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Nachdem Reed sich bei Sally für ihr offenes Ohr bedankt hatte, lief er nach draußen. Sein Wolf verspürte das dringende Bedürfnis zu laufen und auch er fühlte sich danach. Doch er wollte nicht in den angrenzenden Wald, wo er von jedem gesehen werden konnte. Nur wenige kannten seinen Wolf und dessen Geheimnis und so sollte es auch bleiben. Also schwang er sich auf sein neues Motorrad und machte sich auf den Weg zum See. Dort hatte er es schon immer schön gefunden und er freute sich bereits darauf, nach seinem Lauf darin zu schwimmen.
Eine halbe Stunde später stieg er von seiner Yamaha und zog den Helm ab. Tief atmete er die frische, kühle Luft ein und blickte über die glitzernde Wasseroberfläche. Es war erstaunlich mild für Mitte Oktober.
Langsam lief er ans Ufer und warf gedankenverloren einen Stein ins Wasser. Dabei betrachtete er nachdenklich die Wellen, die sich nach und nach, von der Stelle, wo der Stein im Wasser versank, ausbreiteten.
Reed ließ seinen Gedanken freien Lauf und durchdachte das, was Sally zu ihm gesagt hatte. Er soll Caleb verführen? Wie zum Geier sollte er das machen? Sonst war er immer derjenige, der verführt wurde.
Seufzend begann er sich auszuziehen und hängte seine Kleider über seine Maschine.
Als er endlich nackt war, streckte er seine Muskeln und sprang nach vorn. Schon im Flug verwandelte er sich. Knochen knackten und in Sekundenschnelle stand ein großer, beigefarbener Wolf am Wasser.
Lark streckte den langen Hals und stieß ein lautes Heulen aus. Dann schüttelte sich der Wolf und sprintete los. Er rannte am Ufer des Sees entlang, dabei immer mit den Pfoten im Wasser. Gelegentlich jagte Lark einem Vogel oder einem Eichhörnchen hinterher. Dass der beige Wolf dabei beobachtet wurde, wie er spielerisch herumsprang, wusste er nicht.
Auf einem kleinen Vorsprung in der Nähe stand ein weiterer Wandler in seiner tierischen Gestalt und blickte zu dem anderen hinunter. Neugierig sah er dabei zu, wie der beige Wolf durch das Wasser jagte und dabei ins Stolpern geriet. Schnell sprang er nach unten und machte sich auf den Weg zum See.
Mit einem Überschlag landete Lark im etwas tieferen Wasser und schnaubte beleidigt. Ein Blick zurück zeigte ihm, dass er über eine versteckte Wurzel gestolpert war. Wütend beäugte er die Wurzel und knurrte sie schließlich an.
Plötzlich ertönte hinter ihm ein Schnauben, das sich eher wie ein wölfisches Lachen anhörte. Er hob den Kopf, drehte sich um und sah einen hellgrau-beigen Wolf vor sich.
Eine leichte Brise strich dem anderen Wolf durch das helle Fell und spielte mit einzelnen Strähnen. Lark kannte den Duft, der ihm entgegenwehte, und so hob er schnuppernd die Nase in die Luft. Pfefferminze und Limone.
Erschrocken trat Lark ein paar Schritte zurück und somit tiefer ins kalte Wasser. Der hellgraue Wolf folgte ihm und hob ebenfalls schnuppernd die Schnauze.
„Verwandeln!" Larks eindringliche Stimme riss Reed aus seiner Erstarrung und er reagierte sofort.
Kurz darauf stand Reed in seiner menschlichen Form im knietiefen Wasser und starrte erschrocken auf den Wolf vor sich. Ohne etwas zu sagen, lief er los und steuerte sein Motorrad an.
Im Vorbeigehen ignorierte er den Wolf mit Absicht, da spürte er plötzlich eine Hand auf der Schulter.
„Nimm deine Finger von mir", knurrte er und versuchte die Hand erbost abzuschütteln. Am liebsten hätte er sich jedoch angeschmiegt. Das Bedürfnis, seinem Mate nahe zu sein, überwältigte ihn fast, trotzdem blieb er standhaft.
Mit zusammen gebissenen Zähnen lief er weiter, da wurde er plötzlich herumgerissen. Sofort legten sich raue Lippen auf seine. Während sich eine große Hand in seine Haare schob, umschlang ihn ein starker Arm und zog ihn an einen muskulösen Körper.
Reed spürte etwas Hartes gegen seinen Unterbauch drücken und stöhnte überrascht. Sein eigener Körper reagierte sofort und er presste sich gegen Caleb, der ihn noch etwas näher an sich zog.
„Verdammt, warum schmeckst du nur so gut?", knurrte Caleb und vertiefte den Kuss. Er war hierhergekommen, um sich von seinem Gefährten abzulenken und jetzt stand dieser nackt vor ihm und schmiegte sich perfekt gegen seinen Körper.
Es passte alles so unglaublich gut, dennoch durfte es nicht sein. Sie würden nie Kinder haben können. Sie waren beide nicht schwul und extrem dominant. Also, wer von ihnen sollte beim Sex unten liegen? Obwohl ihm alle diese Gedanken durch den Kopf schossen, konnte er von Reed nicht ablassen.
Er schob seine Zunge zwischen die halb geöffneten Lippen des anderen und stellte erstaunt fest, dass Reed zuließ, wie genussvoll er dessen Mund erkundete. Ein tiefes und zufriedenes Knurren löste sich aus seiner Kehle, welches mit einem erregten Knurren beantwortet wurde.
Reed genoss den wilden Kuss und es störte ihn auch überhaupt nicht, dass er derjenige war, der gerade dominiert wurde. Dazu war dieses unsagbare Wohlbefinden einfach zu gut.
Während er den Kuss hungrig erwiderte, ließ er seine Hände über Calebs Körper wandern. Kurz zögerte er, dann griff er spontan nach der großen Erektion, die sich fordernd gegen ihn presste.
Sanft legte er seine Finger um den harten Schaft und drückte zu. Er hörte Caleb überrascht in seinen Mund stöhnen und grinste in den Kuss. Vorsichtig begann er seine Hand vor und zurückzubewegen und spürte, wie Caleb ihm mit leichten Stößen seines Beckens entgegenkam.
Mutiger geworden, ließ er seinen Daumen über dessen von Vortröpfchen feuchte Eichel gleiten und hörte Caleb erregt keuchen.
So standen sie beisammen und küssten sich immer wieder, während Reed unbeirrt den Schwanz seines Mate in seinen Händen hielt und mit flinken Fingern weiter bearbeitete.
Nach ein paar Minuten, er wusste nicht genau, wie viele Minuten es waren, löste Caleb sich von seinen Lippen und warf den Kopf in den Nacken.
Mit einem kehligen Stöhnen stieß er noch ein paar mal in Reeds Hand, bevor er mit einem lauten Seufzen endlich kam.
Grinsend trat Reed ein paar Schritte zurück und betrachtete eingehend das Sperma in seiner Hand und auf seinem Unterbauch. „Mal sehen, wie du schmeckst", sagte er leise und hob die Hand.
Während Caleb versuchte, zu Atem zu kommen, sah er irritiert dabei zu, wie Reed etwas sagte, seine Hand hob und an seinen Mund führte. Dessen Zunge schnellte hervor und leckte einmal über das Sperma an seinen Fingern.
„Habe ich mir zwar anders vorgestellt, aber es schmeckt gar nicht mal so schlecht", meinte Reed und ließ die Hand wieder sinken. Dann sah er Caleb in die Augen und sprach weiter. „Dafür, dass sich die Mondgöttin geirrt hat und du nichts für mich empfindest, war das eben ziemlich interessant." Reed war bewusst, dass er immer noch überaus erregt war. Dennoch hatte er nicht vor, dieses Mal klein beizugeben, also wandte er sich mit einem breiten Grinsen ab und stürzte sich ins eiskalte Wasser.
Ihm machte die Kälte nichts mehr aus, denn er hatte bei seinem Onkel hoch oben im Norden gelernt, die Kälte zu lieben. Das frische Wasser würde seinen erhitzten Körper abkühlen, denn das war genau das, was er jetzt brauchte.
Nur mit Hilfe seines Wolfes war es ihm gelungen, von Caleb abzulassen, denn Lark war genauso verletzt von Calebs Worten gewesen wie er.
Mit tiefen Schwimmzügen schwamm er durch die kalten Fluten des Sees und spülte sich damit das Sperma seines Mate vom Körper.
Caleb blieb betroffen stehen. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie sehr er Reed mit seinen Worten verletzt haben musste. Betrübt senkte er den Kopf.
Zero drängte ihn dazu, seinem Mate ins Wasser zu folgen, aber er konnte einfach nicht. Diese ganze Mate-Geschichte zwischen ihm und Reed war dermaßen falsch und fühlte sich dennoch so richtig an und genau das verwirrte ihn so sehr.
Caleb wollte schon immer viele Kinder haben, doch das würde ihm mit Reed wohl verwehrt bleiben. Seufzend wandte er sich ab, ohne noch einmal in dessen Richtung zu blicken. Er verwandelte sich und gegen den Willen seines Wolfes machte er sich auf den Rückweg zu seinem Auto.
*****
Eine Stunde später fuhr Reed zurück nach Hause. Während er daran dachte, wie Caleb auf ihn reagiert hatte, schmiedete er mit Lark Pläne, wie er Caleb dazu bringen konnte, ihn offen als seinen Mate zu akzeptieren.
Ihm war klar, dass es nicht leicht werden würde, aber er war optimistisch, denn schließlich konnte Caleb anscheinend nicht seine Finger von ihm lassen.
Als er daran dachte, wie der andere Alpha ausgesehen hatte, als er kam, regte sich sein kleiner Freund zwischen seinen Beinen erneut.
Er hatte fast eine halbe Stunde im eiskalten Wasser schwimmen müssen, um wieder herunterzukommen, wobei er letztlich doch selbst Hand angelegt hatte, denn seine Erregung flammte bei dem Gedanken an Caleb immer wieder von Neuem auf.
Frustriert presste er die Lippen aufeinander, als eine neue Welle der Erregung über ihn hinweg schwappte. Gott sei Dank, war er gleich zu Hause und konnte duschen gehen, eiskalt natürlich!
Endlich fuhr er auf ihr Anwesen. Er stellte seine Maschine in die Garage und begab sich auf sein Zimmer. Kurz darauf stand er unter der Dusche und befriedigte sich mit dem Gedanken an Caleb wieder einmal selbst.
*****
Caleb fuhr ebenfalls nachdenklich nach Hause. Das, was eben an dem See passiert war, hätte nicht passieren dürfen. Aber als er Reed so plötzlich vor sich stehen sah, war Hitze in ihm hochgestiegen, gegen die er sich nicht wehren konnte.
Er hatte den beigefarbenen Wolf erst nicht erkannt, denn eigentlich hatte er Reed nie in seiner Wolfsform zu sehen bekommen und wenn doch, dann immer nur aus der Ferne.
Obwohl sie in jungen Jahren beste Freunde gewesen waren, sind sie niemals miteinander gelaufen. Warum nicht? Er wusste es nicht und konnte sich diese Frage deshalb auch selbst nicht beantworten.
Jetzt im Nachhinein erinnerte er sich an den Geruch seines damaligen Freundes, der ihn immer beruhigt hatte, wenn er aufgewühlt war. Wie hatte er diesen verführerischen Lavendelduft eigentlich vergessen können?
Schon damals fühlte er sich zu Reed hingezogen, was auch der Grund dafür war, dass er sich von ihm zurückzog und ihn immer wieder aufs Neue reizte. Caleb hatte danach jede Gelegenheit genutzt, um seine Dominanz zu beweisen, und Reed war jedes Mal darauf angesprungen.
So kam es, wie es kommen musste. Ihr Konkurrenzkampf wurde immer verbissener, bis sie eines Tages anfingen, sich zu prügeln.
Jeder suchte sich neue Freunde, dennoch hatte er seinen Freund immer vermisst. Das war auch der Grund dafür, dass er ihn immer wieder ärgerte.
Wenn sie einander schlugen, fühlte er sich so lebendig wie nie. Und ein herrlicher Nebeneffekt war der, dass sie Körperkontakt hatten.
Immer dann, wenn sein Frust zu viel für ihn wurde, fing er mit Reed eine Schlägerei an. Allein dessen Geruch und der Körperkontakt zu ihm beruhigte sein unruhiges Gemüt.
Wenn er ehrlich zu sich selbst war, hatte er seinen Freund unheimlich vermisst. Und genau dieser Freund, von dem er sich eigentlich hatte fernhalten wollen, war nun sein von der Mondgöttin vorher bestimmter Gefährte!
**********
Begegnung am See.
Reed konnte es nicht lassen, Caleb zu zeigen, was zwischen ihnen sein könnte.
Aber beide sind stur und keiner möchte nachgeben.
Eben typisch dominante Alpha.
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