36🐺
Endlich hatte sich ihr Atem beruhigt und Jaron starrte weiterhin wie paralysiert an die Decke. Er konnte immer noch nicht glauben, dass sein inneres Tier ihn mehr oder weniger dazu gezwungen hatte, den Puma zu markieren.
„Was soll das Rhage? Warum hast du das getan?“, fuhr er seinen Wolf wütend an.
„Was glaubst du wohl? Er gehört uns und jeder soll es wissen!“, motzte der Wolf zurück.
„Dir ist aber schon klar, dass wir gerade gefickt wurden?“ Dies war Frage und Feststellung zugleich. „Der Kerl ist äußerst dominant! Was, denkst du, wird er tun, wenn ich in ihn will?“
„Upps, daran habe ich gar nicht gedacht!“, antwortete Rhage kleinlaut.
„Pfft...“, machte Jaron laut, was Colton grinsen ließ. Der Puma hatte sich auf die Seite gedreht, stützte mit einer Hand seinen Kopf ab und beobachtete seinen Gefährten. „Du sprichst mit deinem Wolf“, stellte er fest. Jaron sah ihn erstaunt an und er zuckte die Schultern. „Ich kann es fühlen, wenn sich jemand mit seinem Tier unterhält“, erklärte er.
„Tzz...“, kam nur von dem Wolfs-Wandler und Colton lachte leise. „Das eben war wirklich schön und ich freue mich schon auf das nächste Mal“, setzte er hinterher.
Jaron starrte bereits wieder an die Decke. Nun kniff er die Augen zusammen und sah den Schwarzhaarigen neben sich abschätzend an. „Du glaubst doch wohl nicht, dass ich mich noch einmal von dir nehmen lasse? Das nächste Mal bin ich an der Reihe, mit dir zu schlafen!“
Colton lachte erneut. „Das glaube ich kaum. Ich lasse niemanden in mich. Nicht einmal dich, meinen Gefährten.“
Jaron setzte sich auf und blickte auf Colton hinunter. „Das werden wir noch sehen“, sagte er, dann stand er auf.
„Wohin gehst du?“ Colton richtete sich alarmiert auf. Sein Puma hatte das Bedürfnis, zu schmusen. Das würde er seinem Gefährten aber ganz sicher nicht auf die Nase binden.
„Was glaubst du wohl? Du hast bekommen, was du wolltest. Wir haben einander markiert und du warst der Dominantere von uns beiden. Jetzt möchte ich nach Hause und das Ganze erst einmal verarbeiten.“
Colton ließ sich enttäuscht zurück in die Kissen fallen und sah dabei zu, wie Jaron im Bad verschwand. Kurz darauf erschien er wieder.
„Kannst du mir vielleicht ein paar Kleider leihen? Ich möchte meine Sachen ungern noch einmal anziehen.“ Der Wolf sah ihn fragend an und er schüttelte den Kopf.
„Warum bleibst du nicht bei mir und wir kuscheln ein wenig?“ Colton startete einen letzten Versuch, Jaron bei sich zu behalten.
Der Wolf sah ihn irritiert an. „Man merkt, dass du eine Katze bist“, sagte er dann. „Aber nein, danke. Ich brauche etwas Zeit für mich, denn das eben ist ziemlich schwere Kost gewesen. Du wirst selbst merken, was ich meine, wenn ich mit dir schlafe.“ Der Alpha sah sich suchend im Zimmer um. „Gibst du mir nun ein paar Kleider oder nicht?“
„Nein“, kam kurz und knapp von dem Puma.
Jaron warf ihm einen wütenden Blick zu, dann zuckte er mit den Schultern. „Wie du willst“, sagte er und verließ das Zimmer.
Colton sprang aus dem Bett und hetzte hinter seinem Gefährten her. „Warte! Was hast du vor?“
Der Wolf lief einfach weiter. „Was glaubst du wohl? Ich gehe nach Hause“, knurrte er wütend. „Ach ja, meine Kleider kannst du wegwerfen. Ich möchte sie nicht mehr. Sie würden mich nur an diese Nacht erinnern.“ Jaron meinte es nicht so, wie es sich für den Puma anhörte. Er wollte einfach keine Erinnerung an sein Saufgelage und daran, dass er sich vollgekotzt hatte.
Colton jedoch dachte, der Wolf meine die Nacht mit ihm. Wütend sah er dabei zu, wie sein Gefährte die Haustür aufriss und sich im nächsten Augenblick verwandelte. Enttäuscht blieb er in der Tür stehen und beobachtete, wie der hellgraue Wolf davon rannte.
„Was erwartest du? Erst sagst du ihm, dass er nicht mit dir schlafen darf und dann gibst du ihm keine Kleider“, fuhr ihn Ace, sein Puma, an.
An Coltons Wange zuckte ein wütender Muskel. „Warum stellt sich dieser Kerl eigentlich so an? Einer von uns beiden muss nun mal der sein, der unten liegt und das bin ganz bestimmt nicht ich! Er hat doch gerade die Beine für mich breit gemacht, dann soll er das auch weiterhin machen“, fluchte er laut vor sich hin und schlug wütend gegen den Türrahmen.
„Warum bist du nur so stur? Ich fände es nicht so schlimm, wenn wir uns abwechseln würden“, gab Ace zu.
„Du weißt warum! Auch wenn es dir nichts ausmachen würde, so bin es doch ich, in den er müsste und das werde ich ganz sicher nicht zu lassen!“
„Dann werden wir ihn verlieren, denn schließlich ist er ein Alpha“, verkündete sein Puma unheilvoll und zog sich vorerst in ihm zurück.
Colton hörte in der Ferne das wütende Heulen eines Wolfes und wusste, dass es sein Gefährte war. Nachdenklich ging er zurück ins Haus. Er glaubte nicht wirklich, dass sie ihren Mate verlieren würden, denn schließlich waren sie mittlerweile durch ihre Markierung miteinander verbunden.
Jaron rannte in seiner Wolfsgestalt davon. Es ärgerte ihn, dass sein Mate ein solch arrogantes Arschloch war. Dass dieser sich so eisern weigerte einen Kompromiss einzugehen, frustrierte ihn und er stieß ein wütendes Heulen aus. Auch wenn er ein Alpha war und er erst einmal damit klarkommen musste, dass er gerade gefickt worden war – zweimal wohlgemerkt – hatte er es als schön empfunden, so eng bei seinem Gefährten zu sein.
Colton war vorsichtig und zärtlich gewesen und es hatte ihm erstaunlicherweise nur wenig Schmerzen bereitet, seinen Gefährten in sich aufzunehmen. Außerdem war er mehrfach gekommen, und das auf verschiedene Art und Weise. Dass sein Wolf dies zugelassen hatte, verwunderte ihn ebenfalls.
„Er ist unser Gefährte, da sollte es eine Gleichberechtigung geben“, erklärte Rhage.
„Gleichberechtigung? Du hast gehört, was er gesagt hat! Er lässt mich nicht in sich“, schnaubte Jaron und beschleunigte sein Tempo. Er war auf dem Weg zu den Klippen in der Nähe des Sees. Dort hatte er vor einiger Zeit einen Platz gefunden, wo er das ganze Tal darunter überblicken konnte. Auf einem Felsen ließ er sich nieder, wobei er in seiner Wolfsgestalt blieb. Er legte seinen großen Kopf auf seinen Vorderbeinen ab und schloss mit einem missmutigen Brummen die Augen. Ohne es zu bemerken, schlief er ein und überhörte dadurch das heran nahende Unwetter.
Nika machte sich nach der Party mit Zayne auf den Weg zu dessen kleinem Haus, welches dieser sich mit seinem Bruder gekauft hatte. Sie war aufgeregt, denn ihr war bewusst, was es hieß, dass sie mit ihm ging. Immer wieder blieben sie stehen, um zärtliche Küsse zu tauschen. Zayne hatte sie hochgehoben und trug sie küssend die letzten paar Meter zur Haustür, als ihnen der Geruch nach Erbrochenem in die Nase stieg.
„Bähhh, das stinkt ja fürchterlich“, schimpfte sie und drückte, in der Hoffnung, dem Gestank zu entkommen, ihre Nase gegen den Hals ihres Mate.
Zayne lachte leise und setzte sie ab. „Da hat wohl jemand seinen Mageninhalt nicht mehr vertragen“, sagte er nüchtern und betrachtete belustigt die Pfütze mit Essensresten neben ihrer Haustür.
„Schnell rein, bevor ich meinen Teil dazu beitrage“, meinte Nika angeekelt.
Zusammen betraten sie das Haus, da kam ihnen ein anderer Geruch entgegen. „Puhh, ich glaube, hier hatte jemand leidenschaftlichen Sex“, sagte die Wölfin grinsend und wedelte mit der Hand vor ihrer Nase herum.
Zayne lachte erneut, als ihm die Delle am Türrahmen auffiel. „Was zum ...?“, fing er an, da hörte er ein Krachen. Sofort rannte er, gefolgt von Nika, die Treppe nach oben in das Zimmer seines Bruders. Er stieß die Tür auf und betrachtete sprachlos die Zerstörung. Der Holzstuhl lag zersplittert auf dem Boden, die Vorhänge waren heruntergerissen, das Bett verwüstet und überall lagen Bücher auf dem Boden verstreut.
„Verdammt, was ist hier passiert?“, fragte Nika und drängte sich ins Zimmer. „Und wo zum Teufel ist mein Bruder?“, schrie sie den Schwarzhaarigen, der mitten in diesem Chaos stand, an.
„Colton?“ Zayne ahnte Schlimmes. Wenn sein Bruder in diesem Zustand war, dann stritt er sich mit seinem Puma. Zayne wusste, dass die beiden sich nicht immer einig waren.
Der Angesprochene hob den Blick und sah ihn irritiert an. Erst dann wurde ihm bewusst, was er angerichtet hatte. „Ach, Scheiße!“
„Was ist los?“ Zayne trat näher und berührte ihn an der Schulter.
„Wo ist mein Bruder?“, mischte Nika sich ein.
Colton sah sie irritiert an. „Er ist nach Hause gegangen“, antwortete er leise.
„Und was ist passiert?“ Nika ließ einfach nicht locker.
Colton rieb sich verärgert über den Nacken. „Ich habe mit ihm geschlafen und wir haben uns markiert“, erklärte er.
Nika schüttelte den Kopf. „Er hat das zugelassen? Aber er durfte auch mit dir schlafen?“
Colton sah sie verärgert an. „Niemand kommt in mich. Auch er nicht!“, fauchte er, sodass die Wölfin einen Schritt zurücktrat und ein warnendes Knurren von sich gab.
„Das hast du ihm so aber nicht gesagt?“ Nika holte ihr Handy heraus und wählte eine Nummer.
Plötzlich hörte sie den Klingelton ihres Bruders und ging ins Bad, wo noch immer seine Kleider lagen. „Was soll das? Warum hat er sein Handy liegen lassen?“ Mit dem Handy in der Hand kam sie zurück und funkelte Colton wütend an.
Der Puma-Wandler zuckte mit den Schultern. „Er ist als Wolf davon gelaufen.“
„Was? Wieso denn das? Was hast du ihm angetan?“ Nika war außer sich vor Wut und wollte auf Colton losgehen, wurde aber von Zayne zurückgehalten.
„Nichts ... ich wollte nur nicht, dass er geht und habe ihm frische Kleider verweigert“, gab er mit einem weiteren Achselzucken zu. „Da hat er sich verwandelt und ist abgehauen.“
„Wie lange ist das her?“ Nika hatte verärgert zugehört. Sie wählte eine neue Nummer an ihrem Handy und lauschte. „Wie lange?“, schrie sie.
Colton sah auf seine Uhr. „Etwas über zwei Stunden“, meinte er verwundert.
Nika knurrte erneut. Endlich wurde am anderen Ende abgenommen und die verschlafene Stimme von Noah erklang. „Dad? Kannst du mal nachsehen, ob Jaron zu Hause ist? Ich habe sein Handy gefunden.“ Sie sprach ruhig und gefasst, was sich mit ihrem wütenden Gesichtsausdruck nicht vereinbaren ließ. Es dauerte eine Weile, bis sie eine Antwort erhielt. „Ah, okay, warte mal. Ach, ich sehe ihn gerade. Geh wieder schlafen, Dad. Gute Nacht.“ Damit legte sie mit einem schlechten Gewissen auf. Sie hatte gerade ihren Vater belogen. „Er ist nicht zu Hause. Ich schwöre dir, Colton. Wenn ihm etwas passiert, wirst du das bereuen!“ Sie war zwar nur eine Beta, aber aus ihrer Stimme sprach eine unglaubliche Kraft.
Beide Brüder sahen sie überrascht an. „Honey, beruhige dich. Ihm ist bestimmt nichts passiert. Du würdest es spüren, wenn es so wäre, er ist schließlich dein Bruder“, versuchte ihr Gefährte sie zu beruhigen und nahm sie in den Arm.
Nika nickte und entspannte sich sofort. „Du hast recht“, begann sie, da durchbrach ein entferntes Donnergrollen die Stille. Besorgt ging die Wölfin zum Fenster und sah hinaus. Draußen braute sich ein Gewitter zusammen. Es hatte aber noch nicht angefangen zu regnen. „Oh, verdammt. Ich hoffe, er kommt nach Hause oder findet zumindest einen Unterschlupf, bevor das Unwetter losgeht“, meinte sie.
Colton starrte ebenfalls aus dem Fenster. Sein Puma Ace drängte ihn, sich auf die Suche nach seinem Gefährten zu machen. Eigentlich wollte er sich weigern, doch auch er sorgte sich. „Ich gehe ihn suchen. Gibt es einen Ort oder eine Stelle, wo er sich gerne aufhält?“
Nika sah ihn überrascht an. „In der Nähe des Sees gibt es eine Anhöhe, wo man ins Tal schauen kann. Dort liegt Rhage gerne auf einem Felsen und schläft“, antwortete sie.
Colton verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer und zog sich auf dem Weg zur Haustür aus. Er kannte sich in der Umgebung aus, denn er war, seit sie hier wohnten, nachts öfter durch die Gegend gestreift. Draußen verwandelte er sich und rannte los. Er folgte dabei wütend dem immer schwächer werdenden Geruch seines Gefährten. Wie konnte sein Mate es nur wagen, vor ihm davonzulaufen? Das hätte Jaron nicht tun dürfen. Anscheinend wusste der Wolf nicht, mit wem er es zu tun hatte!
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Kaum Gebunden, schon der erste Streit.
Wie es wohl weiter geht? 🤔
Kommentare beantworte ich wie immer gerne.
Danke fürs Lesen und die Sternchen. 😘
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