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Am Montag und am Dienstag, gleichzeitig der Tag, der sein Geburtstag war, versuchte Noah dem Alpha in der Schule so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen. Dies gestaltete sich allerdings schwieriger als erwartet, denn dieser Kerl lief ihm immer und überall über den Weg. Ihm kam es so vor, als würde der Alpha ihn verfolgen. Zudem arbeitete Cian gegen ihn und lenkte damit auch noch unbewusst seine Schritte.

So kam es, dass Noah an beiden Tagen wiederholt mit Callen zusammen stieß und es jedes Mal nicht lassen konnte, diesem über irgendwelche Körperteile zu streicheln. Mal über den brettharten Bauch, den knackigen Hintern und heute sogar über dessen Schritt!

Verfolgt von Callens tiefem Lachen, war er danach sofort davon gestürzt und hatte sich versteckt. Nun saß er hier zusammen gekauert in der Kabine einer Toilette und traute sich nicht mehr hinaus.

„Na los! Geh endlich wieder raus. Ich will zu ihm“, knurrte seine Katze ihn wütend an und er schüttelte verneinend den Kopf.

„Was soll das, Cian? Warum tust du das?“ Ratlos sah Noah auf seine zitternden Hände. Er hatte Callens Größe ertastet, aber konnte das wirklich möglich sein?

„Du enthältst ihn mir vor und weichst ihm aus. Das kann ich nicht zulassen. Ich will ihn riechen und spüren. Auch will ich ihn beißen. Er hält die Albträume fern, die uns quälen, und sein Geruch in dem Shirt ist fast verschwunden. Du hast mir versprochen, du holst dir ein neues Shirt, also setz endlich deinen kleinen Arsch in Bewegung, oder ich tue es.“

Cian war wütend, sehr wütend sogar und Noah war sich durchaus bewusst, was er seiner Katze versprochen hatte. Aber wie sollte er das denn bitte anstellen? Während er noch überlegte, setzte sich sein Körper gegen seinen Willen in Bewegung.

„Wenn du es nicht tust, mach ich das.“ Cian hatte nun endgültig die Kontrolle übernommen.

Noah war gar nicht bewusst gewesen, dass seinem Leoparden so etwas möglich war. Voller Entsetzen spürte er, wie Cian in seinem Körper nach dem Alpha Ausschau hielt. Er streckte seine Nase in die Luft und roch ihn auch schon. Sein Tier schnurrte wohlig und ging auf den Geruch zu, der die letzten beiden Tage intensiver zu sein schien, wie zuvor schon.

Er fand Callen alleine vor seinem Schließfach. Der Mittags-Unterricht hatte bereits begonnen und es waren nur noch vereinzelt Schüler auf den Gängen. Etwas entfernt blieb Cian mit Noahs Körper stehen und beobachtete den Alpha, der ein paar Bücher in seinen Schrank legte. Dieser schloss gerade wieder die Tür und drehte sich um, da reagierte diese störrische Katze und sprang dem Wolf einfach in die verdammten Arme.

„Cian, NEIN“, schrie Noah noch, da drückte er bereits seine Lippen auf die des Riesen. Ungeduldig schob er seine Zunge in dessen Mund, was Callen sogar zuließ und stupste gegen dessen Zunge.

*****

Callen roch Noah schon, bevor er ihn hörte oder sah. Dessen Duft hatte dieses Mal wieder diesen Beigeruch von Pfefferminze, was ihn irgendwie faszinierte. Er schloss gerade seine Tür zu seinem Schließfach und drehte sich um, da lag der Kleine auch schon in seinen Armen. Noch während dieser irgendetwas schrie, drückte er ihm seinen Mund auf die Lippen. Überrascht von dessen Reaktion öffnete er seinen Mund einen Spalt und spürte auch schon Noahs Zunge in seiner Mundhöhle. Ohne zu zögern, reagierte er, während er den Kleinen sicher in seinen Armen hielt.

„Ich wusste, dass er uns nicht widerstehen kann. Er konnte ja kaum seine Finger von deinem Körper lassen. Wie er ihn immer und immer wieder heimlich begrapscht hat. Zu köstlich“, lachte sein Wolf und knurrte zufrieden.

Tatsächlich war ihr Plan aufgegangen. Seki hatte vorgeschlagen, seinen Duft zu verstärken. Callen hatte daraufhin amüsiert festgestellt, dass Noahs Augen vor lauter Erregung einen Blauschimmer angenommen hatten. Anscheinend war der Drang seiner Katze, ihn zu berühren, sehr stark, sodass Noah nicht die Möglichkeit hatte, ihm zu widerstehen und sich dessen Tier schließlich in seinen Augen zeigte.

Kurz darauf löste Noah seine Lippen von Callens Mund und stellte entsetzt fest, dass er an ihm hing wie eine Klette. Cian hatte sich zufrieden zurückgezogen und überließ ihm nun den Rest. 

Noahs Beine waren um den riesigen Körper geschlungen und seine Hände krallten sich in dessen Haaren fest. Er spürte Callens große Hände, die unter seinem Hintern lagen und ihn somit stützten, sodass er nicht abzurutschen drohte.

„Callen, ich ...“, stammelte er und spürte Hitze in seine Wangen steigen. Er konnte seinen Blick nicht von dessen Augen nehmen, die dunkler geworden waren. „Das tut mir so unendlich leid. Cian läuft Amok und hat meinen Körper übernommen. Ich habe keine Ahnung, warum und vor allen Dingen, wie er das macht“, versuchte er zu erklären.

Callen sah ihn einfach nur, über das ganze Gesicht grinsend, schweigend an und Noah seufzte frustriert.

„Du hast ihn geküsst, jetzt verlang deine Belohnung.“ Noahs Augen wurden groß, als er Cians Forderung hörte. Deshalb hatte seine Katze das getan? Nur deshalb? Weil Cian ein Shirt von Callen wollte? Ja, gut! Er hatte es ihm versprochen. Aber musste diese verrückte Katze gleich so etwas tun und ihn damit blamieren? Beschämt senkte er den Kopf, wobei er sich weiterhin unbewusst an den großen Körper klammerte.

„Ich weiß jetzt doch, was er möchte. Er hat es mir gerade gesagt. Dein Shirt, wäre es möglich, mir eins ... ich meine ...“, stotterte Noah. Er konnte nicht weiter sprechen und brach verlegen ab.

„Er möchte eins meiner Shirts?“ Callens tiefe Stimme durchdrang seine Verzweiflung. Erleichtert atmete er auf und nickte zögernd. „Und du? Willst du es auch?“

Noah überlegte zu lügen, entschied sich dann aber dagegen, denn ganz sicher würde der Alpha die Lüge sofort erkennen, also nickte er ein weiteres Mal.

„Verrate mir doch eins. Wofür brauchst du es?“ Callen hatte diese Frage stellen müssen, denn er war neugierig.

Noah biss sich auf die Unterlippe. Sollte er die Wahrheit sagen? Aber warum sollte er jetzt noch lügen? Schließlich hatte er sich bereits mehr als nur blamiert. Unbewusst fing er an, mit Callens Haaren zu spielen.

„Es ist dein Geruch. Er hält die Albträume fern. Ich habe jede Nacht diesen Albtraum vom Unfall, der meine Eltern getötet hat. Ich bin der Einzige, der ihn überlebte“, fing er an zu erklären. „Ich musste damals mit ansehen, wie sie lebendig verbrannten und konnte ihnen nicht helfen, da ich zu schwer verletzt war. Tja, wie soll ich das sagen? Dein Geruch beruhigt mich einfach, sodass ich nicht mehr davon träume“, beendete er leise seinen Satz.

Warum er das diesem Wolf erzählte, wusste er nicht, denn normalerweise redete er nicht gerne davon. Es gab nur zwei Menschen, die davon wussten. Zum einen Diane, seine Ziehmutter und zum anderen Maddy, seine beste Freundin. Jetzt auch noch dieser Alpha.

Während er sich darüber noch wunderte, bemerkte Noah nicht, dass Callen sich mit ihm auf die Treppe setzte. Nun saß er auf dessen Schoß und schmiegte sich an ihn. Plötzlich wurde ihm bewusst, was er da tat und er löste sich errötend von dem Größeren, indem er von ihm herunterstieg.

„Ich bin ja so erbärmlich. Ich habe keine Ahnung, was mit mir passiert und warum ich meine Finger nicht von dir lassen kann oder warum ich deinen Duft so mag. Ich muss krank sein oder so was, denn anders kann ich mir das alles nicht erklären.“

Aufgebracht lief er vor Callen hin und her und warf dabei frustriert die Hände in die Luft. Er hatte sich dabei ein Stück von dem Alpha entfernt und dies nicht einmal bemerkt. Noah war so durcheinander und wusste gar nicht mehr, wie ihm geschah. Vor lauter Verwirrtheit vergaß er alles, was er zwei Tage zuvor von Maddy erfahren hatte. So auch diese Mate Sache.

Callen beobachtete unterdessen seinen Gefährten und amüsierte sich. Obwohl heute der Geburtstag des Kleinen war, hatte dieser ihn noch nicht als seinen Mate erkannt, was ihn doch ein wenig verwunderte.

„Frag ihn doch mal, ob er weiß, um wie viel Uhr er geboren wurde. Vielleicht ist es noch nicht ganz an der Zeit“, machte sein Wolf den Vorschlag und Callen überlegte, dass dies tatsächlich die Ursache dafür sein könnte.

„Noah, weißt du, um wie viel Uhr du geboren wurdest?“, fragte er deshalb.

Der Angesprochene war ruckartig stehen geblieben, um ihn anzusehen. Warum wollte Callen das wissen? Fragend starrte er den Größeren an, da meldete sich Cian in ihm. „Was haben wir schon zu verlieren? Sag es ihm einfach.“

„Warum fragst du mich das? Erst nach meinem Geburtstag, nun nach der Zeit?“ Noah sah Callen neugierig an, da spürte er die Wut seiner Katze in ihm aufsteigen.

„Sag es ihm endlich“, knurrte Cian und er hob beschwichtigend die Hände. „Ist ja schon gut, ich sag es ihm“, fauchte er seine Katze an und richtete seinen Blick wieder auf Callen.

„Laut meiner Ziehmutter steht in meiner Geburtsurkunde, dass ich um 13:07 Uhr geboren wurde.“ Noah beobachtete Callen dabei, wie dieser auf die Funkuhr an der Wand sah und wunderte sich darüber.

Als dieser dann auch noch anfing zu grinsen, drehte er den Kopf und starrte selbst darauf. Es war genau 13:06 Uhr und in diesem Augenblick ging der Minutenzeiger eine Minute weiter und landete auf der Sieben.

Verunsichert sah er zu dem Alpha zurück, der aufgestanden war und auf ihn zuging. Plötzlich durchfuhr ihn ein Stechen in der Brust und er krallte stöhnend seine Hand in sein Shirt. Gleich danach überfluteten ihn so unglaublich viele Glücksgefühle, dass sein Gehirn dies alles nicht verarbeiten konnte und sich kurzerhand abschaltete. Es war einfach zu viel für ihn und während er mit einem überraschten Keuchen die Augen schloss, hörte er seine Katze noch das Wort ‚Mate‘ flüstern, dann umgab ihn vollkommene Schwärze.

*****

Callen war aufgestanden und kam seinem Gefährten gerade näher, da verdrehte dieser die Augen und sackte in sich zusammen. Mit einem beherzten Sprung nach vorne fing er den fallenden Körper auf.

„So wie es aussieht, hat ihn unser Anblick gerade umgehauen“, meinte Seki trocken und strich Callen unter der Haut umher. „Na los, beiß ihn endlich, damit er ganz uns gehört“, forderte er mit einem tiefen Knurren.

Der Alpha betrachtete den bewusstlosen Jungen in seinen Armen besorgt. Das ungläubige Erstaunen in dessen Gesicht, als er die Verbindung zwischen ihnen beiden spürte, machte ihn nachdenklich. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass der Kleine es ihm nicht leicht machen würde, ihn zu kennzeichnen.

Mit Noah auf den Armen verließ er das Gebäude und lief zu seinem Lieblings-Platz unter der Eiche. Dort setzte er sich im Schneidersitz ins Gras und platzierte Noah bequem auf seinem Schoß. Während er darauf wartete, dass sein Gefährte wieder zu sich kam, betrachtete er den Kleinen eingehend.

*****

„Wach auf. Noah, du sollst endlich aufwachen.“ Cian rief ihn. Nur schwer kämpfte sich Noah aus der Dunkelheit. Zufrieden kuschelte er sich an den warmen Körper, auf dem er saß. Moment! Warmer Körper? Flatternd öffnete er die Augen und Callens Duft stieg ihm in die Nase. Das Erste, was er sah, war eine breite Brust. Langsam hob er den Kopf.

„Na, Kleiner. Endlich wieder wach?“ Callen sah von oben zu ihm hinunter und Panik überkam ihn. Er sprang auf und stolperte unsicher ein paar Schritte zurück.

„Was tust du da? Geh zurück zu ihm. Er gehört uns.“ Cian fauchte ihn böse an. Noah schüttelte den Kopf und hob abwehrend die Arme, als er sah, dass Callen aufgestanden war.

„Aber er ist ein Wolf und wir eine Katze! Wie soll das denn bitteschön gehen?“, widersprach er.

„Dann bin ich halt eine Katze und du bist ein Mensch, genau wie er. Also Sex zwischen euch beiden sollte eigentlich kein Problem darstellen. Zudem du sowieso auf Männer stehst und der dort ist eindeutig ein Mann und was für einer.“ Nun schnurrte diese blöde Katze auch noch. Und wie Cian den Wolfswandler durch seine Augen hindurch musterte! Noah konnte direkt spüren, wie sein Tier anfing, in ihm zu sabbern und verzog widerwillig das Gesicht.

Callen beobachtete Noah zwischenzeitlichen ganz genau. Dessen Gesicht zeigte allerlei Emotionen, während er anfing zu schnurren. Von Verwirrung zu Unglaube, über Verunsicherung bis zu Widerwillen? Enttäuschung machte sich in ihm breit, bis er hörte, was der Kleine da vor sich hin schimpfte: „Verdammt Cian, hör endlich auf zu sabbern, das ist ja ekelhaft!“

Ein Grinsen breitete sich über sein Gesicht aus und er verkniff sich ein Lachen. Dieser kleine Kerl war einfach unglaublich und er wollte ihn endlich wieder in seinen Armen halten.

„Noah ...“, rief er leise und hielt die Luft an, als dieser ihn mit strahlend blauen Augen ansah.

„Ich ...“, begann Noah. „Callen bitte gib mir etwas Zeit. Ich muss das alles erst einmal verdauen.“ Damit drehte er sich um und flüchtete.

**********

Ich sag nur... armer Noah. Mitten im Wechselbad der Gefühle.
Und armer Callen. Der braucht wohl noch ziemlich viel Geduld.
Ob das noch was werden kann?🤔

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