8. Kapitel: Im Schattenwald

Vendex:
„Seid Ihr euch sicher, dass diese Ruine dort drin ist?", fragte ich in Astors Richtung und blieb am Rand des dunklen Waldes vor mir stehen. „Ja, die Karten aus dem Archiv in Gerudo lassen daran keinen Zweifel übrig. Tief verborgen im Zentrum des Schattenwaldes ist die uralte Ruine eines Sith Tempels versteckt. Dieser Tempel beinhaltet zusätzlich ein Artefakt, das für unsere weiteren Pläne unentbehrlich ist, also hör auf dich zu beschweren und komm mit!", verlangte Astor, ohne dabei stehenzubleiben. „Na schön, aber was ist, wenn die Wächter dieses Planeten von unserem kleinen Ausflug Wind bekommen haben und uns nun verfolgen?", fragte ich zurück. „Ach ja, die Jedi... fast vergessen. Holt die Gegenstände, dich ich euch besorgen ließ!", befahl er in Richtung der Yiga, die uns eskortierten. Sofort leisteten diese Folge und holten einige schwarze Lederroben aus einer der Kisten, die wir in meinem Schiff hergebracht hatten. Aus einer anderen, weitaus kleineren Kiste holten die Maskierten zusätzlich noch einige, pechschwarze Lichtschwerter. Bei denen handelte es sich um exakte Kopien, der Schwerter von den Jedi Wächtern hier, nur eben dunkel und mit korrumpierten Kristallen. „Gut, legt alles auf einen Haufen und dann tretet zurück", wies er die Yiga an, diese leisteten natürlich Folge. Bevor ich fragen konnte, was dieses Theater zu bedeuten hatte, fing Astor plötzlich an irgendeinen seltsamen Singsang zu murmeln. 

Zuerst konnte ich kaum ein Wort verstehen, aber mit der Zeit erkannte ich wenigstens, dass es sich hier um eine sehr, wirklich sehr alte Sprache der Sith handelte. Ganz langsam hob Astor schließlich seine Hände, den Stab hatte er einfach fallengelassen, und starrte gen Himmel. „Oh ihr Wächter dieses Planeten, möget ihr in naher Zukunft eure ebenbürtigen Gegner treffen!", rief er plötzlich. Ich hatte kaum Zeit, das Gesagte zu verstehen, als der Sith auf einmal seine Hände nach vorne warf und violette Machtblitze auf den Haufen vor sich schleuderte. Gleichzeitig schien er seine Telekinese zu verwenden, denn augenblicklich erhoben sich die Kleidungsstücke, sowie Lichtschwerter vom Boden. Was ich allerdings im nächsten Moment sah, konnte ich einfach nicht glauben, da es so schien, als würden Körper in den weiten Lederroben wachsen. Ein greller Lichtblitz blendete mit anschließend, weshalb ich den Blick abwand und erst nach einigen Sekunden wieder hinsehen konnte. Verblüfft stellte ich fest, dass genau dort, wo eben noch die Kleider von Astor in der Luft gehalten wurden, nun insgesamt sieben Gestalten standen, die jene Lederroben trugen. „Wer... wer sind die?", fragte ich und starrte diese Gestalten, welche ihre Gesichter hinter irgendwelchen Masken verborgen hatten, ungläubig an. „Niemand, nur Manifestationen der Dunklen Seite, aber dafür sind sie überraschend... praktisch", meinte Astor und lächelte verwegen.

Alora:
„Gut so. Jetzt halte die Säule so lange du kannst in der Luft", gab mir Mipha die nächste Anweisung. Konzentriert biss ich die Zähne zusammen und versuchte den schweren Zylinder aus hellem Stein weiter in der Luft zu halten. Vor einigen Tagen war ich gemeinsam mit Riju aus Gerudo zurück in die Hauptstadt gereist, nur um zu erfahren, dass die Yiga einen Angriff auf die Prinzessin gewagt hatten, als diese eine nahe Stadt besucht hatte. Als Reaktion darauf hatte der König beschlossen das Training seiner Tochter verstärken zu lassen und gemeinsam mit ihr trainierten auch Riju und ich. Leider machte Zelda selbst nur langsam Fortschritte, was sie selbst wohl am Schwersten traf, während ich und Urbosas Tochter durchaus einige Erfolge verzeichnen durften. Ein Keuchen entwich mir, als ich fühlte wie meine Kontrolle über die Säule langsam nachließ und augenblicklich lenkte ich all meine Konzentration darauf, sie festzuhalten. Ganz kurz gelang es mir auch tatsächlich, aber bereits nach einigen Sekunden entglitt mir meine gerade gewonnene Kontrolle wieder und die Säule fiel wieder zu Boden. Vor Erschöpfung verlor ich fast das Gleichgewicht und stützte mich keuchend auf den Oberschenkeln ab. „Hervorragende Arbeit Alora!", lobte mich Mipha, trat zu mir und legte eine Hand auf meine Schulter. „Wenn du eine Pause brauchst, dann kannst du gerne für ein paar Minuten aussetzen, immerhin hast du es schon jetzt fast geschafft unsere Erwartungen zu übertreffen", schlug sie mit leicht besorgter Stimme vor. „Was genau waren denn eure Erwartungen?", fragte ich interessiert. „Unsere Erwartung wäre es eigentlich gewesen, dass du es schaffst, die Säule etwa eine Minute lang in der Luft zu halten und eben gerade hast du es für etwa 55 Sekunden hinbekommen", antwortete Mipha lächelnd. Etwas ungläubig starrte ich sie daraufhin an, so lange war mir das eben gar nicht vorgekommen, aber wenn es stimmte, dann umso besser. 

„Gut, ich setze kurz aus", ging ich auf den Vorschlag meiner Freundin ein und setzte mich auf eine nahe Bank des Schlossgartes. „Ach, verdammt!", hörte ich Zelda plötzlich fluchen und als ich zu ihr blickte, erkannte ich, dass sich die Säule vor ihr noch nicht von der Stelle bewegt haben zu schien. „Wieso schaffe ich das denn nicht?!", fragte sie frustriert und starrte die Säule mit einem Blick an, der glatt hätte töten können. „Ganz ruhig, Kleine. Ich glaube, du vergisst die Tatsache, dass wir auf Bitten deines Vaters mehrere Trainingsstufen übersprungen haben, weshalb die Herausforderung für dich noch viel größer ist", versuchte Urbosa sie zu trösten und legte ihr die Arme um die Schultern. „Trotzdem... Riju hat es ja auch geschafft die Säule wenigstens kurz anzuheben und Alora...", gab die Prinzessin zurück und blickte leicht zu mir, als sie meinen Namen nannte. „Ja, aber sie Beide haben die vorherigen Stufen wenigstens teilweise absolviert, oder... andere Übungen", erklärte Urbosa und irgendwie gefiel es mir nicht, wie sie das letzte Wort aussprach. „Prinzessin, Wächter!", hörte ich dann plötzlich die Stimme von einer der Schlosswachen, weshalb ich überrascht den Kopf drehte. „Unsere Spione berichten, dass Anhänger der Yiga sich in den Schattenwald aufgemacht haben", meinte der Soldat leicht außer Atem, vermutlich war er gerade durch das halbe Schloss gerannt. „Weiß der König davon?", fragte Zelda sofort. „In der Tat, er hat mich auch geschickt, um euch diese Nachricht zu überbringen und euch mitzuteilen, dass bereits ein Shuttle bereitsteht, um euch alle dorthin zu bringen", antwortete Angesprochener und blickte in die Runde. 

„Moment, Alora ist noch nicht wieder komplett einsatzfähig, besteht die Möglichkeit, dass sie hierbleiben kann?", erkundigte sich Mipha sofort, was mir ein leichtes Lächeln auf das Gesicht zauberte. „Tut mir leid, aber seine Majestät hat sich in diesem Punkt sehr deutlich ausgedrückt. Es sollen ohne jede Ausnahme alle Wächter dieses Planeten zu diesem Wald ausrücken und dies auch unverzüglich", erklärte der Soldat und senkte entschuldigend den Kopf. „Ist schon gut Mipha", schaltete ich mich dazwischen, „wenn der König es so befiehlt, dann widerspreche ich ihm ungerne. Außerdem geht es mir inzwischen wieder relativ gut und wenn ihr anderen alle auch dort seid, bin ich optimistisch, dass mir nichts passiert." Zwar konnte ich in Miphas Gesicht deutlich sehen, dass sie dem nicht zustimmte, und auch das, was ich von ihren Emotionen fühlen konnte, bestätigte dies, aber sie sagte nichts weiter.

Bereits eine Stunde später landete das Shuttle am nächst möglichen Platz beim Schattenwald und wir liefen die Rampe hinunter. Vor uns erstreckte sich, umgeben von einem breiten Fluss, ein unglaublich tiefer und dunkel erscheinender Wald, der nur über einen einzigen Weg zu erreichen war. „Dies ist also der Schattenwald", murmelte Zelda leise. „Wart ihr noch niemals hier?", fragte ich vorsichtig, als keiner der anderen Wächter etwas erwiderte. „Nein, waren wir nicht... Uns Jedi ist der Zutritt zu diesem Wald eigentlich verboten, denn er ist ein finsterer Ort, an dem die Dunkle Seite stärker ist, als normalerweise", antwortete Urbosa leise. „Verstehe...", gab ich nur zurück. „Hey, wir kriegen das schon hin, Leute! Wir werden gegenseitig auf die anderen aufpassen und dann aufdecken, was diese Yiga da drin vorhaben!", rief Daruk enthusiastisch, was mir tatsächlich etwas Mut machte. „Dann los, gehen wir rein!", meinte Sidon entschlossen und trat voraus, wir anderen folgten ihm. Kaum hatten wir die Grenze des Waldes passiert, wurde es mit einem Schlag totenstill, keine Tiere schlichen durch das Unterholz, oder ließen ihre Rufe in Selbigem erschallen. Wobei... vollkommen still war es nicht. Schon kurz nachdem wir die Baumgrenze überquert hatten, hörte ich irgendwelche, seltsamen Stimmen. Es schien mir so, als wollten sie mir etwas sagen, doch ich konnte es nicht verstehen, da die Stimmen kaum mehr als ein Flüstern waren. Nach einer Weile faste ich mir kurz an den Kopf und verlangsamte meine Schritte etwas. „Alles in Ordnung?", fragte Mipha, die neben mir lief, besorgt. „Ja... mir ist nur etwas... schwindelig", antwortete ich ihr. Von den Stimmen konnte ich ihr ja schlecht erzählen, ohne dass die anderen mich sofort für verrückt erklärten. „Das liegt bestimmt an der Dunklen Seite... Du spürst ihre Gegenwart und da du ihr Gegenstück verkörperst, versucht sie dich loszuwerden", erklärte meine Freundin nur legte mir eine Hand auf die Schulter. 

„Hm, das ist es vermutlich...", gab ich nur zurück und versuchte nicht daran zu denken, dass diese Stimmen nicht wirklich abweisend wirkten. Sie erschienen mir irgendwie viel mehr... verlockend und machtversprechend, so als wollten sie mir irgendetwas zeigen oder auch geben. Mit einem leichten Kopfschütteln versuchte ich diese Gedanken aus meinen Kopf zu vertreiben, was mir nur mäßig gut gelang, aber trotzdem ging ich mutig weiter. Kurze Zeit später jedoch hörte ich auf einmal Schritte neben uns im Unterholz und als ich meinen Kopf in die entsprechende Richtung drehte, konnte ich nicht glauben, was ich sah. Dort zwischen den Bäumen erkannte ich nämlich eindeutig die in eine typisch weiße Robe gekleidete Gestalt meines toten Meisters, der scheinbar hektisch vor etwas floh. Sekunden später erhielt ich die Antwort auf meine ungestellte Frage, wovor Teba auf der Flucht war, als der ganz in schwarz gekleidete Vendex hinter ihm durch den Wald hetzte. „Meister!", schrie ich entsetzt und nahm ohne zu zögern die Verfolgung auf, die anderen hatte ich vollkommen ausgeblendet. Bei meiner kleinen Jagd peitschten mir immer wieder Äste ins Gesicht, aber ich dachte nicht einmal daran stehenzubleiben, ich durfte es einfach nicht. Schließlich holte ich die Beiden auf einer kleinen Lichtung ein, wo sich mir ein grauenhaftes Bild darbot. Teba hatte scheinbar zu seiner Waffe gegriffen, aber Vendex ließ das mehr als nur ein bisschen kalt. Denn als ich gerade zwischen den Bäumen hervorkam, trennte er die rechte Hand meines Meisters sauber mit seinem roten Lichtschwert ab. „NEIN!", schrie ich aus voller Kehle, als ich mit ansah, wie mein Meister zu Boden ging und der Sith dessen Waffe wegtrat. Bei meinem Schrei drehte Vendex seinen Kopf zu mir um und lächelte fies, während er meinem Meister nachsetzte. „Gleich zwei neue Schwerter für meine Sammlung...", murmelte er und wandte seinen Blick wieder zu Teba. 

„Lass ihn in Ruhe!", forderte ich, zog meine eigene Waffe und stürmte mit aktivierter Klinge auf Vendex zu. Doch so sehr ich auch gerade für den Kampf brannte, so leicht wehrte mein Gegenüber meine Waffe auch ab und schleuderte mich mit einem Machtstoß zurück in den Wald. „Wann lernst du endlich, dass deine Fähigkeiten im Lichtschwertkampf bei weitem nicht ausreichen, um mit meinen auch nur mitzuhalten?", fragte Vendex herablassend. „Er hat recht", meinte mein Meister zu meinem Entsetzen, „Alora, du kannst ihn nicht mit dem Lichtschwert besiegen, aber der Umgang damit ist doch nicht das Einzige, was ich dich gelehrt habe! Du hast immer noch die Macht, also nutze sie!" Diese Worte jagten mir einen Stromschlag durch den Körper, denn mein Meister hatte absolut recht, um ein Jedi zu sein, musste man nicht einfach nur ein Lichtschwert tragen, man musste die Macht nutzen können. Entschlossen stand ich wieder auf und hob die linke Hand, um eine würgende Geste mit ihr zu machen. Augenblicklich fasste sich Vendex, der gerade meinen Meister niederstrecken wollte, an den Hals und deaktivierte dabei zwangsläufig sein Lichtschwert. „Ja Alora... und jetzt beende es. Mache ihm hier und jetzt ein Ende, bevor er entkommen und weitere Leben einfordern kann", verlangte Teba, während sich der Sith weiter unter meinem Machtwürgegriff winden musste. Entschlossen zog ich die unsichtbare Schlinge um den Hals von Vendex enger zusammen, was ihm ein lautes Keuchen abrang. „Alora, warte!", hörte ich plötzlich Miphas Stimme neben mir und drehte den Kopf in die entsprechende Richtung. Tatsächlich stand sie dort, mit zur Beschwichtigung erhobenen Händen und einem ruhigen Ausdruck in den Augen. 

„Nein, ich muss das tun! Dieses Mal kann ich... ich kann ihn retten!", meinte ich entschlossen und dachte nicht daran, meinen Griff zu lockern. „Alora, bitte... Ich weiß nicht, was du gerade siehst, und ich kann es mir bestenfalls auch nur grob vorstellen, aber es ist nicht real", meinte Mipha vorsichtig und kam einen kleinen Schritt näher. „Hör nicht auf sie Alora... Du musst es hier und jetzt beenden! Töte ihn und rette mein Leben, mache mich stolz!", bat Teba und blickte mich flehend an. „Alora, es liegt an diesem Wald, an der Dunklen Seite. Ich habe dir vorhin gesagt, dass sie versuchen würde, dich loszuwerden... Das war anscheinend nicht richtig und das tut mir leid. In Wahrheit scheint sie nämlich zu versuchen von dir Besitz zu ergreifen... Bitte, ich weiß genau, dass du stärker bist als sie. Also lass los...", erklärte sie und blickte mich dabei mitfühlend an. „Du... Du hast keine Ahnung, worum du mich gerade bittest!", gab ich zurück und kämpfte dabei mit mir selbst. Ein Teil von mir wollte ihr glauben, ein anderer jedoch nicht und noch ein anderer war vollkommen durcheinander. „Du hast recht, ich habe keine Ahnung, worum ich dich gerade bitte... oder wie sehr es für dich schmerzen muss... Aber ich habe eine Ahnung davon, was aus dir werden könnte, wenn du diesen Weg gehst... und ich glaube du hast diese Ahnung ebenfalls...", gab Mipha zu und sah mich weiterhin nur mitfühlend an, während in mir die Emotionen brodelten. „Es tut... mir leid...", murmele ich dann leise zu meinem Meister und ließ Vendex los. „Was tust denn?!", fragte Teba daraufhin nur aufgebracht und starrte zu dem Sith, der seine blutige Klinge wieder aktivierte. „Das Richtige...", antwortete ich leise und beobachtete tatenlos, wie Vendex mit seiner Waffe ausholte und sie auf meinen jetzt schreienden Meister niedergehen ließ. Noch bevor ich hörte, wie die glühend heiße, hungrige Plasmaklinge durch den Körper schnitt, drehte ich schlagartig meinen Kopf zur Seite und kniff die Augen ganz fest zusammen. Dann war mit einem Mal alles ruhig. Im Wald war wieder diese Totenstille eingekehrt und ich wagte es langsam wieder die Augen zu öffnen. Sie waren alle beide weg, sowohl mein Meister als auch Vendex waren verschwunden und dort, wo Letzterer eben noch stand, lag nun nur noch ein, dicker leicht zerdrückter Ast. Es dauerte einen kurzen Moment, bis ich die Situation verarbeitet hatte, aber dann drehte ich mich sofort wieder zu Mipha und fiel ihr weinend in die Arme.

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