1. Kapitel
Monoton blickte ich aus dem Fenster.
Das war es dann wohl.
Dachte ich. Der junge Mann, der am Steuer saß, erweckte den Motor zum leben, wie man ein Kind weckte, dass lange zeit schlief. Die Bäume um mich herum begannen sich zu bewegen, aus meinem Blickfeld zu geraten. Genauso wie das leblose Gebäude, indem ich mehrere Jahre meines Lebens verbracht hatte.
Vielleicht wird das ein Neuanfang.
Überlegte ich während wir uns immer mehr von dem Waisenhaus entfernten. Doch die strengen Worte Frau Strohs ließen selbst den letzten Funken Hoffnung sterben.
'Zunächst einmal wirst du für zwei ganze Wochen bei Herrn und Frau Korner bleiben.'
Erklärte sie mir mit ihrer viel zu tief sitzenden Brille und den streng nach hinten gebundenen Haaren. In meinen Gedanken spielte sich die Szene noch ein letztes mal ab bevor ich müde einschlief.
'Danach entscheiden Frau und Herr Korner ob sie dich adoptieren.'
War das letzte woran ich dachte, bevor ich in einen unruhigen Schlaf fiel.
...
"Alexandra? Alexandra wach auf, wir sind da."
Zögernd öffnete ich meine Augen und blickte dabei direkt in das Gesicht Frau Korners. Stumm sahen wir uns einen Moment lang an, bis sie die Stille brach.
"Wir sind da." Wiederholte sie sich mit einem milden lächeln.
Ich nickte kaum merklich und stieg aus dem teuren Auto. Draußen kam mir die frische Luft entgegen. Ich hatte kaum Zeit um mir die Gegend anzusehen, da das Paar schon in die Richtung eines großen Hauses hetzte. Mir blieb nichts anderes übrig als ihnen zu folgen. Herr Korner stellte meinen Koffer, den er davor freundlicherweise getragen hatte, ab um das Garten Tor zu öffnen. Nachdem er es offen hielt huschte seine Frau hindurch und rüber zur Haustür. Mit einem Kopfnicken deutete er mir ich solle seiner Frau folgen, was ich auch ohne Widerrede tat. Als ich bei Frau Korner ankam hatte diese schon die Tür geöffnet.
"So. Herein spaziert, die Dame." Sagte sie fröhlich. Mittlerweile stand auch ihr Mann hinter uns. Beide warteten darauf, dass ich eintrat. Ich stieg die drei kleinen Treppen empor und setzte auch schließlich einen Fuß in das gigantische Haus. Ich kam in einem großen Flur an. Dort wartete ich darauf, dass Herr Korner mit meinem Koffer ebenfalls eintrat.
"Komm. Ich zeige dir schon mal das wichtigste solange Helmut den Koffer in dein Zimmer trägt." Sagte Frau Korner liebevoll und stupste mich leicht an.
Helmut heißt er also.
Wir gingen weiter geradeaus auf die einzig offene Tür zu, welche sich als viel zu großes Wohnzimmer entpuppte. Angrenzend befand sich eine ebenfalls große Küche mit einem Esszimmer, welches genau zwischen Küche und Wohnzimmer seinen Sitz gefunden hatte.
"Hier haben wir das Wohnzimmer mit Küche und einem kleinen Bereich zum essen."
"kleinen" ...ist klar.
Denn der Bereich war schon fast wieder zu groß für nur drei Leute.
Sie fuhr fort, ohne auf eine Reaktion meinerseits zu warten.
"Die Treppe da vorne führt in den ersten Stock. Dort befindet sich auch dein Zimmer."
Sie deutete mit ihrer Hand auf eine Holztreppe auf der rechten Seite des Wohnzimmers, die ich davor nicht bemerkt hatte.
"Und genau dort bringe ich jetzt deinen Koffer hin." Meldete sich Helmut hinter uns. Ich nickte ihm dankend zu, woraufhin er nach oben verschwand.
"Du hast bestimmt Hunger, oder?" Fragte Frau Korner, deren Vornamen ich immer noch nicht kannte, während sie die Küche anstrebte.
"J...ja." gab ich zögerlich von mir. Ich hatte zwar zuvor versucht im Waisenhaus zu essen, wurde aber von Frau Stroh und ihrer ach so tollen Nachricht unterbrochen.
"Sehr gut. Ich hatte sowieso vor zu kochen." Erklärte sie mir, dabei suchte sie in irgendwelchen Schränken nach einem Topf oder ähnlichem.
"Und du...kannst ja mal nach oben gehen und dir dein Zimmer anschauen." Sagte sie mit einem Lächeln im Gesicht.
"O..okay." antwortete ich schnell und begab mich unsicher zu den Treppen. Vorsichtig stieg ich eine Stufe nach der anderen, als ob sie jede Sekunde in sich zusammenbrechen könnten, hoch.
Als ich dann endlich oben war bot sich mir der Anblick von ungefähr fünf Türen.
Wie groß ist Bitte dieses Haus?!
Auf einer braunen Tür stand, gut leserlich, 'Alexandra' in weißen Buchstaben. Es waren Buchstaben aus Holz, die man mithilfe eines Klebers auf die Tür klebte. Bei diesem Anblick zog ich die Nase kraus.
Das muss auf jeden Fall geändert werden...und...warum steht da überhaupt schon mein Name, wenn mich das Paar doch erst heute früh ausgesucht hatte?!
Überlegte ich.
Hier stimmt etwas nicht...
Da ich davon ausging, dass sich hinter dieser Tür mein Zimmer befand, öffnete ich diese kurzerhand.
Ich weiß nicht was ich mir vorgestellt hatte, aber das was ich in diesem Moment sah übertraf all meine Vorstellungen!
Mein Zimmer war, so wie anscheinend fast jedes in diesem Haus, sehr groß. Sogar zu groß. In der Mitte befand sich ein großes Bett, welches auch noch einladend aussah. Auf der rechten Seite fand ich einen Schreibtisch vor. Gegenüber dem Schreibtisch standen zwei Regale rum und für das Licht im Zimmer sorgte das große Fenster. Ungläubig musterte ich alles genau. Erst als ich das dritte Mal mit meinen Augen mein Zimmer streifte bemerkte ich eine weitere weiße Tür ganz hinten im Eck. Zielstrebig lief ich auf sie zu und umklammerte die kalte Türklinke. Zögernd öffnet ich diese und steckte meinen Kopf durch den Spalt. Als ich erkannt hatte, was sich hier befand öffnete ich diese ganz und trat nun in meinen Ankleideraum. Oder zumindest gehörte er vorerst zwei Wochen mir.
Mit einem kleinen lächeln auf den Lippen verließ ich diesen und lief zum Fenster um es anschließend zu öffnen, ehe mich Helmut zum Essen rief.
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