26
Caleb hörte, wie die Tür im Erdgeschoss ging und roch seinen Gefährten noch bevor dieser ins Zimmer kam. Trotzdem blieb er sitzen und starrte weiter in die dunkle Nacht. Ihm war natürlich klar, dass er Reed zu einem anderen Zeitpunkt von seinen Gefühlen zu ihm erzählen musste, aber noch nicht sofort. Dazu war er sich einfach zu unsicher, denn er hatte Angst vor der Reaktion seines Gefährten.
„Cale?“ Reed rief leise seinen Namen und er drehte den Kopf, um diesen anzusehen.
„Hast du die ganze Zeit auf mich gewartet?“ Sein Mate war näher getreten und stand nur noch einen Schritt von ihm entfernt. Er nickte. „Warum?“ Reed sah ihn fragend an.
Caleb dachte nach. Was sollte er antworten? Ihm erklären, dass er Angst hatte, er käme nicht zurück? Reed würde ihn verlassen? Oder ihn so sehr enttäuschen, wie er ihn enttäuscht hatte? Ihn womöglich verletzte, nicht körperlich, sondern seelisch? Dass er sich in Reed verliebt hatte, obwohl er mit all seiner Macht dagegen angekämpft und doch verloren hatte?
Der Alpha schüttelte nur abweisend den Kopf, bevor er wieder aus dem Fenster starrte. Er war zu verwirrt von allem. Den Gefühlen für den Mann, welchen die Mondgöttin ihm als Gefährten zugedacht hatte. Von Reed, der selbst nicht zu wissen schien, wie ihm geschah, und von noch so vielem mehr.
Reed überbrückte die letzte Distanz und griff nach Calebs Hand. Überrascht sah dieser auf ihre verschränkten Hände.
„Komm ins Bett. Ich will kuscheln“, sagte sein Mate leise und es hörte sich wundervoll in Calebs Ohren an.
Langsam ließ er sich hoch und zum Bett ziehen. Davor blieb er stehen. Reed gab ihm einen Stoß, sodass er auf die Matratze fiel. Von unten blickte er zu seinem Gefährten hoch. Beide waren sie immer noch nackt.
Reed krabbelte langsam über Caleb und setzte sich auf dessen Hüfte.
„Ich möchte jetzt keinen Sex und ich werde dich auch nicht von mir aus küssen“, begann er und beugte sich dabei nach vorn. Er kam damit Calebs Gesicht immer näher. „Aber ich hätte nichts dagegen, wenn du mich küsst“, flüsterte er ganz nah an den Lippen seines Mate. Dabei sah er ihm fest in die Augen.
Caleb konnte und wollte auch nicht widerstehen, legte seine rechte Hand in Reeds Nacken und zog ihn an sich. Der Kuss war sanft und zärtlich. Caleb erkundete dabei Reeds Mundhöhle und dieser ließ es zu. Immer wieder lösten sie sich voneinander, um Atem zu holen, nur um kurz darauf wieder aufeinanderzutreffen. Endlich lösten sie sich ganz voneinander.
„Das war schön“, flüsterte Reed und legte sein Kinn auf Calebs Brust ab. Er lag bereits auf seinem Gefährten und sah ihm dabei direkt in die Augen.
„Das war es“, bestätigte der Alpha und strich Reed ein paar Strähnen aus dem Gesicht. „Etwas hat sich verändert. Willst du mir verraten, was?“
Reed schüttelte sachte den Kopf. „Noch nicht, aber ich arbeite daran.“
„Okay. Aber du sollst wissen, dass ich diese Verbindung mit dir möchte. Nicht nur wegen unserer Wölfe, sondern auch, weil ...“, seufzend brach er ab. Er konnte einfach nicht weiter sprechen.
„Schon gut, geht mir genauso. Wir sollten einfach versuchen, unser Bestes zu geben und daran zu arbeiten.“ Reed richtete sich etwas auf. „Ich kann dich zwar noch nicht von mir aus küssen, soweit bin ich noch nicht. Aber was ich tun kann, ist das hier.“ Damit begann er zu grinsen, schob sich höher, drückte mit einer Hand Calebs Kopf zur Seite und verpasste diesem an seinem Hals einen wunderschönen, lilafarbenen Knutschfleck. Zufrieden betrachtete er sein Werk. „Nur schade, dass sie bei uns so schnell wieder verschwinden. Es darf ruhig jeder sehen, dass du zu mir gehörst!“
Caleb keuchte überrascht, als Reed seine Lippen auf seinen Hals drückte und anfing, daran zu saugen. Damit hatte er jetzt nicht gerechnet.
Während Reed das Ergebnis mit funkelnden Augen grinsend betrachtete, konnte er nur an eines denken. Reed hatte ihn bewusst markiert! Ohne darüber nachzudenken, zog er ihn noch einmal an seine Lippen und küsste ihn. Sein Gefährte reagierte sogleich. Nach und nach wurde der Kuss wilder, bis sie sich atemlos wieder voneinander lösten.
„Wow, das war auch schön“, keuchte Reed und konnte seinen Blick nicht von Calebs feuchten und geschwollenen Lippen nehmen.
„Das war es. Willst du mehr davon?“ Caleb starrte Reed ebenfalls auf die Lippen, dabei sah er zu, wie dieser sich über die Lippen leckte und diese sich schließlich zu einem Lächeln verzogen.
Reed konnte nur nicken, anderes war ihm gar nicht möglich. Er wollte mehr. So viel mehr, um genau zu sein. Mit einem erleichterten Seufzen begrüßte er Calebs Mund, der ihn erneut eroberte.
Eine ganze Weile küssten sie sich und rollten dabei über das breite Bett. Zuerst lag Reed oben, danach Caleb. Manchmal lagen sie, dann wiederum saßen sie. Immer wieder küssten sie sich, unterbrachen nur, um nach Luft zu schnappen.
Gelegentlich erkundete auch Reed die Mundhöhle seines Gefährten, aber die meiste Zeit war Caleb der Dominantere von beiden, was ihn wiederum nicht wirklich störte.
Endlich, nach unendlich vielen Küssen, trennten sie sich schwer atmend voneinander. Nun lag Caleb auf Reed zwischen dessen Beinen. Beide waren sie erregt, aber keiner machte Anstalten, mit dem anderen zu schlafen.
„Wow. Das sollten wir öfter machen“, keuchte Caleb und versuchte seine Atmung und gleichzeitig sein Herz zu beruhigen.
„Ich habe nichts dagegen. Aber sag mir eines. Werden wir in der Schule preisgeben, dass wir Mates sind? Ich meine ...“, Reed stockte. „... noch wissen es die wenigsten!“
Caleb wirkte enttäuscht. „Willst du es geheim halten?“, fragte er leise.
„Nein, eigentlich nicht. Wenn das mit uns klappen soll, dann finde ich, sollten alle davon wissen“, erklärte Reed überzeugt. Er hatte wirklich vor, an sich zu arbeiten und dies wäre ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Caleb fing an, erleichtert zu grinsen. „Ganz meine Meinung. Jeder soll wissen, dass du mir gehörst!“
Reed musste lachen. Irgendwie war gerade solch eine schöne Stimmung zwischen ihnen beiden, die er insgeheim sehr genoss. Vielleicht sollte er langsam anfangen, Caleb zu vertrauen. Sein Wolf drängte ihn bereits permanent dazu. „Caleb? Ich möchte dir etwas sagen. Es geht um meinen Wolf.“
„Nicht!“, fiel ihm der Alpha ins Wort und legte ihm einen Finger auf seine Lippen. „Verrate es mir erst, wenn du auch wirklich dazu bereit bist. Nur weil wir uns gerade so gut verstehen, musst du dich nicht verpflichtet fühlen, es mir jetzt zu sagen. Ich möchte es erst erfahren, wenn du mir uneingeschränkt vertraust.“
Reed blickte ihn mit großen Augen an. Das hätte er nicht erwartet. Erleichtert nickte er und drückte einen vorsichtigen Kuss gegen die Finger, die immer noch auf seinen Lippen lagen.
Caleb lachte leise. „Wir nähern uns an. Jetzt sind es schon meine Finger, die du freiwillig küsst, bald sind es meine Lippen“, meinte er frech.
Reed riss erschrocken die Augen auf. „Woaah, duuu...!“, knurrte er, was Caleb noch mehr lachen ließ. „Runter von mir, du blöder Arsch! Musstest du unbedingt die Stimmung so zerstören?“
Kichernd rollte sich Caleb von ihm, nahm Reed aber gleich mit sich, sodass dieser nun auf ihm zu liegen kam. Dann küsste er ihn noch einmal stürmisch.
Reed wehrte sich anfangs dagegen, doch plötzlich gab er nach und genoss den Kuss. Nachdem sie sich wieder voneinander gelöst hatten, musste er herzhaft gähnen. Er war noch immer müde und Caleb erging es nicht anders.
„Schlafen?“, fragte er.
„Schlafen“, bestätigte Caleb.
Also legten sie sich wieder richtig ins Bett und Reed kuschelte sich in Calebs Arme. Kurz darauf waren beide eingeschlafen.
*****
Es dauerte noch ganze drei Tage, bis sich beide wieder vollkommen erholt hatten. In dieser Zeit gab es hauptsächlich Essen, Schlafen, Spaziergänge und Sex.
Reed rannte fast jede Nacht für knapp zwei Stunden allein durch den Wald und Caleb akzeptierte das, wenn auch nur ungern.
Dass Caleb neugierig war, wusste Reed. Darum rechnete er es seinem Gefährten hoch an, dass er ihn gehen ließ, ohne nachzufragen. Nun saß Reed, wie jede Nacht, wieder bei ihrem Felsen und starrte in die Ferne. Heute hingen schwere Wolken am Himmel und es roch nach Regen.
„Wann willst du es ihm sagen?“ Lark meldete sich zu Wort und Reed gab nur ein Brummen von sich. „Du weißt, dass du es bald tun musst“, beharrte sein Wolf und wieder kam von ihm nur ein Brummen.
„Ich wollte es ihm ja sagen, aber er hat es nicht hören wollen. Er hat gesagt, ich solle mir Zeit lassen.“
„Verdammt, Reed, das ist mir egal. Ich möchte mit Zero laufen. Weißt du überhaupt, was du uns allen mit diesem Aufschub antust?“ Lark war wütend und er konnte es verstehen.
Zurzeit lief es richtig gut zwischen ihnen beiden und Caleb war sehr aufmerksam und zärtlich. Obwohl er selbst kein einziges Mal mehr in seinem Gefährten war, fand er das in Ordnung so, denn Caleb verwöhnte ihn auf jede erdenkliche Art und Weise.
„In Ordnung. Am übernächsten Wochenende sage ich es ihm. Zuvor möchte ich jedoch erst noch sehen, wie er zu mir steht, wenn wir nächste Woche in der Schule sind“, lenkte Reed ein und er hörte, wie Lark aufgeregt winselte.
„Oh ja, endlich. Ich freue mich so, endlich mit Zero herumzutollen. Was wird er für Augen machen, wenn er mich sieht!“ Der Wolf konnte vor lauter Aufregung nicht ruhig liegen bleiben und fing an, sich im Gras zu wälzen.
Reed überließ seinem Wolf die Führung und dieser nutzte die Chance und fing an zu laufen. Immer schneller rannte er zwischen den Bäumen hindurch, jagte Hasen und Marder oder rannte durch das Wasser eines Baches.
Da es kurz darauf anfing zu regnen, machte er sich auf den Rückweg zu Caleb. Als er endlich dort ankam, lag ein Handtuch für ihn bereit. Mit einem Lächeln verwandelte er sich. Notdürftig trocknete er sich ab.
Bevor er in Calebs Zimmer ging, spülte er in der Dusche noch schnell den Dreck von seinem Körper. Leise betrat er anschließend das Schlafzimmer.
Caleb hörte ihn kommen und drehte sich um. Wie jedes Mal, wenn Reed verschwand, stand er am Fenster und blickte hinaus. Als er sah, dass es anfing zu regnen, legte er seinem Gefährten auf der Terrasse ein Handtuch bereit und machte ein paar Sandwiches, die nun für sie beide auf dem Tisch standen.
„Hey“, begrüßte Reed ihn und kam auf ihn zu. Noch immer küsste er ihn nicht auf die Lippen, aber mittlerweile auf viele andere Stellen. Dieses Mal knabberte er an Calebs Hals.
„Hey“, antwortete sein Gefährte leise und legte den Kopf zur Seite, damit Reed besseren Zugang hatte. Noch keiner der beiden hatte dem anderen etwas über ihre Gefühle preisgegeben. Sie hatten zu viel Angst.
„Komm, ich habe ein paar Brote für uns gemacht“, sprach Caleb weiter und nahm seine Hand. Dann führte er ihn zum Nachttisch, auf dem zwei gefüllte Teller standen.
Schweigend setzten sie sich auf das Bett und aßen alles auf. Danach legten sie sich hin und kuschelten sich aneinander.
„Morgen muss ich wieder nach Hause“, begann Reed und hörte Caleb seufzen. Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht.
„Ich weiß, leider“, antwortete der Alpha und zog Reed enger an sich.
„Übermorgen ist wieder Schule. Die Ferien sind vorbei.“
„Auch das ist mir bewusst. Aber ganz ehrlich, Babe. Ich möchte lieber hier bleiben, mit dir.“
Reed lachte leise. „Geht mir genauso.“
Sie unterhielten sich noch ein wenig miteinander über Belangloses, dann schliefen sie gegen fünf Uhr morgens wieder ein.
***********
Bin mal gespannt, was Caleb dazu sagt, wenn er Reeds Geheimnis erfährt.
Allerdings liegt noch zwei ganze Wochen bis zum Geständnis dazwischen. In dieser Zeit kann noch sehr viel passieren! 🤔
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