Kapitel 22: Mailbox (1.070)

Jungkook's Sicht:

„Was?" frage ich Jimin überrascht. „Ja, Tae war nicht im Unterricht. Ich habe schon versucht ihn anzurufen, aber es ging nur die Mailbox ran." Direkt kramen auch Hoseok und ich unsere Handys aus unseren Taschen und versuchen ihn anzurufen.

Doch keine Reaktion, lediglich die Mailbox.

Als er nicht ran geht, schreiben wir ihm alle drei auch nochmal.

Doch er reagiert nicht.

Er liest die Nachrichten zwar, aber er antwortet nicht.

„Aish." stoße ich hervor, als es schon zum Pausenende klingelt.

Wieso ist die erste Pause eigentlich immer so kurz?

„Ich gehe in der nächsten Pause mal nach ihm schauen." setze ich Jimin und Hoseok in Kenntnis, während wir reingehen. „Aber die Pause geht nur dreißig Minuten. Hast du denn keinen Unterricht?"

„Keine Ahnung. Letzte Woche meinte Herr Lee, dass es möglich wäre, dass er die fünfte sechste nicht einhalten kann, wegen irgendeines Termins und wir deshalb möglicherweise Ausfall haben, aber ich habe noch nicht auf den Vertretungsplan geschaut. Das habe ich gestern vergessen. Doch selbst wenn ich Unterricht haben sollte, kann es mir nicht egaler sein. Tae ist wichtiger und wenn es nichts schlimmes ist, dann reichen dreißig Minuten Pause locker aus." beantworte ich Hoseok's Frage, woraufhin er und Jimin nicken und sich unsere Wege nun trennen.

Der ganze Unterricht vergeht quälend langsam. Die ganze Zeit schaue ich auf die Uhr und ich habe das Gefühl, die Zeit würde in Zeitlupe verlaufen.

Hoffentlich geht es Tae gut und es ist nichts schlimmes.

Letztendlich klingelt es endlich zu der lang ersehnten zweiten Pause und ich stürme als Erster meiner Klasse aus dem Klassenraum. Ein letzter Blick auf den Vertretungsplan verrät mir, dass wir tatsächlich Ausfall haben. Umso besser.

Ich verabschiede mich noch von Jimin und Hoseok, ehe ich mich nun auf den Weg zu Tae's Haus mache, ihm jedoch noch eine letzte Nachricht schreibe, in der ich ihm mitteile, dass ich jetzt vorbei komme:

Jungkook:
Ich komme jetzt vorbei, Tae.

Doch die Nachricht kommt nicht bei ihm an, weshalb ich mein Tempo etwas erhöhe.

Ich habe ein verdammt mulmiges Gefühl in meinem Magen, weshalb ich mir schnell eine abgelegene Gasse suche, mich nochmal umsehe und dann den Zauberspruch über meine Lippen wandern lasse, als ich niemanden ausmachen kann. Direkt umhüllt mich das altbekannte weiße Licht und ich komme genau in der Sackgasse raus, in welcher ich mich am Abend von dem Essen bei Tae's Eltern nachhause teleportiert habe.

Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zu seinem Haus und als ich vor seiner Haustür ankomme, lasse ich gleich den nächsten Zauberspruch über meine Lippen wandern, um herausfinden zu können, wo der Ersatzschlüssel ist. Schnell mache ich ihn auch ausfindig.

Ich hole ihn aus einem Gartenzwerg, welcher zur Verziehrung vor einem bepflanzten Blumentopf steht. Direkt schließe ich die Haustür auf und lasse sie ins Schloss fallen.

„Tae?!" rufe ich, doch erhalte keine Antwort. Ich renne die Treppen hoch und rufe nochmal: „Taehyung?!"

Nun kann ich ein mehr als lautes Schluchzen vernehmen, weshalb ich meine Augen ein Stück weite, doch dann schnellen Schrittes sein Zimmer ansteuere und nun sein Schluchzen wesentlich lauter vernehmen kann, als zuvor.

Ich öffne die Badezimmertür und ein schreckliches Bild kommt mir vor meine Augen. Vollkommen fertig und wie ein Häufchen Elend sitzt er an die Badewanne gelehnt und mit einer Rasierklinge in der Hand.

„Oh Gott, Tae!" stoße ich aus, gehe schnellen Schrittes auf den Älteren zu und nehme ihm die Rasierklinge aus seiner Hand, welche ich erstmal so als vorübergehende Lösung ins Waschbecken werfe, damit sie auch ja weit genug von Tae entfernt ist.

Direkt schlingt der Schwarzhaarige seine Arme um seine Beine und zieht diese so nah an sich, wie nur irgend möglich, während er seinen Kopf in seinen Armen vergräbt und so qualvolle Schluchzer seiner Kehle entweichen, wie ich sie noch nie zuvor bei irgendeiner Person gehört habe.

Ich presse meine Lippen zusammen, während sich nun auch aus meinen Augen Tränen lösen, ehe ich mich nun auf den Älteren zu bewege, mich neben ihn setze und meine Arme um ihn schlinge. Ich drücke seinen Kopf fest gegen meine Brust und vergrabe mein Gesicht in seinen Haaren, während ich meine Augen nun schließe und meine Tränen seine Haare befeuchten.

„Tae, was ist passiert?" frage ich ihn, als ich spüre, dass er sich weitestgehend beruhigt hat. Direkt beginnt er mir alles zu erzählen.

„Was hattest du denn vor mit der Rasierklinge? Dich ritzen oder gleich umbringen?" frage ich zitternd aber mit zeitgleicher Anspannung in meinem ganzen Körper, denn ich habe Angst vor seiner Antwort.

Ich spüre, wie er sich noch mehr in mein Oberteil krallt und seinen Kopf tiefer in meine Brust vergräbt, ehe er leise ein: „Es tut mir leid." murmelt. Ich atme zischend die Luft ein und frage dann: „Du wolltest wirklich...?" Weiter komme ich nicht, da meine Stimme einfach abbricht.

Er wollte sich tatsächlich umbringen?

„Ich weiß auch nicht, warum. Eigentlich will ich noch gar nicht sterben, aber..." nun bricht seine Stimme ab, doch bestätigt damit meine Vermutung.

Ich ziehe ihn noch näher an mich, auch wenn das eigentlich so gut wie unmöglich ist.

Wieder lösen sich einzelne Tränen aus meinen Augen, während ich erneut leichte Küsse auf seinem Haarschopf verteile und mit meiner rechten Hand über seinen Rücken streiche.

Keine Ahnung, wie lange wir jetzt schon hier auf dem Boden sitzen, doch erst jetzt in dieser Umarmung fällt mir überhaupt auf, wie dünn Taehyung eigentlich ist, was mir ungemeine Sorgen bereitet.

„Tae? Hast du heute eigentlich schon was gegessen?" frage ich also. Ich kann spüren, wie er in meiner Brust den Kopf schüttelt.

„Nein, so geht das nicht." sage ich und löse nun die Umarmung und stehe auf. Ich reiche ihm meine Hände, während ich sage: „Wir werden jetzt was kochen." Verwirrt sieht mich der Ältere von unten an. „Na komm." sage ich und nun ergreift er doch meine Hände, sodass ich ihm auf seine Beine helfen kann.

Als er nun steht lasse ich seine linke Hand jedoch noch nicht los, sondern halte sie noch immer fest. Dieses Mal gewollt und nicht nur ohne es zu merken, wie am Montag beim Casting für den Gesangwettbewerb.

Zusammen mit ihm gehe ich die Treppen runter und steuere direkt die Küche an. Erst dort lasse ich seine Hand los, um im Kühlschrank zu schauen, was sie denn hier haben. Doch im Kühlschrank ist nichts wirklich brauchbares zum Kochen zu finden.

„Ihr habt nicht wirklich was brauchbares. Wo ist denn der nächste Supermarkt?"




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Just the same situation but in Jungkook's Perspective.^^

Und damit verabschiede ich mich von euch.

Wir 'lesen' uns dann am Dienstag wieder.😉

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