62🐺

     Nachdem der Mann wieder verschwunden war, suchte Castiel verzweifelt nach einem Ausweg, doch der Käfig war ausbruchsicher. Immer wieder rief er in seinen Gedanken nach Zayne, denn als Mensch hätte er eine deutlich größere Chance zu entkommen. Da sie sich von Nika und Colton getrennt hatten, konnte er auch sie nicht rufen. Deshalb war die Aussicht auf Rettung von außerhalb ziemlich gering, denn woher sollten sie auch wissen, wo sie ihn finden konnten? 
     Der Puma verfluchte Zayne bereits zum wiederholten Mal. Wenn dieser seinen Bruder und seine Gefährtin nicht ausgeschlossen hätte, so säßen sie jetzt nicht in diesem Schlamassel. Wieder warf er einen Blick durch die Gitterstäbe zu den anderen Käfigen. Die Bärin saß apathisch in einer Ecke und starrte vor sich hin. Der Luchs hingegen zog unruhig seine Kreise in dem engen Käfig. Dabei gab er immer wieder ein wütendes Fauchen von sich. 
     Castiel legte sich wieder ab und schloss die Augen, während er auf weitere Geräusche lauschte. Er hörte noch andere gefangene Tiere. Unter anderem einen Fuchs, einen Wolf und auch ein paar Rehe. Auch ließ er die verschiedenen Gerüche auf sich einwirken. Nicht alle Tiere waren Wandler, das spürte er. Wandler unter sich spürten einen anderen seiner Art, auch wenn sie einer anderen Gattung angehörten. Der Luchs war auf jeden Fall ein Wandler. Ebenfalls der Wolf und die Bärin. Der Fuchs und die Rehe hingegen waren keine Wandler. 
     Während Castiel sich darauf konzentrierte, herauszufinden, wie er entkommen sollte, machte sich ein Einsatzteam bereit, ihn zu retten. 

     Da sie den Richter auf frischer Tat ertappen wollten, musste ihm eine Falle gestellt werden. Silas rief dazu Andrea an, die beim Nachbargrundstück auf sie warten sollte. 
     Die Tochter des Richters stand bereits beim Eingangstor und begrüßte erleichtert das Team. Mit großen Augen betrachtete sie die Anzahl der Männer, die den Puma befreien wollten. Silas kam sofort zu ihr und nahm sie in den Arm. Er drückte sein Gesicht in ihre Halsbeuge und atmete ihren lieblichen Duft nach Rosen ein. 
     „Geht es dir gut?“ Fragend hob er den Kopf und sah sie an. Sein Mädchen nickte, wobei sie ihren Blick besorgt über die Männer gleiten ließ. „Komm mit mir. Ich stelle dir ein paar Leute vor“, sagte er und nahm ihre Hand. Zusammen gingen sie zu seinem Freund Bradley, der bei Caleb und Reed stand. „Brad kennst du schon und diese beiden sind seine Alphas Caleb und Reed“, stellte er sie einander vor. Dann wandte er sich an die Männer, die daneben standen. 
     „Das da sind Niklas, er leitet diesen Einsatz, die Alphas Callen, Lloyd und Jaron, der auch der Sohn von Callen ist und Colton. Er wiederum ist der Bruder des Pumas.“ Silas deutete auf jeden einzelnen der Männer. 
     „Hallo“, begrüßte Andrea die Wandler und schüttelte jedem die Hand. Die Präsenz dieser Männer ließ sie näher an ihren Gefährten treten. 
     Niklas wandte sich ihr zu. „Zuerst einmal möchte ich mich bei ihnen für ihre Unterstützung bedanken“, begann er. „Es muss sie sehr viel Mut kosten, sich gegen ihren Vater zu stellen. Wo ist ihr Vater jetzt?“ 
     „Er ist in die Stadt gefahren, um einen Termin wahrzunehmen“, antwortete Andrea. Sie war froh, dass Silas sich von hinten an sie schmiegte. Dadurch fühlte sie sich nicht ganz so überwältigt von den ganzen Männern. 
     Der Puma-Wandler namens Colton trat, gefolgt von dem jungen Mann namens Jaron, zu ihnen. „Geht es meinem Bruder gut?“, fragte die Katze sogleich.
     Andrea, die kurz, bevor die Polizei hier eintraf, nach den Tieren in dem Gebäude gesehen hatte, nickte. „Da sind noch mehr Tiere drin und ich glaube, es sind auch ein paar andere Wandler dabei“, antwortete sie. „Alle Leben noch.“
     Erstaunt beobachtete sie, wie dieser Jaron seine Arme um den Puma-Mann legte. „Ihr beide seid Gefährten?“, fragte sie überrascht. 
     Jaron lächelte und küsste sanft Coltons Nacken. „Das sind wir“, antwortete der Puma und lächelte nun ebenfalls, während er sich an seinen Mate schmiegte. 
     „Aber ist er nicht ein Wolf?“ Andrea hatte so etwas noch nie gehört. 
     Beide nickten. „Stimmt“, antwortete Jaron. „Ich bin ein Wolf und er ist ein Kater. Aber warum so überrascht? Dein Mate ist ein Löwe und du bist ein Mensch, wenn ich mich nicht irre. Das kommt auch nicht gerade oft vor.“ 
    Jetzt war es Andrea, die zustimmte. „Aber wie soll das mit Nachwuchs funktionieren? Ich meine, da keiner von euch beiden ein Omega zu sein scheint ...“ Verwirrt unterbrach sie sich. „Oder wollt ihr gar keine Kinder?“ Ein wenig kannte sie sich mit Wandlern aus. 
     „Doch, wollen wir schon. Ich bin mir sicher, wir finden einen Weg. Da gibt es die Adoption oder eine Leihmutter“, antwortete Colton. 
     „Oder auch andere Möglichkeiten“, warf Jaron leise ein und erntete einen erstaunten Blick seines Gefährten. Nichtssagend zuckte er die Schultern und errötete. 
     „Verheimlichst du mir etwas? Sag nicht, du trägst, wie dein Vater, Omega in dir und kannst doch schwanger werden.“ Colton sah ihn irritiert an. 
     „Ich bin durch und durch ein Alpha, das müsstest du am besten wissen“, meinte Jaron entrüstet. 
     Colton sah ihn mit einer hochgezogenen Braue an. „Was ist es dann?“ 
     Der Alpha winkte ab. „Darüber reden wir später, wenn wir allein sind. Jetzt sollten wir uns erst einmal auf die Rettung deines Bruders konzentrieren.“ 
     Colton stimmte ihm zögernd zu. „Das Thema ist noch nicht erledigt, Wolf“, meinte er bestimmend. Die Reaktion seines Gefährten hatte ihn neugierig gemacht. Aber es stimmte, sein Bruder ging jetzt erst einmal vor. 
     „Callen winkt mir zu. Ich gehe dann mal nach Zayne sehen“, verabschiedete sich Colton und verschwand mit Jaron in Richtung des Gebäudes. Dort angekommen, wurde er zu einem Käfig dirigiert. Erleichtert erkannte er Castiel, der sofort zu ihm kam und fordernd maunzte. Colton ging in die Hocke, umarmte den Puma und drückte sein Gesicht in das weiche Fell der Katze. „Ich bin so froh, dass es dir gut geht. Du glaubst gar nicht, wie sehr“, murmelte er in den Nacken des Tieres. „Was machst du aber auch für Sachen?“ Fragend hob er den Kopf und kraulte die Katze beruhigend hinter den Ohren. „Wenn du wieder ein Mensch bist, werden wir erst einmal miteinander reden. Mich und Nika einfach auszuschließen und die Verbindung zu kappen! Deinem Mädchen geht es gar nicht gut. Da hast du einiges wiedergutzumachen und ich denke nicht, dass sie es dir leicht machen wird.“ 
     Castiel maunzte ein weiteres Mal, was dessen Zustimmung bezeugte. Da man Colton darüber aufgeklärt hatte, dass der Puma ein Mittel bekommen hatte, um seinen Bruder zu unterdrücken, sprach er weiter zu dem Puma. „Wir müssen den Richter erst auf frischer Tat ertappen, dann können wir dich befreien. Du musst leider noch ein klein wenig länger hier drinbleiben“, erklärte er und erhob sich. „Wenn das alles endlich vorbei ist und das Medikament ausgeschlichen wurde, kannst du deine menschliche Gestalt wieder annehmen.“ Colton trat zurück und der Puma sah ihn traurig an. „Nicht mehr lange“, versprach er, dann schloss er den Käfig und ging mit Jaron zurück zu Silas und Andrea. 
     Während sie sich weiter mit den beiden unterhielten, wurden sie alle in ein Versteck geschickt, wo sie nicht im Weg stehen würden und auch nicht entdeckt werden konnten. Unterdessen hatten die Einsatzkräfte das Areal erkundet und Stellung bezogen, dann warteten sie. 

     Richter Alexander Porter hatte sich mit dem Kunden getroffen, der den Puma haben wollte. Nachdem sie sich über die Kaufsumme geeinigt hatten, machte er sich mit einem zufriedenen Gefühl auf den Heimweg. Gleich würde er sich noch mit dem Präparator treffen, der sich den schönen Puma ansehen wollte. Alexander fuhr vor dem Grundstück vor, auf dem er die Tiere versteckt hatte, und wartete auf die Ankunft des Mannes. Ein paar Minuten später tauchte ein silberfarbener Mercedes auf und parkte neben seinem Auto. Ein kleiner, bärtiger Mann stieg aus und reichte ihm die Hand. 
     „Hallo, Alexander. Freut mich, dich wiederzusehen. Ich bin gespannt, ob er solch ein Prachtstück ist, wie du mir weiß machen möchtest“, sagte der Mann und sie schüttelten sich die Hände. 
     „Oh ja, das ist er, Stan. Er ist wunderschön, groß, geschmeidig, hat glänzendes, weiches Fell“, schwärmte Alexander, während sie zusammen das Grundstück betraten. Sie liefen die Käfige ab und Stan blieb gelegentlich stehen, um einige Kommentare abzugeben. Endlich standen sie vor dem Käfig mit dem Puma und betrachteten ihn. 
     „Oh, wow. Der ist tatsächlich eine Augenweide. Einfach wundervoll und so groß. Er ist ein Wandler, nicht wahr? Hast du keine Angst, er könnte durch eine Mate-Verbindung gefunden werden?“ Stan betrachtete mit glänzenden Augen den Puma und machte sich in Gedanken Notizen, wie er vorgehen wollte, um die Schönheit des Tieres zu erhalten. 
     „Nein, habe ich nicht. Bis er gefunden wird, ist er bereits tot. Außerdem bin ich ein hoch angesehener Richter mit Beziehungen. Die wenigsten möchten sich mit mir anlegen“, meinte er zuversichtlich. 
     Während sie sich ungezwungen miteinander unterhielten, wurde ihr Gespräch aufgezeichnet und sie aus verschiedenen Verstecken beobachtet. 

     Ein paar Wolfs-Wandler und Polizisten hatten Richter Porters privates Büro durchsucht und alles konfisziert, was wichtig war. Erstaunlicherweise war dessen Ehefrau sofort bereit gewesen, ihnen zu helfen. Auch sie fand das, was ihr Mann da machte, nicht richtig. Ihre beste Freundin war eine Wildkatzen-Wandlerin, weshalb sie das Tun ihres Mannes nicht guthieß. Da sie aber wusste, über welchen Einfluss dieser verfügte und er ihr gedroht hatte, sie und ihre gemeinsame Tochter zu beseitigen, falls sie etwas verriet, hatte sie bisher nichts unternommen. Ihre Angst war zu groß gewesen. 
     Erleichtert führte sie die Polizei, als diese zu ihr kamen, in das Büro ihres Mannes und zeigte ihnen auch seinen geheimen Tresor, wo er alle Verkaufsverträge der verschiedenen Tiere und Wandler aufbewahrte. Mit einer Kombination zum Öffnen des Tresors konnte sie leider nicht dienen, was allerdings das geringste Problem darstellte.
     Megan, die Frau des Richters, war sofort bereit, gegen ihren Mann auszusagen und als sie erfuhr, dass ihre Tochter den Hinweis gegeben hatte und Andrea in Sicherheit war, fing sie vor Erleichterung an zu weinen. 

     In dem Gebäude, wo die Tiere in Käfigen gehalten wurden, machten sich die Männer des Einsatzteams bereit, zuzuschlagen. Sie warteten nur noch auf das Zeichen von Niklas. Da sie mittlerweile genug gehört und ausreichend Beweise gesammelt hatten, konnte es nicht mehr lange dauern. 
     Als der Präparator und der Richter Anstalten machten zu gehen, gab der Anführer endlich das Zeichen zum Zugriff. Dann ging alles sehr schnell. 
     Da Richter Porter sich nicht ergeben wollte, zog er eine Waffe und richtete sie auf den Puma. „Wenn auch nur einer der Männer näher kommt, stirbt der Wandler“, drohte er und betrachtete die Szene vor sich. Stan war bereits festgenommen worden und wurde gerade durch den Eingang abgeführt. Er selbst war umgeben von Männern mit Sturmmasken und Schusswesten. Jeder von ihnen natürlich schwer bewaffnet. Alle Waffen zeigten auf ihn, als ein Mann vortrat, der ihr Anführer zu sein schien. 
     „Geben sie auf, Porter. Wir haben sie auf frischer Tat ertappt“, forderte Niklas und sah ihn an. Er wirkte erstaunlich entspannt. 
     Der Richter schüttelte mit einem selbstsicheren Lächeln den Kopf. „Sie wissen wohl nicht, mit wem sie es hier zu tun haben“, stellte er fest. 
     „Oh doch, das wissen wir. Mit einem Tierhändler, der auch vor dem Verkauf und dem Töten von Wandlern keinen Halt macht. Der sie ausstopfen lässt, um sie dann teuer zu verkaufen. Einem Mann, der skrupellos seine Ehefrau bedroht, als diese etwas gegen ihn unternehmen möchte“, begann Niklas und Alexanders Gesicht verfinsterte sich. „Sie sind ein Mann ohne Gewissen, der bereit ist, für Geld Morde zu begehen. Wir haben sie überführt und jetzt nehmen sie die Waffe runter und geben sie auf. Es ist vorbei!“ 
     Niklas hielt ihm die Hand hin, um dessen Waffe entgegenzunehmen, doch der Mann schüttelte erneut den Kopf und kniff missbilligend die Augen zusammen. 
     „Sie haben keinerlei Beweise und da ich der höchste Richter und hier sehr angesehen bin ...“, begann er Unheil verkündend. „... werde ich euch fertig machen! Sie sind ohne Erlaubnis auf meinen Grund und Boden gekommen. Haben mein Haus ohne Durchsuchungsbefehl durchsucht. Was denken sie, was passiert, wenn ich das den Geschworenen vorlege?“
     „Ach, darum mache ich mir keine Gedanken. Da ich die schriftliche Erlaubnis des Besitzers habe, dieses Grundstück zu durchsuchen und ihre Ehefrau uns den Zutritt zu ihrem Haus gewährt hatte, dürfte uns das keinerlei Probleme bereiten.“ Niklas zuckte die Schultern. „Was allerdings sie angeht, so kommen einige Delikte zusammen. Tier- und Menschenhandel. Unterstützung von Wilderei. Außerdem Mord. Jetzt geben sie endlich auf. Sie haben keine Chance, zu entkommen.“ 
     Alexander blickte sich weiter um. Es waren weitere Personen hinzugekommen. Es schien tatsächlich so, als könne er nicht entkommen, aber er würde sich erst ergeben, wenn er noch etwas erledigt hatte. Langsam richtete sich sein Blick auf den Puma, der ihn ununterbrochen wütend angefaucht hatte. „Na ja, wenn ich schon angeklagt werde, dann macht ein Mord mehr oder weniger auch nichts mehr aus!“ Damit drückte er ab, dann ließ er die Waffe fallen und hob die Hände.

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Uuuund Cut! Sagt es nicht, ich sag es selbst... Gemeinheit! Ich weiß. 😜

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