3. Schokolade
POV Lyra
Erschöpft viel ich zu Boden. Das Gefühl niemals wieder Freude zu empfinden, verschwand langsam aus meinem Bewusstsein. Ich konnte es ganz und gar nicht nachvollziehen, wie es sein konnte, dass ein Dementor so weit von Askaban entfernt war. Was wollen die hier?
Meine Beine wollte gar nicht aufhören zu zittern. Bislang hatte ich noch nie einen Patronus Zauber als Abwehr ausgeführt. Zum Glück kannte ich den Zauberspruch aus Lehrbüchern, die ich mir gelegentlich in der Schulbibliothek von Hogwarts auslieh.
„Wirklich sehr beeindrucken!", sagte eine für mich unbekannte Stimme. Ich erschrak und blickte direkt in die fast schwarzen Augen des unbekannten Mannes.
„Bei Merlin, haben Sie mich erschreckt." Der Mann begann zu kichern. „Verzeihen Sie, ich bin Professor Lupin.", während er dies sagte verbeugte er sich ein wenig vor mir. Er glich einen typischen vornehmen britischen Gentleman, der noch nicht seine Manieren verloren hatte. Ich bemerkte aber, dass er jedoch äußerst abgenutzte, wenn nicht fast schon schäbige Kleidung trug. Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, noch nie hatte sich ein Mann vor mir verbeugt.
„Ah, der neue Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Haben Sie sich das richtig überlegt?", fragte ich frech und versuchte somit meine eigentliche Angst zu überspielen. Der Mann stieß ein unterdrücktes Lachen aus und setzte sich neben mich. Ich bemerkte, dass der Professor bei näheren betrachten erschöpft, ja schon fast kränklich aussah, aber jedoch schien er noch recht jung zu sein. Irgendwie faszinierte er mich. Er sah nicht wie ein gewöhnlicher Mann aus. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich einen Mann jemals länger als eine Minute betrachte.
Professor Lupin strich seine hellbraunen Haare, die mit grauen Strähnen durchzogen waren, mit beiden Händen nachhinten. Sein gesamtes Gesicht war durchzogen mit leichten Narben, die seine Maskulinität noch mehr zum Vorschein brachten.
Für einen Lehrer war er sehr attraktiv, dachte ich. Jedoch versuchte ich diesen Gedanken schleunigst wieder aus ihrem Kopf zu bekommen.
„Wieso fragen Sie mich das?", entgegnete der Professor nach einer längeren Pause. „Wie es scheint, haben sie doch schon einiges gelernt. Einen so starken Patronus herbei zu zaubern, ist sehr bemerkenswert und benötigt viel Talent."
Verlegen schmunzelte ich. Meine Beine zitterten immer noch leicht. Der Patronus Zauber hat mir viel Kraft geraubt. Professor Lupin griff in seine Strickjackentaschen und holte ein silbriges Papier raus. War das etwa Schokolade? Stirnrunzelnd blickte ich ihn an. Er hielt mir die Schokolade unter die Nase „Iss! Dann wird es dir bessergehen."
Ich blickte verwundert auf das Stück Schokolade und schaute dann zu Professor Lupin. Lupin machte eine auffordernde Bewegung. „Na komm schon, vertrau mir, Schokolade hat eine stimmungsaufhellende Wirkung.", sagte er lächeln. Was für ein Lächeln. Seine gerade weißen Zähne strahlten mich an. So ein schönes Lächeln hatte ich noch nie gesehen.
Ich nahm die Schokolade und biss ein Stück davon ab. Augenblicklich ging es mir besser, dass hätte ich nie gedacht. „Na siehst du. Besser oder?", fragte mich Lupin. Meine Wangen brannten vor Scham und eine Röte legte sich über mein Gesicht. „Besser.", antwortete ich.
Schweigend aß ich das letzte Stück Schokolade. Ich genoss es förmlich, einfach mit ihm da zu sitzen. Es fühlte sich so vertraut an. Ich kannte dieses Gefühl, aber ich hatte es meistens, wenn ich allein war. Seltsam.
POV Remus Lupin
„Also, wer hat dir den Patronus beigebracht?", sagte ich um das Schweigen zu brechen. „Ich habe den Zauberspruch aus Lehrbüchern. Von den letzten Lehrern, die uns unterrichteten haben, hatten wir nicht sonderlich viel über Verteidigungen gegen die dunklen Künste gelernt. Das kam wahrscheinlich dadurch, dass wir in den letzten 7 Schuljahr, 7 verschiedene Lehrer hatten.", antwortete das Slytherin Mädchen.
„Sehr schade. Aber, ich bin wirklich beeindruckend.", erwiderte ich und konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Du musst jetzt professionell bleiben, dachte ich.
Aber irgendwie erinnerte das Mädchen an mein damaliges Ich. Damals hatte ich mir auch viele Dinge selbstbeigebracht und war dadurch den anderen Schülern bei weiten voraus.
Ich blickte zu den schwarzhaarigen Mädchen. Sie schaute verträumt in die Ferne. Ihre zarte helle Haut und die schönen rosa Lippen, brachten eine Hitze in mir hervor, die wie ich dachte wahrscheinlich auf seine meine Lykanthopie-Erkrankung zurückzuführen war.
Ich sah großes Talent in der Slytherin, welches mich und dem Wolf in meinen Inneren beeindruckte und uns fast um den Verstand brachte.
„Was wollen die Dementoren hier?", fragte das Mädchen mit leiser Stimme. Ich bemerkte, dass die Slytherin immer noch unter Schock stand.
„Sie suchen Sirius Black.", meinte ich trocken. „Was der aus Askaban geflüchtete Sirius Black?", verwirrt schaute sie mich mit großen Augen an. Meine Miene versteinerte sich. Mit meinen müden Augen blickte ich nach unten. Ich dachte oft an Sirius. Er war immerhin mein bester Freund. Das er wirklich die Potters verraten hat, konnte ich nie glauben. Ich erschauderte jedes Mal, nur, wenn ich daran dachte.
„Wieso sollte Sirius Black sich in der Nähe von Hogwarts aufhalten? Doch nicht etwas wegen Harry Potter?", hakte das Mädchen nach und riss mich dabei aus den Gedanken. Ich schüttelte mich kurz um die richtigen Worte zu finden: „Ich kann dir wirklich nicht sagen, was sich das Ministerium dabei dachte Dementoren auf Schüler loszulassen. Sie meinen, er wurde ihr in der Nähe gesehen. Stand jedenfalls im heutigen Tagespropheten. Aber das wäre das wahrscheinlich Dümmste, was Black tun könnte.", antwortete ich starr, immer noch richte ich meinen Blick zu Boden. Wieder trat ein Schweigen ein.
„Wie heißt du eigentlich?", peinlich berührt schaute ich sie an. Ich kam wirklich jetzt erst auf die Ideen, das Mädchen nach ihren Namen zu fragen.
„Ich heiße Lyra Mayhem, freut mich Sie kennenzulernen Professor.", lächelnd streckte Sie mir ihre zierliche Hand entgegen. Ich griff nach ihrer Hand. Ihre Haut war wirklich so seidenweich, wie ich es mir vorgestellt hatte. Bei Merlin, reiß dich zusammen. Doch innerlich begann mein stätiger Begleiter, der Wolf, an zu knurren.
Den Gedanken verdrängend, sagte ich lächelnd und blicke dabei in Lyra's große und fast schon giftgrünen Augen: „Freut mich auch, mein Name ist Remus Lupin."
Eine angenehme Spannung entstand zwischen uns beiden. Keiner wollte so richtig die Hand des andere loslassen. Ohne das ich es wirklich bemerkte saßen wir wahrscheinlich eine halbe Ewigkeit so da und starrten uns an. Wie ein paar dämliche Teenager. Doch plötzlich zog Lyra ihre Hand weg. Oh, nein habe ich was falsch gemacht. Gedanken strömten durch meinen Kopf. Ich blickte wild umher und versuchte ihren Gesichtsausdruck zu deuten.
„Ach verdammt, ich habe vergessen Seidenschnabel zu füttern!", sagte sie mehr oder weniger zu sich selbst. „Wer ist denn Seidenschnabel?", fragte ich verwundert.
Stammelnd, wahrscheinlich nicht wissend, ob sie es erzählen sollte, antwortet sie: „Ähm, Seidenschnabel ist das neuste Haustier von Hagrid, den Wildhüter." „Ach ja, und was ist es für ein Tier.", fragte ich wissbegierig.
Sie verschränkte ihre Arme vor ihrem Körper. „Ähm, also es ist ein, ähm wie soll ich es sagen ...", stammelnd blickte sie in meine Augen. Ich begutachtete sie fragend.
„Seidenschnabel ist ein Hippogreif.", mit einem schiefen Grinsen blickte sie wieder zu mir. Ich erwiderte grinsend: „Naja, ein Haustier ist es ja nicht gerade."
Ich kannte Hagrid. Schon zu meiner Schulzeit hatte er immer irgendwelche magischen Geschöpfe bei sich. Wo auch immer er sie herhatte.
Immer noch blickte Lyra mit einem Grinsen wie ein Honigkuchenpferd mich an. Sie war so schön. Bei Merlin, Lupin was ist los mit dir? Sei Erwachsen!
„Ähm, also ich mach dann mal los. Nicht, dass Seidenschnabel verhungert. Das würde mir Hagrid nie verzeihen.", sagte Lyra während sie versuchte aufzustehen, doch ihre Beine waren noch nicht so weit. Sie sahen aus als wären sie aus Gummi. Sie fiel zurück, jedoch konnte ich sie im letzten Moment noch auffangen.
Diese Berührung blieb nicht unbemerkt. Kleine elektrische Stöße zogen sich durch meine Finger. Ich konnte nun tief in ihre Augen blicken. Wir standen so nah bei einander, dass ich ihren Atem auf meiner Haut spürte. Ich muss mich nun beherrschen. Nur konnte ich das auch? Ich muss stark bleiben um nicht der Bestie in mir zu gehorchen.
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