11🐺

     Den ganzen Heimweg schimpfte Rhys mit seiner Katze. Er konnte es nicht fassen, dass diese es erneut gewagt hatte, ihn zu Cayden und in dessen Bett zu bringen. Und das jetzt schon insgesamt dreimal und gleich die zweite Nacht in Folge.  
     Wütend rannte er durch den Wald. Dabei überlegte er, wie er verhindern sollte, dass so etwas noch einmal passierte. Obwohl er zugeben musste, dass es ihm gefallen hatte, in den Armen des Alphas zu liegen. Er hatte sich trotz allem in dessen Umarmung wohl und beschützt gefühlt. 
     Endlich zu Hause angekommen, verwandelte er sich und betrat nackt das Haus. Er hätte nicht damit gerechnet, einem seiner Väter zu begegnen. Rhys wollte gerade die Treppe nach oben steigen, da kam ihm Callen entgegen. „Oha, wo kommst du denn auf einmal her?“ Fragend sah der Riese auf seinen Sohn hinab, der seinem Gefährten in so vielen Dingen ähnlich war. 
    Rhys schwieg erst einmal, entschied sich dann aber doch zu reden. „Hast du kurz Zeit, Paps? Ich bräuchte vielleicht mal deinen Rat“, sagte er und sah erleichtert, wie sein Vater nickte. Zusammen gingen sie nach unten ins Wohnzimmer, wo Callen seinem Sohn eine Decke zuwarf, die dieser sich sofort um seinen Körper wickelte. Dann setzten sie sich.
     Callen wartete geduldig darauf, was sein Jüngster zu sagen hatte. Rhys schien nicht zu wissen, womit er anfangen sollte. „Geht es um deinen Gefährten?“, half der Alpha seinem Sohn auf die Sprünge. 
    Rhys nickte erleichtert. „Und um Rikku. Er hat mich schon insgesamt dreimal in der Nacht entführt ...“ Das Wort ‚Entführt‘ setzte er mit den Fingern in Anführungszeichen. „... und zu ihm gebracht. Jedes Mal wache ich im Bett von Cayden auf und den juckt das gar nicht, dass ich plötzlich neben ihm liege!“ Rhys atmete genervt aus. „Im Gegenteil. Es scheint dem Kerl auch noch zu gefallen. Ich meine, heute bin ich aufgewacht und lag eng an ihn gekuschelt auf seinem Körper und er wollte mich einfach nicht loslassen“, meinte er empört.
     Callen hörte seinem Sohn schweigend zu. Als dieser mit einem frustrierten Fauchen endete, unterdrückte er ein Lächeln. „Rikku sehnt sich halt nach seinem Gefährten und Luca wahrscheinlich ebenso“, begann er vorsichtig. „Wie ist es mit dir? Warum wehrst du dich gegen diese Verbindung?“
     Rhys kaute gedankenverloren auf seiner Unterlippe herum. Sollte er seinem Vater sagen, was bei ihrer ersten Begegnung passiert war? „Als ich ihn das erste Mal sah, da durchflutete mich ein solches Glücksgefühl. Es war überwältigend. Er stand in der Schule oben an der Treppe. Ich wollte sofort zu ihm, weil Luca, als auch Rikku mich dazu drängten“, begann er leise. „Er hatte mich nicht bemerkt und unterhielt sich mit seinem Freund. Dabei fragte Gregor ihn, was das Schlimmste für ihn wäre, wenn er seiner Gefährtin begegne.“ Rhys atmete ein paar mal tief ein und aus. Er musste sich beruhigen. „Cayden meinte dann, dass er auf keinen Fall einen Omega wolle, die seien schließlich so ängstlich und schwach! Dann hat er mich bemerkt und ihm ist wohl klar geworden, dass ich sein Gefährte bin.“ Erneut atmete er tief durch. „Er wollte nach mir greifen, aber ich habe seine Hand weggeschlagen. Dabei bin ich die Treppe hinuntergefallen und ohnmächtig geworden.“ Rhys atmete tief durch. Seine Stimme zitterte, während er erzählte. „Als ich wieder zu mir kam, war ich bereits zu Hause und lag in meinem Bett“, beendete er seine Geschichte. 
     Callen blickte ihn aufmerksam an. „Denkst du, es war seine Schuld, dass du gefallen bist?“ 
     Rhys kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe, dann schüttelte er seinen Kopf. „Nein“, gab er zu. „Es war meine eigene Schuld. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass er mich abgelehnt hat!“
     Sein Vater strich ihm ein paar Strähnen aus dem Gesicht. „Er hat dich mit seinem Verhalten verletzt und das verstehe ich. Aber deine Geschwister haben mir auch erzählt, dass er nicht das gesagt hat, was du verstanden hast und sich trotzdem bei dir entschuldigte.“ 
     Rhys nickte bekümmert. „Das mit der Entschuldigung stimmt schon, aber das ist mir nicht genug. Was ist, wenn ich nachgebe und er es sich dann doch anders überlegt?“ 
     „Ach, Rhys. Ich glaube nicht, dass er das tun würde. Sein Wolf verzehrt sich nach dir und Jaron hat mir erzählt, dass er ständig deine Nähe sucht“, begann sein Vater. „Du musst wissen, dass wir Alphas unglaublich darunter leiden, wenn wir von unserem Gefährten getrennt sind. Mehr noch als Betas, oder so wie du einer bist, Omegas“, sprach er weiter. „Du solltest ihn nicht mehr so lange abweisen, denn seine Schmerzen werden irgendwann unerträglich werden. Es ist erstaunlich, wie lange er es ohne dich aushält. Ich denke, das liegt an Rikku, weil er dich zu ihm bringt. Deine Katze weiß anscheinend besser als du, was richtig für euch ist. Du solltest auf ihn hören.“
     „Ja, du solltest unbedingt auf mich hören und jetzt bring uns zu ihm“, schaltete sein Leopard sich ein. 
     „Vergiss es!“, zischte Rhys und sein Vater sah ihn fragend an. Er winkte ab und nuschelte ein ‚Rikku‘ vor sich hin. 
     Callen verstand. „Sag mir eins. Hat sich deine Katze deinem Gefährten bereits gezeigt?“
     Rhys blickte ihn erstaunt an und nickte zögernd. „Ja, warum fragst du?“ 
     Callen sah ihn durchdringend an und stand auf. „Deine Katze zeigt sich eigentlich nur selten, dennoch hat sie sich deinem Gefährten gezeigt. Sollte dir das nicht zu denken geben?“ Damit verabschiedete er sich und verschwand in der Küche, um einen Mitternachtssnack zu sich zu nehmen.  
     Rhys blieb nachdenklich zurück. Irgendwann stand auch er auf und ging in sein Zimmer. Er sammelte die Reste seiner Kleidung ein, die bei seiner Verwandlung zerrissen waren, und warf sie in den Eimer zu den anderen. Dann schlüpfte er in eine Boxershorts und legte sich ins Bett. Die Sehnsucht seines Wolfes und seiner Katze ignorierte er und Rikku verbannte er in den hintersten Winkel seines Bewusstseins. Woher hätte er auch wissen sollen, dass auch sein Wolf sich gegen ihn verschwor?

     Nachdem Rhys eingeschlafen war, verwandelte sich Luca in seine Wolfsgestalt. Da er nicht, wie Rikku durch das Fenster konnte, kratzte er an der Tür. Vereinzelt gab er dabei ein leises Winseln von sich. Irgendwann öffnete sich die Tür und Luca stürmte sofort nach unten, wo er das gleiche Spielchen an der Haustür machte. 
     Callen, der auf den Wolf aufmerksam geworden war, folgte ihm. „Aha, du also auch, hmmm?“, stellte er belustigt fest und ließ ihn nach draußen. 
     Luca schmiegte sich noch einmal dankbar an ihn, dann rannte er in die dunkle Nacht. Etwas später stand der Wolf erneut vor einer verschlossenen Tür und stieß ein frustriertes Heulen aus. Sein Blick richtete sich hoch zu dem Zimmer, in das er unbedingt wollte. Zu seiner Erleichterung ging oben ein Licht an und Cayden erschien. Dieser beugte sich aus dem offenen Fenster und sah ihn an. Luca gab ein leises, aufforderndes Kläffen von sich und beobachtete, wie der Alpha wieder verschwand. Kurz darauf wurde die Haustür geöffnet und der weiße Wolf rannte erleichtert zu dem jungen Mann, der grinsend in der Tür stand. 
     „Du hast dich also auch gegen ihn verschworen? Das wird Rhys aber gar nicht gefallen“, lachte er leise und folgte dem Wolf, der sofort die Treppe hoch und in sein Zimmer lief. 
     Dort legte sich Luca ins Bett und wälzte sich in dem berauschenden Duft seines Gefährten. Dann blickte er seinem Gefährten mit seinen goldbraunen Augen entgegen. Dieser schloss die Tür und lief ebenfalls zum Bett. Dort setzte er sich und streckte die Hand nach dem Wolf aus, der ihm vertrauensvoll seinen Bauch hinstreckte. Der Omega unterwarf sich ihm völlig. Cayden streichelte mehrmals durch das zarte Fell. Irgendwann beugte er sich mit einem leisen Knurren nach vorn. Sofort winselte Luca ergeben. „Du magst mich wohl ebenfalls?“, fragte er ihn leise und der Omega gab ein vertrauliches Brummen von sich. „Da machen wir anscheinend doch ein paar Fortschritte. Fehlt nur noch Rhys.“ Cayden streichelte den Wolf noch einmal, dann bat er ihn, sich zu verwandeln. 
     Gleich darauf lag sein nackter Gefährte auf dem Bauch liegend neben ihm. Der Alpha konnte nicht widerstehen und streichelte Rhys vom Nacken über den Rücken bis hinunter zu dessen runden Gesäß. Auf der Haut des Omegas bildete sich eine Gänsehaut und er erzitterte. 
     Mit einem leisen Murmeln suchte Rhys nach seiner Decke, denn er fror. Dabei glitt seine Hand suchend umher und landete auf Caydens nacktem Oberschenkel. Kurz kniff er in das warme Fleisch, dann richtete er sich erschrocken auf. „Das glaube ich jetzt nicht. Luca! Nicht du auch noch, verdammt“, fluchte Rhys und starrte mit halb zusammen gekniffenen Augen den Alpha an, der grinsend neben ihm saß. Frustriert ließ er sich wieder zurück in das Kissen fallen. „Wenn ich schon hier schlafen muss, dann gib mir wenigstens etwas zum Anziehen“, fauchte er Cayden an.
     Der Alpha hob eine seiner Brauen, stand aber trotzdem auf und lief zu einem Sessel, wo er nach einem grauen Shirt griff und es ihm zuwarf. „Du willst wirklich hier bleiben?“ 
     Rhys fing das Shirt umständlich auf. „Was bleibt mir denn anderes übrig? Wie du bemerkt haben solltest, haben sich Rikku und jetzt sogar Luca gegen mich verschworen. Ich bin mir sicher, wenn ich nach Hause gehe, dauert es nicht lange und ich finde mich wieder hier bei dir ein!“ Er zuckte mit den Schultern, dann roch er an dem Shirt. „Hast du das schon getragen? Es riecht nach dir. Kannst du mir nicht ein anderes geben, welches nicht nach dir riecht?“ 
     „Weshalb möchtest du ein anderes? Du schläfst gleich in meinem Bett, da riecht ohnehin alles nach mir“, stellte Cayden mit einem leisen Lachen fest. 
     Rhys gab ein unwilliges Brummen von sich. „Stimmt auch wieder“, gab er zu, streifte sich das Shirt über und zog die Decke hoch. Dann drehte er sich auf die Seite und machte es sich bequem. Schweigend beobachtete er seinen Gefährten.  
     Der Alpha lief noch einmal zur Tür und schloss sie ab. „Nur damit uns morgen Früh meine Schwester in Ruhe lässt“, erklärte er und kam zum Bett zurück. Rhys rutschte etwas zur Seite, um Platz zu machen. Er sah dabei zu, wie Cayden neben ihm unter die Decke schlüpfte und ihn ansah. 
     „Ich bin froh, dass du dieses Mal hier bei mir bleibst“, sagte der Alpha leise und hob die Hand. Kurz bevor er die Wange des Omegas berührte, zögerte er. Cayden wollte Rhys nicht durch eine unbedachte Bewegung vertreiben. Langsam nahm er seine Hand zurück. 
     „Erwarte nicht zu viel“, flüsterte der Omega und schloss schließlich seine Augen. Rhys entspannte sich, wie schon lange nicht mehr. ‚Vielleicht sollte ich ihm doch eine Chance geben‘, dachte er bei sich und spürte, wie sein Wolf und seine Katze ihm eifrig zustimmten. Kurz darauf war er mental völlig erschöpft eingeschlafen.
     Währenddessen beobachtete Cayden den Omega, der entspannt neben ihm lag. Als er spürte, dass Rhys eingeschlafen war, rutschte er näher an den kleineren Körper heran. Vorsichtig zog er seinen Gefährten in seine Arme, ohne dass dieser davon aufwachte. Mit einem zufriedenen Seufzen schloss er schließlich ebenfalls seine Augen und lauschte den leisen Atemzügen des jungen Mannes neben sich. Der Schmerz in seiner Brust ließ langsam aber sicher etwas nach.
     Cayden spürte seinen Wolf unruhig in sich herumstreifen. „Ich weiß, Jace. Hab noch ein kleines bisschen Geduld. Es dauert nicht mehr lange, dann gehört der Kleine ganz zu uns“, versprach er ihm leise. Kurz darauf war auch er eingeschlafen.  

**********

Ob Rhys endlich Einsicht zeigt und nach gibt? Immerhin ist er jetzt bei Cayden geblieben.
Wer wissen will, wie es weiter geht, sollte bei mir bleiben.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top