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Helles Licht stach mir in die Augen als ich blinzelte. Ich brauchte etwas, bis ich die Augen ganz öffnen konnte.

Das erste was ich sah, waren ein paar hässliche Neonröhren, die kaltes Licht ausstrahlten. Ancheinend befand ich mich in der Schule, sie war der einzige Ort, an dem sich solche Lampen befanden. Niemand anderes würde so etwas furchtbares an seiner Decke hängen haben.

Ich schaute mich um. Ich lag auf einer schwarzen Liege, die genauso unbeuem war, wie sie ausschaute, anscheinend besaß diese Schule wirklich nicht viel Geld.

Der Raum war fensterlos und war mit weißen Fliesen ausgekleidet. Gegenüber von mir befand sich eine Art Theke, auf der sich auch ein Waschbecken befand. In einem Regal entdeckte ich Verbände, Pflaster und Sachen, die sich in einem Kranken zimmer so befanden.

Alleine in diesem kalten Raum war ich nicht, nicht weit von mir entfernt stand eine blonde Frau, die mit dem Rücken zu mir gedreht war. Anscheinend war sie hier die Krankenschwester, da sie einen weißen Kittel anhatte. Ich hatte sie schon ein paar mal gesehen, mit ein paar kleineren Verletzungen, die mir hier ein paar nicht so ganze nette leute zugefügt hatten.

Einmal hatte mich jemand auf dem Schulhof geschubst, so dass ich mir die Knie blutig aufgeschlagen hatte, die musste ich mir dann hier verbinden lassen, sonst hätte die Lehrerin meiner Mutter bescheid gesagt. Und das hatte ich auf keinen Fall gewollt.

Aber warum war ich diesmal hier? Da kam es mir wieder in den Sinn: Katy hatte sich kreischend auf mich gestürzt. Sie hatte mich beschuldigt... Melissa umgebracht zu haben. Melissa war tot? Nein, das durfte einfach nicht sein. Dann war sie schon die zweite Person, die an meiner Schule umgebracht wurde. Aber vielleicht wurde sie ja gar nicht ermordet, sondern war selbst aus dem Fenster gesprungen. Ich sollte mir darüberecht nicht so viele Gedanken machen, vermutlich war sie ja einfach nur bewusstlos gewesen.

Falls aber wirklich ein Mörder es auf die Schüler meiner Schule abgesehen haben, dann könnte ich die nächste sein. Dieser Gedanke ließ mir einen kalten Schauer den Rücken runter laufen. Weitere Gedanken darüber, das nächste Opfer eines Mörders zu sein, konnte ich mir nicht machen, da eine helle Stimme mich wieder in die Realität holte.

"Ah, du bist wach. Wie geht es dir?", hörte ich jemanden sagen, vermutlich die Sekretärin, die sich immer auch um die kranken kümmerte, so wie mich gerade.Die schlanke Frau drehte sich auch in diesem Moment zu mir um. Sie lächelte mich leicht an, was sie sympathisch wirken ließ. Vermutlich war sie die einzig nette Person an dieser Schule, die Lehrer konnte ich alle nicht ausstehen. Mal abgesehen von dem Hausmeister, der eigentlich auch ganz in Ordnung war.

Erst jetzt bemerkte ich den pochenden Schmerz an meinem Kopf. Ich versuchte den Ursprung des Schmerzes zu bestimmen, indem ich mit meiner Hand nach ihm tastete.

Ich fühlte ein Pflaster an meiner Stirn, als ich es berührte durchfuhr mich ein Schmerz und ich zuckte zusammen.

"Lass das lieber. Ist nur eine kleine Platzwunde, die nicht genäht werden muss. Du hattest ziemlich Glück", ertönte erneut die Stimme der Schwester.

"Was ist passiert?", wollte ich wissen, obwohl ich nicht wusste, ob ich bereit war, zu erfahren, was geschehen war.

"Katy hat sich auf dich gestürzt und du bist auf den Kopf auf den Boden aufgekommen. Dann wurde sie aber festgehalten von jemand anderes, sonst wäre es dir vermutlich schlechter ergangen. Durch den Aufprall bist du dann Bewusstlos geworden", erklärte die  Frau vor mir, die mich vermutlich verarztet hatte.

"U-und was i-ist mit Melissa?", fragte ich stotternd mit einem ängstlichen Unterton. Ich musste einfach wissen, was mit ihr war. Vielleicht ging es ihr ja gut.

Bitte lass sie am Leben sein.

"Sie hatte schwere Verletzungen und ist auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben", sagte sie monoton. Fast so als ob es sie gar nicht interessierte oder sie wollte einfach keine Gefühle zeigen.

Oh Gott. Sie war tot. Es gab also wirklich einen Mörder an dieser Schule, der es auch auf mich abgesehen haben könnte.

In meinem Sichtfeld tauchten schwarze Punkte auf, die mich zwangen mich wieder hinzulegen und diesen Schock erstmal zu verdauen.

So konnte ich nicht mehr in die Schule, mittlerweile mussten doch alle denken ich habe die beiden umgebracht. Denn beide waren zwei meiner größten Peiniger und somit hätte ich ein Motiv die beiden zu ermorden.

Aber, dass ich es nicht war, glaubte mir bestimmt niemand. Ich war das Opfer der Schule, die auf die man alles schlimme schieben konnte. Und Katy und ihre Gefolgschaft hatten bestimmt schon alle gegen mich aufgehetzt.

Bleiernde Müdigkeit überkam mich, ich wollte nur noch nach Hause in mein Bett und nie mehr wieder raus müssen, aber früher oder später musste ich das sowieso. Meine Mutter würde sonst wieder Fragen stellen und das wollte ich vermeiden. Ich wollte vermeiden, dass sie jemals heraus fand, dass ich gemobbt wurde. Es würde ihr das Herz brechen und meines, weil ich ihres brechen sehen müsste.

Ich versuchte aufzustehen, was unter den Umständen erstaunlich gut funktionierte. Anscheinend wollte mein Körper genauso schnell nach Hause wie ich und machte ausnahmsweise mal das, was ich wollte.

Ich sagte zu der Krankenschwester, dass ich jetzt nach Hause gehen würde. Die wünschte mir noch gute Besserung und ich machte mich mit noch etwas zittrigen Beinen und Knien aus Wackelpudding auf den Weg nach Hause.

Viele Gedanken schwirrten in meinem Kopf wegen Montag, an dem Tag musste ich wieder in die Schule. Ich hatte Angst davor, was die anderen diesmal mit mir vorhaben, sie dachten ich sei an den Morden schuld. Da werden sie mich nicht so einfach davonkommen lassen.

Bis dahin hatte ich allerdings noch etwas Zeit, das Wochenende. An den zwei Tagen konnte ich mir noch genug Gedanken machen.

*

Zuhause angekommen wollte ich gerade die Haustür aufsperren, als sie schon von innen aufgemacht wurde.

Wie erwartet stand meine Mutter mit besorgten Blick vor mir. Bestimmt hatte die Schule bei ihr angerufen. Das konnte jetzt Ärger geben.

"Ich wollte dich gerade von der Schule abholen. Mir ist zu Ohren gekommen, dass du einen Streit mit einer deiner Mitschülerinnen hattest. Und wenn ich mir dich so anschaue, war das nicht nur eine kleine Meinungsverschiedenheit. Gehts dir gut? Komm wir fahren zu einem Arzt", plapperte sie schon drauf los.

"Mama, mir geht's gut, das ist nur eine kleine Wunde, die hat man schon in der Schule versorgt", versuchte ich sie zu beruhigen.

"Wenn du dir ganz sicher bist, dass es dir gut geht, dann komm erstmal rein, sonst verkältest du dich noch", erklang es von ihr eher weniger überzeugt. Aber sie wusste auch, dass sie mich nicht zwingen konnte zu einem Arzt zu gehen.

Zusammen gingen wir in das Wohnzimmer und setzten uns auf die Couch vor den schwarzen Fernseher. Es war das Sofa, auf dem ich erfahren hatte, das Luke tot war.

"Was ist denn jetzt in der Schule passiert? Am Telefon haben sie nur von einem kleinen Streit erzählt", fragte sie auch schon drauf los, sobald ich mich hingesetzt hatte.

"Nicht viel. Ja vielleicht hatten wir eine kleine Meinungsverschiedenheit, aber mehr ist nicht passiert", das war vielleicht nur die halbe Wahrheit, aber sie durfte nicht erfahren wie es mir in der Schule wirklich erging, das würde sie zerstören.

"Woher kommt dann die Wunde an deinem Kopf?", fragte sie mich mit einem besorgten Ausdruck. Eigentlich müsste sie doch als Krankenschwester sehen, dass das ganze gar nicht so schlimm war. Aber in solchen Situationen war sie keine Krankenschwester sondern meine besorgte Mutter. Und das konnte einen schon mal richtig auf die Nerven gehen.

"D-du meinst die W-Wunde? I-ich wurde.. ähh.. ich meine ich bin... gestolpert und mit dem Kopf auf den Boden aufgeschlagen. Genau ich bin nur gestolpert", kam es von mir wenig überzeugend, aber meine Mutter kaufte es mir nach einem langen eindringlichen Blick dann doch endlich ab. Wo war denn meine Stimme, wenn ich sie brauchte?!

Um noch weiteren Fragen aus dem Weg zu gehen verschwand ich in mein Zimmer mit der Ausrede ich müsste noch Hausaufgaben machen. Aber ich war noch so aufgebracht, dass ich gar nicht daran dachte, Hausaufgaben zu machen.

Ich legte mich in mein Bett und ließ die Gedanken, die in meinen Kopf strömten, zu.

Luke und Melissa waren tot.

Ich wurde von meinen Mitschülern beschuldigt zwei Menschen umgebracht zu haben.

Vermutlich brachten die anderen mich um, wenn ich am Montag wieder in die Schule musste.

Das hieß ich hatte noch zwei Tage Zeit um den Mörder zu finden, um zu beweisen, dass ich unschuldig war.

Und das war unmöglich, wie sollte ich einen Mörder schnappen? Und das alleine, denn Freunde hatte ich nicht, die mir helfen konnten.

Länger hatte ich nicht Zeit zum nachdenken, denn mein Handy gab einen Ton von sich, der eine neue Nachricht ankündigte.

Ich holte es aus meiner alten Büchertasche, die ich vor drei Jahren zum Geburtstag bekommen hatte, heraus und entsperrte es.

Eine Nachricht von Unbekannt. Ich öffnete sie: Sobald ich meinen Teil des Deals erfüllt habe, bist du dran, deinen zu erfüllen.

Zitternd legte ich mein Handy aus meiner Hand, bevor es mir noch herunterfiel.

Mir blieb die Luft weg, als die Erinnerungen über mich hereinströmten.

Der Fremde auf der Bank.

Nein, das konnte nicht sein...

Es war doch echt unmöglich, dass er die beiden umgebracht hatte. So etwas würde doch niemand tun, oder?

Nein er war das ganz sicher nicht, das wäre zu krank.

Aber worüber ich mir noch mehr Sorgen machte war, was er wohl mit meinem Teil des Deals meinte.

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