Der Morgen der Entscheidung
Die Eichhörnchen reißen Linus aus seinen trüben Gedanken: "Linus, schau nach oben. Der Himmel ist total klar. Es wird heute Nacht weder Regen noch Gewitter geben. Du brauchst keine Angst zu haben. Versuche etwas zu schlafen, okay?"
Linus nickt: "Ihr habt Recht. Es wird schon gutgehen. Danke, dass ihr da seid. Ich wüsste nicht, was ich ohne euch tun sollte."
Linus nimmt seine Decke. Der Junge macht es sich, soweit wie möglich, gemütlich. Doch immer wieder greift seine Hand neben sich in der Hoffnung, dass Jakob dort noch liegen würde. So wie fast vor einem Jahr, als er ihm zum ersten Mal richtig nahe kam.
Linus fällt in einen unruhigen Schlaf. Immer wieder träumt er von Jakob. Wie sie sich begegneten. Wie sie sich näher kamen. Wie dann der Blitz gnadenlos zuzuschlug und seine ganzen Träume einer gemeinsamen Zukunft mit Jakob verbrannte.
Reiheum bewachen die Eichhörnchen seinen Schlaf. Sie sehen abwechselnd, wie Linus lächelt und wie Linus schmerzhaft sein Gesicht verzieht. Dann wissen sie genau, welche Bilder er im Traum sieht.
Linus wacht wie gerädert auf, aber voller Zuversicht. Er räkelt sich in seinem improvisierten Bett und steht schließlich auf.
"Wie geht es dir?", fragen die Eichhörnchen. "Ich bin für alles bereit", sagt Linus.
"Aber erst einmal stärken wir uns mit einem kräftigen Frühstück. Wir haben von unserer Freundin, der Henne, auch extra Eier für dich besorgt, die du über dem Feuer kochen kannst", antwortet Squirrel. Linus findet die Idee schön. Sie machen es sich gemütlich. Die Eichhörnchen essen ihre Nüsse und Linus verzehrt genüsslich die gekochten Eier.
"Bist du frisch gestärkt und bereit für unsere Versammlung?", wird Linus von Squirrel gefragt. Linus nickt zustimmend. Aber der Unterton, mit dem das Eichhörnchen das sagt, löst in ihm ein mulmiges Gefühl aus.
Schließlich darf sich Linus auf den Baumstumpf setzen, die Eichhörnchen umringen ihn. Erwartungsvoll schaut er in ihre kleinen Gesichter.
"Nun", eröffnet Squirrel die Versammlung, "wie ihr alle wisst, geht es heute mal nicht um unsere Vorräte oder um den Zustand unserer Astlöcher, sondern allein um Linus." Linus spürt die Aufregung der kleinen Eichhörnchen, deren Herzen kräftiger schlagen.
Doch Squirrel bleibt tapfer, als er erzählt: "Ihr erinnert euch bestimmt an alle an Jakob und... und wie vor fast einem Jahr ein grausames Naturereignis unserem Freund Linus seinen lieben Jakob nahm." Die schwarzen Knopfaugen der Eichhörnchen füllen sich mit kleinen Tiertränen. Auch Linus blaue Augen schimmern feucht.
Dann wendet sich Squirrel an Linus: "Du hast seit deiner Kindheit diese Gabe, uns zu verstehen und wir verstehen dich. Wir können uns immer aufeinander verlassen. Und doch wünscht du dir am meisten, dass Jakob noch da wäre."
Linus schluckt. Er stimmt zu: "Ihr seid mir im letzten Jahr eine so große Hilfe gewesen. Ich weiß nicht, wie ich das ohne euch alles überstanden hätte. Und ja, ich würde alles dafür tun, wenn Jakob wieder bei mir sein könnte. Aber das ist ja unmöglich."
Gespannt wartet er auf Squirrel's Reaktion. Das kleine Eichhörnchen räuspert sich: "Nun gut. Auch wir haben eine Gabe, die wir einsetzen können. Aber das ist leider an eine Bedingung geknüpft. Ich werde dir jetzt alles erzählen."
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