21
Am Samstag war der Tag, an dem Reed zurück zu seinem Rudel wollte. Er stand neben Caleb am Flughafen und verabschiedete sich von seinem Onkel, indem er versprach, bald mal wieder vorbeizukommen.
„Grüß Yuki von mir. Sie wird zu Hause schon auf dich warten“, sagte Garret und umarmte seinen Neffen.
„Yuki?“ Reed blickte seinen Onkel fragend an. An seine Beta hatte er gar nicht gedacht. Zu sehr war er mit anderen Dingen beschäftigt gewesen.
„Zum Beispiel damit, Caleb auf Abstand zu halten und ihm böse zu sein“, knurrte sein Wolf Lark beleidigt, doch Reed ignorierte ihn.
„Ja, deine Beta. Sie ist an dem Tag hier abgereist, an dem du hier angekommen bist. Ich habe sie zu euch geschickt, damit sie nicht mitbekommt, wie du ...!“ Garret brach ab.
„Wie ich sterbe?“, half Reed nach und sein Onkel nickte.
„Aber das ist ja zum Glück noch mal gut gegangen. Also grüß sie schön von mir und pass auf mein Mädchen auf.“
„Mache ich“, gab Reed zur Antwort und trat zurück, damit sein Onkel sich Caleb zuwenden konnte.
Auch Caleb verabschiedete sich und schüttelte die Hand von Reeds Onkel.
„Halt mich ja auf dem Laufenden, wie es zwischen euch beiden läuft. Ich möchte wissen, wie lange er dich zappeln lässt“, flüsterte er dem jungen Alpha zu und lachte, als er Reeds wütenden Blick sah.
„Du weißt schon, dass ich hören kann, was du zu ihm sagst? Was ist das eigentlich zwischen euch beiden? Du bist mein Onkel und hast zu mir zu halten“, keifte Reed und zeigte beleidigt zwischen den beiden Hin und Her.
Garret lachte nur und schlug Caleb freundschaftlich auf die Schulter. „Ich wünsche dir viel Glück, gute Nerven und Durchhaltevermögen. Ich bin mir sicher, eines Tages kann er dir nicht mehr widerstehen.“ Damit drehte er sich um, hob die Hand zum Abschied und verschwand.
„Du scheinst dich mit meinem Onkel ja gut zu verstehen“, meinte Reed spitz und Caleb nickte grinsend.
„Er ist toll und er hat mir ein paar nützliche Tipps deinetwegen gegeben“, lachte der Alpha und schnappte sich ihre Taschen.
Reed schnaubte beleidigt, dann wurde ihm bewusst, was Caleb gerade gesagt hatte. „Tipps? Meinetwegen? Wie konntest du nur?“, begann er und wurde dabei immer lauter. „Du mieser Verräter“, schrie er schließlich seinem davon eilenden Onkel hinterher.
Caleb lachte daraufhin nur in sich hinein und lief zu ihrem Flieger. Reed folgte seinem Gefährten und brummelte dabei leise vor sich hin.
*****
Nachdem sie aus dem Flieger gestiegen waren, wurden sie von ihren Eltern begrüßt. Alpha Burke zog seinen überrumpelten Sohn direkt in seine Arme und schniefte leise.
Überrascht hielt Reed seinen Vater fest, bis dieser sich wieder gefangen hatte. Obwohl sie täglich telefonierten, wurde Burke von seinen Gefühlen überwältigt.
„Dad, es ist alles okay. Mir geht es gut, wirklich“, versuchte Reed seinen Vater zu beruhigen. Hilflos streichelte er diesem sonst so starken Mann über den Rücken. So emotional hatte er seinen Vater noch nie gesehen.
Der Alpha nickte an Reeds Schulter, schniefte noch einmal und hob endlich den Kopf. „Himmel, Junge. Ich dachte wirklich, ich hätte dich verloren!“ Seine Stimme klang brüchig.
„Aber das hast du nicht. Caleb hat mich noch rechtzeitig gefunden und unsere Verbindung vollendet“, erklärte Reed.
„Caleb ...“, knurrte Burke und drehte sich dem jungen Mann hinter sich zu. Aus einem Impuls heraus zog er auch diesen Wolf in seine Arme. „Ich danke dir. Du hast ihn gerettet und dafür danke ich dir.“
Caleb wusste nicht, wie er sich verhalten sollte, also blieb er steif stehen und wartete, bis er wieder los gelassen wurde. Dann kam der Schlag auf seine Nase, mit dem er nun wirklich nicht gerechnet hatte. Er stolperte überrascht nach hinten und legte sich schließlich flach. Von seinen Eltern kam ein empörter Aufschrei und er hob beruhigend die Hand.
„Das ist dafür, dass du ihn erst in diese Lage gebracht hast!“ Burke sah von oben auf ihn hinab, dann streckte er seine Hand aus und half Caleb hoch.
Reed stand plötzlich an Calebs Seite und hielt ihm ein Taschentuch entgegen. „Hier, deine Nase blutet“, sagte er kurz angebunden. „Aber das hast du mehr als nur verdient“, fügte er noch hinzu.
„Ich weiß“, seufzte der Alpha und drückte sich das Tuch auf seine Nase. Insgeheim freute er sich darüber, dass sein Gefährte sich um ihn zu sorgen schien.
Reed ging zurück zu seinem Vater und zusammen machten sie Anstalten zu gehen.
„Reed?“ Caleb wollte wissen, wie es jetzt weitergehen sollte. Der Angesprochene drehte sich noch einmal um und hob fragend eine seiner Brauen. „Darf ich dich besuchen?“ Caleb wirkte bei seiner Frage unsicher. Er stand da, mit seiner blutigen Nase und hatte dieses Bitten in seinen Augen. Er wirkte wie ein trauriger Welpe.
Reed sah ihn nachdenklich an und schüttelte den Kopf. „Gib mir etwas Zeit, damit ich das Durcheinander in meinem Kopf sortieren kann. Ich melde mich dann bei dir.“
Caleb nickte betrübt. Seit er seinen Gefährten kennzeichnete, hatte er nicht mehr mit ihm geschlafen und seine Sehnsucht wuchs so langsam ins Unerträgliche. Wie konnte es sein, dass Reed so entspannt blieb, wenn er selbst deswegen fast einging? Traurig sah er seinem Gefährten hinterher, der schließlich mit seinem Vater aus seinem Blickfeld verschwand.
Drake und Holly spürten die Traurigkeit ihres Sohnes und zogen ihn schweigend in ihre Arme. Caleb konnte nun nicht mehr an sich halten und fing an zu schluchzen. Er war wirklich unglücklich, auch wenn er das seinem Gefährten niemals zeigen würde.
Es dauerte etwas, bis er sich gefangen hatte. Kurz darauf waren sie auf dem Rückweg zu ihrem Zuhause.
*****
Reed wurde zu Hause von Sally begrüßt, die ihn stürmisch in ihre Arme zog. Erstaunt stellte der junge Alpha fest, dass seine Stiefmutter wieder schlank war.
„Oh, sie sind da! Warum habt ihr mir nichts davon verraten? Kann ich die beiden sehen?“ Reed blickte zwischen seinem Vater und Sally hin und her.
Sein Vater lachte voller Stolz und zog ihn mit sich ins Wohnzimmer, wo eine große Wiege stand.
„Wir wollten, dass du dich erst einmal etwas erholst und wie ich sehe, hat es dir gutgetan. Aber das zwischen dir und Caleb ist noch nicht gut, oder?“ Burke führte seinen Sohn zu den Zwillingen, die ihn neugierig betrachteten.
Reed schüttelte den Kopf. „Nein“, gab er zu, dann widmete er seine Aufmerksamkeit den Kindern. Das eine Baby hatte seine kleine Faust in den Mund gesteckt und nuckelte eifrig daran. Das andere spielte mit seinen Füßen und gluckste zufrieden vor sich hin.
„Woah, die sind ja niedlich! Wie heißen sie denn?“ Reed beugte sich über die Wiege und streichelte dem an der Faust nuckelnden Baby zärtlich über die Wange.
Das Kleine griff sofort nach einem seiner Finger und steckte ihn sich in den Mund. Reed unterdrückte ein Lachen.
„Der Junge, der sich gerade ausgiebig mit deinem Finger beschäftigt, heißt Raymond und das Mädchen ist unsere Melina“, erklärte sein Vater.
„Hallo Ray, hallo Mel. Willkommen in der Familie“, sagte Reed leise und lachte, als der Junge ein freudiges Quietschen von sich gab und das Mädchen ihm zu antworten schien.
Reed entzog dem Kleinen vorsichtig wieder seinen Finger und drehte sich zu seinem Vater um. „Das habt ihr beide tatsächlich gut hinbekommen. Sie sind wirklich süß.“
Burke sah seinen Sohn stolz an. „Verdammt, Junge. Ich bin so froh, dass es dir gut geht. Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn ich dich auch noch verloren ...“ Der Alpha brach erschüttert ab.
Sally nahm ihren Mann tröstend in die Arme. Auch sie hatte sich große Sorgen um Reed gemacht und war ebenso erleichtert, ihren Stiefsohn lebendig wiederzusehen.
Erst nachdem sie entbunden hatte, rückte Burke mit der Sprache heraus, was los war. Sie war im ersten Moment völlig geschockt gewesen. Doch die Nachricht, dass Reed überleben würde und ihre Babys, die sie nun brauchten, brachten sie wieder zu sich.
„Garret hat gesagt, dass Yuki hier ist. Wo steckt meine Beta denn?“ Reed blickte seinen Vater fragend an.
Burke lachte und Sally kicherte, was den jungen Alpha neugierig machte.
„Yuki ist bei Milo. Ich habe den beiden schon eine Nachricht geschickt und sie zum Abendessen eingeladen. Wie ich Milo kenne, wird er jeden Augenblick hier sein“, antwortete sein Vater, da hörte man bereits ein Auto die Einfahrt herauffahren.
„Und da sind sie schon“, lachte Sally und löste sich von Burke, der sie in seine Arme gezogen hatte. „Ich bin dann mal in der Küche und bereite das Abendessen zu.“ Damit war sie auch schon verschwunden.
Reed lief zur Tür und öffnete sie. Voller Freude blickte er seinem ersten Beta entgegen, der grinsend auf ihn zukam und Yuki im Arm hielt.
„Hallo, ihr zwei. Aber was...?“, sprachlos brach er ab.
„Hey, Kumpel. Wie geht es dir? Hast du abgenommen?“ Milo umarmte seinen Alpha stürmisch und hielt ihn dann auf Armeslänge von sich, um ihn genauer zu betrachten.
„Ein wenig“, wich Reed aus und blickte zwischen Yuki und Milo hin und her. „Was läuft denn da zwischen euch beiden?“
Milo errötete ertappt und blickte zu Boden. Yuki rammte ihm den Ellenbogen in die Seite und lachte gehässig.
„Du Feigling“, kicherte sie, dann umarmte auch sie ihren Alpha. „Tja, was soll ich sagen? Milo und ich sind Mates“, ließ sie die Bombe platzen.
„Echt jetzt?“ Reed starrte erstaunt zwischen den beiden Hin und Her. „Ich denke doch, du hast es ihm nicht allzu leicht gemacht“, sprach er schließlich weiter und blinzelte Yuki zu.
„Hmpf“, kam von Milo und Yuki lachte.
„Du kennst mich einfach zu gut, Reed.“ Grinsend stieß sie ihre Schulter gegen die Milos. „Ich habe ihn zum Kampf herausgefordert und natürlich gewonnen!“
„Aber nur, weil ich dich habe gewinnen lassen“, verteidigte sich Milo und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust.
„Richtig, so wie du mich die anderen fünfmal hast gewinnen lassen“, meinte Yuki trocken und alle fingen an zu lachen.
„Yuki ist schon etwas Besonderes. Sie ist unglaublich schnell“, gab Reed zu bedenken. „Wenn es dich tröstet, ich habe auch ein paar mal gegen sie verloren.“
Milo starrte seinen Alpha überrascht an. „Duuu?“
Reed nickte. „Ich sagte doch schon. Sie ist schnell. Darum ist sie meine Beta, obwohl sie ein Mädchen ist.“
„Ich schwöre dir, sie ist kein Mädchen. Sie ist eine Teufelin im Körper einer Traumfrau“, brummte Milo, was die anderen beiden erneut zum Lachen brachte. „Aber ich liebe sie und sie gehört ganz allein mir“, fügte er noch stolz hinzu und zog Yuki wieder an sich.
„Kommt, gehen wir hoch in mein Zimmer, da können wir uns in Ruhe unterhalten, bis es Abendessen gibt“, schlug Reed vor und lief voraus. Milo und Yuki folgten ihm.
In seinem Zimmer machten sie es sich auf seinem Bett bequem und tauschten Neuigkeiten, bis sie zum Essen gerufen wurden.
*****
Auch Caleb richtete sich zu Hause wieder ein und wartete darauf, zum Abendessen gerufen zu werden. Er lag auf seinem Bett und starrte betrübt an die Decke.
„Wir müssen wegen Reed unbedingt etwas unternehmen“, begann Zero und Caleb stimmte ihm ohne zu zögern zu.
„Aber was? Ich weiß nicht, was ich tun soll. Reed kann aber auch dermaßen stur sein“, antwortete Caleb betrübt.
„Geh zu ihm und fick ihm einfach das Hirn raus. Danach wird er uns schon vergeben“, meinte sein Wolf voller Ernst und Caleb lachte leise. Sein Wolf war schon immer sehr dominant und Caleb wusste längst, dass dieser sich dagegen wehren wird, wenn Reed kam, um mit ihm zu schlafen.
In seinen Gedanken versunken und im Disput mit seinem Wolf schlief er schließlich ein, bis seine Mutter ihn zum Abendessen rief.
**********
Wie es wohl mit Reed und Caleb weiter geht? 🤔
Ehrlich... Ich habe keine Ahnung. Oder doch? 😂
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