4. Kapitel
Angespannt wartete ich darauf, dass es klingeln würde, dass Dustin durch diese Tür marschieren würde und sich entschuldigen würde. Dass zwischen uns alles wieder gut werden würde. Ich weiß nicht wieso, aber ich wollte mich mit ihm weder streiten noch etwas anderes.
Ding Dong
Ich schreckte hoch als ich die Klingel hörte, obwohl ich so sehnlichst auf sie gewartet hatte. Oder doch eher auf Dustin?
Ich lief in den Flur um die Tür zu öffnen.
"Hey." Sagte er mit einem verschmitzten Lächeln, welches mir überhaupt nicht gefiel. Doch es war nicht Dustin. Der Junge, der vor mir stand hatte blonde Haare und braune Augen. Ich kannte ihn nicht.
"Hallo." Erwiderte ich verwirrt.
"W...wo ist Dustin?" Fragte ich in der Hoffnung, dass er um die Ecke kommen würde und mich mit seinem süßen Lächeln anlächeln würde, doch nichts geschah.
Der Typ vor mir musterte mich amüsiert.
Was ein Arsch.
Innerlich verdrehte ich die Augen über sein arrogantes verhalten.
"Ich bin sozusagen seine Vertretung." Antwortete er mir endlich, nachdem er mich gemustert hatte.
"Vertretung? Wieso? Was ist passiert?"
Meine plötzliche Besorgnis um Dustin verwunderte selbst mich. Ich kannte ihn ja noch nicht einmal wirklich.
Der Blondie vor mir zuckte gleichgültig mit den Schultern.
"Nichts. Hatte einfach kein Bock oder so. Jedenfalls war er heute in der Schule."
"Ach so...verstehe." sagte ich eher zu mir selbst als zu ihm.
"Ich heiße übrigens Justin." Dabei wackelte er mit den Augenbrauen.
"Na das passt ja." Sagte ich und verdrehte nun wirklich die Augen.
"Wieso denn? Sehen wir uns etwa so ähnlich?" Justin schmunzelte.
"Ähnlich? Nein, auf gar keinen Fall. Aber eure Namen." Erwiderte ich.
"Ach so. Ja das stimmt wohl." Plötzlich war er gar nicht mehr der Arsch von vorhin, sondern ein sympathischer Junge.
"Kann ich reinkommen?" Fragte er.
Nein natürlich nicht!
Dachte ich. Aber ich wollte nicht unhöflich wirken also ließ ich ihn eintreten.
"Schicke Bude." Bemerkte er als er ins Wohnzimmer kam.
"Danke schätze ich. Gehört ja nicht mir." Sagte ich mit so einer Gleichgültigkeit, die ich von mir selbst noch gar nicht kannte.
Er lachte auf. "Du bist ja mal witzig. Natürlich gehört die nicht dir, sondern deinen Eltern."
Eltern...
Ich ignorierte diese Aussage und sah im dabei zu wie er das Haus betrachtete.
Als er immer noch da stand wie bescheuert und sich nicht rührte griff ich ein. Ich wollte schließlich nicht, dass er bis zum Abend hier stand und glotze.
"Willst du noch den ganzen Tag über hier stehen und glotzen, oder gibst du mir jetzt endlich meine Sachen und verschwindest? " Fauchte ich.
Justin sah zu mir zurück, woraufhin er sich zu mir begab. Er kam mir näher, so nah, dass sich unsere Gesichter beinahe berührten. Ich spürten die Wärme seines Körpers. Mein Herz pochte schneller und ich merkte wie meine Hände anfingen zu schwitzen. Aber ich wollte nicht zurückweichen. Den Gefallen würde ich ihm ganz bestimmt nicht tun.
"Also eigentlich würde ich den Tag ja gerne bei dir im Zimmer verbringen." Sagte er mit seiner tiefen Stimme, die mir bis jetzt noch nicht aufgefallen war.
Und das Arschloch ist wieder da.
Worüber ich sehr froh war, denn mit einem Arsch komme ich besser zurecht als mit einem charmanten Jungen.
"Wenn es weiter nichts ist." Sagte ich so, als ob mir seine Nähe nichts ausmachte. Mit dieser Antwort hatte er nicht gerechnet, denn sein Gesicht wies für einen Moment auf Verwirrung hin. Ich nutze die Chance und lief um ihn herum in die Küche. Ich hätte mich auch ins Wohnzimmer setzen können, aber dann hätte ich riskiert, dass Justin sich neben mich setzten würde und noch länger bleiben würde, was ich definitiv nicht wollte.
In der Küche trank ich ein Glas Wasser zur Beruhigung und tatsächlich schlug mein Herz wieder normal.
Als Justin in die Küche kam sah er mich einfach nur an ohne etwas zu sagen. Anscheinend hatte meine Antwort an seinem Ego gekratzt, denn er lief zurück in den Flur um die Blätter zu holen, die er mir schon vor zehn Minuten hätte geben können.
Als er wieder da war hielt er sie mir mit einem Lächeln im Gesicht entgegen. Es war nicht sein perverses Lächeln, sondern ein aufrichtiges Lächeln.
"Hier, kleine. Du hast es echt faustdick hinter den Ohren, das gefällt mir." Bemerkte er.
Ich verdrehte die Augen, gefolgt von einem Lächeln.
"Danke." Sagte ich.
"Da du ja jetzt deine Aufgabe erfüllt hast, kannst du auch gehen, nicht?" Fragte ich mit einem Grinsen.
"Weist du...ich hab es gar nicht so eilig." Erklärte Justin. Dabei sah er sich um und lief ins Wohnzimmer.
"Ich habe aber keine Zeit für lästigen Besuch." Erklärte ich ihm gereizt.
"Wo sind denn deine Eltern? Außerdem bin ich nicht lästig." Verteidigte er sich.
Jessica und Helmut sind nicht meine Eltern! Aber gut, woher soll er das bitte wissen?
"Arbeiten. Und doch, bist du." Mittlerweile nervte seine Anwesenheit enorm.
"Na also, dann haben wir ja noch genügend Zeit." Sein Mund verzog sich zu einem Grinsen und er deutete mit der Hand auf den freien Platz neben ihn.
Als ob ich mich neben dich, Widerling, setzten werde!
Da Jessica sowieso in zwei Stunden kommen würde beschloss ich einfach hoch in mein Zimmer zu gehen.
Irgendwann verschwindet er schon.
Ich atmete genervt aus und machte mich auf den Weg.
"Halt! Wohin willst du?" Fragte er als er sah, dass ich die Treppen hoch stieg.
"In mein Zimmer." Antwortet ich genervt. "Ohne dich." Fügte ich noch schnell hinzu. Nicht, dass er auf die Idee kommen würde mir zu folgen.
"Ich komm mit." Beschloss er und machte Anstalten mir zu folgen.
Oh nein! Nicht mit mir, Freundchen. Ich hab genug von dir.
Ohne eine wirkliche Vorwarnung beschleunigte ich mein Tempo und rannte die restlichen Treppen hoch um mich schließlich in meinem Zimmer einzusperren. Kichernd lehnte ich gegen die Tür und lauschte.
"Kleine? Hallo? Mach auf, dass ist nicht witzig." Schmollte er wie ein Baby.
"Ich hab einen Namen." Entgegnete ich, wobei ich ein Lachen unterdrücken musste.
"Den ich nicht kenne." Warf er ein.
Lass uns spielen.
"Okay...wenn du ihn herausfindest darfst du rein." Schlug ich ihm, mit einem Grinsen, vor.
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