53 || Wie in einem Film (4)
"Oh mein Gott, war das lecker", meinte ich und wischte mir mit der Serviette über meinen Mund.
Shawn, der noch mit dem letzten Resten auf seinem Teller zu kämpfen hatte, stimmte mir mit einem Nicken zu, bevor auch er es schaffte den letzten Biss runter zu schlucken.
"Ich bin soo satt", meinte er und legte sein Besteck auf seinem Teller ab.
"Ja, ich auch, aber es war wirklich lecker".
"Ja", sagte er und lächelte, "meine Mum hat mir von diesem Restaurant erzählt. Sie war hier oft als sie so alt war wie wir. Damals war es noch kein richtiges Restaurant, sondern eher eine Bar und einmal saß sie allein an der Theke, weil sie einfach Ruhe vom Alltag wollte, als sich auf einmal ein Junge in ihrem Alter neben sie setzte.", erzählte Shawn auf einmal, "Es war kein anderer als mein Dad! Sie haben sich hier zum ersten Mal getroffen."
"Wow", war das einzige was mir in diesem Moment einfiel. Doch sofort, als mir auffiel, was für einen unnötigen Kommentar ich da von mir gegeben hatte, fügte ich noch hinzu, "das ist wirklich schön!"
"Ja, das ist es", sagte Shawn und lächelte mich an, doch an seinem Gesichtsausdruck erkannte ich sofort, dass ihm noch was auf dem Herzen lag.
"Shawn?", fragte ich deshalb vorsichtig.
"Hmm?"
"Ist da noch was was du mir sagen wolltest?"
"Nein, wieso?", antwortete er, doch fügte dann noch zögernd hinzu,"Okay, eigentlich ist da doch noch etwas. Aber- ", sagte er und stoppte.
"Was aber?", fragte ich ihn, nach ein paar Sekunden Stille zwischen uns. ,"du kannst mir doch sagen was du sagen willst".
"Ok ok", meinte er dann, "aber versprich mir, dass du nicht denkst, dass das ein lahmer Anmachspruch sein soll, okay?"
"Versprochen", sagte ich und lächelte ihn an.
"Also... Meine Mutter hat immer gesagt dass dieser Ort, der Ort war, an dem sie meinen Vater richtig kennen gelernt hat. Sie nennt diesen Ort 'magisch', weil hier alles anfing.", erzählte mir Shawn und ich hörte ihm gespannt zu, "und.. sie hat gemeint, dass wenn ich irgendwann jemanden treffe, der sehr besonders ist, dann soll ich mit dieser Person hierher kommen, damit auch sie was von der Magie abbekommt ."
Naw! Das war wirklich süß! Shawn hatte mir grade wirklich gesagt, dass ich das besondere Mädchen bin, dass er diesen Ort zeigen wollte, der ihm und seiner Familie so viel bedeutete. Er hat ihn MIR gezeigt! Mir! Und das schätze ich wirklich!
Dich nun war ich völlig überfordert was ich darauf antworten sollte, weshalb ich ihn einfach nur anschaute, während meine Gedanken in Hochtouren nach einer Antwort suchten. Ich musste ihm echt viel bedeuten, das stand fest. Sonst hätte er mich nicht hier hin eingeladen.
"Ich wusste es. Du hälst das für einen armseligen Anmachspruch", meinte Shawn, doch ich reagierte schnell und versicherte ihm dass das nicht so sei. "Ich denke nicht, dass das ein Anmachspruch war. Sowas würde nicht zu dir passen, denn du bist nicht der Typ dafür. Aber das ist auch gut so, denn ich würde nicht gerne einen Freund haben, der mich mit solchen Anmachsprüchen nervt.", erklärte ich ihm und war selber überrascht, dass mir in diesem Moment eine Antwort einfiel.
"Haha, danke", meinte er und fügte noch hinzu, "du hast mich gerade Freund genannt"
"Und du hast grad wie ein Grundschulkind angehört", antwortete ich provozierend.
"Hab ich nicht", meinte er und schaute mich unschuldig an, doch dieser Blick half rein gar nichts.
"Du wirst grad immer mehr zum Kleinkind", sagte ich und musste lachen. Shawn schaute mich gespielt beleidigt an, fing dann allerdings auch zu Lachen an.
Nachdem wir uns noch Nachtisch bestellt, ihn aufgegessen hatten und Shawn für uns beide bezahlt hatte, verließen wir nach circa 2 Stunden das Restaurant. Mittlerweile war es schon dunkel draußen geworden, was laut Shawn aber nicht schlimm für die Überraschung war. Angeblich ist es im Dunkeln sogar besser, als tagsüber.
"Jetzt kannst du mir doch sagen wo wir hin gehen, oder?", versuchte ich zum gefühlt tausendsten mal mein Glück, heraus zu finden, wo wir hingingen, doch vergeblich.
"Lass dich doch einfach mal überraschen", meinte Shawn ebenfalls zum gefühlt tausendsten mal heute und ich merkte, wie er sich ein Lachen verkneifen musste.
"Lass dich doch einfach überraschen", äffte ich ihn nach und verdrehte die Augen, worauf Shawn nun wirklich zu Lachen anfing. "Lach nicht!!", meinte ich beleidigt, was allerdings nicht brachte. "Du könntest mich auch gerade entführen und ich wüsste es nicht"
"Glaub mir, wenn ich dich entführen würde, dann wäre ich vorher nicht mit dir Essen gegangen", war alles was Shawn darauf antwortete, woraufhin ich ihn geschockt ansah.
"Das hat mich jetzt verletzt"
"Was?", fragte er und sah mich fragend an.
"Dass du mich verhungern lassen würdest, wenn du mich entführen würdest", meinte ich.
"Das hab ich nicht gesagt"
"Ja, eigentlich schon", antwortete ich und genoss es ihn ein bisschen zu ärgern.
"Ich meinte damit, dass ich dir nicht so teures Essen gekauft hätte"
"Jaja.. bestimmt"
"Ja"
"Okay, dann glaub ich dir mal", meinte ich schulterzuckend.
"Gut. Und jetzt lass uns das Thema wechseln, denn ich hab nicht vor dich zu entführen und ich weiß, dass auch du weißt, dass ich das nie tun würde", erklärte er und ich stimmte ihm zu. Ich hab von Anfang an nur Spaß gemacht, als ich meinte, dass er mich entführen könnte und ich war froh, dass er das wusste.
Wir liefen noch 10 weitere Minuten durch die Stadt, bis wir vor einem großen Gebäude ankamen. Das Haus war einfach nur ein riesiges Mehrfamilienhaus und hatte bestimmt 12 Stockwerke. Also eigentlich nichts besonderes.
"Sind wir da?", fragte ich Shawn überrascht, da ich nicht verstand, was wir hier wollten.
"Mensch, Ari! Was hab ich gesagt? Gedulde dich mal!", meinte Shawn nun und wir betraten das Gebäude. Ich sah mich im Eingangsflur um, doch hier war nicht besonderes zu erkennen. An den Seiten waren viele Briefkästen und daneben ein Aufzug, doch ansonsten war hier nichts. Aber was sollte man im Flur eines Mehrfamilienhauses auch erwarten?
"Komm", meinte Shawn und zog mich mit zum Aufzug, der wenige Sekunden später, mit einem "Bing" seine Türen öffnete und wir einstiegen.
"Du vertraust mir doch, oder? Ich werd dir jetzt die Augen verbinden, okay?", fragte mich Shawn vorsichtig. Ein paar Sekunden musste ich darüber nachdenken, da ich es eigentlich nicht mochte, wenn ich nicht wusste, wo ich hingebracht wurde, aber andererseits, ist es Shawn und ich kann ihm voll und ganz vertrauen. Ich nickte also leicht und Shawn zog einen Schal aus seinem Rucksack, den er übrigens schon die ganze Zeit dabei hatte.
Bis jetzt hatte ich mich nicht gefragt, was in seinem Rucksack war, doch nun wurde ich etwas neugierig, denn der Schal war nicht das einzige in seiner Tasche. Ich wusste zwar nicht was, aber irgendwas war noch in der Tasche.
Doch mir blieb nicht viel Zeit darüber nach zudenken, denn keine 2 Sekunden später, bat mich Shawn darum, mich umzudrehen, woraufhin er mir die Augen verband. Das erste was mir auffiel, war der Geruch des Schals. Er war männlich und schwer zu beschreiben. Das einzige was ich dazu sagen kann ist, dass es der typische Shawn-Geruch war, der nun in meine Nase zog.
"Shawn?", meinte ich nach ein paar Sekunden, in denen meine Augen schon verbunden waren.
"Ja?", antwortete er und ich hörte an seiner Stimme, dass er besorgt war. Ich denke, er war besorgt, dass mir die Überraschung nicht gefallen würde und ich konnte mir in diesem Moment seinen unsicheren Gesichtsausdruck sichtlich vorstellen.
"Ich weiß dass ist eine dumme Frage, aber kann es sein dass du vergessen hast, den Knopf fürs richtige Stockwerk zu drücken? Es fühlt sich nämlich an als würden wir stehen", meinte ich und fühlte mich dabei wirklich dumm dies zu fragen.
"Ähm.. nein", antwortete Shawn, doch ich hörte, wie er in diesem Moment, einen Knopf drückte. Nur ein paar Sekunden später, spürte ich auch schon, wie der Aufzug nach oben fuhr.
"Ich hatte Recht", meinte ich und musste stolz lächeln, da ich mit verbundenen Augen gemerkt hatte, dass wir noch immer im Erdgeschoss gewesen waren.
"Ja, hattest du", antwortete Shawn nur darauf. Normalerweise hätte ich jetzt einschätzen können, ob es ihm peinlich war oder nicht, aber ohne seinen Gesichtsausdruck sehen zu können, war das echt nicht einfach...
"Bling", machte der Aufzug und ich hielt mich an Shawns Arm fest, damit er mich führen konnte. Aber anders als gedacht, stiegen wir gar nicht aus, sondern eine andere Person trat in den Aufzug. Durch meine verbundenen Augen konnte ich weder sagen, ob es ein Mann oder eine Frau war, noch ob ich ihn oder sie kannte. Ich hörte nur die Schritte der unbekannten Person beim einsteigen.
Erneut machte der Aufzug "Bling", doch wieder blieben wir im Aufzug. Die Schritte entfernten sich jedoch.
"Wie hoch fahren wir denn?", fragte ich nun Shawn, der darauf antwortete: "Nur noch ein Stockwerk. Es kommt dir nur so lang vor, weil ein Mann gerade noch ein und ausgestiegen ist"
"Achso", antwortete ich darauf und hielt mich weiterhin an Shawns Arm fest.
Ein letztes mal machte der Aufzug "Bling", bevor wir ausstiegen und Shawn mich vorsichtig durch den Gang führte. Ich bin zwar der Meinung, dass es deutlich einfacher gewesen wäre, wenn Shawn, mich auch mit seinem zweiten Arm gestützt hätte, aber er schien es anscheinend, auch nach Nachfrage, nicht für nötig zu halten. "Ich brauch meine Hand um die Tür zu öffnen", hatte er gesagt, doch dass das eine Ausrede war, erkannte ich auch mit verbundenen Augen. Nur warum wollte er seinen 2. Arm nicht benutzen?
Für euch mag es möglicherweise dämlich klingen, aber irgendetwas stimmte da nicht. Shawn würde nie riskieren, dass etwas passiert, nur um eine Tür zu öffnen, zu der wir eh noch gefühlt 100 Meter laufen mussten..
"Okay, wir sind da", meinte Shawn, worauf ich "Jeyy", erwiderte und meine Augenbinde abnehmen wollte. Doch Shawn hinderte mich daran, indem er meine Hand sanft festhielt.
"Noch nicht abmachen", meinte er.
"Aber du hast gesagt, dass wir da sind"
"Ja, das weiß ich, aber wir müssen noch rein- bzw. rausgehen", antwortete er.
Warte was? Rausgehen? Sind wir nicht gerade nach oben gefahren? Wie sollten wir hier rausgehen? Es sei denn, wir waren vor einer Balkontür. Genau, das muss es sein.
"Okay, dann lass uns raus gehen", meinte ich, keine Ahnung wieso, überfröhlich.
"Woher diese Motivation auf einmal? Du weißt doch gar nicht, was dich erwartete."
"Ja eben, das ist es. Ich will es endlich wissen. Außerdem bin ich mir sicher, dass es wunderschön ist. Ich vertrau dir und bin mir sicher, dass das ein besonderer Abend wird", erklärte ich mit einem riesigen Lächeln auf meinem Gesicht, bevor ich noch hinzufügte: "Also lass und raus gehen und es genießen, egal was du für uns draußen geplant hast. Ich bin wirklich gespannt und bin mir 100% sicher, dass es toll wird. Allein das Restaurant in dem wir waren, war schon überraschend gut und ich bin mir sicher, dass das was jetzt kommt, auch wunderschön wird."
"Das glaubst du wirklich?", fragte Shawn und ich spürte seinen Blick auf mir, weshalb ich meinen Kopf in seine Richtung drehte, zumindest da wo ich ihn vermutete, und sagte: "Ja, da bin ich mir sicher".
"Dann lass uns mal rausgehen", rief Shawn und öffnete eine Tür, vor der wir anscheinend standen.
Sofort kam mir die kühle Herbstluft entgegen, doch mir war nicht im geringsten kalt. Ob das an dem sicheren Gefühl lag, das Shawn mir gab, sobald ich in seiner Nähe war oder daran dass ich Nialls Ratschlag befolgt hatte, warme Sachen anzuziehen, konnte ich wirklich nicht sagen.
"So, jetzt müssen wir ganz vorsichtig sein, weil hier Stufen sind. Am besten trag ich dich einfach grade die paar Stufen runter", meinte Shawn, worauf ich nickte.
"Okay, gut", sagte er und ich ließ vorsichtig seinen Arm los. "Warte!", meinte er auf einmal, "ich stell grad meine Tasche ab", fügte er hinzu und lief, bevor ich etwas einwenden konnte, die Treppen runter.
Wenn ich es am Klang richtig erkannt hatte, handelte sich hier, nur um 4 Stufen, die ich bestimmt auch mit verbundenen Augen geschafft hätte. Doch wie Shawn nun mal war, wollte er anscheinend kein Risiko eingehen.
Ich hörte wie er schon nach ein paar Sekunden zurück kam und als er neben mir stand meinte: "Achtung, erschreck dich nicht", bevor er mich auch schon hoch hob und im Brautstil die Treppe runter trug. Wenn man das überhaupt als richtige Treppe bezeichnen konnte.
"Weißt du was?", fragte auf einmal Shawn und er fügte direkt noch hinzu: "ich trag dich einfach komplett. Wir sind eh fast da"
Normalerweise hätte ich wahrscheinlich protestiert, doch um ehrlich zu sein hatte ich gerade keine Lust dazu. Also nahm ich das einfach so hin und spürte keine Minute später, den Boden unter meinen Füßen. Shawn hatte Recht und es war echt nicht weit gewesen. Er hatte mich vielleicht gerade mal 20 Sekunden getragen.
"Sind wir da?", fragte ich aufgeregt, wie ein kleines Kind.
"Ja sind wir", antwortete Shawn und fügte noch hinzu, "ich mach dir jetzt die Augenbinde ab. Und schon spürte ich, wie er vorsichtig versuchte den Knoten aus dem Schal zu lösen, um mir endlich wieder freie Sicht zu geben. Als er das geschafft hatte, nahm er das Tuch vorsichtig von meinen Augen, worauf ich meine Augen öffnete.
Mein Blick schlich über die ganzen Häuser vor uns. Der Ausblick war unbeschreiblich. Er war so schön, wie man es in keinen Wörtern wiedergeben könnte. Shawn und ich standen auf dem Dach, von diesem 12-stöckigen Haus und hatten eine wunderschöne Aussicht über Berlin. Kein Bild der Welt, hätte zeigen können, was es für ein Gefühl war, als ich diesen Ausblick bewunderte. Die ganzen Lichter von Autos, Häusern und Straßenlaternen waren im Dunkel der Nacht unbeschreiblich schön. Sogar das Brandenburger Tor konnte man von hier aus bewundern.
(googelt mal 'Berlin bei Nacht und geht auf Bilder, wenn ihr es euch nicht vorstellen könnt)
Ich weiß nicht wie lange ich so dastand und einfach nur die Aussicht betrachtete, aber das war mir gerade egal.
"Gefällt es dir?", fragte mich Shawn, worauf ich meinen Kopf etwas zu ihm drehte und lächelte.
"Mehr als das", antwortete ich, "es ist wunderschön"
"Ich dachte mir es würde gut passen, weil wir letztens, als Niall sich zu Essen bestellt hatte, die Lichter der Stadt betrachtet haben. Doch da war der Ausblick sehr klein und ich dachte mir, was ist in diesem Fall besser, als das Dach eines 12-stöckigen Hauses? Ehrlich gesagt, hat es mich gewundert, dass man hier einfach auf Dach gehen darf, aber das ist ja jetzt egal."
"Es wäre nichts besser gewesen, als das Dach eines Hochhauses. Da hast du Recht", meinte ich und lächelte.
"Danke, aber ich hab mal grad eine Frage. Hast du eine Uhr?", fragte mich Shawn und ein bisschen überrascht über diese Frage hier und jetzt, zog ich mein Handy aus meiner Tasche.
"Ähh.. ja.. 20.23 Uhr haben wir", antwortete ich.
"Was echt? Jetzt schon?", fragte mich Shawn und ich nickte.
"Okay, lass uns erstmal setzten. Ich habe extra zwei Stühle hier hoch gebracht", meinte er und er deutete auf die Stühle.
"Ja, okay, was ist denn?", fragte ich besorgt, da er auf einmal gestresst wirkte.
"Ne, es ist nichts. Setz dich schon mal. Ich hol grad meine Tasche", meinte er und lief zu seiner Tasche, die er eben abgestellt hatte.
Währenddessen setzte ich mich schon mal und bewunderte aus dem Sitzen heraus, weiterhin den Ausblick. Ich könnte hier Stunden sitzen und einfach nur auf die Stadt vor uns gucken, die auf einmal so klein wirkte.
Es erinnerte mich an meine Kindheit, als ich mit Selena, einmal nachts aus dem Heim geschlichen war und wir uns die Stadt in der Dunkelheit anschauten. Es war wunderschön!
Warte!!!! Kindheit, Selena! Ich kann mich erinnern! Ich kann mich an etwas erinnern, was damals passiert ist! Ich glaubs nicht! Seit über 10 Jahren habe ich versucht, mich zu erinnern und nie hatte es geklappt. Und jetzt kann ich es auf einmal! Zumindest an ein bisschen.
Auch wenn es nicht viel war, an das ich mich da erinnern konnte, war es trotzdem eine Erinnerung mehr, als ich vorher hatte. Denn vorher hatte ich keine!
Vor lauter Freude und in Gedanken versunken, merkte ich erst dass mir ein paar Freudentränen über die Wangen liefen, als Shawn sich neben mich setzte und fragte ob alles okay sei.
"Ja, alles ist okay. Mehr als da sogar", meinte ich und wichte mir die Tränen aus meinem Gesicht.
"Sicher?"
"Ja, auf jeden Fall. Das sind Freudentränen, aber ich erzähl dir später davon, denn gerade interessiert mich eher, wo du auf einmal eine Gitarre her hast?", meinte ich und ließ meinen Blick auf das Instrument auf seinem Schoß sinken.
"Die hat mir eben ein Freund gegeben. Der Typ im Aufzug, war kein anderer als ein Kumpel von mir. Er ist extra wegen uns eingestiegen und hat mir die Gitarre gegeben. Deshalb konnte ich dich auch nicht richtig stützten.", erklärte er und ich musste bei dem Gedanken, dass ich Recht damit gehabt hatte, dass irgendetwas war, weshalb er mich nicht stützen konnte, lächeln.
"Aber jetzt möchte ich dir ein Lied vorspielen. In ein paar Minuten ist hier nämlich ein Feuerwerk von irgendeiner Hochzeit und ich möchte es dir noch vorher vorsingen. Ich hab es selbst geschrieben und es handelt über eine ganz besondere Person. Ich hoffe wirklich, dass es dir gefällt, weil du diese Person bist.", erzählte er und lächelte leicht, bevor er seine Gitarre nahm und anfing die ersten Akkorde zu spielen. Um ehrlich zu sein, bin ich an dieser Stelle schon dahingeschmolzen, doch als sein Gesang noch einsetzte, war es vollkommen vorbei. Ich lauschte seiner Stimme, wie sie jedes einzelne Wort wunderschön sang und mir dabei eine Gänsehaut verpasste, die wahrscheinlich nicht mehr normal war.
"When you fall asleep tonight, just remember that we lay under the same stars", sang er weiter, worauf ich meinen Blick hob und in den Himmel schaute, in dem ich wirklich ein paar vereinzelte Sterne entdecken konnte. Auch wenn es nicht viele waren, die ich erkennen konnte, so war es doch so, als wären diese Worte nur für diesen Moment geschrieben worden. Es passte einfach perfekt! Deshalb lauschte ich ein paar Sekunden später weiter seiner Stimme, die gerade ein bisschen leiser wurde, aber dennoch wunderschön war.
Es fühlte sich an, als wäre seine Stimme das Schönste der Welt. Als gäbe es nichts Besseres. Sie hörte sich in diesem Moment einfach so perfekt an. Und erneut kamen mir ein paar Tränen. Diesmal nicht aus Freude, aber auch nicht aus Trauer, sondern, weil ich von seinem Worten so gerührt war. Die Worte, die er extra für mich geschrieben hatte.
"Take a piece of my heart and make it all your own. So when we are apart, you'll never be alone", sang er ruhig, während auf einmal eine Silvesterrakete nach oben schoss und explodierte.
"You'll never be alone", sang Shawn noch leiser, bevor er seinen Gesang beendete und seinen Blick hob.
"Das.. das war einfach wunderschön! Mehr als das! Es- es war perfekt!!", meinte ich zum ihm, worauf er lächelte, sich bedankte und seine Gitarre abstellte.
Für ein paar Sekunden lächelten wir uns einfach nur an, bevor wir uns wie automatisch näherten, bis sich schließlich unsere Lippen berührten. Und es fühlte sich so gut an! Mehr als das! Ich hatte es so vermisst seine Lippen auf meinen zu spühren. Noch während wir uns küssten, war der ganze Himmel voll mit Silvesterrakten, die mit ihren Farben und Leuchten, diesen Moment noch besser machten, als er eh schon war.
Egal wie klischeehaft das sein mag, es war einfach perfekt! Ich weiß zwar nicht woher Shawn von dem Feuerwerk wusste, aber das war mir in diesem Moment egal. Denn gerade gab es nur Shawn und mich. Nichts anderes! Nur uns zwei!
Vielleicht stimmt es ja, dass die kleinen, einfachen Momente im Leben die Wichtigsten sind. Und keiner kann mir was anderes erzählen, denn dieser Moment war unbeschreiblich, obwohl wir nur auf einem Dach saßen und uns küssten. Okay... hier war auch noch ein Feuerwerk, aber selbst ohne das Feuerwerk, würden wir jetzt hier sitzen und uns küssen. Und ich würde es genießen! Als wir uns wieder lösten und uns wie verrückte Kindergartenkinder anlächelten, dachte ich, dass ich alles hatte was ich im Leben brauchte. Doch als er dann auch noch Wunderkerzen und ein Feuerzeug aus seinem Rucksack holte, die er anzündete und mir eine reichte, war ich mir zu 100% sicher, dass ich alles hatte was ich im Leben brauchte.
Auch wenn ich Adoptiveltern hatte, war mein Leben perfekt. Denn meine 'Eltern' waren die nettesten die ich mir vorstellen konnte. Sie waren immer für mich da. In guten und schlechten Zeiten. Außerdem hatte ich noch Katy. Meine aller beste Freundin seit Jahren und das wird sie auch immer bleiben. Ich war einfach unfassbar dankbar, dass ich sie hatte. Genauso dankbar war ich dass ich Selena endlich kennen gelernt hatte. Sie war wirklich die beste Schwester, die man haben konnte und die ich nie wieder verlieren wollte.
Auch dafür, dass ich Frankie und Niall kennen gelernt hatte, war ich dankbar. Frankie, der Adoptivbruder meiner Zwillingsschwester, der für jeden Spaß zu haben war. Und Niall, der kleine blonde Ire, der immer gut gelaunt war und selbst über die unnötigsten Sachen lachte.
Und dann war da natürlich noch Shawn! Shawn, der gerade neben mir saß und meine Hand hielt. Shawn, der mir den schönsten Abend meines Lebens ermöglicht hat. Shawn der mit winzigen Kleinigkeiten es geschafft hatte, einen perfekten Abend zu zaubern. Der, der mir ein Lied geschrieben hatte und der, den ich endlich meinen festen Freund nennen konnte. Denn er war der, den ich liebte und der, der mich liebte.
Vor Freude, dass ich diese Erkenntnis gemacht hatte, warf ich meine Arme in die Luft und rief: "Wuhuuu". Keine Ahnung, wo das auf einmal herkam, doch die Leute in Filmen, machen auch immer komische Sachen und keiner weiß warum. Und wer weiß, vielleicht ist mein Leben ja wirklich wie in einem Film...?
-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-
3654 Worte! Das ist mit Abstand das längste Kapitel, was diese Geschichte hat und das wird es auch bleiben, denn es ist auch das Letzte😕❤.
Es hat wirklich Spaß gemacht diese Geschichte zu schreiben und auch, wenn ich anfangs nicht oft geupdatet habe, hat diese Geschichte 53 Kapitel erreicht😄.
Ich möchte mich bei allen bedanken, die für die Geschichte gvotet haben und Kommentare geschrieben haben. Aber auch den 'ruhigen' Lesern, die einfach nur meine Kapitel gelesen haben, möchte ich danken!
Danke, dass ihr bis hier hin gelesen habt❤.
Ich hätte echt nicht gedacht, dass die Geschichte so lang wird und so viele Sachen passieren. Eigentlich waren nur 20 Kapitel geplant, doch ich konnte einfach nicht aufhören zu schreiben.🙄
Ich hoffe wirklich, dass euch meine Geschichte gefallen hat. Vielleicht sieht man sich ja bei einer anderen Geschichte von mir wieder🤔.
Bis dahin, macht es gut❤
Und DANKE!!!
Ps: Es kommt noch ein Epilog zu dieser Geschichte😏
(Jetzt sind es schon 3820 Worte😲😂❤)
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top