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Caleb und Reed verbrachten das ganze Wochenende in der Hütte. Wenn sie sich nicht gerade liebten, kochten sie, gingen Hand in Hand spazieren oder rannten in ihrer Wolfsgestalt durch den Wald.
Mittlerweile war es Sonntagabend und sie begannen ihre Sachen zusammenzupacken. Dabei küssten sie sich gelegentlich oder kuschelten einfach nur miteinander.
Endlich war alles gepackt und sie standen bereits draußen vor der Hütte. Eng umschlungen küssten sie sich, als zwei Autos die Auffahrt hochgefahren kamen. Ohne sich voneinander zu lösen, sahen sie ihren Eltern entgegen, die ausstiegen und ihnen entgegenkamen.
„Wie ich sehe, hat sich bei euch beiden so einiges geklärt", meinte Drake erfreut und blieb vor dem Paar stehen. Auch Holly, Burke und Sally strahlten sie an.
Reed und Caleb nickten einstimmig. „Wessen Idee war es denn eigentlich, uns das falsche Ritual durchführen zu lassen?", fragte Caleb und blickte jeden einzeln an. Dabei sah er, wie alle Blicke sich auf Sally richteten.
Reed löste sich von seinem Gefährten und umarmte seine Stiefmutter sofort. „Danke, Sally. Ohne dich wären wir beide jetzt ohne einen Mate und wahrscheinlich auch ohne unsere Wölfe", flüsterte er ihr ins Ohr und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
„Schon gut, Reed. Obwohl ich weiß, dass man auch ohne Mate glücklich werden kann ...", begann sie und schmiegte sich wieder an Burke, der sie fest an sich zog. „... weiß ich, dass die Liebe zweier Mates doch etwas Besonderes ist. Ich habe meinen Gefährten leider verloren, bevor wir uns verbinden konnten, dennoch bin ich mit deinem Vater überaus glücklich."
„Obwohl wir keine wahren Mates sind, liebe ich dich und unsere Kinder ebenfalls, meine Prinzessin", sagte Burke leise und Sally kicherte.
„Das weiß ich doch", winkte sie ab und versteckte sich mit geröteten Wangen an dessen breiter Brust. Burke grinste und küsste sie zärtlich auf ihren Scheitel.
„So, ihr zwei", wandte Drake sich unterdessen an ihre Söhne. „Habt ihr alles eingepackt und da drinnen aufgeräumt?"
„Ja, Dad, das haben wir. Die Lebensmittel, die noch übrig waren, sind in dieser Tasche." Er zeigte auf eine rote Kühltasche, die neben ihren Rucksäcken stand.
„Ich muss euch loben", sprach Caleb dann weiter. „Ihr habt an alles gedacht. Kleidung, Essen, Hygieneartikel, Gleitgel", meinte er lachend, als Reed ihm seinen Ellenbogen in die Seite stieß.
„Cale", zischte Reed und sah ihn errötend an. Er zuckte nur lachend mit den Schultern und zog ihn wieder an seine Seite.
„Nun gut, wir sollten uns dann so langsam mal auf den Weg machen. Morgen ist wieder Schule", mischte sich Holly schließlich ein.
Während ihre Eltern die Taschen zum Auto trugen und sie verstauten, sahen sich Reed und Caleb lächelnd an.
„Wir sehen uns morgen, Babe. Ich werde dich heute Nacht unheimlich vermissen", hauchte er gegen die Lippen seines Gefährten.
Reed ließ seine Hände in Calebs Haare wandern und verwuschelte sie ihm. „Ich dich auch, Süßer. Aber morgen sehen wir uns ja wieder", versprach er und Caleb nickte, dann erst küssten sie sich noch einmal zum Abschied.
Als sie sich wieder voneinander lösten, stellte Reed fest, dass Caleb ihn auf seine Arme gehoben hatte. „Oh, duuu", lachte er. „Du kannst es einfach nicht lassen, hmmm?"
Caleb sah ihn unschuldig an. „Ich weiß nicht, was du meinst", beteuerte er und zwinkerte ihm zu.
„Ach ja? Warum hänge ich dann wie ein Baby auf deinen Hüften?" Lachend sah Reed zwischen ihnen beiden nach unten und Caleb folgte seinem Blick. Reed hatte unbewusst seine Beine um die Taille seines Gefährten geschlungen.
„Nun ja. Du bist doch auch mein Babe", meinte er selbstbewusst und zog ihn näher an seinen Körper.
„Ach so?", fragte Reed grinsend. „Das darfst du aber nur, wenn wir allein oder mit unserer Familie zusammen sind, mein dominanter Alpha-Wolf. Wenn wir in der Schule sind, möchte ich zumindest Gleichberechtigung zwischen uns beiden."
Caleb nickte zustimmend. „Alles, was du dir wünschst, Babe", sagte er leise und küsste Reed noch einmal.
Ein Räuspern störte sie beide schließlich und Caleb ließ seinen Gefährten langsam zu Boden gleiten. „So schön es auch ist, euch beide so zu sehen. Dennoch müssen wir jetzt los. Ihr seht euch ja morgen wieder. Also los jetzt, ab ins Auto", forderte Drake die beiden auf. Er hatte bereits alles abgeschlossen und wartete auf sie.
Arm in Arm liefen die beiden zu den Autos, wo die anderen bereits eingestiegen waren. Sie küssten sich noch einmal zärtlich, flüsterten sich ein paar Abschiedsworte zu und trennten sich schließlich widerwillig.
Etwas später fuhr jeder für sich nach Hause.
*****
Am nächsten Morgen wurde Reed von Caleb in seinem Auto abgeholt. Zusammen machten sie sich auf den Weg zur Schule und unterhielten sich auf dem Weg dorthin.
„Wirst du dich heute bei Milo und Yuki entschuldigen?", fragte Caleb ihn leise und warf ihm einen kurzen Seitenblick zu.
Reed schwieg einen Moment. „Es wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben", antwortete er unsicher.
Caleb, der die Unsicherheit seines Gefährten spürte, nahm dessen Hand in seine und drückte sie kurz, bevor er sie wieder ans Lenkrad legte. „Du schaffst das schon, da bin ich mir sicher. Außerdem bin ich an deiner Seite."
Reed sah Caleb liebevoll an. „Ich weiß und ich bin froh darum", gab er zu. Schweigend fuhren sie schließlich weiter.
Bei der Schule angekommen suchte Caleb einen Parkplatz, dann stiegen sie aus. Reed stand unschlüssig und mit gesenktem Kopf da, bis sein Gefährte seine Hand nahm und ihn mit sich zog. „Dort sind sie", sagte Caleb plötzlich und Reed hob den Kopf.
Seine beiden Betas saßen auf einer Bank und unterhielten sich. Dabei hockte Yuki auf den Schenkeln ihres Gefährten und schmiegte sich an ihn. Die Beta bemerkte sie beide erst, als sie näher traten. Sie sagte etwas zu Milo, der nun ebenfalls den Kopf hob. Reed hatte den Eindruck, als husche ein erleichterter Ausdruck über das Gesicht seines ersten Betas, der jedoch sogleich wieder verschwunden war.
Reed blieb stehen und krallte sich an der Hand seines Mate fest. Er war noch nie gut darin gewesen, sich zu entschuldigen.
Caleb drückte ihm beruhigend die Hand und gab ihm dann einen leichten Stoß in die Richtung seiner Freunde. Unsicher räusperte er sich mehrmals.
„Reed", begrüßte ihn Yuki schließlich mit ernstem Gesicht. Dann wandte sie sich Caleb zu und lächelte. „Hallo, Caleb. Na, alles klar so weit?", fragte sie und deutete auf ihre ineinander verschränkten Hände.
Caleb grinste und nickte. „Ja, alles gut. Reed hat euch beiden etwas zu sagen. Ihr solltet euch das anhören", sprach er weiter und zog den eben genannten näher an seine Seite.
Milo und Yuki sahen Reed neugierig und doch ernst an. Caleb flüsterte ihm noch ein paar Worte zu und schob ihn schließlich nach vorne. Reed räusperte sich erneut, dann warf er noch einmal einen Blick auf Caleb, der ihn aufmunternd anlächelte.
„Ja, also ich ...", begann er und schluckte erst einmal. „Also, was ich sagen möchte ...", wieder brach er ab.
Yuki begann zu lachen. „Du möchtest dich bei uns für dein Verhalten entschuldigen", stellte sie fest und Reed nickte erleichtert. Es war wohl doch einfacher als gedacht, doch dann sprach Yuki weiter. „Na dann mal los, Alpha. Wir hören dir zu. Aber glaube ja nicht, dass es mit einem einfachen ‚es tut mir leid' getan ist!" Seine Beta lehnte sich gegen Milo, der bisher nicht ein Wort von sich gab.
Reed hatte gehofft, dass ebendiese Worte ausreichen würden, doch Yuki belehrte ihn eines Besseren. Er gab ein leises Stöhnen von sich, dann holte er noch einmal tief Luft und begann von Neuem.
„Milo, Yuki, es tut mir leid. Ich war ein Arschloch und das gebe ich auch zu. Ich hätte nicht so reagieren und euch erst recht nicht in diese Lage bringen dürfen. Bitte verzeiht mir. Es wird nicht wieder vorkommen." Unbewusst war Reed wieder näher zu Caleb getreten, der seine Arme von hinten um ihn geschlungen hatte.
„Hast du das gehört, Milo? Er hat tatsächlich zugegeben, dass er einen Fehler gemacht hat. Er hat um Verzeihung gebeten und dabei sogar ‚Bitte' gesagt!" Yuki hatte sich ihrem Gefährten zugewandt, der sprachlos nickte. Dann drehte sich die Japanerin wieder ihrem Alpha zu. „Wo ist Reed und was hast du mit ihm gemacht?", fragte sie ernst, was Milo hinter ihr leise lachen ließ.
Reed atmete erleichtert auf, als Yuki schließlich aufstand, ihn aus Calebs Armen zog und umarmte. „Ich bin froh, dass das zwischen euch beiden endlich geklärt zu sein scheint. Ich habe dich vermisst, Alpha."
Reed erwiderte die Umarmung. Kurz drückte er sein Gesicht in Yukis Halsbeuge, da ertönte ein Knurren von gleich zwei Seiten.
Yuki löste sich lachend von ihm und trat zurück. „Schon gut, ihr beiden. Wir sind nur Freunde, sonst nichts. Kein Grund, gleich eifersüchtig zu werden", winkte sie ab.
Nun kam auch Milo auf ihn zu und hielt ihm die Hand hin. Reed ergriff sie und zog seinen Beta und gleichzeitig auch besten Freund in seine Arme.
„Tut mir wirklich leid", flüsterte er. Wieder ertönte ein zweifaches Knurren hinter ihnen. Milo drehte sich erstaunt zu Yuki um, die ihn mit einem unschuldigen Schulterzucken angrinste.
„Ich konnte einfach nicht widerstehen", meinte die Beta lachend und schnappte sich seine Hand, um ihn an ihre Seite zu ziehen. „Außerdem gehörst du mir! Alpha hin oder her."
Auch Reed wurde zurück in starke Arme gezogen und kuschelte sich erleichtert an. „Siehst du, das war gar nicht so schlimm", begann Caleb. „Aber wenn du schon jemanden umarmen musst, dann sollte das ich sein", schob er mit einem leisen Knurren hinterher.
Reed lachte leise. „So eifersüchtig, mein Süßer?" Kichernd schmiegte er sich in die warme Umarmung, die ihn umfing. Jetzt endlich fühlte sich alles richtig an.
Kurz darauf klingelte es zur ersten Stunde und sie machten sich auf den Weg zu ihrem Klassenzimmer.
*****
Zu Hause saßen Burke und Sally auf der Couch und unterhielten sich, während ihre Zwillinge vor ihnen auf einer Decke lagen und fröhliche Laute von sich gaben.
„Ich bin unglaublich froh, dass du von diesem Wolfs-Tausch-Ritual wusstest", begann Burke und zog seine Frau näher an seinen Körper.
„Das haben wir meiner Großmutter zu verdanken. Sie hat damals darauf bestanden, dass ich es lernen sollte. Sie meinte, man wisse schließlich nie, wofür es gebraucht werden würde. Zudem hat sie alles in ein Buch geschrieben, welches sie mir vermacht hat", erklärte sie und schmiegte sich an Burke.
„Dieses Ritual. Wofür ist es eigentlich gedacht? Kann man es nur anwenden, wenn Uneinigkeit herrscht?", fragte der Alpha und drückte seine Nase gegen Sallys Haare. Er liebte ihren Geruch, dennoch wollte er mehr.
Sally richtete sich auf und sah ihn neugierig an. „Warum fragst du das?"
Burke zuckte die Schultern. „Ich liebe dich, Sally. Doch du bist nicht meine Mate. Wäre es möglich, dieses Ritual auch auf uns anzuwenden? Ich möchte enger mit dir verbunden sein", begann er zu erklären. „Versteh mich nicht falsch. Ich habe Reeds Mutter ebenfalls geliebt, obwohl auch sie nicht meine Mate war und die Mondgöttin hat mir nun auch noch dich an meine Seite gegeben." Eindringlich sah er sie an. „Du hast mir zwei wundervolle Kinder geschenkt. Wir haben nie die Erfahrung machen können, wie es ist, unseren wahren Gefährten an unserer Seite zu haben. Darum habe ich mich gefragt, ob es möglich wäre ...", unsicher brach er ab.
Sally hatte die Hand vor den Mund geschlagen und eine erste Träne kullerte über ihre Wange, dann nickte sie.
„Das Ritual ist dazu gedacht, Gefährten einander näherzubringen. Egal, ob sie Mates sind oder nicht, denn nicht jeder hat das Glück, seine andere Hälfte zu finden", begann sie leise, dann sprach sie weiter. „Ja, es ist möglich, es auch auf uns anzuwenden. Aber möchtest du das denn wirklich?" Nun liefen weitere Tränen über ihr Gesicht, die Burke ihr zärtlich wegwischte.
„Oh ja. Denn du bist ein weiterer wichtiger Teil meines Lebens", bestätigte Burke und zog eine vor Glück völlig aufgelöste Sally in seine starken Arme.
Burke würde seine erste Frau immer lieben, denn sie war, wenn auch nicht seine Mate, seine große Liebe gewesen. Allerdings hatte er das Glück, auch Sally lieben zu können und er wollte der Frau an seiner Seite damit zumindest einen Teil seiner Liebe zeigen.
Am darauffolgenden Wochenende führten auch der Alpha und seine zweite Frau das Wolfs-Tausch-Ritual durch. Während Reed und Caleb auf die Zwillinge aufpassten, festigte das Ritual die Bindung von Burke und Sally.
**********
Ich wollte noch etwas von Sally und Burke einbringen und was wäre da nicht besser geeignet als das Wolfs-Tausch-Ritual um deren Bindung zu festigen?
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