7. Kapitel: Der Tag nach dem Angriff
Vendex:
Abfällig betrachtete ich diesen Koga dabei, wie er sich die bestimmt zehnte Dosis an Schmerzmitteln gab, wobei er nebenbei auch noch so einige Gläser von einem mir unbekannten, aber definitiv alkoholischen Getränk hinunterkippte. Seitdem Supah und ich diesen wandelnden Sack Fleisch gerettet hatten, hatte er praktisch nichts anders getan, als seine Schmerzen mit irgendwas zu betäuben. Inzwischen hatte Astor aber ihn, Supah und auch mich in einen der Versammlungsräume kommen lassen, wo wir nun darauf warteten, dass er uns mit seiner Anwesenheit beehren würde. „Glaubst du nicht, dass das zu viel sein könnte?", fragte ich schließlich zu Koga gewandt. „Tut mir leid, aber wer hat hier nochmal an einem Arm und einem Bein eine Lichtschwertwunde einstecken müssen? Richtig, das war ich! Also sei gefälligst ruhig!", verlangte der Yiga Meister. „Schön, ich bin im Moment vielleicht nicht verletzt, aber ich weiß durchaus, wie sich eine Verbrennung von der Plasmaklinge eines Lichtschwertes anfühlt. Irgendwann ist der Schmerz nicht mehr so schlimm, man muss nur genug davon spüren. Ab einem gewissen Punkt fühlt man es dann nicht mehr und kann ohne Einschränkung damit weiterkämpfen", erklärte ich ihm. Gerade, als Koga anscheinend noch etwas erwidern wollte, öffnete sich die Tür und Astor betrat, wie üblich auf seinen Gehstock gestützt, den Raum. „Also, wie ich gehört habe, hast du in der Sicherung der Stadt auf allen Ebenen versagt und bist im Angesicht der herannahenden Jedi feige geflohen", stellte er trocken fest und ging langsam zu seinem Platz am gegenüberliegenden Ende des langen Tisches. „Nun ja, hätte Euer Freund hier auch eingegriffen, wäre das Ganze vielleicht anders ausgegangen", entgegnete Koga nur mit einem Seitenblick in meine Richtung.
„Wenn ich mich nicht täusche, dann warst du derjenige, der behauptet hatte, dass seine Truppen dazu fähig wären die Armeen Hyrules zu übertrumpfen", erinnerte ich ihn. „Dennoch hast du mich und meine Männer ohne zu zögern zur Schlachtbank laufen lassen!", warf mir der Yiga vor. „Das hätte nicht passieren müssen, wenn du nur ein Wenig besser darin wärst, deine Leute unter Kontrolle zu halten!", erwiderte ich. „Willst du mir etwa unterstellen, dass ich unfähig wäre?!", blaffte Koga zurück. „Ja, ich denke das tue ich", meinte ich mit einer herausfordernden Stimmlage. Knurrend griff der Yiga zu dem Lichtschwert an seinem Gürtel und ich konnte außerdem spüren, dass Supah hinter mir genau dasselbe tat. „Aufhören, und zwar alle miteinander!", schrie Astor plötzlich und schlug die Spitze seines Stabs kräftig auf den Boden. Augenblicklich wurde es totenstill im Raum und wir alle blickten leicht erstaunt zu dem Gesandten des Dunklen Rates, welcher zuvor seine Stimme noch nie so sehr erhoben hatte. „Diese Diskussion bringt keinen von uns auch nur ein Bisschen weiter, also lasst es gefälligst!", befahl er barsch. Mürrisch ließen die beiden Yiga von ihren Waffen ab, während ich meine Haltung lediglich etwas entspannte. „Koga, haben deine Männer im Archiv der Stadt die Informationen gefunden, die ich brauche?", fragte Astor mit aufforderndem Blick. „Allerdings, das haben sie. Supah, die Speicherkarte", verlangte Angesprochener. Sofort kam sein Stellvertreter dem nach, holte eine kleine Datendisc auf einer seiner Taschen und wollte sie Koga reichen. Jedoch wurde sie ihm ohne Vorwarnung aus der Hand gerissen, woraufhin sie genau in Astors ausgestreckte Hand flog. „Ausgezeichnet, meine Männer werden sofort mit der Arbeit anfangen. In Zukunft sollten diese Wächter von Hyrule sich besser vorsehen", meinte er und steckte das kleine Gerät ein. „Schön, du hast das, was du wolltest, aber wie soll es jetzt weitergehen?", erkundigte sich Koga.
„Mm", machte Astor, schloss die Augen und schien sich zu konzentrieren. „Ein Großteil dieser Jedi wird mit der Prinzessin zu einer Stadt südlich des Schlossen gehen. Der perfekte Ort für einen kleinen Hinterhalt, ich schlage vor, wir entsenden Supah und eine Einheit eurer Krieger, um ihnen aufzulauern. Mit Glück, werden wir unsere mächtigste Gegnerin los, bevor sie ihre wahre Stärke entdecken kann", berichtete Astor und öffnete die Augen wieder. „Mit Glück, soll das etwa heißen, dass du unseren Sieg nicht sehen kannst?", hakte Koga leicht erbost nach. „Die Zukunft vorherzusagen, ist nur schwer möglich, da sie ständig in Bewegung ist, du solltest froh sein, dass ich wenigstens das erkennen konnte. Aber um dich zu beruhigen, kann ich dir versichern, dass bei Weitem nicht alle Jedi dort sein werden, einige werden in Gerudo bleiben, wegen dieser Alora", erklärte der Gesandte weiter. „Hm, was soll denn mit dieser Alora sein? Die war doch vor Kurzem bestimmt noch ein Padawan!", spottete Koga, was mir eine leichtes Augenrollen abbrachte. „Nach allem, was ich bei deiner Rettung sehen konnte, hat dich diese fast noch Padawan mit links besiegt", erinnerte ich ihn. „Lügner! Ich habe nur etwas Sand in die Augen bekommen, weiter nichts!", verteidigte sich Koga. „Wie dem auch sei", unterbrach uns Astor, „die kleine Alora scheint nach eurem letzten Kampf offenbar ein paar beunruhigende Gedanken bekommen zu haben. Welche genau kann ich nicht sagen, aber sie wird wohl vorerst dem Kampf fernbleiben und herausfinden wollen, was das genau ist." Einen Moment lang dachte ich über das Gesagte, aber auch die Situation im Allgemeinen nach. Irgendwie war es schon ein gewaltiger Zufall, dass Alora von den Jedi zu diesem Planeten geschickt wurde, wo die Sith doch dasselbe mit mir getan haben, doch vermutlich war es tatsächlich nur ein bloßer Zufall. Viel mehr beschäftigte mich dagegen die Frage, was der Jedi wohl in dem Kampf mit Koga passiert sein musste, damit sie sich vorerst zurückzieht. Mir persönlich war jetzt nichts besonders an ihrem Duell mit Koga aufgefallen, Alora hatte genauso gekämpft, wie sie es gegen mich getan hatte, nur dass sie diesmal den Sieg erringen konnte.
Alora:
„Bist du dir sicher, dass du dich nicht täuschst, Alora?", fragte mich Link zum gefühlt zehntausensten Mal. „Ja, das bin ich", antwortete ich augenrollend, „dieses Schiff, mit dem dieser Koga geflohen ist, war ein Abfangjäger der Fury-Klasse und wird fast ausschließlich vom Sith Imperium verwendet. Soweit Teba es mir einmal erklärt hat, wird dieses Modell sogar von vielen Sith Lords bevorzugt und nach eigenen Bedürfnissen modifiziert, was erklären könnte, warum unsere Scanner es nicht orten konnten." Nach dieser Erklärung war es vorerst totenstill im Raum, was mir eine dringend benötigte Pause einbrachte. Nach der Flucht von dem Yiga Anführer waren Link, Urbosa und ich nach Gerudo zurückgekehrt und saßen nun mit Mipha, Riju und Bylla in einer Art Besprechungsraum. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, als ich daran dachte, wie Urbosa eigentlich darauf bestanden hatte, dass ihre Tochter sich ausruht. Diese hatte sich jedoch trotz ihres Zustandes entschieden zur Wehr gesetzt, bis Urbosa schließlich mit einem Na gut eingelenkt hatte. „Du meinst, das Schiff ist mit einer Art Tarnvorrichtung oder etwas Ähnlichem ausgestattet worden?", hakte Bylla nach. „Ganz genau, möglicherweise irgendein Gerät, dass Scanner unbemerkt stören, oder die Kennung des eigenen Schiffes verschlüsseln kann", bestätigte ich. „Du scheinst ja ziemlich viel darüber zu wissen", merkte Riju an und blickte mich leicht misstrauisch an. „Einer der republikanischen Truppenführer, der meinen Meister und mich begleitet hatte, hatte das Spielen mit verschlüsselten Signalen und so zu einer Art von Hobby gemacht. Jede freie Minute zwischen den Kämpfen hat er darauf verwendet und es wäre möglich, dass er uns Beiden damals ein paar grundlegende Tricks erklärt hat", erzählte ich. „Verstehe", meinte Riju und wandte den Blick ab, trotzdem konnte ich immer noch spüren, dass sie sich wohl einige Vorwürfe wegen der Unterstellung machte.
„Wenn dieses Schiff wirklich zum Sith Imperium gehört, dann sollte das unsere schlimmsten Befürchtungen bestätigen", meinte Link plötzlich und sah in die Runde. „Link, du weißt doch, was der König sagt", erinnerte ihn Mipha, wobei ich natürlich keine Ahnung hatte, worum es gerade ging, allerdings hatte ich schon so eine Vermutung. „Ja, ich weiß es, aber eines ihrer Schiffe auf diesem Planeten ist nun wirklich ein deutlicher Hinweis", argumentierte der junge Jedi. „Da hast du Recht, aber wir sollten trotzdem warten, was Rhoam dazu sagt. Ohne ihn könnten wir sowieso nicht viel tun, außer uns irgendwelche Gedanken zu machen", unterbrach Urbosa gekonnt die Diskussion. „Aber Mutter, du weißt was der König entscheiden wird, er wird sowas sagen, wie das Sith Imperium wurde bereits vor 15 Jahren von diesem Planeten vertrieben und wird so schnell bestimmt nicht zurückkommen. Dann wird er vermutlich noch darauf hinweisen, dass ihr euch lieber etwas mehr mit der endgültigen Niederschlagung der Yiga und der Ausbildung seiner Tochter beschäftigen solltet, anstatt nach Problemen zu suchen, wo keine sind", gab die Tochter der Stadthalterin zu bedenken. „Ja... das ist wohl am Wahrscheinlichsten, aber hast du eine bessere Idee?", fragte Urbosa zurück. Darauf schien Riju keine Antwort mehr zu haben, weshalb sie leicht betreten den Kopf senkte. „Dann bleibt es dabei, ich werde Rhoam gleich kontaktieren und hoffen, dass er zur Abwechslung einmal bereit ist zuzuhören", meinte Urbosa und erhob sich damit von ihrem Platz.
Heißer Wüstenwind fuhr mir über das Gesicht, während ich von Gerudos Außenmauer aus in den Sonnenuntergang blickte. „Hier bist du, Alora. Ich habe schon gedacht, dass ich dich niemals finden würde", hörte ich plötzlich Miphas Stimme neben mir. „Tut mir leid, aber ich wollte einfach ein Bisschen allein sein", erwiderte ich. „Bei der Aussicht kann ich das sogar verstehen, aber da ist noch mehr, richtig?", fragte sie und blickte mir mitfühlend in die Augen. „Meine Gabe?", erkundigte ich mich kurz, woraufhin Mipha schwach nickte. „Gut, seit meinem Duell gegen Koga habe ich ein... seltsames Gefühl, was den Gedanken an den Kampf betrifft. Es fühlt sich irgendwie... unheimlich an", erklärte ich ihr meine derzeitige Gefühlslage. „Du machst dir Vorwürfe, weil du ihn verletzt hast, richtig?", hakte Mipha nach. „Nein, das ist es nicht, ich habe anderen ehrlich gesagt schon schlimmeres angetan. Es ist... Ach, ich habe keine Ahnung was genau es ist...", gestand ich schließlich und drehte mich leicht weg. „Hey, ist schon gut. Denk einfach in Ruhe darüber nach und versuche dir klar zu machen, woher dieses Unwohlsein genau kommt", riet sie und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Alles klar, was ist eigentlich bei dem Gespräch zwischen Urbosa und dem König herausgekommen?", erkundigte ich mich vorsichtig. Sofort wurde der Blick in den Augen meiner Freundin etwas dunkler und sie atmete tief ein. „So schlimm?", fragte ich vorsichtig. „Ja, er ist tatsächlich der Meinung, dass das Sith Imperium mit Sicherheit nicht noch einmal versuchen würde diesen Planeten einzunehmen, nachdem es vor 15 Jahren bereits daran gescheitert ist. Aus diesem Grund sieht er in diesem Abfangjäger schlimmstenfalls den Beleg dafür, dass sich ein Deserteur den Yiga angeschlossen hat", erklärte Mipha mit gesenktem Blick.
„Dann nimmt er die Bedrohung also nicht ernst?", hakte ich nach. „Nicht im Geringsten", bestätigte meine Freundin. „Na toll", murmelte ich nun schlecht gelaunt und starrte weiter in die untergehende Sonne. „Wie sehen denn jetzt eigentlich unsere weiteren Pläne aus?", fragte ich nach einer Weile. „Also, die meisten von uns Wächtern werden morgen wieder zurück zur Hauptstadt aufbrechen, um Zelda bei einem Staatsbesuch zu begleiten. Zum Glück besteht dabei kein besonders hohes Risiko, weshalb sicher niemand etwas dagegen hätte, wenn du dir eine kleine Pause gönnst und erstmal deine Gedanken sortierst", antwortete mir Mipha, woraufhin ich sie leicht erstaunt ansah. „Bist... du dir da sicher?", hakte ich nach. „Ja, natürlich. Verletzt in einen Kampf zu ziehen ist ein sicheres Todesurteil und das schließt mentale Verwundungen meiner Meinung nach mit ein. Sollte also irgendjemand ein Problem damit haben, werde ich ihm einfach klarmachen, dass du diese Auszeit aus medizinischen Gründen brauchst", meinte meine Freundin und lächelte hell. „Danke, für alles", erwiderte ich darauf und lächelte ebenso freundlich zurück. „Gern geschehen, Alora. Solange das alles hier noch neu für dich ist, werden wir schon aufpassen, dass es nicht zu viel wird, damit du dich langsam daran gewöhnen kannst", erklärte sie.
Tatsächlich hatten die anderen nicht ein Wort dagegen, als Mipha vorschlug, dass ich vorerst hier in Gerudo blieb. So vergingen also noch insgesamt zwei Tage, in denen ich mir von Riju, mit der ich mich ein Bisschen angefreundet hatte, die Stadt zeigen ließ und etwas darüber nachdachte, was mich so plötzlich am Kämpfen störte, wo ich bisher keine Probleme damit hatte. Ein Detail, das ich zunächst völlig übersehen und auch im Moment des Geschehens nicht bemerkt hatte, war eine seltsame Präsenz, die ich bei dem Abfangjäger gespürt hatte. Diese Präsenz... ich konnte sie nicht wirklich einordnen. Irgendwie fühlte sie sich kalt und abweisend an, aber auf der anderen Seite fühlte sie sich auch merkwürdig vertraut an, so als würde ich sie kennen. Leider hatte ich nicht die geringste Ahnung, was das zu bedeuten hatte und was ich davon halten sollte. Deshalb hatte ich auch niemandem davon erzählt, bestimmt würden sie es mir entweder nicht glauben, oder auf meine mangelnde Erfahrung im Kampf schieben. Immerhin war ich mir ja nicht mal selbst sicher, was ich von diesem Gefühl haten sollte, da wäre es auch gut möglich, dass ich es mir auch einfach nur einbildete.
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