8. Der schwarze Grimm
Der riesige schwarze Hund schoss aus den Schatten des Waldes auf mich zu. Seine leuchtend gelben Augen funkelten wie zwei kleine Monde, und ich spürte, wie mein Herz bis zum Hals schlug. Instinktiv griff ich nach meinem Zauberstab – nur, um mich daran zu erinnern, dass er immer noch in Remus' Klassenzimmer unter dem Tisch lag.
„Bleib weg!", rief ich mit zitternder Stimme, während ich rückwärts stolperte. Meine Beine fühlten sich wie Pudding an, aber ich konnte den Blick nicht von der mächtigen Gestalt lösen. Das Knurren des Hundes vibrierte durch die Lichtung, doch es klang seltsam gedämpft, fast wie ein Brummen.
Plötzlich blieb der Hund stehen. Sein Kopf legte sich schief, und das Knurren verstummte. Ich stand wie erstarrt, hielt den Atem an, als er vorsichtig näherkam. Seine Bewegungen waren geschmeidig, fast lauernd, doch ich bemerkte, dass er nicht sofort zum Angriff überging. Stattdessen blieb er etwa zwei Schritte von mir entfernt stehen und starrte mich an. Sein Blick war durchdringend, aber nicht bedrohlich.
Meine Hände zitterten immer noch, als ich eine Idee hatte. Ich griff in meine Tasche, wo ich noch das letzte Frettchen hatte, welches eigentlich für Seidenschnabel gedacht war. Vorsichtig zog ich es hervor und hielt es vor mich hin. „Na los, hier", flüsterte ich, die Angst in meiner Stimme unüberhörbar.
Der Hund schnupperte, seine Ohren zuckten. Mit einem schnellen Satz riss er mir das Frettchen aus der Hand. Ich zuckte zusammen, doch anstatt mich zu attackieren, setzte er sich hin und begann genüsslich zu kauen. Es war ein seltsames Bild – dieser riesige, bedrohliche Hund, der so friedlich sein Mahl verspeiste.
Langsam entspannte ich mich und wagte es, einen Schritt nach vorne zu machen. „Du bist gar nicht so schlimm, was?" Seine Ohren zuckten erneut, und er hob den Kopf, als hätte er verstanden. Ich wagte ein schwaches Lächeln. „Ich habe nicht mehr viel dabei, aber ich komme wieder, okay?"
Der Hund starrte mich mit seinen gelben Augen an, und für einen Moment hatte ich das Gefühl, dass er nickte. Es war absurd, doch ich spürte eine seltsame Verbindung zu dieser Kreatur. „Morgen bringe ich dir mehr", versprach ich, bevor ich einen letzten Blick in den dunklen Wald warf und mich schließlich abwandte.
Während ich zurück zur Burg lief, hatte ich keine Ahnung, wie spät es mittlerweile war. Mein Herz klopfte immer noch schnell, doch die Begegnung mit dem Hund fühlte sich fast wie ein Traum an. Erst als ich die vertrauten steinernen Korridore von Hogwarts betrat, wurde mir klar, dass ich mich beeilen musste. Remus wartete.
_______________________________________________________________________________
Ich stand vor seiner Bürotür und strich mir nervös über das Haar. Die Szene mit dem Hund hatte mich durcheinandergebracht, doch ich wollte Remus nicht warten lassen. Ich klopfte an die Tür, und fast augenblicklich ertönte seine warme Stimme: „Herein."
Als ich eintrat, saß er an seinem Schreibtisch, in eine Schriftrolle vertieft. Doch als er mich sah, legte er sie beiseite und schenkte mir ein Lächeln, das mich sofort beruhigte. „Du bist spät dran, Miss Mayhem", sagte er mit einem leichten Lächeln, das mir das Blut in die Wangen trieb.
„Ja, tut mir leid", sagte ich und setzte mich auf den Stuhl ihm gegenüber. „Es... es gab da etwas, das mich aufgehalten hat."
„Etwas?" Er lehnte sich vor, seine Augen neugierig.
„Ein Hund. Ein riesiger schwarzer Hund. Im verbotenen Wald." Ich erwartete, dass er lachte oder es als Hirngespinst abtat, doch seine Miene wurde ernst.
„Ein Hund, sagst du?", fragte er langsam.
„Ja, und... ich weiß nicht, er war beängstigend, aber irgendwie auch nicht. Ich habe ihn gefüttert und –"
„Du hast was getan?" Sein Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Besorgnis und Unglauben. „Lyra, du weißt, dass der verbotene Wald gefährlich ist. Wenn dieser Hund dir etwas getan hätte –"
„Aber hat er nicht!" Ich unterbrach ihn, ehe er in seiner Sorge weiterreden konnte. „Er war... irgendwie anders. Nicht wie ein wildes Tier."
Er seufzte und rieb sich die Schläfen. „Ich werde später darüber nachdenken. Aber du solltest vorsichtig sein. Sehr vorsichtig und ich möchte, dass du dich vom verbotenen Wald fernhältst." Sein Blick ruhte auf mir. Ich wusste das er sich nur um mich sorgte. Leider bin ich schon ein großes Mädchen und weiß genau was ich zu tun hatte. Natürlich werde ich ihm keine Sorgen bereiten und ein paar Dinge einfach verschweigen. Er schaute immer noch besorgt und zärtlich zu mir.
Ich nickte und wechselte das Thema. „Also, Professor, was haben Sie für unseren Schlummertrunk vorbereitet?" Ich lächelte verschmitzt, um die Spannung zu brechen.
Remus grinste, stand auf und holte zwei kleine Tassen und eine Flasche Feuerwhisky aus seinem Schrank. „Nur das Beste für meine besondere Schülerin", sagte er, während er einschenkte und mir leicht zuzwinkerte. „Aber nur ein Schluck – du hast noch eine ganze Nacht, um über schwarze Hunde und Irrwichte nachzudenken.", meinte er süffisant.
„Und vielleicht auch ein bisschen über Sie, Professor", entgegnete ich frech, und für einen Moment blitzte etwas in seinen Augen auf, das mein Herz schneller schlagen ließ.
Doch statt einer schlagfertigen Antwort schien er für einen Moment wie erstarrt. Sein Blick wanderte zu mir, und ich erkannte etwas in seinen Augen, das ich nicht deuten konnte – ein Hauch von Kampf, ein innerer Widerstand.
„Lyra, du solltest gehen", sagte er schließlich, seine Stimme leise, aber fest.
„Gehen?" fragte ich verwirrt. „Warum? Habe ich etwas falsch gemacht?"
Er atmete tief ein und schüttelte den Kopf. „Nein. Es ist nicht das. Es ist nur... Ich denke, das hier geht in eine Richtung, die wir beide bereuen könnten."
Ich spürte, wie meine Wangen heiß wurden. Mein Herz hämmerte in meiner Brust, und ich fragte mich, ob ich die Situation falsch gedeutet hatte, insbesondere weil der letzte Kuss der nicht einmal 5 Stunden vergangen ist, so intensiv war. Aber sein Ton, die Art, wie er mich ansah – es war mehr als nur formelle Zurückhaltung. Es war ein Kampf, den er mit sich selbst führte.
„Remus..." Ich sagte seinen Namen wieder, weicher dieses Mal, und trat einen Schritt näher. „Warum leugnest du auf einmal das, was zwischen uns ist? Vor wenigen Stunden konntest du es nicht erwarten deine Hände um meinen Po zu legen."
Er zog scharf die Luft ein, und ich sah, wie seine Hände sich zu Fäusten ballten. „Lyra, ich bin dein Lehrer. Das allein sollte Grund genug sein."
„Aber das ist es nicht, oder?" Ich sah ihn eindringlich an und versuchte den Schmerz den er mir mit bloßen Worten antat zu ignorieren. Er ist mehr als nur mein Lehrer. Es platze aus mir heraus: „Da ist mehr. Etwas, das du mir nicht sagen möchtest."
Für einen Moment schien er zusammenzubrechen. Seine Schultern sanken, und er senkte den Blick. „Du hast keine Ahnung, was du da sagst."
Ich ließ nicht locker. „Dann erklär es mir. Zeig mir, dass ich falsch liege und du rein gar nichts für mich empfindest."
Er sah mich an, und die rohe Intensität in seinem Blick raubte mir den Atem. In diesem Moment war es, als ob alle Masken fielen – die Zurückhaltung, die Vernunft, die Regeln. Er war nur Remus, ein Mann, der im Moment einen inneren Kampf gegen sich selbst führte.
„Ich kann nicht", flüsterte er, seine Stimme brüchig. „Wenn du wüsstest, was ich bin..."
„Was du bist, ist jemand, der sich mehr sorgt, als er sollte", sagte ich und legte meine Hand auf seine. „Und jemand, der genauso fühlt wie ich." Mir stiegen die Tränen in die Augen.
Das war der Moment, in dem er endgültig brach. Bevor ich wusste, was geschah, zog er mich in seine Arme. Im nächsten Moment fanden seine Lippen meine, heiß und fordernd, wie er es bereits an der Schrankwand vom Irrwicht tat. Meine Gedanken fingen an zu rasen. In meinem Kopf stieg Feuerwerk auf.
Es war kein sanfter Kuss. Es war ein Kampf – wahrscheinlich gehen ihn selbst, gegen all die Hindernisse, die zwischen uns standen. Er mein Professor, ich seine Schülerin und eine unausgesprochene Tatsache. Aber ich wusste, dass ich nicht zurückweichen würde. Nicht jetzt.
Er drückte mich gegen den Tisch, seine Hände zitterten, als sie über meine Arme glitten, als ob er sich noch immer nicht sicher war, ob er das tun durfte. Doch als ich seine Berührungen mit einem leichten stöhnen erwiderte, schien der Widerstand in ihm zu schwinden.
„Lyra, das..." Seine Stimme klang rau, fast wie ein Knurren, als er kurz innehielt. „Wir sollten das nicht tun."
„Dann hör auf", flüsterte ich, meine Finger in den Stoff seines Hemdes vergraben. „Aber nur, wenn du es wirklich willst."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top