7. Begegnung
Snape horchte auf, als er Potter schreien hörte und schüttelte nur entnervt den Kopf. Er hatte sich nicht verändert.
Was er jedoch den beiden Frauen mitzuteilen versuchte, ließ den alten Professor stutzen.
Granger träumte von ihm? Hoffentlich nichts Schlimmes? Hatte sie genau dieselben Alpträume wie er? Wieso träumte sie von ihm? Und wieso hatte sie ihren Job gekündigt? Wieso war es seine schuld?
Fragen über Fragen und eigentlich war er doch hierhergekommen, damit sie beantwortet werden würden. Jetzt jedoch wurden es immer mehr und ärgerlich wollte er sich grade auf das große Bett setzen, als das Weasley Mädchen seinen Namen aussprach.
Was? Sie wollten ihren Sohn Severus nennen? Waren sie noch ganz bei Trost! Schnaubend lachte er. Das konnte doch nicht Potters Ernst sein! Albus Severus? Welche Ironie!
Kopfschüttelnd raufte er sich seine Haare und biss die Zähne zusammen. Granger müsse ihm einiges erklären müssen, wenn sie zurückkommen würde. Sollte er wirklich auf sie warten? Wenn das Ministerium noch nach ihm fahndete, dann wäre es viel zu riskant bei ihr zu warten.
Aber wo sollte er hin? Hatte das Ministerium nicht besseres zu tun, als ihn im Auge zu behalten? Allerdings wusste er auch nicht, wie intensiv sie nach dem Krieg nach Todessern suchten. Die Kapazitäten waren bestimmt begrenzt und da sie dachten, er wäre tot, würde es vermutlich deutlich länger dauern, bis irgendjemand mitbekam wo er sich befand. Oder wohl eher, dass er überhaupt noch am Leben war.
Unruhig blickte er durch das Fenster auf die Chairing Cross Road. Keine schöne Gegend, in der Granger hauste. Die Wohnung war wirklich sehr klein, für eine Person reichte sie jedoch vollkommen.
Unruhig öffnete Snape die Tür und begab sich in das kleine Wohnzimmer. Hinter dem Sofa stand ein großes Bücherregal. Es war vollbepackt mit Büchern über Zaubertränke, Geschichte der Zauberei, Nietzsche, Romanen, Muggelgeschichte, Hauselfen...Hunderte Bücher.
Überrascht griff er nach einem Buch der Zaubertranklehre und lächelte amüsiert. Sie hatte doch tatsächlich die wichtigsten Stellen markiert, unterstrichen und Notizen verfasst.
Da hatte sie doch wirklich Zaubertranklehre studiert...Wieso? Natürlich war sie immer eine intelligente und ehrgeizige Hexe gewesen, Snape hatte sie für ihre Motivation gleichzeitig bewundert, als auch verachtet. Ihre ständigen Fragen und Antworten hatten ihn genervt und gleichzeitig doch sehr beeindruckt. Nachdenklich strich er über den Bund des Buches und seufzte.
Er stellte es wieder zurück ins Regal, setzte sich auf das rote Sofa und schlug die Beine übereinander.
Keine Ahnung wie lange Granger brauchen würde, aber er würde hier definitiv nicht länger als zwei Stunden warten. Wenn sie es bis dahin nicht schaffte, Potter und Weasley abzuwimmeln, dann würde er wohl oder übel wieder zurück nach Italien apparieren.
Snape trommelte mit seinen Fingern ungeduldig auf der Lehne und beobachtete die Sekundenzeiger der großen Uhr, die über der Tür zur Küche hing. Er kniff die Augen zusammen und verschränkte die Arme vor der Brust.
***
Exakt zwei Stunden später saß Snape immer noch auf dem Sofa, die Beine übereinander geschlagen und ruhig atmend. Der Minutenzeiger sprang grade auf neun Uhr, als er aufsprang und lauschend im Wohnzimmer stehen blieb. Nichts.
„Nun gut, Granger.", dachte er im Stillen. „Dann eben nicht."
Es wäre zu riskant noch länger hier zu warten. Er würde morgen wieder herkommen.
Grummelnd zog er sich wieder seine Kapuze über, schloss die Wohnungstür auf und zog sie hinter sich zu.
Als er sich umdrehte, stand plötzlich ein junger, blonder Mann vor ihm, der ihn mit weitaufgerissenem Mund anstarrte.
„S-sie, w-was, machen sie in Hermines Wohnung?", stotterte er ängstlich und versuchte sich kampfbereit vor ihm aufzubauen.
Snape zog angewidert eine Augenbraue hoch und beobachtete ihn. Eindeutig ein Muggel.
Jonas Meyer schreckte unter dem mörderischen Blick von Snape zurück und schluckte heftig.
„Ich rufe die Polizei!", platzte es aus ihm heraus, während er hastig ein kleines Telefon zückte und zitternd eine Nummer wählte. Snape schüttelte belustigt den Kopf.
Ohne weiter auf ihn einzugehen, schlug er ihm das Telefon aus der Hand, drehte sich abrupt um und verließ den Flur.
Draußen angekommen, hörte er grade noch wie der junge Mann brüllend hinter ihm herrannte, als er die stark befahrene Straße überquerte und mit einem lauten Knall apparierte.
Snape tauchte zwei Kilometer vor seinem Haus entfernt auf und blickte auf den hellen Mond, der ihm den Weg erleuchtete. Es war eine milde Nacht und abertausende von Sterne zierten den wolkenlosen Himmel. Gemächlich durchquerte er die Felder und horchte wenige Meter vor seinem Grundstück plötzlich auf.
Er suchte Deckung in einem Maisfeld und blickte auf sein Haus. Erschrocken hielt er die Luft an.
Mehrere Auroren hatten sich um sein Haus positioniert. Im Inneren der Holzhütte erkannte er leuchtende Zauberstäbe und zitternd lauschte er einem Gespräch.
„...anscheinend nicht hier, Sir.", erklärte grade ein dünner, blasser Auror, dessen Haare schwarz wie die Nacht waren.
„Dann sucht ihn, verdammt!", zischte eine Gestalt und erst auf den zweiten Blick erkannte Snape John Dawlish, ein großgewachsener Zauberer mit einem Bürstenhaarschnitt. Er war schon seit Jahrzehnten Auror und auch während Lord Voldemort's Übernahme, blieb er dem Ministerium treu ergeben.
Überrascht schlich Snape einige Schritte zurück.
Dabei trat er versehentlich auf einen Maiskolben, rutschte aus und fiel rücklings auf den Boden.
Die Gespräche vor seinem Haus endeten abrupt und noch ehe Snape sich versah, zuckten Flüche durch die Luft.
„STEHEN BLEIBEN!", brüllten mehrere Auroren gleichzeitig, als sie eine schwarze Gestalt inmitten des Feldes entdeckten.
Hastig rappelte Snape sich wieder auf und rannte intuitiv los. Gott sei Dank befand er sich in einem Maisfeld, dass ihm Schutz und Deckung gab.
„HINTERHER!", schrie Dawlish und schoss einen Fluch ab. „STUPOR!"
Snape keuchte schwer und konzentrierte sich auf einen Ort um zu Apparieren.
„Expelliarmus!", rief er und schoss einen Fluch nach hinten ab. Ein Auror schrie auf und wurde von dem Fluch zurückgeschleudert.
Heftig nach Luft schnappend versuchte er krampfhaft weiter zu Apparieren, aber irgendetwas stimmte nicht. Es funktionierte einfach nicht!
Verdammter Mist! Vermutlich hatten die Auroren eine Sperre eingerichtet, die es ihm unmöglich machte irgendwohin zu apparieren.
Wäre er doch nur bei Granger geblieben!
Immer noch rannte er heftig amtend davon, wusste aber, dass sie ihn bald einholen würden.
„Incendio!", schrie er und aus seinem Zauberstab züngelten sich Flammen, die sich auf das Maisfeld legten und alles in Brand setzten. Eine riesige Wand aus Feuer baute sich rasend schnell hinter ihm auf und plötzliche Aufschreie waren zu hören.
Er rannte immer weiter und weiter und nach einiger Zeit erreichte er die Stelle, an der er aufgetaucht war. Schwer atmend lehnte er sich an einen Baum, konzentrierte sich und apparierte mit einem lauten Knall nach London.
***
Hermine schritt zügig durch die regnerische Nacht und überquerte eine stark befahrene Straße. Hupende Autos leuchtenden der hastig wirkenden Hexe in ihre Augen und sie zog ihre Kapuze etwas fester über ihren Kopf. Ihre Chucks waren völlig durchnässt und ihre Haarsträhnen klebten nass in ihrem Gesicht.
Das Treffen mit Harry und Ginny hatte länger gedauert als erwartet und sie hatte immer wieder Harrys Monologe ertragen müssen, die sie stoisch abwehren musste. Wie viele Sorgen sich Ginny und er machten und was sie nun gedenkt zu tun. Ja, was sollte sie tun? Sie hatte ihren Job gekündigt und in ihrer Wohnung saß ein gesuchter Todesser. Ein unschuldig, gesuchter Todesser.
Was sollte sie tun?
Seufzend näherte sie sich ihrer Wohnung und stellte erschrocken fest, dass ein Polizeiwagen mit blinkenden Lichtern vor ihrem Haus stand.
Mit einem unguten Gefühl trat sie in den Flur ein und wurde sofort von einem schlaksigen, dunkelhaarigen Officer angesprochen.
„Miss – ist das ihre Wohnung?", fragte er höflich und deutete mit einem Finger auf die erste Wohnung der ersten Etage.
„Ja.", antwortete sie nüchtern und rechnete mit dem Schlimmsten. Was war passiert?
„Miss, ich muss ihnen leider sagen, dass bei ihnen eingebrochen wurde. Ihr Nachbar, Mister Meyer, hat die Polizei alarmiert und beschreibt meinem Kollegen grade den Täter. Kann ich ihnen einige Fragen stellen?", erklärte er nun und Hermine nickte resigniert.
Eingebrochen? Das konnte nicht sein. Kein Einbrecher konnte in ihre Wohnung eindringen, es sei denn er wäre ein Zauberer. Sie hatte die Wohnung mit einfachen, harmlosen Schutzzaubern versehen. Nervös atmete sie tief ein und aus.
Wo war Severus? Sie ahnte Schlimmes.
„Einen Moment, Sir.", sagte sie zu dem Officer, lief die Treppen hoch und schritt durch die geöffnete Haustür in Jonas Wohnung. Dieser saß in seinem Wohnzimmer auf dem Sofa und erklärte wild gestikulierend, wie er dem Täter entgegengetreten war.
Stirnrunzelnd ging sie auf Jonas zu.
„Jonas?", fragte sie freundlich und als dieser sie erkannte, sprang er auf und umarmte sie stürmisch.
„Gott sei Dank, Hermine, dir geht es gut! Ich habe mir solche Sorgen gemacht!", rief er aufgebracht und zitternd vor Nervosität. „Hat der Officer schon mit dir gesprochen? Bei dir wurde eingebrochen! Ein wirklich fieser, ekelhafter Typ war das!"
Hermine verzog keine Miene und reagierte sofort.
„Das war mein Onkel, Jonas. Kein Einbrecher."
Jonas fiel die Kinnlade herunter und blickte sie peinlich berührt an.
„D-dein O-onkel?", fragte er verblüfft und sie nickte zur Bestätigung.
„Ja."
„A-aber, er sah aus...er war komplett in schwarz gekleidet und hat mir das Handy aus der Hand geschlagen... Oh.", entfuhr es ihm nur und schon trat der Officer auf sie zu.
„Gibt es ein Problem, Miss?", fragte dieser nun, während er hastig einige Sätze in sein Notizbuch kritzelte.
„Es tut mir leid, Officer, aber mein Nachbar hat den vermeintlichen Einbrecher mit meinem Onkel verwechselt.", erklärte sie nun und Jonas schien am liebsten im Erdboden versinken zu wollen.
„Ist das ihr Ernst, Mister Meyer?", fragte der Officer nun verärgert und klappte wütend sein Notizbuch zu.
„Es tut mir wirklich leid, ich habe...es tut mir leid.", flüsterte Jonas betreten und kaute nervös auf seiner Unterlippe.
Der Officer schüttelte den Kopf, verabschiedete sich und verließ die Wohnung.
„Hermine, es tut mir leid, ich habe wirklich gedacht, jemand würde bei dir einbrechen! Dieser Kerl..., also dein Onkel – er sah wirklich unheimlich aus! Völlig in Schwarz und...tut mir leid.", versuchte sich Jonas zu erklären und sie nickte nur schnell.
„Alles gut, Jonas. Ich gehe mal duschen, ich bin völlig durchnässt, in Ordnung?", sagte sie schnell, bevor er sie weiter in ein Gespräch verwickeln konnte und er räusperte sich.
„Ja, natürlich. Ich rufe dich an, okay?"
Hastig drehte sich Hermine um und lief zu ihrer Wohnungstür. Auch diese stand offen und verärgert musste sie feststellen, dass die Polizei wohl ihre Wohnung durchsucht hatte.
„Severus?", rief sie hektisch, als sie ihre Tür abgeschlossen hatte und ihre völlig durchnässte Jacke an die Garderobe gehangen hatte. „Bist du noch da?"
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