?"
"Weshalb habe ich dann durch die Augen der Schlange gesehen, wenn ich doch die Gedanken Voldemorts teile?"
"Nennen Sie den Dunklen Lord nicht beim Namen!", fauchte Dad und eine unangenehme Stille trat ein.
"Professor Dumbledore ... Namen", war das einzige, was ich von Harry's Antwort verstand.
"Dumbledore ist ein äußerst mächtiger Zauberer", murmelte Dad. "Er mag sich sicher genug fühlen, seinen Namen zu nennen ... während wir anderen ..."
"Ich wollte nur wissen, warum ... "
"Sie scheinen im Kopf der Schlange gewesen zu sein, weil der Dunkle Lord genau in diesem Moment dort war", knurrte mein Vater . "Er hatte zu dieser Zeit Besitz von der Schlange ergriffen, und deshalb haben Sie geträumt, dass auch Sie in ihr waren."
"Und Vol- er - hat bemerkt, dass ich da war?"
"Es scheint so."
"Woher wissen Sie das?", drängte Harry. "Vermutet das Dumbledore nur, oder ...?"
"Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie mich ›Sir‹ nennen sollen."
"Ja, Sir", sagte Harry ungeduldig, "aber woher wissen Sie ..."
"Es genügt, dass wir es wissen. Der springende Punkt ist, dass der Dunkle Lord sich nun darüber im Klaren ist, dass Sie Zugang zu seinen Gedanken und Gefühlen gewinnen. Er hat zudem den Schluss gezogen, dass dieser Vorgang wahrscheinlich auch umkehrbar ist; das heißt, er hat erkannt, dass er vielleicht seinerseits imstande sein wird, auf Ihre Gedanken und Gefühle zuzugreifen -"
"Und er könnte versuchen, mich Dinge tun zu lassen?", fragte Harry. "Sir?", fügte er hastig hinzu.
"Er könnte. Und damit wären wir wieder bei der Okklumentik", sagte Dad und ich nahm das erste Glas aus der Kammer in die Hand und stellte es dort hin, wo ich die Zutaten mit einem 'M' hinstellen würde. "Stehen Sie auf und holen Sie Ihren Zauberstab heraus, Potter."
"Sie dürfen Ihren Zauberstab benutzen und versuchen, mich zu entwaffnen, oder sich auf irgendeine andere Weise verteidigen, die Ihnen einfällt"
"Und was werden Sie tun?", fragte Harry.
"Ich werde gleich versuchen, in Ihre Gedanken einzudringen. Wir werden sehen, wie gut Sie sich wehren. Man hat mir berichtet, dass Sie bereits Geschick im Widerstand gegen den Imperius-Fluch bewiesen haben.
Sie werden feststellen, dass ähnliche Kräfte hierfür nötig sind ... und jetzt wappnen Sie sich. Legilimens!", es war ruhig für eine Weile. "Sie haben mich zu weit reingelassen. Sie haben die Kontrolle verloren."
"Haben Sie alles gesehen, was ich gesehen habe?", fragte Harry unsicher.
"Ausschnitte davon. Wem gehörte der Hund?"
"Meiner Tante Magda", murmelte Harry.
"Nun, für den ersten Versuch war das gar nicht so schlecht, wie es hätte sein können", sagte Dad und das war das erste mal, dass er Harry sozusagen ein Kompliment gab. "Sie haben es doch noch geschafft, mich aufzuhalten, obwohl Sie Zeit und Kraft mit Geschrei vergeudet haben. Sie müssen konzentriert bleiben. Halten Sie mich mit Ihrem Gehirn fern und Sie müssen Ihren Zauberstab nicht gebrauchen."
"Ich versuch's, aber Sie sagen mir nicht, wie!"
"Reißen Sie sich zusammen, Potter. Nun, schließen Sie jetzt die Augen. Machen Sie Ihren Kopf frei. Lösen Sie sich von allen Emotionen ... Sie sind nicht bei der Sache, Potter ... Sie brauchen mehr Disziplin, als Sie hier zeigen ... konzentrieren Sie sich jetzt ... Noch einmal ... ich zähle bis drei ... eins - zwei - drei - Legilimens!"
"NEEEIIIN!", hörte ich Harry schreien und ich ließ das dritte Glas los. Es zersprang in tausend Stücke, doch das war mir egal. Ich eilte aus der Vorratskammer und sah Harry auf den Knien. Er hatte das Gesicht in den Händen vergraben.
"Stehen Sie auf!", sagte Snape scharf.
"Harry?", fragte ich panisch und lief auf ihn zu, "Ist alles okay bei dir?", er nickte leicht.
"Aufstehen! Sie versuchen es gar nicht erst, Sie bemühen sich nicht. Sie erlauben es mir, an Erinnerungen heranzukommen, vor denen Sie Angst haben, und liefern mir damit Munition!"
"Sei nicht so hart zu ihm", sagte ich an meinen Vater gewannt.
"Wie weit bist du eigentlich?", fragte er mich scharf und ich erahnte, dass er wusste, dass ich nichts gemacht hatte.
"Ich - strenge - mich - an", presste Harry zwischen den Zähnen hervor.
"Ich hab Ihnen gesagt, Sie sollen sich aller Gefühle entledigen!", sagte Dad, "Raus hier, Sophie."
"Ja? Leider fällt mir das im Moment etwas schwer."
"Dann werden Sie leichte Beute für den Dunklen Lord sein. Dummköpfe, die stolz das Herz auf der Zunge tragen, die ihre Gefühle nicht beherrschen können, die in traurigen Erinnerungen schwelgen und sich damit leicht provozieren lassen - Schwächlinge, mit anderen Worten - sie haben keine Chance gegen seine Kräfte! Er wird es lächerlich einfach finden, in Ihren Geist einzudringen, Potter!"
"Ich bin nicht schwach", sagte Harry leise.
"Dann beweisen Sie es! Beherrschen Sie sich! Bringen Sie Ihren Zorn unter Kontrolle, diszip linieren Sie Ihren Geist! Versuchen wir es noch einmal! Machen Sie sich bereit -jetzt! Legilimens!", erneut eine Pause, "Was ist denn passiert, Potter?", fragte Dad und ich öffnete die Tür der Vorratskammer, sodass ich die beiden sehen konnte.
"Ich sah - ich hab mich erinnert!", keuchte Harry. "Mir ist eben klar geworden ..."
"Was klar geworden?",
"Was befindet sich in der Mysteriumsabteilung?"
"Was haben Sie gesagt?"
"Ich sagte, was befindet sich in der Mysteriumsabteilung, Sir?", wiederholte Harry.
"Und warum", sagte Dad langsam, "fragen Sie so etwas?"
"Weil...weil dieser Korridor, den ich eben gesehen habe - von dem ich monatelang geträumt habe - ich habe ihn jetzt erkannt - er führt in die Mysteriumsabteilung ... und ich glaube, Voldemort will etwas aus -"
"Ich habe Ihnen gesagt, Sie sollen den Namen des Dunklen Lords nicht nennen! Es gibt viele Dinge in der Mysteriumsabteilung, Potter, nur wenige davon würden Sie verstehen und nichts davon geht Sie etwas an. Habe ich mich klar ausgedrückt?"
"Ja."
"Sie finden sich am Montag zur selben Zeit wieder hier ein. Dann werden wir unsere Arbeit fortsetzen."
"Gut", sagte Harry.
"Jeden Abend vor dem Einschlafen lösen Sie Ihren Geist von allen Gefühlen; machen Sie ihn leer, machen Sie ihn frei von allem und finden Sie Ruhe, verstanden?"
"Ja", sagte Harry.
"Und seien Sie gewarnt, Potter ... ich werde es merken, wenn Sie nicht geübt haben ..."
"In Ordnung", murmelte Harry. Er nahm seine Tasche und eilte aus dem Büro.
"Du bist schon ziemlich gruselig", sagte ich, als ich nun mein fünftes Glas in der Hand hatte und mein Vater ohne Vorahnung in die Vorratskammer kam.
"Wow", sagte er kalt, "Du bist ja weit gekommen."
"Ich musste mir erst überlegen wie ich hier", ich deutete umher, "Ordnung machen soll."
"Gläser zerbrechen ist eine ungewöhnliche Art aufzuräumen."
"Das war, weil Harry..."
"Hör auf mit den ausreden. Reparo", sagte er und das zerbrochene Glas fügte sich wieder zusammen. "Du kannst gehen."
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1. Wie fandet ihr das Kapitel?
2. Was hat euch gut/ nicht gut gefallen?
3. Was ist dein Hassfach in der Schule (gewesen)?
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