2. Kapitel

Beim Essen sprach mich Frau Korner, auf die mir bevorstehende Zeit, an.

"Alexandra,..."

"Alex." Flüsterte ich leise. Sie sah mich einen Moment lang verwirrt an.

"Wie bitte?" Fragte sie über den Tisch hinweg.

"Nennen Sie mich bitte Alex." Erklärte ich ihr während ich den Tisch anstarrte.

"Und du mich bitte Jessica." Sagte sie mit einem Lächeln.

Puuhh...

Ich war erleichtert. Ich hatte befürchtet sie würde es nicht akzeptieren und mich weiterhin Alexandra nennen.

"Einverstanden." Nickte ich ihr ebenfalls leicht lächelnd zu.

"So, nachdem wir das geklärt hätten; Also, Alex, in den zwei Wochen, die du bei uns verbringst, musst du nicht zur Schule." Erklärte sie mir wie selbstverständlich.

"Was?! Ich mein...das ist kein Problem für mich aber...wie habt ihr das hin bekommen?" Ich sah Jessica und Helmut verblüfft an.

"Das war nicht allzu schwer." Begann Helmut mir zu berichten.

"Den Stoff musst du aber trotzdem nachholen." Ergänzte seine Frau.

"Jemand aus der örtlichen Schule wird jeden Schultag vorbei kommen und dir dein Zeug bringen."

"...und wer?" Erkundigte ich mich vorsichtig.

Helmut zuckte mit den Achseln, während er in seinem Teller rumstocherte.

"Das wirst du dann am Montag sehen, denke ich mal." Grinste er mich an.

"Okay." Sagte ich weniger begeistert.

Nach dem Essen huschte ich hoch in mein Zimmer, um mir frische Sachen aus dem Koffer zu holen. Danach ging ich in das, nebenan liegende, Badezimmer und duschte ausgiebig.

Als ich fertig gekleidet wieder das Zimmer betrat bemerkte ich einen Gegenstand auf dem Boden liegen.

Huh? Was ist denn das?

Langsam ging ich auf das Etwas zu, welches sich als Stein entpuppte. Vorsichtig nahm ich ihn in die Hand.

"Woher...?" Fragte ich mich selbst.

Erst nachdem ich den Stein mehrere Male begutachtet hatte bemerkte ich eine Gravierung. Ich drehte den Stein so, dass ich sie lesen konnte.

Bei Vollmond.

Stand in ungleichmäßiger Schrift auf dem grau blauen Stein. Bei Vollmond? Was soll da denn schon sein? Ja gut, außer, dass der Mond in seiner schönsten Pracht am Himmel erscheint, ist nichts besonderes.

Professionell ist anders.

Überlegte ich während ich die Schrift musterte.

Außerdem...wo kommt der überhaupt her?

Fragend blickte ich mich in meinem Zimmer um. Alles stand noch genauso an seinem Platz, wie vorher. Selbst das Fenster war noch offen.

Das Fenster! Jemand muss ihn durch das Fenster geworfen haben. Aber wer?

Schritt für Schritt ging ich auf das Fenster zu, um hinaus zu sehen. Es war schon Abend und die Dämmerung trat ein. Der Himmel war nicht mehr blau, sondern rötlich. Am Horizont konnte ich die letzten Sonnenstrahlen ausmachen.

Nachdem ich meinen Blick von dem Himmel abgewendet hatte sah ich in dunkle Bäume und Büsche. Jap, richtig gehört. Der Ausblick der sich mir, von dem Fenster aus, bot verirrte sich im dunklen dichten Grün des Waldes.

Tagsüber sieht der Wald sicher freundlicher aus.

Überlegte ich während meine Augen abwesend in das Gestrüpp von Büschen sahen.

Ich schreckte leicht zusammen, als ich in der Dunkelheit kurz zwei hellgrüne Augenpaare aufleuchten sah.

Ich bildete mir ein, dass sie mich für diesen Bruchteil einer Sekunde intensiv musterten, ehe sie verschwanden.

Fassungslos rieb ich mir die Augen, so wie man es nach dem Schlafen tat.
Ein letztes Mal hielt ich nach den hell leuchtenden Augen ausschau, falls es denn Augen waren, bevor ich das Fenster schloss, den Stein im Schreibtisch versteckte und letztendlich zu Bett ging.

Die Augen waren das letzte, an das ich dachte bevor ich einschlief.

....

"Morgen." Begrüßte ich Jessica, die gemütlich auf dem Sofa, im Wohnzimmer, saß und ihren Tee trank.

"Morgen. Gut geschlafen?" Fragte sie mit einem ruhigen lächeln.

"Ja, so ziemlich." Erwiderte ich, dabei stimmte das noch nicht einmal. Die ganze Nacht über haben mich diese Augen, oder was das auch immer war, gequält. Ich bin mehrmals schweißgebadet und panisch aufgewacht wegen ihnen. Sie waren unheimlich und so wunderschön zugleich. Und das obwohl ich sie nur ein einziges Mal gesehen hatte, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich sie in Zukunft öfter sehen werde.

Nachdem kurze Zeit später auch Helmut wach war frühstückten wir gemeinsam, woran ich mich zugegebener Maßen gewöhnen könnte.

Es war anders als im Waisenhaus. Wir redeten miteinander und lachten herzlich. Dort musste mann still an seinem Platz sitzen und im Teller rumstochern. Man war praktisch gefangen in seinen eigenen Gedanken, so ging es mir zumindest. Helmut und Jessica lenkten mich von dem ab, dass mich schon seit neun Jahren verfolgte.

...

Gähnend streckte ich mich in meinem Bett bevor ich barfuß ins Badezimmer tappste. Dort führte ich meine morgendliche Routine durch und machte mich anschließend auf den Weg zu Bob. Ich hatte vor kurzem mein Ankleidezimmer Bob getauft, so wie ich meinen Wecker Ferdinand getauft hatte.

Bob bot viel Platz für viel Kleidung, jedoch nahmen meine Kleider nur einen kleinen Teil ein, da ich nicht so viele hatte. Ich hatte sie bereits am Wochenende aus meinem Koffer gepackt und sie eingeordnet.

Im Erdgeschoss fand ich einen Zettel auf dem Esstisch vor.

"Helmut und ich sind arbeiten. Komme so gegen 15:00 Uhr wieder heim. Frühstücke dass, worauf du Lust hast.

LG Jessica."

Las ich laut vor. Ich hatte bereits geahnt, dass beide beruflich beschäftigt waren, sonst hätten sie wohl kaum so viel Geld um sich all das zu leisten. Also schlenderte ich in die Küche und sah im Kühlschrank nach, was dieser Bot.

Da ich keinen großen Hunger hatte, beziehungsweise mein Magen nur kleine Mengen verdaute, nahm ich mir einen Schokoriegel aus einem Schrank.

....

Ding Dong

Verwirrt blickte ich auf die Uhr, die über dem Fernseher an der Wand hing.

"Jessica hat doch gesagt sie kommt erst um 15 Uhr." Sagte ich nachdenklich, stand jedoch auf um dem unbekannten Besucher die Tür zu öffnen.

"Ja?" Fragte ich nachdem ich die Haustür öffnete.

Vor mir stand ein gut gebauter Junge. Er war bloß einen Kopf größer als ich und hatte braune Haare.

"Hey. Du bist Alexandra, stimmts?"

Erst jetzt bemerkte ich seine stechend grünen Augen. Sie ähnelten den grünen Augen, die mich nicht mehr richtig schlafen ließen.

"Ähm...ja. Aber bitte nenn mich nur Alex." Antwortete ich verdattert.

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