53🐺
Noah und Callen besprachen gerade das, was sie soeben erfahren hatten, als Jaron die Küche betrat. Während Callen sie allein ließ, denn er hatte noch etwas zu erledigen, wandte Jaron sich an Noah.
„Dad? Colton und ich beabsichtigen, das Ritual durchzuführen. Kannst du uns bitte dabei behilflich sein und uns genau sagen, was wir zu tun haben?“
Noah stand wortlos auf und füllte den Wasserkocher, den er auch gleich einschaltete. Dann holte er die Teemischung, die Sally ihm mitgegeben hatte, aus dem Schrank und füllte sie in eine Kanne. Während sie darauf warteten, dass das Wasser heiß wurde, wandte sich Noah an seinen Sohn. „Hat er sich dir endlich anvertraut?“
Jaron nickte. „Ja, Paps. Das alles ist nur passiert, weil er seinen Bruder beschützen wollte“, sagte er leise. „Es ist unglaublich, dass er nicht daran zerbrochen ist, wobei wir deswegen schon noch unsere Schwierigkeiten haben werden“, äußerte er seine Bedenken. „Aber vielleicht hilft uns ja dieses Ritual dabei. Colton möchte es zumindest versuchen und ich glaube, allein schon dadurch sind wir beide auf einem guten Weg“, meinte er und wirkte optimistisch.
„Dir ist aber schon klar, dass du für eine gewisse Zeit seine Gefühle übernimmst. Das bedeutet alles, was er derzeit empfindet, wird dann in dir sein“, warnte ihn sein Dad.
„Ich weiß und das macht mir trotz allem tatsächlich Angst. Wenn ich bedenke, welche Furcht er davor hat, ich könnte mit ihm schlafen, wird mir ganz mulmig“, gab der junge Alpha leise zu.
Das Wasser war endlich heiß und Noah goss den Tee auf. Während dieser durchzog, wandte er sich wieder an seinen Sohn. „Hör zu. Sally sagte, dass du nicht nur seine Gefühle übernimmst, sondern dass du in dieser Zeit auch die Möglichkeit hast, diese zu verändern“, erzählte Noah und Jaron hörte gespannt zu.
„Heißt das, ich könnte ihm dadurch vielleicht seine Angst nehmen?“, fragte Jaron unsicher.
Hoffnung stand in den Augen seines Sohnes und Noah nickte. „Wenn ich es richtig verstanden habe, dann ja. Allerdings wirst du diese Gefühle so spüren, wie er sie verspürt, wenn sie in ihm sind. Und wenn er solche Panik davor hat, dass du mit ihm schläfst, wirst auch du diese Angst verspüren. Du solltest dir aber immer bewusst machen, dass dies nicht deine Gefühle sind, denn nur so kannst du sie möglicherweise verändern.“ Noah sah seinen Sohn eindringlich an. „Lass dich davon nicht überwältigen, denn ich glaube, es wird ziemlich hart für dich werden.“ Sein Vater holte zwei Tassen aus dem Schrank, siebte den Tee ab und füllte ihn ein, dann reichte er sie seinem Sohn.
„Den müsst ihr ganz leer trinken. Ihr werdet es merken, wann die Wirkung eintritt. Mehr habt ihr eigentlich nicht zu beachten. Ich wünsche euch beiden viel Glück“, erklärte Noah ihm und nahm ihn kurz in den Arm.
Jaron nickte, dann machte er sich nachdenklich auf den Weg in sein Zimmer. Obwohl er optimistisch war, dass alles gut ging, so hatte er doch ein wenig Angst davor, denn gleich würde seine gesamte Gefühlswelt Kopf stehen. Oben angekommen, öffnete er mit dem Ellenbogen die Tür und betrat das Zimmer. Colton stand am Fenster und sah gedankenverloren hinaus. Als er Jaron bemerkte, kam er zu ihm, nahm ihm die Tassen ab und stellte sie auf den Nachttisch, der neben dem Bett stand.
Jaron zog seinen Gefährten in die Arme und küsste ihn zärtlich. „Bist du bereit?“ Fragend hob er eine Braue und Colton nickte, wobei dieser ihn unsicher ansah. „Ich weiß, geht mir genauso. Immerhin werde ich gleich deine Angst zu spüren bekommen“, versuchte der Wolf seinen Gefährten zu beruhigen, was ihm tatsächlich gelang, denn Colton lächelte leicht.
„Bist du dir sicher, dass du dir das wirklich antun möchtest? Ich meine, ich hatte ein paar Jahre Zeit, diese ganze Angst aufzubauen. Du wirst sie gleich auf einen Schlag und mit aller Heftigkeit zu spüren bekommen“, gab der Puma zu bedenken.
Jaron sah ihn liebevoll an. „Ach, Katerchen. Denk bloß nicht, ich würde einen Rückzieher machen. Wenn uns dieses Ritual dazu verhelfen sollte, dass ich endlich mit dir schlafen kann, dann nehme ich das gerne auf mich. Du wirst aber auch mit meinen Gefühlen konfrontiert, also freu dich nur nicht zu früh.“
Colton lachte. „Ich glaube, dass ich mir darüber nun wirklich keine Gedanken machen muss und hör auf, mich Katerchen zu nennen. Wenn schon, dann bin ich ein Kater!“
Jaron kicherte nur. „Für mich bist du mein Katerchen und das wird auch immer so bleiben, also gewöhne dich daran.“ Dann gab er dem Puma einen Kuss auf die Nase, wobei er leicht den Kopf anheben musste, denn Colton war etwas größer als er.
„Ich kann es immer noch nicht glauben, dass du mich tatsächlich die Treppe hochgetragen hast. Deine Stärke sieht man dir wirklich nicht an“, meinte Colton und betrachtete seinen Mate eingehend.
Jaron winkte ab. „Ja, ich weiß, ich sehe so schlank aus, weshalb mich viele unterschätzen. Doch das kann mir nur recht sein, denn so glauben viele, sie könnten mich besiegen“, gab er zu bedenken. „Aber du solltest jetzt nicht ablenken. Wollen wir beginnen?“
Colton seufzte leise. „Ich denke, das wäre das Beste, denn je schneller wir es hinter uns bringen, desto schneller ist es vorbei“, stimmte die Katze zu.
„Ach ja, hör zu“, wandte Jaron sich noch einmal an seinen Gefährten. „Dad hat mir erklärt, dass ich auf deine Gefühle Einfluss nehmen kann. Ich werde versuchen, deine Angst abzuschwächen, falls mir das möglich sein sollte.“
Colton sah ihn sprachlos an. „Und das soll funktionieren?“
Jaron zuckte nur mit den Schultern, dann nahm er die Tassen und reichte eine davon dem Schwarzhaarigen. „Also dann. Sei lieb zu mir“, sagte er und trank seinen Tee.
„Und du zu mir“, antwortete Colton und setzte seine Tasse ebenfalls an die Lippen. Kurz darauf stellten sie die leeren Becher wieder ab. „Und was jetzt? Wie lange dauert es, bis die Wirkung einsetzt?“
„Ich habe keine Ahnung“, beantwortete der Wolf die Frage seines Mate. „Sollen wir uns die Zeit mit Schmusen vertreiben?“
Colton lachte amüsiert. „Ja, warum eigentlich nicht?“ Damit schnappte er sich Jaron und stieß ihn auf das Bett. Sofort krabbelte er über ihn und schob sich zwischen dessen Beine. „Ich freue mich schon darauf, wenn ich wieder mit dir schlafen darf“, gab er zu und blickte seinem Gefährten tief in die Augen.
Jaron schüttelte belustigt den Kopf. „Aber jetzt bin erst einmal ich dran“, meinte er überzeugt.
„Das werden wir noch sehen“, grinste Colton frech und sah auf Jaron hinunter, während er fordernd seine Hüfte bewegte und somit seinem Mate seine Bereitschaft zeigte.
Jaron sah ihn aus halb zusammen gekniffenen Augen an. „Oh ja und wie wir das sehen werden“, sagte er bestimmt.
Schweigend sahen sie sich für einen Moment an, dann senkte der Puma-Wandler langsam den Kopf. „Spürst du schon eine Veränderung?“, fragte er gegen den Mund des Wolfes und Jaron verneinte. „Ich auch nicht“, hauchte er und berührte ganz zart dessen Lippen mit seinen eigenen.
Jaron war das zu wenig und da er mehr wollte, glitt seine Hand auf den Hinterkopf des Pumas und drückte ihn zu sich hinunter. Colton lachte in seinen Mund, bevor er ihn richtig küsste. So schmusten sie eine Weile, ohne dass etwas passierte. „Ich glaube, der Zaubertrank wirkt nicht“, äußerte der Schwarzhaarige etwas später und Jaron stimmte ihm zu.
Der Wolf schob seinen Gefährten von sich und setzte sich auf. Enttäuschung durchflutete ihn. Er hatte so sehr gehofft, dass dieses Ritual etwas bewirken würde. „Vielleicht war es die falsche Mischung“, gab er zu bedenken.
Während Colton noch im Bett lag, saß Jaron an der Bettkante und rieb sich den Nacken. „Ich gehe kurz zur Toilette“, sagte er und stand auf.
Der Puma-Wandler blieb allein zurück und dachte nach. Einerseits war er froh, dass dieses Ritual nicht zu wirken schien, andererseits spürte er die Enttäuschung, die Jaron gerade durchgemacht hatte. Moment mal! Jarons Enttäuschung? Colton setzte sich langsam auf. Probehalber dachte er an Sex mit seinem Mate und spürte Traurigkeit und Zurückhaltung, aber auch Verlangen und Hoffnung.
„Scheiße“, fluchte Colton und sprang aus dem Bett. Schnell rannte er zur Tür und riss sie auf, dann stürzte er zum Badezimmer. Schon vor der Tür hörte er ein leises Wimmern. Ohne zu überlegen, drückte er die Klinke nach unten und stellte erleichtert fest, dass die Tür sich öffnen ließ. Jaron kniete mit gesenktem Kopf auf dem Boden und zitterte stark. Um Halt zu haben, hielt er sich am Rand des Waschbeckens fest. Wieder ertönte ein Wimmern, das in ein bemitleidenswertes Stöhnen überging.
Colton blieb wie erstarrt stehen und betrachtete den am Boden Sitzenden. Er wusste nicht, was er tun sollte und hatte keine Ahnung, ob Jaron sich in diesem Zustand von ihm berühren lassen wollte.
„Ahhh, Fuck! Ich wusste nicht, wie heftig deine Angst ist. Das grenzt ja an purer Panik“, stellte Jaron entsetzt fest. „Willst du da stehen bleiben, oder hilfst du mir zurück ins Zimmer?“
Nach diesen Worten seines Gefährten kam Bewegung in Colton. Er kniete sich neben den Wolf und half ihm dabei aufzustehen. Noch immer traute er sich nicht, etwas zu sagen.
Jaron stand schwankend auf und klammerte sich an dem Puma-Wandler fest. Er war gerade dabei gewesen, seine Hände zu waschen und dachte daran, endlich bald mit Colton schlafen zu dürfen, als ihn eine heftige Welle von Panik traf und ihn keuchend in die Knie zwang. An der Seite seines Gefährten ging er zurück in sein Zimmer. Obwohl er wusste, dass es nicht schlimm war, wenn Colton und er Geschlechtsverkehr hatten, war da nun dieser unglaubliche Horror davor. Jetzt verstand er auch, warum Colton sich so sehr weigerte, dass er mit ihm schlief.
Der Schwarzhaarige half ihm dabei, sich auf das Bett zu setzen. Dort versuchte er sich erst einmal zu beruhigen und atmete mehrmals tief durch. Als sein Gefährte sich von ihm lösen wollte, hielt er ihn fest. „Nicht! Bleib bei mir, ich brauche jetzt deine Nähe“, sagte er mit rauer Stimme.
Colton nahm ihn wortlos in die Arme und er drückte sein Gesicht gegen dessen Hals, während er sich an ihm festkrallte. Nur langsam beruhigte sich sein Zittern. Auch sein Herz nahm nach und nach seinen normalen Rhythmus wieder auf. Endlich hob er den Kopf und blickte in die warmen, braunen Augen seines Mate. Jaron seufzte schwer. „Jetzt weiß ich endlich, warum du dich so sehr dagegen sträubst“, gab er leise zu, dann sprach er weiter. „Und wie geht es dir? Was fühlst du?“
Colton lachte leise. „Was ich fühle? Zum einen Mal keine Panik mehr. Ich weiß zwar noch alles, was passiert ist, aber meine Angst hat sich fast gänzlich gelegt“, begann er zu erklären.
„Heißt das, ich darf endlich mit dir schlafen?“, fragte der Wolf hoffnungsvoll.
Colton nickte. „Ich denke schon, denn ich spüre auch, dass du keine Angst davor hast und es zum Teil auch genießt, wenn ich mit dir schlafe. Aber auch dein Alpha-Verhalten ist mir bewusst, darum weiß ich jetzt auch, was du gemeint hast, als du sagtest, dass du dich nicht mehr lange zurückhalten kannst.“
„Das ist aber noch nicht alles“, stellte Jaron fest, als er das Glänzen in Coltons Augen sah.
„Nein, ist es nicht“, gab der Puma-Wandler mit einem breiten Grinsen zu. „Du hast dich tatsächlich in mich verliebt. Nicht nur wegen unserer Verbindung, sondern auch so!“
„Pfft ..., ja und? Du bist nun mal ein attraktiver Kerl, da ist das doch wohl unvermeidbar.“ Jaron hatte nicht vor, es abzustreiten. „Aber wenn wir schon mal davon sprechen ... da bin ich ja wohl nicht der Einzige.“ Jaron sah dabei zu, wie Colton errötete und kicherte belustigt. „Da habe ich dich wohl erwischt.“
„Du bist nun mal ein attraktiver Kerl, da ist das doch wohl ebenfalls unvermeidbar“, wiederholte er die Worte seines Gefährten und beide lachten. Endlich entspannte sich Jaron etwas.
„Sollen wir die Gelegenheit nutzen und miteinander schlafen? Ich meine, du mit mir?“ Colton sah seinen Gefährten fragend an. Er war sich sicher, dass es klappen würde, auch wenn er noch immer wusste, was passiert war und er eigentlich unheimliche Angst davor haben müsste, so halfen ihm doch Jarons Gefühle dabei, dies zuzulassen.
Jaron saß nachdenklich neben ihm. „Nein“, sagte er plötzlich und schüttelte den Kopf.
Colton sah ihn überrascht an. „Warum nicht? Es könnte die einzige Möglichkeit sein, dies zu tun!“
Sein Gefährte nickte. „Eben darum. Es soll aber nicht die einzige Möglichkeit bleiben. Ich möchte öfter mit dir schlafen, ohne dass du dich davor fürchtest“, sagte Jaron leise. „Wir müssen es unbedingt schaffen, deine Gefühle zu beeinflussen und ich bin mir sicher, das geht nur, solange sie in mir sind. Du wirst mit mir schlafen müssen, solange dieses Ritual besteht. Ich spüre zwar deine Panik und habe auch Angst davor, aber mir ist auch bewusst, dass du schon zwei Mal mit mir geschlafen hast und es nicht wirklich schlimm für mich war.“
Colton sah ihn erstaunt an. „Bist du dir sicher, dass du dir das wirklich antun möchtest?“, hakte er nach und sah Jaron nicken.
„Ich denke, es ist die einzige Möglichkeit, diese Hürde zu bewältigen. Du wirst kaum über deinen Schatten springen können, bei dem, was du erlebt hast. Aber wenn du mit mir schläfst, während deine Gefühle noch in mir sind und du sie zurückbekommst, sollte sich das Ganze eigentlich bemerkbar machen.“ Jarons Erklärung schien einleuchtend.
„Du weißt, dass es mir so herum ohnehin lieber ist, als andersherum“, sagte der Puma-Wandler mit einem Grinsen.
„Ich weiß“, seufzte der Wolf. „Reib es mir nicht auch noch unter die Nase! Aber wenn wir jetzt miteinander schlafen, sei vorsichtig und sanft, denn du weißt am besten, was gerade in mir vor sich geht.“
Colton sah ihn liebevoll an. „Ich verspreche es“, sagte er, dann küsste er ihn.
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Ob das so klappt, wie Jaron sich das vorstellt?
Kann er es zulassen, dass Colton mit ihm schläft, auch wenn dessen Angst nun tief in ihm sitzt?
Und überhaupt... werden sich dadurch Coltons Gefühle verändern und seine Angst sich mildern?
Das wird sich erst noch zeigen!
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