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Reed konnte nicht verhindern, dass sich Sorge und seine Liebe zu Caleb in seinen Augen zeigte. Zu spät wandte er den Blick ab und das war ihm leider auch bewusst. 

Er wusste auch, dass Caleb es gesehen hatte, also zischte er das Erstbeste, was ihm in den Sinn kam. „Das macht es trotzdem nicht leichter für dich. So schnell verzeihe ich dir nämlich nicht!“ Damit griff er nach der verstauchten Hand des Alphas, beugte sich darüber und tastete sie vorsichtig ab. 

Caleb lächelte erleichtert und beugte sich nach vorn. „Zumindest wirst du mir früher oder später irgendwann verzeihen. Das ist das Einzige, was zählt“, flüsterte er leise in Reeds Ohr.

Dem Alpha mit den türkisfarbenen Augen lief ein angenehmer Schauer über den Rücken und er stöhnte genervt. „Eher später“, grummelte er, was Caleb ein leises Lachen entlockte. 

Verärgert drehte Reed die Hand um, die er gerade untersuchte. Sein Gefährte holte erschrocken Luft, als ihn ein scharfer Schmerz durchfuhr. 

„Geschieht dir nur recht“, fauchte Reed patzig und blickte Caleb direkt in die warmen, braunen Augen. „Hör einfach auf, mich zu är... hmpf!“

Caleb hatte nicht widerstehen können, Reed seine andere Hand in den Nacken gelegt und ihn näher an sich gezogen. Bevor der Wolf reagieren konnte, trafen ihre Lippen bereits aufeinander. 

Reed wehrte sich anfangs etwas dagegen und drückte gegen Calebs Brust. Er spürte dessen wild klopfendes Herz unter seinen Händen und gab schließlich zögernd nach. 

Caleb bemerkte Reeds Nachgiebigkeit und zog ihn noch näher, ohne den Kuss dabei zu unterbrechen. Seine Lippen bewegten sich fordernd gegen die des anderen. 

Plötzlich spürte er, wie sich Reeds Zungenspitze zwischen seine Lippen schob und öffnete den Mund. Obwohl sein Wolf ihn dazu drängte, seine Dominanz zu zeigen, ließ er mit einem leisen Knurren zu, dass Reed seine Mundhöhle erkundete. Sein Gefährte saß bereits auf seinen Schenkeln und schmiegte sich an ihn. Reeds eine Hand wanderte hoch in seinen Nacken und verfing sich in seinen Haaren. 

Caleb stöhnte leise in den Kuss, denn es fühlte sich einfach zu gut an. Auch Calebs Wolf Zero genoss die Nähe zu seinem Gefährten. Er hatte sich schon immer zu Reed hingezogen gefühlt und nun wusste er auch warum. Reed und sein Wolf Lark waren ihre zweite Hälfte.

Reed hörte Caleb stöhnen und wurde mutiger. Dass der Alpha so sehr auf ihn reagierte, faszinierte und erschreckte ihn gleichermaßen. Sanft umschmeichelte er die Zunge seines Gefährten, lockte und saugte daran. 

Caleb hingegen konnte es kaum glauben. Reed schmiegte sich an ihn und küsste ihn auch noch von sich aus. Allerdings musste er sich sehr zusammenreißen, nicht die Kontrolle zu übernehmen. Sein Wolf machte es ihm auch nicht gerade leichter, denn er drängte ihn regelrecht dazu, die Initiative zu übernehmen. „Versuch es doch wenigstens“, knurrte Zero ihm zum wiederholten Male an.

Um dem nervigen Gequengel zu entkommen, drückte er sachte gegen Reeds Zunge und stellte erstaunt fest, dass sein Mate tatsächlich nachgab. Vorsichtig folgte er ihm in dessen Mund und erkundete diesen nun seinerseits. 

Reed stöhnte in den Kuss. Caleb konnte wirklich ausgezeichnet küssen. Auch wenn er es nicht gerne zugab, er mochte es, wenn der andere ihn dominierte. Allerdings wollte er zumindest einmal mit Caleb schlafen und dabei der Dominante sein. Er musste wissen, wie es war, tief in seinem Gefährten zu stecken und dabei zu kommen. 

Vorsichtig löste sich Reed von dem Verletzten und sah ihm tief in die Augen. „Glaub ja nicht, dass ich immer so nachgiebig sein werde und komm mir ja nicht auf die Idee, das auszunutzen und mit mir zu schlafen. Du warst damit einverstanden, dass ich mit dir schlafen darf.“ Damit stand Reed auf und packte das Wasser und den Lappen zusammen. 

„Wann willst du es tun? Mit mir schlafen?“ Caleb musste es wissen, damit er sich seelisch schon einmal darauf vorbereiten konnte.

Reed erstarrte mitten in der Bewegung. Mit solch einer Frage hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Nachdenklich kaute er auf seiner Unterlippe.

„Später, wenn wir zurück sind“, sagte er leise. Allerdings wollte er sich erst einmal von seinem Gefährten fernhalten, um sich zu sammeln. 

„In Ordnung. Ich freue mich schon darauf“, antwortete Caleb und klang dabei nicht wirklich überzeugt. 

Reed grinste nur wissend und verschwand anschließend im Inneren des Hauses. 

Zurück blieben Caleb und Garret, der nackt an der Veranda lehnte und alles still beobachtet hatte. 

„Dräng ihn nicht und verwöhne ihn ein wenig, dann wird er dir bestimmt bald vergeben“, riet er ihm leise. Reed sollte schließlich nicht mitbekommen, dass er dem Alpha gerade diese Tipps gab. 

Caleb sah ihn direkt an. „Er liebt mich. Das habe ich in seinen Augen gesehen.“

„Natürlich liebt er dich, ihr seid Mates. Aber du hast ihn mit deinem Verhalten gleich mehrmals tief verletzt. Das Gute an meinem Neffen ist, dass er eigentlich recht schnell verzeiht. Allerdings ist er bei dir nachtragender als bei jedem anderen, den ich kenne.“ Garret starrte ihn nachdenklich an. „Vielleicht liegt es daran, dass er dir nicht vertraut. Aber sobald er dir seinen Wolf gezeigt hat, hast du es fast geschafft.“

„Was ist denn mit seinem Wolf? Ich habe ihn, wenn überhaupt, immer nur von Weitem gesehen.“ Caleb hatte diese Frage nicht zurückhalten können. Zu groß war seine Neugier.

„Das, mein Lieber, musst du schon allein herausfinden. Nur wenn er sich dir in seiner Wolfsform zeigt, kannst du dir sicher sein, dass Reed dich uneingeschränkt akzeptieren wird.“ Garret schnappte sich seine Kleider von dem Stuhl, auf dem sie lagen, und folgte Reed ins Haus. 

*****

Caleb blieb noch einen Augenblick lang sitzen, dann stand auch er auf, nahm seine Kleider und ging hoch in sein Zimmer. Er musste duschen, dann bräuchte er erst einmal sehr viel Schlaf. Er hatte Nachholbedarf, das war ihm beim Kampf mit den fremden Wölfen bewusst geworden. Seine Reaktionen waren verlangsamt gewesen, was ihn auch sein Leben hätte kosten können. Nur durch Garrets Eingreifen war er am Leben geblieben. 

Während er duschte, entspannte er sich ein wenig. Mit den Gedanken bei seinem Gefährten seifte er sich ein und wusch sich die Haare. 

„Denkst du, er verzeiht dir?“ Zero meldete sich in ihm zu Wort.

„Ich hoffe es. Zumindest werden wir unser Bestes geben“, antwortete Caleb seufzend. „Außerdem, was heißt hier mir? Du und ich sind eins! Er muss uns beiden verzeihen“, meinte Caleb bissig. 

„Tatsache ist aber, dass du ihn nicht akzeptieren wolltest und damit verletzt hast. Ich wollte das nicht und das weißt du ganz genau“, meinte Zero aufmüpfig.

„Du hast recht und es tut mir auch leid. Aber denkst du nicht, dass du mir dabei helfen solltest, einen Weg zu finden, ihn um Verzeihung zu bitten und damit sein Vertrauen zu gewinnen?“ Sein Wolf schwieg.

Caleb war endlich fertig mit Duschen und trat aus der Kabine. Er nahm ein Handtuch und trocknete sich damit ab, dann trat er zum Spiegel und wischte den Beschlag ab. Mit einem tiefen Seufzen betrachtete er sich eingehend.

Er hatte abgenommen und wirkte erschöpft, was er auch war. Die Tage, in denen er sich um Reed kümmerte, waren anstrengend gewesen und forderten langsam ihren Tribut. Dicke Augenringe zierten sein Gesicht und er wirkte blass. 

Seine Augen huschten zu den Knutschflecken, die Reed ihm auf die Haut gesetzt hatte. Wegen der schnellen Selbstheilung seines Wolfes waren sie nur noch als leicht gelbliche Flecken zu erkennen. 

Enttäuscht seufzte er erneut. Caleb hätte diese Flecken gerne noch länger auf seiner Haut durch die Gegend getragen. Jeder sollte sehen können, dass er zu Reed gehörte. 

Der Alpha schlüpfte in seine Boxershorts und zog sein Shirt über, dann machte er sich auf den Weg in sein Zimmer. Obwohl er Hunger hatte, entschloss er sich nichts mehr zu essen, denn er wollte nur noch schlafen. 

*****

Reed war direkt in die Küche gegangen, um sich etwas zum Essen zu machen. Ohne, dass es ihm bewusst war, machte er statt nur einem Sandwich für sich, gleich drei. 

Verwundert blickte er auf die Brote und schüttelte den Kopf. Sein Unterbewusstsein hatte ihn anscheinend dazu verleitet, auch ein paar Brote für Caleb zu machen. 

„Wir spüren es, wenn es ihm nicht gut geht. Richtig?“ Sein Wolf meldete sich zu Wort. 

Reed brummte nur zustimmend. Es war einfach nur lästig. Er wollte nicht spüren, wenn Caleb Schmerzen oder Hunger hatte. Geschweige denn diese verdammte Sehnsucht, die der Alpha verspürte, wenn er ihn sah.

„Ich hasse das und möchte das nicht!“ Reed biss wütend in sein Sandwich. „Das kann nur bedeuten, dass er früher oder später auch meine Gefühle spüren wird.“ 

„Verzeih ihm doch einfach. Dann wird es für beide Seiten leichter“, schlug Lark bittend vor. 

Reed seufzte leise. „Du weißt, das kann ich noch nicht. Ich wäre seinetwegen fast gestorben“, meinte er stur.

„Das ist mir schon klar, ich wäre schließlich mit dir gestorben“, klärte sein Wolf ihn auf. „Dennoch ist er unser Gefährte. Außerdem hat er alles gegeben, um schnell zu uns zu kommen. Er wusste nicht, was er uns damit antun würde, als er dir seinen Biss verweigerte.“

Reed schwieg trotzig. Sein Wolf hatte ja recht, aber er war in seinem Stolz verletzt, denn Caleb hatte ihn nicht nur einmal abgelehnt. 

„Es tut mir leid, Lark, aber ich kann ihm noch nicht verzeihen. Auch, wenn mein Körper und du ihn wollen. Ich habe einfach zu große Angst, dass er mich ein weiteres Mal ablehnt. Noch einmal würde ich nicht überstehen“, wütend wischte Reed sich die Tränen, die sich gebildet hatten, aus den Augenwinkeln. 

„Ich verstehe“, war alles, was sein Wolf dazu sagte, dann blieb es still. 

Reed schnappte sich den Teller mit den Broten und eine Flasche Wasser und stieg damit die Treppe nach oben. Er hörte die Dusche rauschen und wusste, dass Caleb im Bad war. So nutzte er die Gelegenheit und brachte den Teller in dessen Zimmer. 

Dort stellte er die Sachen auf dem Nachttisch ab und sah sich um. Auf dem Bett lag ein Shirt von Caleb. Neugierig ging er näher und hob es hoch. 

Calebs Geruch haftete daran und Reed drückte seine Nase hinein. Sehnsucht überkam ihn und für einen weiteren kurzen Moment war er versucht doch noch nachzugeben. 

Kopfschüttelnd legte er das Shirt zurück auf das Bett und verließ eilig wieder das Zimmer. 

*****

Als Caleb zurück in sein Zimmer kam, blieb er überrascht stehen. Er roch seinen Gefährten und ließ seinen Blick suchend durch das Zimmer schweifen. Enttäuscht stellte er fest, dass Reed nicht da war, dann entdeckte er die Sandwiches und das Wasser auf seinem Nachttisch. 

Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Reed schien besorgt und kümmerte sich um ihn, wurde Caleb bewusst. Anscheinend ermöglichte sein Gefährte ihnen unbewusst, sich zu vertragen. Er musste nur geduldig sein. 

Caleb setzte sich an die Bettkante und griff nach einem der Brote. Während er aß, dachte er an Reed. Er freute sich schon darauf, endlich wieder mit ihm zu schlafen und das würde er ganz sicher. 

Allerdings müsste er erst einmal selbst unten liegen. Vielleicht gefiel es ihm ja, selbst gevögelt zu werden. 

„Quatsch“, schrie sein Wolf aufgebracht in ihm und er zuckte erschrocken zusammen. „Wir sind nicht dazu geschaffen, gefickt zu werden, also lass diese Überlegung!“

Caleb lachte leise. Sein Wolf hatte recht. Er würde es ein einziges Mal zulassen, dass Reed in ihn durfte, denn er hatte es versprochen. Nur dann musste er Reed davon überzeugen, dass es umgekehrt viel besser war und er würde alles dafür tun, seinen Willen durchzusetzen. 

Das Gefühl in seinem Gefährten zu sein war unbeschreiblich gut und fühlte sich absolut richtig an, deshalb würde er alles daran setzen Überzeugungsarbeit zu leisten, auch wenn das bedeutete, dass er bei seinem Mate jedes Mal einen Blowjob machen musste. 

Erwartungsvoll leckte er sich über die Lippen, als er an Reeds Geschmack dachte. 


**********

Reed sollte mal so langsam ein Einsehen haben und Caleb verzeihen. Allerdings wurde er ziemlich verletzt. Ob Caleb ihn noch einmal enttäuschen wird? 🤔

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