19
Nachdem Caleb nicht zum Abendessen erschienen war, suchte Reed nach ihm. Nur mit einer Boxershorts und einem Shirt bekleidet fand er den Wolf schlafend auf dem Rücken in dessen Bett liegend vor.
Für ein paar Minuten blieb Reed neben dem Bett stehen und betrachtete den hübschen Wolf. Dieser lag ganz entspannt da, eine Hand über seinem Kopf auf dem Kissen, die andere auf seiner Brust. Den Kopf hatte er zur Seite gedreht, sodass seine linke Halsbeuge zu sehen war.
Garret hatte ihm erzählt, dass sich sein Mate, während seines Fiebers, liebevoll um ihn gekümmert hatte und dabei kaum zum Schlafen kam. Er musste ziemlich erschöpft sein. Auch hatte Caleb etwas abgenommen und wirkte blass.
In Reed kam kurz der Gedanke hoch, einfach nachzugeben und die Verbindung mit dem anderen Alpha zu akzeptieren. Lark begrüßte natürlich diese Überlegung, denn sein Wolf wollte sich seinem Gefährten endlich zeigen dürfen.
Er war hin- und hergerissen zwischen der Hoffnung, es könne alles gut gehen und der Angst, Caleb würde ihn erneut enttäuschen. Noch einmal würde er das nicht verkraften.
Während er so da stand und seinen Mate beobachtete, meldete sich Lark in ihm zu Wort. „Ich möchte ihn markieren. Bitte, drück ihm unser Zeichen auf“, bettelte sein Wolf und er musste lächeln.
Was Caleb anging, war Lark sehr besitzergreifend, wie sich gerade zeigte.
„Und was ist, wenn er davon aufwacht?“ Reed blieb skeptisch.
„Das wird er nicht. Auch Zero ist kaum zu spüren. Sie sind beide im Tiefschlaf“, beteuerte sein Wolf und winselte voller Aufregung in ihm.
Reed zögerte noch einen Augenblick, dann ging er zum Bett und krabbelte vorsichtig über seinen Gefährten. Dabei beobachtete er ganz genau dessen Gesicht.
Sobald Caleb Anstalten machte aufzuwachen, würde er verschwinden. Doch der Alpha regte sich kein bisschen. Einen Moment betrachtete er seinen Gefährten von Nahem.
Caleb hatte eine kleine Narbe an der linken Augenbraue, die durch einen Kampf mit ihm entstanden war. Lange Wimpern lagen auf den glatten Wangen. Der Schatten eines Bartes war zu sehen, was den Wolf nur noch männlicher und attraktiver erscheinen ließ.
Reeds Blick glitt über die kantigen Gesichtszüge und blieben schließlich an Calebs Halsbeuge hängen. Langsam senkte er den Kopf und legte vorsichtig seine Lippen auf die weiche Haut über dessen Puls. Zart huschte seine Zunge über die Ader, wo er das ruhige Schlagen vom Herzen des Wolfes unter ihm spürte.
Calebs erregender Geruch stieg ihm dabei verführerisch in die Nase und er unterdrückte ein zufriedenes Seufzen. Er liebte diesen Geruch nach Pfefferminze mit einem Hauch Zitrone. Er war frisch und anregend zugleich.
Reed leckte noch einmal zart über die weiche Haut, dann begann er sanft daran zu saugen. Während er sich an dessen Hals zu schaffen machte, kniete er im Vierfüsslerstand über dem Alpha. Lark lauerte dabei permanent still in ihm.
Nach kurzer Zeit löste er sich von Caleb und betrachtete zufrieden den Fleck, den er hinterlassen hatte. Er leuchtete in einem wunderschönen Lila auf Calebs Haut.
„Noch eins“, forderte sein Wolf eifrig und Reed gehorchte. Dieses Mal legte er seine Lippen direkt über das Schlüsselbein, welches aus dem Kragen des Shirts heraus schaute. Auch hier platzierte er ein schönes, dunkles Mal.
Caleb rührte sich noch immer nicht und schlief seelenruhig weiter. Reed lauschte ununterbrochen dem Herzschlag seines Gefährten, nur um rechtzeitig verschwinden zu können, sollte sich dieser verändern.
„Jetzt ein letztes“, Lark wollte dem Alpha unbedingt seine Zeichen aufdrücken und Reed konnte ebenfalls nicht widerstehen. Er wollte gerade noch einmal seine Lippen an Calebs Hals ansetzen, da kam ihm eine andere Idee.
Vorsichtig kletterte er tiefer und betrachtete Calebs Oberschenkel-Innenseite. Mit einem leisen Kichern beugte er den Kopf und platzierte seine Lippen direkt unterhalb der Boxershorts.
Wieder begann er vorsichtig zu saugen. Er war fast fertig, da hörte er, wie Calebs Herzschlag sich beschleunigte.
Schnell leckte er noch einmal über die empfindliche Haut, besah sich kurz das Ergebnis, nickte zustimmend und stand auf. Dann verließ er mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht eilig das Zimmer.
*****
Caleb wusste nicht, was ihn geweckt hatte. Als er sich aus dem Schlaf kämpfte, dachte er im ersten Augenblick, er hätte Reeds Geruch in der Nase. Aber so schnell wie er das dachte, so schnell war der Geruch auch wieder verschwunden.
Verschlafen setzte er sich langsam auf, da spürte er ein Kribbeln an seinem Oberschenkel. Irritiert senkte er den Blick und war in der nächsten Sekunde hellwach.
„Was zum Teufel?“ Ratlos betrachtete er den lilafarbenen Knutschfleck an der Innenseite seines Oberschenkels. Sein Gehirn benötigte einen Augenblick, bis ihm klar wurde, was das war.
„Das kann nur Reed gewesen sein! Er hat uns markiert“, lachte sein Wolf in ihm und ein Grinsen legte sich auf sein Gesicht.
Glücklich strich er einmal über den Fleck, dann gleich darauf noch ein zweites Mal. Reed drückte ihm wirklich sein Zeichen auf und er selbst hatte davon absolut nichts mitbekommen. Dieser gerissene Wolf nutzte dazu seine Erschöpfung vollkommen aus!
Lachend stand er auf und schlurfte ins Bad. Dort erleichterte er sich, dann wusch er sich die Hände. Beim Blick in den Spiegel bemerkte er überrascht zwei weitere Male an seinem Hals und schüttelte belustigt den Kopf. Da hatte Reed sich ja wirklich sehr viel Mühe gegeben, damit er davon nichts mitbekam.
Pfeifend ging er zurück in sein Zimmer, zog sich eine Jogginghose über und lief anschließend hinunter in die Küche, um etwas zu essen.
Die Küche war leer, also öffnete er den Kühlschrank und holte sich Wurst, Käse, Butter und Salat heraus. Dann nahm er sich noch das Toastbrot und machte sich ein Sandwich.
Während er in sein Brot biss, lehnte er sich entspannt gegen die Arbeitsfläche. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass es erst kurz nach 20:00 Uhr war. Er war fast fertig mit dem Essen, da gesellte sich Garret zu ihm in die Küche.
„Ah, Caleb. Wir wollten dich zum Abendessen holen, aber Reed sagte, du schläfst. Wie es scheint, hast du ausgeschlafen. Das ist gut, denn ich wollte dich fragen, ob du mit mir die südliche Grenze ablaufen möchtest. Mir ist ein Mann ausgefallen und dort wurden fremde Wölfe entdeckt.“ Garret sah den jungen Alpha fragend an.
Caleb überlegte kurz und stimmte dann zu. Er brauchte etwas Ablenkung, da kam ihm das Angebot gerade recht.
„Hervorragend“, meinte Garret. „Dann treffen wir uns in zehn Minuten hinter dem Haus.“ Damit war er auch schon wieder verschwunden.
*****
Zur vereinbarten Zeit stand Caleb bereits auf der Veranda und wartete auf den Alpha. Dieser kam einen Augenblick später aus dem Haus, gefolgt von Reed, der wütend auf seinen Onkel einredete.
„Nein, Reed. Ich werde dich nicht mitnehmen. Du bist noch nicht in der Verfassung, um eine Patrouille zu laufen“, widersprach der Alpha.
„Aber Onkel Garret. Mir geht es schon so viel besser und die Bewegung würde mir auch guttun. Du kannst doch mich mitnehmen und Caleb kann hier bleiben.“
„Ich habe nein gesagt. Du hattest erst gestern noch Probleme mit deinem Kreislauf. Ich kann nicht nach Feinden suchen und gleichzeitig nach dir sehen, ob du nicht wieder zusammenbrichst.“
Garret begann sich auszuziehen und schüttelte den Kopf, als Reed von Neuem ansetzte, um zu widersprechen. „Lass es Reed. Ich nehme Caleb mit mir und du bleibst hier. Ende der Diskussion!“ Damit verwandelte er sich und sprang als brauner Wolf von der Veranda.
Caleb sah Reed an und zuckte mit den Achseln, dann zog auch er sich aus. Er hüpfte ebenfalls von der Veranda und verwandelte sich dann mitten im Sprung.
Garrets brauner Wolf und Calebs beige-grauer Wolf verschwanden gleich darauf im Wald.
Zurück blieb ein betrübter Reed, der sich beleidigt in einen der Sessel setzte und auf die Rückkehr der beiden Männer wartete.
*****
An der Grenze stießen Garret und Caleb tatsächlich auf fünf feindliche Wolfswandler, die bei ihnen wildern wollten. Es kam, wie es kommen sollte.
Die fünf Wandler waren sich ihrer Sache ziemlich sicher und griffen die zwei Wölfe an. Es kam zum Kampf, bei dem drei der Feinde getötet und die anderen beiden verletzt wurden und flüchteten.
Da bei dem Kampf auch Caleb verletzt wurde, sahen sie von einer Verfolgung ab.
Garret verwandelte sich und untersuchte Zero, der auf der Seite lag und leise knurrte.
„Es ist alles gut, mein Großer. Die Verletzung ist zwar tief und dein Vorderlauf verstaucht, aber das heilt bald wieder“, beruhigte er den Wolf. „Komm, steh auf, wir gehen nach Hause.“
Zero rappelte sich hoch und humpelte ein paar Schritte. Garret verwandelte sich zurück in seinen Wolf und half ihm den ganzen Heimweg, indem er ihn mit seinem Körper stützte.
*****
Reed wartete ungeduldig auf die Rückkehr der beiden Männer. Er hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache. Als sein Wolf in ihm plötzlich am Durchdrehen war, wusste er, dass etwas passiert sein musste. Da kamen Caleb und Garret auch schon aus dem Wald.
Ohne darüber nachzudenken, rannte er seinem Onkel und seinem Gefährten entgegen. Er hatte sich nicht verwandelt, da er als Wolf ganz sicher keine Hilfe wäre. Sofort stürzte er zu Calebs Wolf, der humpelte und dessen Seite blutig war.
„Scheiße, was ist passiert?“, fragte er, erhielt aber keine Antwort von seinem Mate in Wolfsgestalt.
Er und Caleb hatten sich zwar markiert, aber er sperrte seinen Gefährten immer noch aus seinen Gedanken aus, weshalb er sich nicht über einen Link mit ihm unterhalten konnte. Zero, dem das bewusst war, blickte ihn nur traurig an.
Stattdessen hörte Reed Garrets Wolf Butch über ihren gemeinsamen Link. „Wir mussten gegen fünf Eindringlinge kämpfen, dabei wurde Caleb verletzt. Aber es ist nicht so schlimm, wie es aussieht. Seine Pfote ist nur verstaucht und an der Seite wurde er gebissen. Das verheilt bald wieder.“
Reed starrte Zero besorgt an. Der Wolf gab ein zustimmendes Knurren von sich und humpelte weiter. Dabei ignorierte er Reed geflissentlich.
„Was soll das? Warum ignorierst du mich?“, rief Reed ihm wütend hinterher.
Zero gab nur ein unwilliges Schnauben von sich und lief unbeirrt weiter, was Reed ziemlich beleidigend fand.
„Caleb!“ Ohne es zu bemerken, hatte Reed den Link geöffnet und sich mit seinem Gefährten verbunden. Nun gab es für ihn kein Zurück mehr.
Zero war überrascht stehen geblieben und hatte sich umgedreht. „Du sprichst endlich über unseren Link mit mir?“ Fragend legte der beige-graue Wolf den Kopf zur Seite. „Wie komme ich denn zu dieser Ehre?“ Er konnte sich diese Bemerkung einfach nicht verkneifen.
Reed ignorierte, was Zero gesagt hatte und sprach laut weiter. „Ich möchte mir deine Verletzung ansehen! Verwandel dich endlich“, forderte er.
Sein Gefährte wandte sich jedoch einfach von ihm ab und machte Anstalten, davonzulaufen. „Caleb, bitte!“ Reeds Stimme war leise, dennoch hatte Zero ihn gehört. Er blieb stehen, blickte Reed lange abschätzend an, dann verwandelte er sich.
Reed hatte die Luft angehalten und stieß diese soeben erleichtert aus. Gleich darauf war er an Calebs Seite, der anfing zu schwanken. Er legte einen Arm um dessen Mitte und schob seine Schulter unter seine Achsel. Dadurch stabilisierte er ihn.
Caleb stützte sich schwer auf Reed, der ihn langsam zur Veranda führte. Dort setzte er sich auf einen der Sessel und ließ sich von seinem Mate untersuchen.
Reed besah sich als Erstes den Biss in Calebs Seite. Die Verletzung musste gereinigt werden, denn es war Schmutz in der Wunde, was für die Heilung nicht gerade förderlich war.
Schnell lief er in die Küche und holte ein Handtuch und eine Flasche Wasser. Dann ging er zurück, machte den Lappen nass und begann damit, die Verletzung zu säubern.
Caleb entkam ein schmerzvolles Zischen, als Reed seine Wunde berührte. Um nicht laut zu fluchen, biss er die Zähne zusammen, allerdings konnte er ein Stöhnen nicht ganz unterdrücken.
Reeds Blick flog zu Calebs Gesicht, als dieser ein Keuchen von sich gab. Sein Gefährte wirkte blass und hielt die Augen geschlossen. Seine Hände waren zu Fäusten verkrampft und er atmete abgehackt.
„Ich bin gleich fertig“, murmelte er und tupfte das restliche Blut weg. Er besah sich noch einmal das Ergebnis und richtete sich zufrieden auf. „So, fertig.“
Caleb verspürte eine leichte Übelkeit und atmete erleichtert auf, als Reed endlich fertig war.
Langsam öffnete er die Lider und blickte direkt in die wunderbaren, türkisfarbenen Seelenspiegel von Reed. Was er darin für einen Moment sah, verschlug ihm den Atem.
**********
Was hat Caleb wohl in Reeds Augen gesehen?
Und was wird passieren, wenn sie wieder zu Hause sind?
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