Kapitel 21: Das Licht in der Dunkelheit (1.329)
Taehyung's Sicht:
Nur zwei tiefe Schnitte und mein ganzes Leid hat ein Ende...
Ich bin schon kurz davor die Klinge an meiner Pulsschlagader anzusetzen, als ich sie im letzten Moment jedoch wieder etwas entferne und sie mit aufeinander gepressten Lippen wieder nur anstarre, da mir plötzlich die Gesichter meiner Eltern und von Jimin, Jungkook, Hoseok, ja sogar von Jin vor meinem inneren Auge entgegenspringen.
Meine Eltern lieben mich. Das weiß ich. Sie würden sich unfassbare Vorwürfe machen, da sie nicht gemerkt haben, in was für einer Verfassung ihr Sohn wirklich war.
Und Jimin, Hoseok, Jungkook und Jin?
Keine Ahnung, doch was wenn sie es doch ernst mit mir meinen würden?
Wenn sie mich doch so mögen, wie ich bin?
Wenn das wirklich so ist, dann würden auch sie sich Vorwürfe machen.
Doch ich kann einfach nicht mehr länger...
Ich lebe nicht mehr für mich, sondern existiere nur noch für andere und meine Psyche macht da einfach nicht mehr lange mit...
Just in diesem Moment höre ich plötzlich die Haustür ins Schloss fallen und nur kurz darauf auch schon wie jemand meinen Namen ruft.
Als ich diese Stimme vernehme, schluchze ich so laut auf, wie noch nie in meinem Leben.
Nur kurz darauf öffnet sich auch schon die Badezimmertür.
„Oh Gott, Tae!" ruft er, kommt mit schnellen Schritten zu mir und nimmt mir die Rasierklinge aus der Hand, um sie ins Waschbecken zu werfen.
Nun ziehe ich meine Beine wieder eng an meinen Körper, schlinge meine Arme um sie und vergrabe meinen Kopf in meinen Armen, während ich wieder anfange in Strömen zu heulen und so laut zu schluchzen, wie noch nie in meinem Leben.
Ich vernehme Schritte und nur kurz darauf, wie er sich neben mich setzt und seine Arme um mich schlingt.
Direkt schlinge auch ich meine Arme um die schmale Taille Jungkook's und vergrabe meinen Kopf in seiner Brust.
Mit seiner linken Hand drückt er meinen Kopf fest gegen seine muskulöse Brust, während er den rechten Arm locker um mich gelegt hat und sein Gesicht in meinen Haaren vergräbt. Ich spüre vereinzelte Tropfen, die auf meinen Haaren landen, was mich darauf schließen lässt, dass auch Jungkook gerade die ein oder andere Träne verdrückt.
Ich kralle mich fest in sein Oberteil, so als wäre er mein einziger Schutz, was er in gewissen Maßstäben tatsächlich auch ist.
Nur er schaffte es mich aufzumuntern und mir Mut zuzusprechen.
Nur er schaffte es, dass ich mich tatsächlich öffnete.
Jimin und Hoseok vertraue ich zwar auch, aber Jungkook ist die Person, der ich alles — und zwar wirklich alles — anvertrauen kann.
Nur bei ihm kann ich wirklich ich selbst sein.
Bei Jimin und Hoseok zwar weitestgehend auch, doch nur Jungkook hat mich bisher in meinen verletzlichsten Momenten gesehen und ich wünsche mir, dass es auch dabei bleibt.
Es dauert eine ganze Weile, bis ich mich wieder weitestgehend beruhigt habe, doch loslassen will ich Jungkook noch lange nicht.
Er gibt mir Schutz.
Er gibt mir Halt.
Er gibt mir Wärme und Fürsorge.
Ich habe Angst.
Angst davor, dass er mich alleine lassen wird, wenn ich ihn loslasse, auch wenn das eigentlich absoluter Schwachsinn ist, da das nicht zu ihm passen würde.
Angst davor, dass er sich von mir entfernen wird und mich wieder mit dieser Kälte zurücklässt.
Angst davor, dass er mich mit dieser Dunkelheit zurücklässt, in der ich gefangen bin und in der ich drohe komplett unter zu gehen.
Und da trifft mich die Realisation:
Ich habe mich in Jeon Jungkook verliebt.
Als mir das klar wird, drücke ich mich nur noch fester an ihn.
Erst jetzt wird mir klar, dass er dieses Licht war, welches ich sehen konnte, bevor Yoongi mich erbarmungslos wieder in den Abgrund gestürzt hatte. In das Loch gestürzt hat, bei welchem ich dank Jungkook, Jimin und Hoseok so weit nach oben kam, dass ich das Tageslicht sehen konnte.
Jungkook brachte dennoch immer einen Lichtstrahl zu mir herab, sodass ich nicht komplett in diesem schwarzen Meer ertrank. Er reichte mir seine Hand und half mir so weit nach oben, doch dennoch stürzte ich wieder in die Tiefe.
Ich bin zwar wieder umgeben von dieser Dunkelheit, doch wenn ich Jungkook bei mir habe, so sehe ich dennoch Licht. Ich sehe Licht, das mir Kraft und Mut spendet, das mir Hoffnung schenkt und mir zeigt, dass ich nicht völlig alleine bin.
„Tae, was ist passiert?" reißt mich Jungkook mit leicht zitternder, aber dennoch sanfter und liebevoller Stimme aus meinen Gedanken, als er wohl auch merkt, dass ich mich weitestgehend beruhigt habe. Er löst die Umarmung nicht, wofür ich ihm unendlich dankbar bin, sondern streicht mir stattdessen beruhigend durch meine Haare und drückt mir sogar federleichte Küsse auf meinen Haarschopf, wobei ich nicht anders kann, als leicht zu lächeln.
Und hier nochmal meine Bestätigung: Ich habe mich in Jeon Jungkook verliebt.
„Ich...Ich habe es euch verschwiegen, aber Yoongi war am Montag auch beim Casting und hat zugesehen." beginne ich also mit noch immer schwacher Stimme die Frage des Jüngeren zu beantworten. „Von da an hat er mich immer aufgesucht und Sachen gesagt, die mich mal wieder in den Abgrund gestoßen haben." fahre ich fort und wieder lösen sich die Tränen aus meinen Augen.
„Ich weiß nicht, wie er es immer angestellt hat, aber irgendwie hat er immer genau die Momente abgepeilt, in denen ich komplett alleine war, was ja nun echt nicht oft war, dank euch. Doch dennoch hat Yoongi es irgendwie geschafft, mich immer in genau diesen schutzlosen Momenten anzutreffen."
„Warum hast du uns das denn nicht gesagt?" „Weil er dich noch immer provozieren und dafür sorgen will, dass du suspendiert wirst. Ich könnte es nicht verantworten, dass du nur wegen einer blödsinnigen Prügelei mit Yoongi vom Unterricht ausgeschlossen wirst. Und Jimin und Hoseok konnte ich es nicht sagen, weil ich Angst hatte, sie könnten es dir erzählen und letztendlich würdet ihr alle drei wegen einer Prügelei suspendiert werden."
„Ja, du hast Recht. Wir wären ihm vermutlich wirklich an die Kehle gesprungen." gibt Jungkook dann zu, was mich leicht kichern lässt. „Aber Tae, du hättest es uns wirklich sagen können. Ja, mein Temperament kann ich manchmal echt schlecht zügeln, vor allem wenn es um die Menschen geht, die mir so sehr am Herzen liegen, wie Jimin, Jin, Hoseok und du."
Ich habe das Gefühl, dass mein Herz kurzzeitig aufgehört hat zu schlagen, als er dies sagte, doch nur kurz darauf spüre ich es weiter schlagen. Das jedoch so schnell und stark, dass ich echt Angst habe, Jungkook könnte es spüren.
„Aber ich habe dir doch schon einmal gesagt, dass du nichts in dich hineinfressen, sondern darüber reden sollst. Was hattest du denn vor mit dieser Rasierklinge? Dich ritzen oder gleich umbringen?" fragt er und ich kann spüren, wie er bei seiner Frage beginnt zu zittern und sich leicht anzuspannen.
Ich presse meine Lippen zusammen, kralle mich noch mehr in sein Oberteil und vergrabe auch meinen Kopf noch mehr in seiner Brust, ehe ich ein leises „Es tut mir leid." murmle. Ich kann spüren wie Jungkook zischend die Luft einatmet. „Du wolltest wirklich...?" beginnt er, doch kann seine Frage nicht mehr zu Ende stellen, doch das brauch er auch nicht, denn ich weiß, was er fragen wollte.
„Ich weiß auch nicht, warum. Eigentlich will ich noch gar nicht sterben, aber..." meine Stimme bricht ab und ich beginne wieder zu schluchzen.
Denn es stimmt.
Ich weiß auch nicht, was mich dazu geritten hat. Eigentlich will ich noch gar nicht sterben, nein im Gegenteil.
Vor allem will ich das nicht, jetzt wo ich weiß, was ich für den Schwarzhaarigen empfinde, auch wenn er es garantiert niemals erwidern wird.
Doch ich weiß, dass ich ihn liebe und deshalb so lange wie nur irgend möglich an seiner Seite sein will. Nun weiß ich, dass ich ihm auf jeden Fall viel bedeute, wenn auch auf andere Weise, als er mir bedeutet. Doch der springende Punkt ist, dass es ihn dennoch verletzen würde, wenn ich tatsächlich Suizid begehen würde.
Und ich will ihn auf keinen Fall verletzen.
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Yay, Tae hat sich endlich eingestanden, dass er Gefühle für Kookie entwickelt hat.
Jetzt fängt die Story erst so richtig an.🥳
Jedenfalls kommt noch ein Kapitel, da es in gewisser Weise zu diesem und dem letzten dazu gehört.^^
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