51🐺
In der Stadt angekommen parkten sie im Parkhaus, dann machten sie sich auf den Weg zur Einkaufspassage. Die meisten Geschäfte waren in diesem großen Gebäude untergebracht.
Callen beobachtete lächelnd, wie sein kleiner Gefährte von einem Geschäft zum nächsten stürmte und voller Begeisterung die Schaufenster betrachtete. Er trug bereits eine Tüte mit einer schwarzen, eng anliegenden Jeans und einem schönen hellblauen Pullover für seinen Gefährten darin, die er ihm gekauft hatte.
„Oh, schau mal, Cal. Ist der nicht wunderschön?“ Die Katze stand vor einem Geschäft und betrachtete einen kleinen, von Hand geschnitzten Wolf. Ohne auf Callen zu warten, stürmte er durch die Eingangstür in den Laden.
„Herzlich willkommen.“ Wurden sie von einem alten Mann begrüßt, der hinter dem Tresen saß und an einem Stück Holz arbeitete.
Noah begrüßte den Mann überschwänglich und bestaunte dabei die vielen Figuren aus Holz. „Haben sie die alle selbst gemacht?“ Fragend richtete er seinen Blick auf den bärtigen Mann.
„Mein Enkel und ich, ja“, gab er zu und stand auf. „Wenn ihr einen besonderen Wunsch habt, ist das kein Problem für mich“, erklärte er schließlich.
Noah nickte und betrachtete gerade einen kleinen Wolf neben einem größeren. „Oh, das sieht aus, wie ich mir Niklas und Fynn vorstelle. Denkst du, das würde Fynn gefallen?“
Callen sah Noah fragend an. „Willst du ihm das kaufen?“
Die Katze nickte. „Ich habe das Gefühl, er hält sich noch sehr zurück. Darum dachte ich, dass ich ihm vielleicht eine kleine Freude bereiten kann.“
Der Wolf besah sich die Figur und nickte. „Du hast recht. Das sieht aus, wie ein Beta mit seinem Omega“, stimmte er zu. „Ich denke, sie könnte ihm tatsächlich gefallen.“
Noah klatschte begeistert in die Hände. „Dann kaufe ich sie“, rief er und zeigte auf die besagte Figur. „Können sie mir die da sicher verpacken? Sie darf nicht kaputtgehen.“
Der Besitzer des Ladens kam näher und nahm mit seinen alten, vernarbten Händen die Figur und trug sie zur Theke. Dort umwickelte er sie sorgsam mit weichem Papier und steckte sie in eine Papiertüte, die er anschließend Noah überreichte. Der Leopard bezahlte und zusammen mit Callen verließ er den Laden.
„Cal? Ich habe Hunger. Können wir etwas essen?“, fragte Noah schließlich und Callen stimmte zu. Sie fanden einen Laden ganz in der Nähe und setzten sich. Während sie auf die Bedienung warteten, studierten sie die Karte.
„Ich nehme die gebratenen Nudeln mit Ente“, sagte Noah, nach einem Blick auf die Tageskarte.
Callen lächelte. „Dann nehme ich das Gleiche. Dazu noch eine Cola“, begann Callen und stand auf. „Ich komme gleich wieder, Kleiner. Würdest du für mich mitbestellen? Ich muss nur kurz etwas erledigen.“ Damit beugte er sich zu seinem überraschten Gefährten hinunter, drückte ihm einen Kuss auf die Schläfe und verschwand.
Noah blieb ratlos zurück und gab die Bestellung auf, als die Bedienung endlich kam.
*****
Callen hatte in dem Laden mit den Schnitzereien etwas gesehen, was seine Neugier geweckt hatte, weshalb er noch einmal zurückging. Als er den Laden erneut betrat, war nun auch ein junger Mann anwesend, der ebenfalls hinter dem Tresen saß.
„Oh, willkommen zurück. Haben sie noch etwas entdeckt, was ihnen gefallen hat?“ Der Besitzer hatte ihn direkt wieder erkannt und begrüßte ihn herzlich.
Callen nickte und steuerte sogleich die Schlüsselanhänger an, die auf dem Tresen an einem Rondell hingen. Sofort griff er nach einem stehenden Wolf, der zur Seite blickte.
„Haben Sie auch eine Figur von einem Schneeleoparden?“, fragte er, während er die Figur betrachtete.
„Nein, noch nicht. Aber mein Enkel hier kann ausgezeichnet diese kleinen Figuren schnitzen. Es dauert auch nicht sehr lange. Wenn du ihm sagst, was der Leopard gerade machen soll, dann können wir ihn dir sofort anfertigen. In einer Stunde müsste er fertig sein.“
Callen blickte überrascht hoch und betrachtete den jungen Mann an der Seite des Ladenbesitzers.
„Sind diese kleinen Figuren von dir?“ Der Braunhaarige nickte.
„Die sind wundervoll. Diese Details, obwohl sie so klein sind. Du hast unglaubliches Talent und bust sehr geschickt“, lobte Callen und bemerkte belustigt, wie der Junge rot wurde. „Wie alt bist du eigentlich, wenn ich fragen darf?“
„Mein Enkel ist sechzehn und stumm. Darum kann er ihnen nicht antworten, versteht aber alles, was sie ihm sagen.“
„Oh, das tut mir leid. Wie heißt du denn?“
„Sein Name ist Mickey“, beantwortete der Alte die Frage.
„Hallo, Mickey. Ich bin Callen. Denkst du, du könntest mir einen Schneeleoparden, der etwas kleiner ist, machen? Einen, den man an diesen hier anschmiegen kann, so dass es aussieht, als würde er mit dem Wolf schmusen?“
Der Junge nickte eifrig. Und suchte sich bereits ein geeignetes Stück Holz aus einer Kiste.
„Ich muss sagen, Callen, ich bin beeindruckt“, begann der alte Mann und Callen hob fragend eine Augenbraue.
„Nicht viele wenden sich direkt an Mickey, wenn sie etwas wollen. Obwohl sie doch wissen, dass er diese kleinen Figuren herstellt. Du bist seit langem mal wieder der Erste, der das getan hat und das, obwohl du ein Alpha bist. Du hast damit meinem Enkel eine große Freude bereitet und ich bin mir sicher, er wird sich deswegen besondere Mühe geben“, erklärte der Großvater und lächelte erfreut.
Mickey nahm Callen den Wolf ab, den dieser noch immer in der Hand hielt.
„Damit die beiden zusammenpassen, braucht er die andere Figur. Nur so kann er den Leoparden an den Wolf angleichen“, erklärte der Alte und Callen nickte verstehend.
„Also, in etwas über einer Stunde ist sie fertig und kann abgeholt werden. Ich hoffe, ihr seid noch etwas hier?“
Der Wolf nickte. „Noah möchte alles sehen und erforschen. Wir brauchen bestimmt länger als nur eine Stunde“, antwortete Callen.
„Du liebst deinen kleinen Gefährten von Herzen, obwohl er eine Katze und du ein Wolf bist“, stellte der Großvater belustigt fest.
Der Alpha nickte begeistert. „Oh ja. Er ist das Beste, was mir die Mondgöttin hätte geben können“, erklärte er voller Überzeugung.
„Dann pass gut auf deinen Gefährten auf, denn ein Schatten umgibt ihn. Er ist in großer Gefahr“, warnte der Alte ihn ernst und Callen blickte ihn besorgt an.
„Ich weiß. Ich spüre es auch, aber ich finde nicht heraus, was es ist“, meinte er schließlich.
Der Alte nickte. „Sehr gut, denn dann kann es nur gut enden“, sagte er leise. „Also, kommt einfach zurück, wenn ihr so weit seid. Bis dahin ist die Figur fertig“, versprach er und widmete sich wieder seiner eigenen Schnitzerei.
*****
Zurück bei Noah sah dieser ihn fragend an. „Wo warst du denn?“ Neugier sprach aus seinen Augen.
„Das verrate ich nicht, aber es wird dir ganz sicher gefallen“, versprach der Wolf und zwinkerte ihm zu.
Noah schob beleidigt die Unterlippe nach vorne. „Das ist gemein, jetzt möchte ich erst recht wissen, was du gemacht hast“, nörgelte er.
Callen unterdrückte ein Lachen. Sein Gefährte war einfach wundervoll in seiner offenen, herzlichen Art, was in Callen ein warmes Gefühl auslöste. „Tja! ‚Die Neugier ist der Katze tot‘, sagt man das nicht so?“ Callen lachte nun doch, da Noah ein kurzes entrüstetes Fauchen von sich gab. „Keine Angst, bevor wir gehen, erfährst du, was ich gemacht habe“, versprach der Alpha und legte seine Hand an Noahs Wange, der sich sofort an ihn schmiegte – eben ganz und gar Katze.
Kurz darauf wurde das Essen gebracht und sie begannen genussvoll die Nudeln in sich hineinzustopfen. Währenddessen erzählte Noah ihm von dem Mädels-Abend und was sie alles gemacht hatten. Callen hörte seinem Gefährten lächelnd zu. Ihn störte es nicht, dass Noah ohne Punkt und Komma sprechen konnte und genoss es, ihm einfach nur dabei zuzuhören.
Nachdem Noah geendet hatte, erzählte Callen von dem Treffen der verschiedenen Rudel. Es war ein Treffen, das zweimal im Jahr zustande kam, um zu besprechen, wo zum Beispiel das nächste ‚Ich-suche-mein-Mate-Treffen‘ stattfinden sollte.
Viele Gestaltwandler waren noch auf der Suche nach ihren Gefährten. Dieses Mal kam zum ersten Mal zur Sprache, auch andere Wandler-Rassen einzubeziehen. Da Callens und Lloyds Gefährten Katzen waren, wurde es tatsächlich in Betracht gezogen, auch in anderen Rudeln, die keine Wölfe waren, zu suchen. Der Vorschlag wurde erstaunlicherweise positiv aufgenommen. So kam es, dass Einladungen an die Leitungen der verschiedenen Gestaltwandlerrassen verschickt wurden.
Nach dem Essen bezahlte Callen und sie gingen weiter. Fast in jedes Geschäft fielen sie ein, und Noah fand für jeden ihrer Clique ein kleines Geschenk.
Nun saßen sie auf einer Bank und ruhten sich etwas aus. Noah ging noch einmal die Geschenke durch, die er gekauft hatte, um zu sehen, ob er auch für jeden etwas hatte.
„Also ... die geschnitzten Wölfe für Fynn, die Tasse mit den Wölfen für Niklas und Dean. Dann die Schneekugeln mit den Wölfen für Natalie und Mary-Lou. Die Fuchs-Tasse für Kyle. Das gemalte Bild mit einem Karakal für Lloyd und das Bild mit dem Wolf für Maddy. So, das war es“, seufzte Noah zufrieden, doch dann riss er erschrocken die Augen auf. „Oh, ich habe ja gar nichts für dich“, meinte er unglücklich.
Callen grinste. „Ich wüsste schon, was ich mir von dir wünschen würde.“ Damit beugte sich der Alpha vor und flüsterte Noah etwas ins Ohr. Dieser riss erstaunt die Augen auf, errötete und fing an zu kichern.
„Einverstanden“, hauchte er, gab Callen noch einen schnellen Kuss auf den Mund, stand auf, nahm dessen Hand und zog ihn auf die Beine. Dann schnappte er sich einen Teil der Einkaufstaschen und fing an zu laufen, während er wieder einmal einen grinsenden Riesen hinter sich her zerrte.
„Ich weiß, wo wir hin müssen“, sagte er eifrig. „Und dort können wir auch gleich ein paar Flaschen Gleitgel kaufen.“ Voller Begeisterung nickte er.
Fünf Minuten später standen sie vor einem großen Schaufenster. Von außen machte der Laden einen unscheinbaren Eindruck, aber von innen fielen Noah fast die Augen aus dem Kopf, als er die angebotenen Artikel betrachtete.
„Hallo, ihr zwei. Kann ich euch behilflich sein?“ Ein blauhaariger, tätowierter, junger Mann kam ihnen entgegen und betrachtete sie beide neugierig. Sein Blick blieb an Noah hängen. „Sag mal, bist du eigentlich schon achtzehn? Wenn nicht, muss ich dich leider hinauswerfen. Zeig mir mal deinen Perso.“
Noah schnaubte entrüstet und kramte seinen Ausweis heraus.
Der Verkäufer warf einen kurzen Blick darauf und nickte zufrieden. „Sehr gut. Schaut euch in aller Ruhe um. Bei Fragen findet ihr mich hinter der Theke.“ Damit drehte er sich um und verschwand aus ihrem Blickfeld.
„Seh ich wirklich so jung aus?“ Empört blies Noah seine Wangen auf, was Callen zum Lachen brachte. „Deiner Reaktion nach zu urteilen, tue ich das“, bemerkte er beleidigt und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Solange ich weiß, wie alt du bist und ich mit dir machen darf, was ich möchte, ist es mir egal, wie die anderen dich sehen“, raunte der Alpha ihm leise zu und Noah errötete.
„Cal!“, fauchte er und schlug ihm gegen die Brust. „Los jetzt. Wir brauchen Gleitgel“, lenkte er schließlich von sich ab.
„Ganz hinten rechts“, kam die Stimme des Verkäufers.
Noah sah sich erschrocken um. „Woher kam das?“ Ratlos blickte er Callen an, der einfach bloß die Schultern zuckte.
Zusammen gingen sie nach hinten und Noahs Augen begannen zu strahlen. Sofort steuerte er eine große Ein-Liter-Flasche Gleitgel an. „Das ist die richtige Größe“, entschied er und schnappte sich gleich zwei der Flaschen. „Eine zu dir, die andere zu mir!“ Callen grinste nur und nickte.
„Okay“, flüsterte Noah plötzlich. „Und jetzt zum Spielzeug.“
Der Alpha beobachtete belustigt, wie sein kleiner Leopard erneut errötete. Obwohl er immer wieder wilden Sex mit ihm hatte, blieb der Kleine auf unschuldige Weise schüchtern.
„Habt ihr schon eine Ahnung, welches Spielzeug ihr wollt?“ Der Verkäufer stand plötzlich hinter Noah und die Katze machte mit einem erschrockenen Fauchen einen Satz in Callens Arme. Der Alpha fing herzhaft an zu lachen, als Noah sich an ihn krallte.
„Ahhh, warum erschreckst du mich so?“, keuchte Noah und löste seine Beine von Callens Mitte, um sie wieder auf dem Boden abzustellen. Trotzdem ließ er seinen Gefährten noch nicht los.
Der Verkäufer ignorierte die Frage und zog die Augenbrauen hoch. „Eine Katze und ein Wolf? Ungewöhnliches Paar. Und ihr seid tatsächlich Mates?“
„Natürlich gehört Callen mir“, grummelte Noah empört. „Warum erstaunt das denn nur jeden?“
Nun lachte der Blauhaarige und hob entschuldigend die Hände. „Soso. Eine Katze, die einen riesigen Alpha um den Finger wickelt. Schöne Kombination. Folgt mir, ich zeige euch meine beste Auswahl.“ Damit drehte er sich um und lief zu einer kleinen Vitrine.
Callen zog Noah grinsend mit sich. Zusammen sahen sie sich die kleine, aber feine Auswahl an und entschieden sich schließlich für einen blau-glänzenden Vibrator und einen schön geformten Glasdildo. Der Alpha bezahlte die vier Sachen und anschließend verließen sie den Shop.
Noah schlich dabei schweigend und mit geröteten Wangen neben Callen her. Sie hielten sich an den Händen und liefen Richtung Ausgang.
Plötzlich drückte der Wolf Noah auf eine Bank, legte seine Tüten ab und bat ihn lachend, kurz zu warten. Dann war er auch schon verschwunden.
Während Noah darauf wartete, dass sein Gefährte zurückkam, fühlte er sich mal wieder beobachtet. Neugierig sah er sich um, konnte aber nichts Auffälliges entdecken. Frustriert seufzte er, da kam auch schon Callen zu ihm zurück.
„Was hast du denn noch gemacht?“, fragte er und bekam große Augen, als Callen grinsend die Schlüsselanhänger hochhielt.
„Woah, die sind wunderschön! Hast du die aus dem Laden, wo es die Holzschnitzereien gab?“ Noah betrachtete eingehend die beiden Figuren.
„Ja. Den Wolf gab es schon. Den Schneeleoparden musste ich noch machen lassen, aber ich finde, es hat sich gelohnt“, erklärte der Wolf und beobachtete Noah lächelnd dabei, wie dieser die beiden Tiere gegeneinander hielt.
„Oh. Ich schmuse mit dir“, stellte er fest und lachte begeistert, bevor er herrisch weiter sprach. „Der Wolf ist meiner!“
Die Katze reichte den Leoparden an Callen zurück und befestigte den Wolf an seiner Tasche, die über seiner Schulter hing.
„Gefällt mir“, sagte er nach einem Blick auf den Anhänger, dann sprang er an dem Alpha hoch und küsste ihn verlangend. „Zum Dank darfst du heute Abend das Spielzeug an mir ausprobieren“, nuschelte er leise und kicherte, als er Callens zustimmendes Knurren hörte und dessen Erregung ihm in die Nase stieg.
Kurz darauf verließen sie das Shopping-Center und machten sich auf den Weg nach Hause.
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Heute ein wenig Alltag aus Noahs und Callens Leben.
Und jetzt? Was sollte die Warnung des alten Mannes im Holzfiguren-Laden?
Und wer ist die Person, die die Katze beobachtet und was hat sie vor?
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