Taehyung's Sicht:

„Kookie. Was wünschst du dir eigentlich zu Weihnachten?" frage ich meinen Freund, während ich mein Kinn auf seiner Brust absetze, um ihm in sein Gesicht sehen zu können. Direkt als er meine Stimme vernommen hat legt er das Buch, in welchem er bis eben noch gelesen hat, beiseite.

„Wieso fragst du denn jetzt schon? Es ist doch erst Oktober." lächelt mein Freund, während er mir durch meine Haare streicht. Doch dann verblasst sein Lächeln, ehe er noch hinzufügt: „Außerdem weiß ich nicht..." „Nah!" sage ich und unterbreche den Jüngeren somit, indem ich auch meine Hand auf seinen Mund lege.

Er sieht mich aus seinen wunderschönen braunen Augen an, welche er überrascht geweitet hat. „Ich will mir jetzt nicht schon wieder den Kopf darüber zerbrechen, verstanden? Das ist ein Tabuthema. Ich will die Zeit mit dir einfach nur genießen." sage ich dann, da ich weiß, was er sagen wollte.

Mit einer sehr, sehr hohen Wahrscheinlichkeit wollte mein Freund jetzt sicherlich sagen, dass er ja nicht weiß, ob er dann noch immer hier in Daegu ist.

Jedenfalls nehme ich, als ich zu Ende gesprochen habe, meine Hand wieder von seinem Mund und kann sehen, wie er wieder schwach lächelt, was auch mich lächeln lässt.

Ich weiß, dass durchaus die Möglichkeit besteht, dass ich Weihnachten und meinen Geburtstag nicht mit ihm und mit Jimin, Jin und Hoseok feiern kann, auch wenn ich nichts lieber als das will. Umso mehr will ich die Momente mit ihnen einfach nur genießen.

„Ich liebe dich." sage ich, als ich meine Hand von seinem Mund genommen habe und augenblicklich wird sein Lächeln breiter. „Ich liebe dich auch." erwidert er meine Worte, woraufhin ich mich zu ihm beuge und mit ihm einen liebevollen Kuss teile.

„Also. Was wünschst du dir?" wiederhole ich lächelnd meine Frage. „Dich." sagt er, was mich amüsiert meine Augen verdrehen lässt, ehe ich mich erneut zu ihm beuge und zum wiederholten Male einen Kuss mit ihm teile.

„Jetzt mal ehrlich, Kookie." lächle ich dann. „Ich weiß es nicht." sagt er dann, nachdem er kurzzeitig überlegt hat, was ich ihm gleich getan habe.

Mit einem Mal kommt mir ein Geistesblitz, weshalb ich mich rasch aufsetze, was ich daran merke, dass Jungkook einen erstickten Laut von sich gibt, da ich mich bei meinem schnellen Aufsetzen auf seinem Bauch abgestützt habe.

„Aish. Tut mir leid, Baby." entschuldige ich mich direkt bei meinem Freund und übersäe sein Gesicht mit mehreren Küssen, um meine Entschuldigung nochmal zu verstärken.

„Tae." lacht Jungkook, während er versucht mich irgendwie davon abzubringen, da die Küsse für ihn schon sehr plötzlich kamen und dann auch noch so überhäuft.

„Was war denn los?" fragt er dann, als ich aufgehört habe überall auf seinem wunderschönen Gesicht Küsse zu verteilen.

„Ich habe einfach einen Geistesblitz bekommen, den ich auf der Stelle mit dir teilen muss." lächle ich und drücke noch einen letzten, kurzen Kuss auf seine Lippen, ehe ich nun aufstehe und meine Kamera hole.

Ich setze mich wieder neben meinen Freund, welcher sich mittlerweile auch aufgesetzt hat, auf mein Bett und lehne mich ebenso wie Jungkook an die Wand, während ich die Kamera an mache.

„Ja, das müsste passen." sage ich lächelnd, als ich alle meine Bilder einmal durchgesehen habe. „Was müsste passen?" fragt mein Freund neben mir irritiert. „Wir haben doch beide eine Liebe zur Fotografie, richtig?" stelle ich eine Gegenfrage, um ihm seine zu beantworten. Er nickt meine Frage ab und ich stelle auch schon die Nächste: „Und wir haben beide doch auch vielerlei Fotos gemacht, oder? Ob nun voneinander, miteinander oder von beziehungsweise mit Jimin, Jin und Hoseok, richtig?" „Ja, aber worauf willst du hinaus?" fragt mein Gegenüber, während sein Gesicht zunehmend irritierter wirkt.

„Wie wäre es, wenn wir uns zu Weihnachten nichts gegenseitig schenken, sondern stattdessen uns zusammen etwas schenken? Was hältst du von einem Fotoalbum, voll gepackt mit unseren gemeinsamen Erinnerungen und Erlebnissen?"

Direkt beginnen die Augen des Jüngeren zu leuchten und auch ein Lächeln schleicht sich auf seine wunderschönen Gesichtszüge, ehe er mir um den Hals fällt und dabei sagt: „Das ist eine wundervolle Idee, Tae."

Aufgrund dieser Antwort drücke ich ihn lächelnd näher an mich und schließe meine Augen, um die Wärme, die von ihm ausgeht, besser wahrnehmen zu können.

Wie soll ich nur ohne diese Wärme auskommen?
Ohne diese Wärme, die sich nicht nur um mein Herz legt, sondern sich gleich in meinem ganzen Körper ausbreitet?

Wie soll ich ohne Jungkook auskommen, wenn er irgendwann wirklich nicht mehr hier in Daegu ist?

„Weinst du?" höre ich ihn plötzlich fragen, als er die Umarmung löst.

Tatsächlich sind während meines Gedankenganges von mir unbemerkte Tränen über meine Wangen gerieselt.

Ich lache leicht, um das Alles irgendwie aufzulockern, was mir jedoch nicht sonderlich gelingt. Nachdem ich meine Tränen weggewischt habe, sage ich: „Siehst du? Das hast du jetzt davon. Ich wollte mir den Kopf doch nicht darüber zerbrechen."

Direkt werde ich von dem Schwarzhaarigen wieder in eine Umarmung gezogen und spüre in dieser nun auch, wie auch ihm höchstwahrscheinlich Tränen aus seinen Augen kommen, denn mein T-Shirt wird an meiner Schulter zunehmend nasser.

Auch bei mir fließen still die Tränen aus den Augen und ich genieße einfach diese Umarmung mit meinem Freund.

Wer weiß schon, wie viele wir noch haben werden?

Nein, Taehyung! Krieg dich wieder ein! Du willst die Zeit mit ihm genießen und nicht ständig in Tränen ausbrechen!

Auch wenn ich das weiß, so bekomme ich es einfach nicht richtig hin.

Sachte löse ich die Umarmung und ziehe den Jüngeren direkt in einen liebevollen Kuss, in dem jedoch auch wieder so viel Trauer und Verzweiflung steckt, ehe wir den Kuss lösen und ich meine Stirn gegen seine lehne, während bei uns beiden die Augen geschlossen sind.

Also wenn ich ehrlich sein soll, hätte ich mir meine erste richtige Beziehung definitiv anders vorgestellt.

Ich meine klar gibt es bei keiner Beziehung die Sicherheit von 'Sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage', wie es uns von Kindheit auf in Märchen immer beigebracht wird. Die knallharte Realität ist so viel anders. Im Prinzip werden Kinder immer mit einer der größten Lügen groß, die es überhaupt gibt.

Nur in verdammt seltenen Fällen bleiben Menschen für Immer zusammen.

Doch wie heißt es so schön? Die Ausnahme bestätigt die Regel.

Wenn man sich auf eine Beziehung einlässt gibt es nie eine Garantie auf eine gemeinsame Zukunft, doch bei Jungkook und mir besteht gerade mal eine fünfzigprozentige Chance, dass wir überhaupt noch zusammen sind, wenn wir unsere Zwanziger erreichen.

„Ich liebe dich." sage ich dann, während meine Stirn noch immer gegen die meines Freundes gelehnt ist, wobei ich meine Augen jedoch wieder offen habe und Jungkook die Tränen von den Wangen wische. Daraufhin öffnet der Schwarzhaarige auch seine Augen, sodass ich genau in seine schönen und so unendlich tief wirkenden braunen Augen blicken kann.

„Ich liebe dich auch." erwidert er meine Worte, während nun auch er meine Tränen von den Wangen wischt, ehe er mich in den nächsten gefühlvollen Kuss zieht, welchen ich mehr als gerne erwidere.

Erst aufgrund von Luftmangel müssen wir den Kuss lösen.

Ich lächle leicht, nachdem ich mich geräuspert habe und nun zurück zum eigentlichen Thema kommen will.

Ich wollte mir den Kopf doch nicht darüber zerbrechen.

„Jedenfalls müssten wir eine Auswahl treffen, welche Fotos wir mit in das Album machen wollen, diese dann zusammen entwickeln und ein Fotoalbum kaufen, das wir selbst gestalten können." sage ich also, um auch Jungkook zurück zum eigentlichen Thema zu bekommen und somit wenigstens zu versuchen, ihn von seinen Gedanken abzulenken.

Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass solche Gedanken einen ganz schnell auffressen und verschlucken können und das ist für keinen Menschen gut. Vor allem nicht, wenn es einer ist, der wie Jungkook noch immer an Depressionen leidet.

Jedenfalls spüre ich, wie der Schwarzhaarige — dessen Kopf auf meiner Schulter ruht und mit unseren Händen, die wir bis dato miteinander verschränkt hatten, spielt — nickt.

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