KönigDrosselbart...oder: wie zähmt man eine Göre?
Kapitel 1
Einmal Göre, immer Göre?
„Ich lasse es nicht mehr zu, dass sie uns auf der Nase herumtanzt!"
Douglas Willmorth nahm eine der Porzellanfiguren, die seine Ex Frau immer gerne überall verteilt hatte und warf sie gegen die Wand. Allerdings verspürte er nur kurzzeitig Befriedigung, als das hässliche Ding an der Wand zerschellte. Das Problem war deswegen nciht aus der Welt geschafft.
Wütend sah er zu seinem Assistenten Kirk, der ihm gerade die Nachricht überbracht hatte, dass seine Tochter wieder im Knast gelandet war und erwartete, dass er wieder die Kaution stellte.
„Was hat sie dieses Mal angestellt?"
Kirk zuckte mit den Schultern.
„Das Übliche. Sie hat mit ihren sogenannten Freunden wieder eine Party besucht und stieg dann betrunken in den Ferrari."
Douglas riss die Augen auf.
„Welcher Ferrari? Doch nicht etwa meiner?"
Kirk zuckte erneut mit den Schultern.
„Wundert dich das? Du hast ihr heute Morgen ein neues Auto verweigert. Das macht sie doch immer so. Sie will dich bestrafen, weil du nicht ihren Willen erfüllst."
Mit „Ihr" meinte er Douglas Tochter Beatrice, die von allen nur Trish genannt wurde. Kirk war nicht nur Douglas Assistent, sondern auch seit der Schule mit Douglas befreundet und er kannte auch seine verwöhnte Tochter, seit sie geboren war.
Douglas setzte sich fassungslos an den Schreibtisch.
„Also hat sie ihn einfach genommen?"
Kirk seufzte.
„Ich habe dir schon einige Male zu erklären versucht, dass deine Ex Trish alles durchgehen ließ, nur damit sie ihre Ruhe hatte. Du hast die Wutanfälle und das Gekreische, dass sie selbst noch im Schulalter zelebrierte, nicht mitbekommen."
Douglas schnaubte.
„Ich musste arbeiten, weil ihre Mutter mein Geld mit vollen Händen verteilte. Wir wissen beide, dass sie nicht nur gerne einkaufte, sondern auch ihre jeweiligen Lover finanzierte."
Kirk nickte und setzte sich Douglas gegenüber.
„Du hast genau das Richtige getan, als du sie endlich hinausgeworfen und die Scheidung eingereicht hast. Aber was Trish angeht, ist der Zug abgefahren fürchte ich. Was glaubst du, warum Gabby sie bei dir gelassen hat? Sie kam nicht mehr mit Trish zurecht. Und nun hast du den Ärger."
Douglas fuhr sich mit der Hand über das Kinn.
„Ich weiß selbst nicht, was ich noch mit ihr tun soll. Sie ist Gabby in jung und selbst die Natter verlangt Unsummen von mir, weil sie angeblich durch die Scheidung psychisch so angeschlagen sei, dass sie nicht arbeiten kann."
Dummerweise war der neue Lover von Douglas' Ex-Frau ein Psychologe und bevor Douglas nicht beweisen konnte, dass nicht alles mit rechten Dingen zuging, war er gefickt, wie er immer so schön sagte.
„Kann ich eigentlich auch einmal meine Ruhe haben?", nuschelte er leise.
Kirk nahm seinen Ordner, den er immer bei sich trug, in die Hand und blätterte darin herum. Douglas nannte das schäbige Ding immer den Zauber-Ordner, denn Kirk „zauberte" immer etwas Brauchbares daraus hervor.
„Nun, was Gabby angeht, da bin ich schon dran. Es dauert nicht mehr lange und ich habe genug Beweise, dass Dr. Loverboy mit ihr gemeinsame Sache macht. Aber Trish...nun, ich weiß, dass du das nicht hören willst, aber ich denke, du solltest harte Bandagen anziehen."
Douglas schnaubte.
„Internat funktioniert nicht mehr. Sie ist zu alt mit einundzwanzig, auch wenn sie sich wie ein Teenager verhält."
Kirk lachte leise.
„Richtig. Der Zug ist abgefahren. Aber wir sollten mal etwas anderes ausprobieren. Zu allererst schlage ich vor, dass du sie dieses Mal über Nacht im Knast lässt."
Douglas verzog das Gesicht.
„Sie soll über Nacht bei den Junkies und Nutten bleiben?"
Kirk zuckte mit den Schultern.
„Schadet ihr bestimmt nicht, wenn sie mal eine Nacht nicht ihr gemütliches Bett hat und am anderen Morgen auspennen kann. Hole den Ferrari und sage den Polizeibeamten, dass du erst am Morgen die Kaution stellen wirst. Glaube mir, die kennen Trish mittlerweile und werden dich verstehen."
Das konnte Douglas sich gut vorstellen. In der letzten Zeit hatte er seine Tochter mehrmals aus dem Knast holen müssen. Und jedes Mal war er vor Scham beinahe im Boden versunken.
Douglas galt zwar als eiskalter Geschäftsmann, aber auch als sehr bodenständig. Er hatte es geschafft und sich sozusagen von der Gosse ganz nach oben gearbeitet.
„Gut. Ich lasse sie also im Knast und hole mir mein Auto zurück. Was dann? Meinst du, dass wird sie zur Besinnung bringen?"
Kirk lachte.
„Du glaubst noch an Märchen? Das wird natürlich nicht reichen. Aber du kannst ihr einmal bewusstmachen, was ihr Verhalten für Konsequenzen nach sich zieht."
Douglas legte seine Stirn in Falten.
„Wie meinst du das?"
Kirk reichte ihm ein Blatt Papier und lehnte sich zurück.
„Ich warte schon eine Weile darauf, dass du endlich einmal einsiehst, dass Trish von dir nicht mehr zu bändigen ist."
Douglas las die Namen, die auf dem Zettel standen. Er kannte keinen einzigen Namen.
„Was ist das?", fragte er.
Kirk ließ seinen Kugelschreiber zwischen den Fingern tanzen.
„Das sind alles Sozialarbeiter, Bewährungshelfer und auch Leute, die sich einfach nur sozial engagieren. Das Besondere dabei ist, dass sie alle dafür bekannt sind, sich nicht um den Finger wickeln zu lassen. Wir sollten ein kleines Spiel spielen. Du kennst doch einige Richter."
Douglas schnaubte.
„Keiner würde Trish für so eine Lappalie vor Gericht zerren."
„Deswegen sage ich ja, wir spielen ein Spiel. Eine Gerichtsverhandlung, die keine ist. Und ihr wird auferlegt, dass sie sich einen der Herrschaften aussucht, der sie während der Strafe betreut. Sie soll irgendwas Sinnvolles tun. Sozial benachteiligte Kinder betreuen, in der Suppenküche arbeiten...so etwas in der Art. Am besten auch weit weg von ihr, damit sie merkt, dass Daddy nicht immer für sie in die Presche springt."
Douglas starrte auf die Liste. Einer der Namen kam ihn sehr bekannt vor.
„Shawn Ryan? Wie kommt der denn auf die Liste?"
Kirk lachte.
„Shawn ist nicht nur der jüngste Finanzmogul, den Amerika je gesehen hat, er leitet auch einige soziale Projekte. Wenn man es genau nimmt, ähnelt er dir sehr. Seine Mutter hat ihn alleine großgezogen und er hat ihr nie Ärger gemacht, sondern gelernt, ein Stipendium nach dem anderen bekommen und sich ein Imperium aufgebaut. Man sagt ihm sogar nach, dass er dies alles nur getan hat, um seinen Erzeuger zu schaden. Ob da etwas dran ist, kann ich nicht sagen, aber er unterstützt nicht nur finanziell viele Projekte, sondern er macht sich selbst die Hände schmutzig, wenn man das so nennen kann."
Douglas lachte spöttisch.
„Ich kenne ihn als jüngsten Unternehmer, der schon in der höchsten Liga spielt. Ihm gehört im Prinzip schon halb Atlanta."
Kirk nickte.
„Das ist richtig. Deswegen glaube ich nicht, dass er sich für Trish interessiert. Es tut mir leid, Doug, aber Trish hat, dank der Boulevardblätter, schon einen landesweiten Ruf und der ist nicht gerade positiv. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt, denn ich muss zugeben, dass Shawn sehr gut für den Job wäre."
Douglas seufzte.
„Ich kann ihm nicht einmal ein Angebot machen. Geld hat er mehr als genug."
Kirk nickte.
„Wir nehmen denjenigen, der sich dazu bereit erklärt. Anders geht es nicht. Und dann solltest du hoffen und beten."
Beatrice Willmorth schnaubte, als man sie endlich aus dieser stinkenden Zelle herausließ. Sie verstand einfach nicht, warum man sie nicht am Abend schon gehen lassen hatte. Eigentlich zahlte ihr Vater immer die Kaution und ihre Strafe und sie konnte nach Hause. Oder auf die nächste Party.
Aber dieses Mal hatte man sie erst in eine Ausnüchterungszelle gebracht und danach zu den Junkies und Alkoholikern gesteckt.
Ihre Haut juckte und sie rubbelte fest auf der juckenden Stelle herum. Bestimmt hatte sie sich irgendwas Ekliges eingefangen.
Sie folgte der Polizeibeamtin durch die Flure, bis sie vor einem vergitterten Fenster ankam.
„Mein Kollege wird ihnen ihre Sachen zurückgeben und dann können sie gehen. Wegen der Gerichtsverhandlung wird sich das Gericht mit ihnen in Verbindung setzen."
Trish starrte die Polizistin an.
„Gerichtsverhandlung? Hat mein Vater nicht die Strafe bezahlt?"
Die Beamtin zuckte mit den Schultern.
„Das weiß ich doch nicht. Ich weiß nur, dass ich sie hierher begleiten soll und ihnen danach den Ausgang zeige."
Trish schnaubte und ging zum Fenster. Die Schublade öffnete sich gerade und ihre Sachen wurden zu ihr geschoben.
Trish starrte auf die Sachen, die vor ihr ausgebreitet waren.
„Moment mal. Da fehlt etwas. Der Autoschlüssel und mein Smartphone."
Wieder bekam sie nur ein Schulterzucken.
„Als ihre Strafe heute Morgen bezahlt wurde, sprach man davon, dass der Wagen nicht ihrer sei. Wir haben das überprüft und dem Besitzer den Schlüssel übergeben. Ein Smartphone hatten sie gestern nicht dabei. Es ist nicht aufgeführt in der Liste."
Trish unterdrückt einen Fluch.
Mist!
Sie hatte ihr Smartphone im Ferrari gelassen. Und der Ferrari war wohl nun zu Hause. Ihr Dad schien wirklich sehr sauer zu sein.
Sie holte tief Luft.
Dieses Mal schien sie den Bogen überspannt zu haben. Aber wenn ihr Dad dachte, dass er sie so strafen konnte, hatte er sich geschnitten.
Es war unverschämt von ihm gewesen, dass er ihr den neuen Wagen, den sie unbedingt haben wollte, nicht sofort gekauft hatte. Eigentlich dachte sie, dass sie ihn damit weich geklopft hatte, doch dem war offensichtlich nicht so.
Sie wurde nach draußen geführt und stand nun ganz alleine auf der Straße und hatte keine Ahnung, wie sie nach Hause kommen sollte.
Sie kramte in ihrer kleinen Handtasche, aber natürlich hatte sie kein Geld für ein Taxi. Toller Mist.
Wütend stapfte sie zur Bushaltestelle und wartete auf den Bus. Bis sie zu Hause war würde es eine ganze Weile dauern.
Eine Stunde später war sie endlich in der Villa angekommen.
„Dad?", rief sie erbost durch die Eingangshalle, doch niemand antwortete ihr.
Sie ging in ihr eigenes Badezimmer und gönnte sich erst einmal ein ausgiebiges Bad. Doch auch danach war von ihrem Dad nichts zu sehen. Nur sein Assistent, den sie nicht ausstehen konnte, saß in Dads Büro.
„Hallo Trish!"
Sie schnaubte.
„Wo ist Dad?", fragte sie ihn wütend.
Kirk zuckte mit den Schultern.
„Er ist bei einem Meeting. Er arbeitet für sein Geld. Was man von dir nciht gerade behaupten kann."
Trish stampfte wütend mit ihrem Fuß auf, doch Kirk war unbeeindruckt davon. Wie so oft sah er sie nur genervt an und wartete, bis sie fertig gewütet hatte.
„Hast du den Ferrari geholt?"
Kirk nickte.
„Natürlich. Du hast ihn gestohlen! Sei froh, dass dein Dad so gutmütig ist und dich deswegen nicht auch noch angezeigt hat."
Sie schnaubte unwirsch.
„Du hast die Strafe nicht gezahlt."
Kirk lächelte sie an. Trish fand das Lächeln fieser als sonst.
„Ich hatte meine Anweisungen. Du hast es dieses Mal übertrieben, Trish. Du hättest dir doch denken können, dass Doug nicht mitspielt."
Sie stampfte erneut auf.
„Du hast ihn doch bestimmt bearbeitet. Ansonsten wäre er nicht so gemein zu mir."
Kirk holte tief Luft.
„Du solltest mal erwachsen werden, kleines Mädchen." Er kramte in den Papieren, die vor ihm auf dem Schreibtisch lagen. „Deine Gerichtsverhandlung ist morgen früh."
Trish starrte ihn an.
„Das ist euer Ernst? Ich soll tatsächlich vor einen Richter?"
Kirk nickte.
„Ja. Wie gesagt kannst du froh sein, dass es nur um Trunkenheit am Steuer geht. Wenn Diebstahl noch dazu gekommen wäre, würdest du im Knast landen."
Trish drehte sich um und verließ schnaubend das Büro.
Das durfte doch alles nicht wahr sein! Sie war doch nicht einmal gefahren. So blöd war sie nun auch wieder nicht. Sie hatte sich gerade ein Taxi rufen wollen, als dieser doofe Bulle sie aus den Wagen gezerrt hatte. Und nun hatte sie Ärger am Hals.
Sie wusste, dass sie ihren ganzen Charme einsetzten musste, um wieder gutes Wetter bei ihrem Vater zu machen. Aber das schaffte sie bestimmt.
Shawn Ryan starrte auf den Telefonhörer in seiner Hand.
Zuerst hatte er alles für einen Witz gehalten, doch der Assistent von Douglas Willmorth hatte völlig ernst geklungen.
Er hatte ihn gefragt, ob er eventuell geneigt wäre, als so eine Art Bewährungshelfer für die verzogene Tochter von Douglas zu fungieren. Er sollte sie mal „auf Spur" bringen. Das waren wirklich die Worte gewesen, die der Assistent benutzt hatte.
Shawn hatte eigentlich genug zu tun, als sich um Beatrice Willmorth zu kümmern. Aber er war neugierig, das musste er zugeben.
Wenn Douglas Willmorth sich sogar an ihn wandte, dann musste er wirklich verzweifelt sein.
Er legte den Hörer auf und teilte seiner Sekretärin mit, dass sie seine Termine für den morgigen Tag absagen sollte.
Er würde sich die Göre einmal anschauen und dann entscheiden.
Kurz rief er noch seine Mutter an.
„Mum, ich bin morgen in New York. Willst du mitkommen?"
Wie erwartet, hörte er ein erschrockenes Keuchen. Seine Mutter war immer noch nicht daran gewöhnt, dass er mit ihr einfach so irgendwo hinfliegen konnte. Obwohl er wirklich sehr reich war, lebte sie immer noch sparsam.
Er lächelte, wenn er daran dachte, dass sie sich sogar geweigert hatte, eine Haushaltshilfe bei sich einzustellen. Erst als er ihr erklärte, dass Chloe eine alleinerziehende Mutter und auf das Geld angewiesen war, hatte sie klein beigegeben. Sie war sogar soweit gegangen, dass Chloe und ihr Sohn Tristan nun bei ihr wohnten, weil ihr das Haus viel zu groß vorkam.
„Nach New York? Aber warum denn?"
Er erklärte ihr kurz, worum es ging.
Ellen Ryan hörte zu, seufzte aber dann.
„Ich habe schon von ihr gehört. Sie ist wirklich sehr verwöhnt. Ich glaube nicht, dass du da helfen kannst."
Shawn lehnte sich zurück.
„Das denke ich auch, aber ich will mir die kleine Göre einmal anschauen."
Seine Mutter lachte.
„Du hast ein zu gutes Herz, aber dieses Mal wirst du auf Granit beißen, Shawn! Man sieht von ihr beinahe jede Woche in irgendwelchen Schundblättern etwas, die, die Chloe so gerne liest."
Shawn lachte.
„Soso. Chloe liest diese Blätter. Du natürlich nicht."
Ellen schnaubte leise.
„Ich schaue nur rein, wenn dort irgendetwas über dich steht."
Shawn lachte.
Es stand nichts in solchen Zeitschriften über ihn. Er sorgte dafür, dass sein Privatleben auch privat blieb. Er konnte es nicht gebrauchen, wenn irgendwelche Reporter ihn bei der Arbeit störten. Und er meinte dabei nicht nur sein Unternehmen, sondern auch die sozialen Projekte, die er unterstützte.
Aber er würde den Teufel tun, seine Mutter darauf hinzuweisen.
„Ich sag dir was, Mum. Wir beide fliegen morgen nach New York, du kannst Chloe und Tristan mitnehmen. Der Kleine hat doch Ferien und Chloe würde es bestimmt auch guttun, wenn sie mal was anderes sieht."
Er wusste, dass seine Mutter nun bestimmt nicht nein sagen würde und wie erwartet stimmte sie zu.
„Ich lasse euch morgen dann von Pete abholen. Sagen wir gegen acht Uhr? Oder ist dir das zu früh?"
Sie schnaubte.
„Ich bin schon immer sehr früh auf. Schließlich macht sich die Arbeit nicht von alleine."
Er lachte erneut und verabschiedete sich dann von seiner Mutter.
Egal, ob er diese Göre betreuen würde. Er machte mit diesem Ausflug drei Menschen glücklich. Und das war es allemal wert, sich Beatrice Willmorth anzuschauen.
„Das war so ungerecht, Dad! Warum hast du nichts dagegen gesagt? Wo sind denn deine tollen Anwälte heute?"
Trish lief neben ihrem Dad und schimpfte auf ihn ein.
„Was hätte ich denn tun sollen, Trish? Ich stelle mich bestimmt nicht über das Gesetz. Außerdem war es nicht gerade förderlich, dass du dich im Gerichtssaal wie eine Furie benommen hast. Kein Anwalt der Welt hätte dich da heraus gepaukt. Nimm die Strafe einfach hin. Ich bin der Meinung, dass du mit hundert sozialen Stunden noch gut weggekommen bist. Schließlich war es nicht das erste Mal, dass man dich erwischt hat."
Sie schnaubte.
„Du hättest einfach bezahlen können."
Er blieb stehen und schaute sie ernst an.
„Und was hättest du dann gelernt?"
Trish blieb der Mund offen stehen.
„Gelernt? Dad! Ich bitte dich! Ich bin einundzwanzig. Was soll ich denn noch lernen?"
Er seufzte und ging einfach weiter.
„Ich habe Kirk schon angewiesen, dass heute Mittag einige Bewährungshelfer kommen. Sei froh, dass du dir einen aussuchen kannst. Und nun will ich nichts mehr davon hören."
Trish hielt nun lieber den Mund. Sie kannte ihren Dad. Wenn sie nun noch trotziger wurde, würde er total dichtmachen.
Aber ein Plan reifte schon in ihrem Kopf.
Sie würde sich keinen Bewährungshelfer aussuchen. Sie würde alle vergraulen. Wenn alle sich weigerten, sich ihrer anzunehmen, würde ihrem Dad nichts anderes übrig bleiben, als die Strafe zu bezahlen und sie hätte ihre Ruhe.
Einige Stunden später setzte sie ihren Plan in die Tat um. Die Ersten waren schon wutschnaubend gegangen.
Über jeden hatte sie sich lustig gemacht.
Jetzt standen nur noch drei Leute vor ihr. Eine Frau, die man eher in einer Kaserne wähnen würde. Einer der Männer erinnerte sie an einen Hippie. Nur der letzte Kerl passte gar nicht zu all den Bewährungshelfern, die den ganzen Mittag schon ein und ausgegangen waren. Der Kerl sah eher wie ein Geschäftsmann aus. Er trug einen maßgeschneiderten Anzug und sehr teure Schuhe. Er war selbst noch sehr jung. Trish schätzte ihn auf Mitte bis Ende zwanzig. Seine Hände sahen sehr gepflegt aus, als ob er nicht viel arbeiten würde. Sein Haar war nach hinten gegelt und sein glatt rasiertes Kinn zeigte bei jedem Wort, wie sehr er sie verachtete.
Wenn er ihr auf einer Party begegnet wäre, hätte sie ihn bestimmt angemacht, denn trotz seiner Verachtung sah er wirklich himmlisch aus.
Wenn sie ihn mit ihren Bekannten verglich, kamen die ihr wie kleine Jungs vor. Er aber war ein Mann, der wusste, was er vom Leben wollte.
Nein!
Ihn wollte sie bestimmt nicht haben. Trish war sich sicher, dass dieser Kerl sich nicht bezirzen lassen würde. Ihn musste sie so schnell wie möglich loswerden, denn er sah sie schon so an, als ob er ihr liebend gerne die Leviten gelesen hätte.
„Nun, Mister Ryan. Ich muss ihnen leider sagen, dass sie nicht in Frage kommen. Ich lasse mir doch nicht von einem Mann etwas sagen, dessen Modegeschmack besser ist als meiner." Sie beugte sich nach vorne. „Kann es sein, dass dies etwas zu bedeuten hat?"
Er sah sie lauernd an.
„Was denn, Miss Willmorth? Sie glauben also, ich bin nicht befähigt dazu, sie zu betreuen, weil ich einen Anzug trage?"
Sie lächelte ihn spöttisch an.
„Genau das denke ich. Seien wir doch ehrlich. Sie sehen mir nicht gerade so aus, als ob sie gewohnt sind zu arbeiten. Deswegen denke ich nicht, dass sie der Richtige für mich sind. Außerdem sehen sie für mich einfach zu glatt aus. Beinahe wie ein Baby!"
Die anderen beiden holten erschrocken Luft, aber er verzog spöttisch den Mund.
„Ich kann ihnen versichern, dass ich etwas mehr Erfahrung in Sachen soziales Engagement habe als ein Baby. Fällt Ihnen nichts Besseres ein?"
Sie richtete sich auf.
Was bildete sich der Kerl ein?
„Oh, ich habe noch gar nicht angefangen. Ich würde mich nie mit ihnen einlassen. Sie sind arrogant und ich bin mir sicher, dass sie das alles nur tun, um ihren eigenen Dreck zu verschleiern. Kann es sein, dass sie selbst mit einem Bein im Gefängnis stehen? So wie sie aussehen, kann ich mir das gut vorstellen. Es sind immer diese aalglatten Kerle, die den größten Mist anstellen."
Er stand auf und sah auf sie herab. Das gefiel Trish gar nicht.
„Ich denke, ich habe mir genug Beleidigungen für den heutigen Tag angehört, Miss Willmorth. Ich empfehle mich."
Er sah zu den beiden anderen und gab ihnen zum Abschied die Hand. Sie ignorierte er völlig und ging schnurstracks zur Tür.
Er knallte nicht die Tür, wie sie es bestimmt getan hätte, dennoch hörte sich das Schließen wie ein Donnerschlag an.
Die anderen blieben erst ruhig, doch dann verabschiedeten sie sich auch mit irgendeiner fadenscheinigen Entschuldigung.
Trish lehnte sich zufrieden zurück.
Sie hatte es geschafft!
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