Kapitel 6.

Florenz schaute Renzo ungläubig an. Wie konnte er nur so gleichgültig reagieren. Ihm ist hoffentlich schon klar dass er gerade seine besten Leute aus seiner Bande verliert?! Als Florenz sich sicher war, das Renzo nichts Weiteres mehr sagen wird, drehte er sich um und schritt in die Richtung seiner Höhle. Die Kinder machten ihm platzt und schauten ihm hinterher. 

Kurz bevor er seine Höhle betrat, hörte er Maurin rufen: „Florenz, warte!" Er blieb stehen und wartete bis einer seiner besten Freunde ihn erreicht hatte. „Ich helfe dir.", bot Maurin an und lief vor ihm in seine Höhle ohne auf eine Antwort von Florenz zu warten. Florenz ging ihm nach und schob die Tücher auf die Seite sodass mehr Licht in die kleine Höhle fiel. Zusammen suchten sie die nötigsten Sachen zusammen und stapelten es auf seinem Bett. 

Später kam auch Flip in die Höhle zu ihnen. Er trug zwei alte Taschen, die einte war schon voll gestopft, anscheinend mit seinen Sachen. „Hier.", er reichte Florenz die leere Tasche, „verstaue darin deine Sachen, Renzo hat sie mir für dich gegeben.", erklärte er. Florenz zog die Brauen nach oben. „Oh wau.", sagte er emotionslos, „Schön das Renzo sich die Mühe gemacht hat und auch mal an mich dachte.", er nahm die Tasche entgegen und stopfte seine Kleider hinein. „Einfach danke zu sagen ist wohl für dich zu schwer, was?", gab Flip spitzt zurück und verlies die Höhle. Mit einem leichten Schuldgefühl blickte ihm Florenz hinterher und fragte Maurin: „War ich zu unhöflich?" Maurin grinste und schüttelte leicht den Kopf. „Ich würde eher sagen das du heute einfach echt mies gelaunt bist."

Als sie alles eingepackt hatten blickte Florenz noch einmal in seine Höhle. Er wusste das er sie ein wenig vermissen würde. Schliesslich schlief er schon fast drei Jahre in ihr. Dann gab er sich einen Ruck und trat nach draussen. „Möchtest du wirklich gehen? Ich meine, du könntest auch einfach die Strafe, die Renzo meinte, annehmen...", fing Maurin plötzlich an, wurde aber gleich von Florenz unterbrochen: „Klar und dann am Marterpfahl enden? Ganz sicher nicht!" 

„Was hast du vor? Willst du zurück ins Waisenhaus?"

„Nein."

„Wohin dann?"

„Weiss ich noch nicht. Wahrscheinlich suchen wir uns einen guten Platzt an dem wir ungestört leben können.", antwortete Florenz. „Du schlägst ein eigenes Lager auf?", fragte Maurin und schaute ihn überrascht an. „Wahrscheinlich.", gab Florenz zurück. „Dir ist schon klar wie viel Aufwand das ist?", erinnerte ihn Maurin. „Klar weiss ich das.", antwortete Florenz unbeeindruckt, „Ich schaue das wir es uns so leicht wie möglich machen aber dir muss klar sein dass es noch nicht bestummen ist. Vielleicht machen wir auch was ganz anderes." 

Am Ausgang des Lagers warteten Flip, Naiahra, Renzo und Raphael, dieser Florenz hämisch entgegen grinste. 

Die meisten Kinder waren wieder in ihren normalem Alltag vertieft und doch spürte Florenz unangenehme Blicke in seinem Nacken. 

„Gut, ihr seid nun vollständig.", bemerkte Renzo und forderte sie somit auf zu gehen. Maurin ging zu Flip hinüber und schlug ihm leicht die Hand auf die Schulter. „Auf Wiedersehen.", murmelte Flip und schaute zu Boden, „Du warst ein echter Freund." Doch Maurin schüttelte den Kopf. „Nein du warst für mich nie ein Freund,", sagte er , „sonder eher mein Bruder. Aber auf die gute art, ein Bruder der mich immer verstand, mir zuhörte und für mich da war, und das bleibt auch so, für immer! Wir werden uns wieder sehen, da bin ich mir sicher." 

Er wandte sich an Florenz und schlug in seine Hand ein. „Und bei dir könnte ich das gleiche sagen nur warst du der Bruder, der mich eher beschützte. Immer bei Problemen warst du der, der sie löste. Mit dir ging immer alles gut aus, deshalb bin ich überzeugt das ihr dieses Problem auch lösen könnt. Ich freue mich auf das Wiedersehen mit dir." Florenz lächelte ihn an. Noch nie hatte jemand so etwas zu ihm gesagt. „Warum kommst du nicht mit uns?", fragte er. Maurin schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht. Ich gehöre hier her, weisst du?  Ausserdem kann ich doch nicht einfach Elina hier alleine lassen! Wenn ich jetzt gehe würde sie mir nie verzeihen, du weisst wie sie ist.", erklärte er und Florenz nickte. Diese Antwort hatte er schon erwartet, und er verstand es. Er würde auch nie seine Familie im Stich lassen. Aber das hier war nicht seine Familie. Es war noch nie seine Familie, doch das begriff er erst jetzt. Jetzt, nachdem hier eingebrochen wurde, nachdem er alles getan hatte um das Lager und die Kinder zu schützen, nachdem er des Verrates beschuldigt wurde und nachdem er seine Höhle verlies. Alles von hier war falsch, jede Erinnerung war falsch! 

Ein blondes Mädchen kam angerannt und sprang Florenz in die Arme. „Ich werde dich vermissen.", sagte sie und küsste ihn auf die Wange. „Ich dich auch Elina.", gab Florenz zurück. Dann lies sie ihn los und ging zu Flip hinüber. Auch ihn umarmte sie und gab ihm einen Kuss. 

„Da kommen einem ja schon fast die Tränen!", sagte Raphael mit gespielter, zuckersüsser Stimme, kassierte dafür aber einen scharfen Blick von Renzo. „Lass sie noch eine Minute!"

Maurin und Elina verabschiedeten sich auch noch schnell bei Naiahra bevor Flip, Naiahra und Florenz das Lager verliessen. Raphael sollte sie ein Stück begleiten und somit liefen sie los. Maurin ging in der Mitte von Flip und Florenz doch niemand sprach ein Wort. Elina wollte nicht mehr mit, sie meinte: „Es würde den Abschied nur noch schwerer machen." 

Flip schaute den ganzen Weg zu Boden und Florenz war klar das er die Bande nur mit grösster Mühe verlies. Er tat das für Florenz und dafür dankte er ihm. Am liebsten würde er auch Maurin und seine kleine Schwester mit nehmen, er, Filipe, Maurin und Elina waren ganze drei Jahre seine kleine Familie gewesen und er konnte es nicht glauben dass diese Familie nun in zwei geteilt wurden. Doch zurück wollte er nicht, nie im Leben würde er zurück wollen!

Stur schaute er nach vorn. Als sie am Ende des schmalen Trampelweges ankamen, blieb Raphael stehen und schaute Florenz kalt an. „Ab hier geht ihr alleine.", sagte er mit scharfem Ton. Florenz schauten ihn mit zusammen gekniffenen Augen an. Befiel er mir gerade etwas?! Mit Mühe verkniff er sich einen Kommentar und nickte. Ohne ihm noch einen Blick zu würdigen wirbelte er herum, atmete einmal tief ein und lief los. Er wagte nicht noch einen Blick zurück, wusste aber das Maurin ihm nach winkte und die anderen zwei ihm folgten. 


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