Kapitel 38: Starry Night (1.683)

Taehyung's Sicht:

Mittlerweile laufen Jungkook und ich einfach nur stillschweigend und mit verschränkten Händen durch die Straßen Daegus.

Es macht mich so unfassbar fertig, dass ich einfach nicht gemerkt habe, dass die Person, die ich über alles liebe, ebenso unter Depressionen leidet, wie ich.

Es hat eine ganze Weile gedauert, bis Jungkook mich beruhigt hat, was allerdings nicht automatisch heißt, dass ich das einfach so vergessen kann, was er mir soeben erzählt hat.

Jedenfalls schaffte es der Jüngere dennoch mich irgendwie wieder zum Lachen zu bringen und der Rest des Abends war einfach nur schön. Nachdem er mir das erzählt hat, lachten und redeten wir jedoch wieder viel. Ich habe mehr über seine Zeit im Waisenhaus und über seine Eltern erfahren, was mich unglaublich glücklich macht.

Der Erzählung von Jungkook zufolge waren seine Eltern wirklich unglaubliche Persönlichkeiten. Er findet es schade, dass er mich ihnen nicht mehr vorstellen kann und auch ich finde es unendlich schade, dass ich sie nicht kennenlernen kann.

Wie gesagt laufen wir aktuell einfach nur Hand in Hand durch die Straßen Daegus, ohne auch nur ein Wort zu reden.

Doch die entstandene Stille ist nicht mal ansatzweise unangenehm. Nein, viel eher genieße ich sie. Ich genieße es einfach nur neben Jungkook her zu laufen. Ich genieße es, einfach nur seine Hand in meiner zu spüren. Seine Anwesenheit zu spüren.

„So, wir sind da." ertönt plötzlich Jungkook's Stimme und augenblicklich sehe ich ihn verwirrt an. „Wir sind da? Wo sind wir?" „Na da, wo ich mit dir hinwollte. Dachtest du, ich würde ohne Ziel durch die Straßen Daegus laufen?" schmunzelt er als Antwort und verbindet anschließend unsere Lippen miteinander, wobei ich breit lächeln muss.

Als er den Kuss löst, sehe ich mich nun um und merke, dass ich mich in einem Park befinde mit perfektem Blick in den gestirnten Abendhimmel. Doch nur kurz darauf spüre ich, wie Jungkook seine Hand aus meiner nimmt, woraufhin ich direkt plötzliche Kälte wahrnehme. Mit einem Mal fühle ich mich irgendwie so leer und einsam, obwohl ich es ja nicht bin. Jungkook ist noch immer hier, nur liegt er jetzt im Gras auf dem Rücken und blickt in den wunderschönen Nachthimmel.

Um diese Einsamkeit und diese Leere nicht länger spüren zu müssen, lege nun auch ich mich neben ihn in das weiche Gras und blicke in den Abendhimmel. Die Sterne sehen fast so aus wie funkelnde Diamanten, die wahllos auf einem schwarzen Untergrund verteilt wurden. Auch das Wetter ist angenehm. Ein komplett wolkenloser Himmel, eine leichte Brise und angenehme Temperaturen.

Der Früh- und Spätsommer hatte schon immer etwas schönes und besonderes an sich. Doch jetzt, mit diesem Moment, wird der Frühsommer nur noch besonderer und schöner für mich.

Dieser Moment, in dem ich einfach nur mit Jungkook im Gras liege und gen Himmel schaue.
Dieser Moment, in dem ich einfach seine ruhigen Atemzüge neben mir vernehmen kann.
Dieser Moment, in dem ich einfach ich selbst sein kann und Jungkook mich dennoch akzeptiert und sogar liebt.

Ich konnte mich nie wirklich leiden. Immer hatte ich etwas an mir auszusetzen. Mein Aussehen, meine Persönlichkeit und vieles mehr.

Doch dank Jungkook lernte ich mich so zu akzeptieren, wie ich bin.

Auch wenn ich in seinen Augen perfekt bin, wie er mir immer und immer wieder sagt, so bin ich das noch lange nicht und werde es auch niemals sein. Niemand ist perfekt. Nicht mal Jungkook, auch wenn ich nur ein paar wenige Sachen an ihm manchmal als nicht perfekt ansehe. Jeder Mensch hat eine dunkle Seite.

Und die Kunst an der Liebe ist es, eben auch diese zu lieben.

Die guten und die schlechten Seiten zu lieben, gehört nun einmal zu einer gesunden Beziehung.

Doch bevor man damit anfangen kann, muss man erstmal die guten und die schlechten Seiten von einem selbst lieben und das gelang mir bisher nicht. Dabei wünsche ich mir, das zu können.

Nur wenn man sich selbst liebt, kann man auch eine andere Person — mit allen Schattenseiten, die zu ihr gehören — lieben.
Nur wenn man sich selbst liebt, kann man auch eine andere Person vom ganzen Herzen und mit allem was dazu gehört lieben.

Und eben das will ich.

Jungkook verdient es, vom ganzen Herzen geliebt zu werden.
Er verdient es, dass man auch alle seine schlechten Seiten genauso liebt, wie die guten Seiten.

Und um ihm das geben zu können, muss ich zuerst mich selbst lieben.

Nur dank Jungkook bin ich langsam auch auf dem besten Wege dazu.

„Danke." murmle ich also nach meinem Gedankengang. „Wofür?" „Für Alles." beantworte ich seine Frage. „Gefällt V also der Ausblick?" Als er mich so nennt, setze ich mich augenblicklich auf, was Jungkook nur wenig später auch tut. „Was hast du gerade gesagt?" „Gefällt V der Ausblick?" wiederholt er und ein freches Grinsen schmückt seine Lippen.

„V gefallen doch die Sterne, nicht? Ist V nicht deshalb hier auf der Erde? Wollte V nicht den Ausblick von hier auf seine Heimat sehen? Wollte V nicht die Erdlinge besuchen?" fährt er dann fort, während noch immer dieses freche Grinsen auf seinem Gesicht ist.

Augenblicklich stehe ich vom Boden auf und sehe ihn mit großen Augen an, während ich frage: „Woher weißt du davon?" „Weißt du, Sunmi ist immer sehr gesprächig, wenn ich bei euch bin." beantwortet er grinsend meine Frage, während er noch immer auf dem Boden sitzt.

„Na warte, Mutter! Du kannst dich jetzt schön auf was gefasst machen!" sage ich, während ich Jungkook zurücklasse und bereits über die Wiese stampfe und die Richtung ansteuere, in der mein Familienhaus liegt. „Hey, Tae! Bleib stehen!" höre ich Jungkook hinter mir rufen, doch reagiere nicht.

Erst als ich plötzlich seine starken Arme von hinten um mir spüre, muss ich stehen bleiben, da er mich zurückhält.

„Jetzt warte doch." sagt Jungkook lachend. „Lass mich los, Jungkook. Ich muss ein ernstes Wörtchen mit meiner Mutter sprechen." entgegne ich und versuche mich aus seinem Griff zu lösen, doch ohne Erfolg. Er ist einfach zu stark für mich.

Während er mich noch immer an meiner Taille zurückhält, sagt er: „Hey, jetzt hab dich doch nicht so, TaeTae. Da ist doch nichts dabei. Ich hab' früher immer so getan, als wäre ich ein Astronaut, also warum solltest du nicht so tun, als wärst du ein Alien? Das ist doch komplett normal für Kinder." Als er zu Ende gesprochen hat und ich aufhöre mich zu wehren, legt er sein Kinn von hinten auf meiner Schulter ab und drückt mir ein paar Küsse in meine Halsbeuge.

„Du findest das nicht eigenartig?" frage ich ein wenig irritiert nach seinen Worten. „Nein. Warum sollte es denn auch eigenartig sein?" „Naja, weil so gut wie keine Kinder einen auf Außerirdischen machen. Das ist doch nicht normal. Die meisten tun so, als wären sie Astronauten, Polizisten, Popstars oder Magier."

Aus mir unerfindlichen Gründen, scheint sich Jungkook kurzzeitig anzuspannen, doch entspannt sich auch wieder genau so schnell und dreht mich nun zu sich um, sodass ich erst einen überraschten Laut von mir gebe und anschließend in sein Gesicht sehe.

Liebevoll streicht er mir mit einer Hand einige meiner Haare aus meiner Stirn, während seine andere noch immer an meiner Taille platziert ist. Während des Ganzen sagt er: „Tae, es ist doch nichts schlimmes daran, wenn man anders als die anderen ist, oder findest du doch?" „Naja, ich bin schon mein ganzes Leben lang anders als die anderen und eben deshalb hatte ich vor euch ja auch keine Freunde und wurde gemobbt. Also scheint es in den Augen der Gesellschaft ja schlimm zu sein, wenn man anders ist als andere."

Während ich das sage, wende ich meinen Blick von Jungkook ab und unterdrücke meine Tränen.

Auch wenn ich Yoongi und Namjoon sehr wahrscheinlich nie wieder in meinem Leben sehen muss, so haben mich ihre Worte dennoch verletzt und ich werde sie wohl auch nie vergessen. Auch wenn sie mich nicht mehr runterziehen können, so machen mich diese Erinnerungen dennoch traurig.

„Hey, bitte sieh mich an." sagt der Schwarzhaarige, während seine Hand nun mein Kinn ergreift und meinen Kopf wieder zu ihm dreht. Während seine Hand noch immer an meinem Kinn ruht, spricht er weiter:

„Ich weiß, Tae. Die Gesellschaft kann einfach nicht damit umgehen, dass es auch andere Menschen gibt. Und ich spreche da aus Erfahrung, wenn ich dir jetzt sage, dass Menschen so gut wie alles verabscheuen, das anders ist, als sie selbst. Sie verabscheuen alles und jeden, der auch nur eine andere Denkweise hat, als sie selbst. Aus diesem Grund gibt es viele Lebewesen, die sich lieber verstecken, anstatt die missbilligenden Blicke der Gesellschaft ertragen zu müssen. Ich weiß, wovon ich spreche."

Etwas betrübt senkt er nach diesen Worten leicht seinen Kopf und ich bin schon kurz davor zu fragen, warum er mit einem Mal so traurig wirkt, als Jungkook mich leicht lächelnd ansieht und weiter spricht:

„Aber Tae, du brauchst dich absolut nicht zu verstecken. Es wäre viel mehr eine Schande, wenn du das tun würdest. Also versprich mir bitte, dass du dich nicht mehr hinter deiner Einsamkeit versteckst und alles mit dir alleine ausmachst. Du bist nicht mehr alleine und warst es eigentlich auch nie. Du hast deine Eltern, Jimin und Hoseok. Sie werden immer an deiner Seite sein und dich bei allem, was du tust, so gut es ihnen möglich ist unterstützen. Außerdem liebe ich dich, eben weil du anders bist, als andere."

Augenblicklich weiten sich meine Augen etwas, als er diese drei Worte zum ersten Mal in seinen Mund nimmt.

Ich wusste es zwar, aber diese Worte dann auch zu hören ist einfach tausendmal schöner, als ich erwartet hätte.

„Du tust was?" frage ich dann mit noch immer großen Augen. „Ja, du hast richtig gehört. Ich liebe dich, Kim Taehyung. Und zwar mit allem, was mir zur Verfügung steht." beantwortet er meine Frage und nähert sich meinem Gesicht, ehe er unsere Lippen zu einem liebevollen Kuss verbindet.

Nur all zu gerne lasse ich mich darauf ein, schlinge meine Arme um seinen Hals und vertiefe den Kuss etwas. Als wir ihn dann lösen, lehne ich unsere Stirnen aneinander und sage: „Ich liebe dich auch, Jeon Jungkook." Augenblicklich wird Jungkook's Lächeln breiter und ich verbinde erneut unsere Lippen miteinander.




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Ach ja, mit diesem fluffigen Kapitel endet nicht nur das erste richtige Date von Taekook, sondern auch der Leseabend.^^

Danke an alle, die durchgehalten haben und sich das durchgelesen haben.

Gute Nacht an diejenigen, die jetzt schlafen gehen.

I purple you.💜

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